Alle drei Spielfilme, die Miloš Forman in der Tschechoslowakei drehen konnte, sind zu Publikumslieblingen geworden. Dieser hier ist sein erster und man erkennt bereits viele Eigenheiten, die auch zum Erfolg von »Hoří, má panenko« (Der Feuerwehrball, lief im Juni 2023 beim Filmmittwoch), dem beliebtesten der drei Filme, beitrugen.
Da wäre zum einen der ehrliche Blick auf die Charaktere, ohne irgendwelche Helden, aber auch ohne klare Bösewichte, sondern alles Menschen, wie sie nun mal sind. Im Rückblick aus 60 Jahren Abstand mag uns manche der Verhaltensweisen der Menschen untereinander – der Kaufhallenleiter, der seinen ausnahmslos weiblichen Mitarbeiterinnen beim Umziehen zusieht, Mädchen, die darauf warten, beim Tanz aufgefordert zu werden, oder auch das Verhältnis von Vater zu Sohn – etwas merkwürdig vorkommen. Aber damals war das vermutlich ziemlich normal. Er zeichnet die Figuren nicht so gemein wie beim Feuerwehrball.
Der ehrliche Blick wird dadurch unterstützt, dass sich Forman bereits in seinem ersten Film fast ausschließlich auf Laiendarsteller verlässt. Einige waren bereits bei seinem halbdokumentarischen Erstlingswerk »Konkurs« (1963) dabei. Manchmal erscheint einem die Darstellungsweise deshalb etwas hölzern oder steif, aber eben fast nie gespielt.
Ein dritter auffälliger Aspekt ist die nahezu komplette Abwesenheit des Sozialismus im Film. 1963 waren zwar bereits Veränderungen in der Tschechoslowakei spürbar (vor allem gegenüber den beinhart stalinistischen 1950ern), aber vom Prager Frühling war man ja noch weit entfernt. Insofern war die realistische Schilderung des Lebens der Menschen, ganz ohne Helden und ganz ohne Huldigung des Sozialismus, schon sehr mutig.
Bei alldem vergisst Forman jedoch nicht den Humor, in leiser, aber dafür eben auch zeitloser Form. All das macht den Film zurecht zu einem der beliebtesten tschechischen Filme.