Die letzten fünf Jahre Heuhoj-Camp zeigen, dass die grenzüberschreitende Naturschutzarbeit für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Osterzgebirge notwendig ist und darüber viele Kontakte und Freundschaften entstanden sind. Viele Biotope würden ohne das Projekt nicht gepflegt und wertvolle Arten verschwinden. Das Camp bringt 10 tschechische und 10 deutsche Jugendliche und (junge) Erwachsene zwischen 17 und 99 Jahren, gleich welchen Geschlechts oder ethnischer Herkunft, aus Tschechien und Deutschland zusammen. Gemeinsam werden Wiesen gepflegt, die Sprache, Kultur und Geschichte dieser Region kennengelernt und reflektiert. Durch Sprachanimationen lernen die Teilnehmer ihre Nachbarsprache kennen und bauen Hemmungen ab. Neben der Wiesenpflege erwartet die Teilnehmer ein abwechslungsreiches Programm. Auf Exkursionen und Vorträgen zum Thema Naturschutz, lokale Biotoppflege lernen sie die Natur- und Kulturvielfalt der Grenzregion kennen. Bei einem Programmtag mit der Organisation Antikomplex setzen sich die Teilnehmer aktiv mit den lokalen Geschehnissen in und nach dem 2. Weltkrieg auseinander. Durch Gespräche mit Zeitzeugen soll der bestehende Kontakt zu Menschen, die diese Zeit erlebt haben, weiter gepflegt werden. Höhepunkt ist das Nachbarschaftsfest in Cínovec am letzten Camp-Tag, das von den Camp-Teilnehmern und der Stadt Dubí organisiert wird. Schon zum 6. mal kommen mehr als 100 Einwohner, Touristen und Interessierte aus Sachsen und Tschechien miteinander ins Gespräch. Bei Kaffee, Kuchen und Musik präsentieren auch die Teilnehmer der Öffentlichkeit, was sie im Rahmen der Camp-Woche erlebt haben. Das Fest an der Kirche hat Tradition, erhält den Dialog zwischen Kommunen, Vereinen und Akteuren und baut ihn aus. Die Naturschutzarbeit und das gemeinsame Erleben der Kulturlandschaft fördert bei den Teilnehmern Toleranz und Offenheit, weckt Respekt und Anerkennung für das jeweils andere Land, baut Vorurteile und Missverständnisse ab. Der direkte Dialog mit Zeitzeugen und Menschen aus der Region generiert Empathie und Verständnis für die Bewohner und deren Geschichte.

Nach fünf Jahren Heuhoj-Camp konnte der Kontakt zu Akteuren vor Ort aufgebaut und gehalten werden sowie Kooperationen mit den Kommunen Dubí und Altenberg, lokalen Naturschutzvereinen und -verwaltungen sowie Landwirten initiiert werden. Die Naturschutzverwaltungen des Landkreises SSOE und die tschechische Naturschutzorganisation AOPK im Bezirk Ústí nad Labem erfreuen sich jedes Jahr an der Wirksamkeit des Heuhoj-Camps, da die Teilnehmer in den Arbeitseinsätzen wichtige Naturschutzgebiete mit seltenen Pflanzenvorkommen pflegen, die ohne das Heuhoj-Camp unbehandelt blieben, was die biologische Vielfalt auf diesen Flächen entscheidend verringern würde.
Um die bestehenden grenzübergreifenden Beziehungen für eine funktionierende Landschaftspflege langfristig zu erhalten, braucht es das Heuhoj-Camp weiterhin. Als einzige Institution im Osterzgebirge leistet es nachhaltig grenzüberschreitende Naturschutzarbeit, vermittelt Wissen im Bereich Naturschutz, Umwelt und Kulturgeschichte. Dem Verlust der Artenvielfalt im Osterzgebirge kann nur entgegengewirkt werden, wenn die Bergwiesen, Steinrücken und andere Biotope beiderseits der Grenze weiter konstant gepflegt und damit langfristig erhalten bzw. wiederhergestellt werden können. Dies findet aktuell nur im Rahmen des Heuhoj-Camps statt. Die Teilnehmer vergangener Heuhoj-Camps gaben an, nun besser verstehen zu können, warum die Landschaft des Osterzgebirges so weit und leer erscheint. In Gesprächen mit Zeitzeugen im Rahmen des Camps und beim Nachbarschaftsfest erfuhren sie, was mit vielen Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg im Osterzgebirge geschah, was hier in dieser Landschaft, deren Wiesen sie heute pflegen, passiert ist und wie diese Ereignisse die Geschichte Mitteleuropas bis heute beeinflussen. Die Teilnehmer nehmen dieses Wissen mit nach Hause und reflektierten es kritisch, v.a. in Bezug auf heute.

Das deutsch-tschechische HeuHoj-Camp im Osterzgebirge ist offen für alle Menschen ab 17 Jahren, denen die Natur und Kultur der Region am Herzen liegen und die Spaß an grenzüberschreitenden Begegnungen haben. Neben der Pflege der artenreichen Bergwiesen mit landschaftlichen Traumausblicken gab es auch 2019 ein buntes Begleitprogramm: Die Teilnehmenden lernten mit viel Spaß bei der Sprachanimation ihre Nachbarsprache näher kennen. Im Rahmen eines Thementages mit Antikomplex wurden die Ereignisse im (Ost-)Erzgebirge vor, während und nach dem 2. Weltkrieg reflektiert. Weitere Programmhöhepunkte waren die Projektpräsentation „Preßnitz lebt - Přísečnice žije" von Veronika Kupková und die Spurensuche mit hiesigen Zeitzeugen im ehemaligen Vorderzinnwald. Am letzten Camp-Tag fand das Nachbarschaftsfest an der Kirche Maria Himmelfahrt in Böhmisch Zinnwald statt. Bei herrlichem Sonnenschein kamen die Menschen bei Kaffee und selbstgemachten Leckereien mit ihren Nachbarn von der anderen Seite der Grenze ins Plaudern. Es gab interessante Aktionsstände und ein Konzert im Innenraum der Kirche. Bei dem Fest trafen sich Menschen aus Deutschland und Tschechien und und haben auch gemeinsam die Schätze des deutsch-tschechischen Friedhofs bei einer kommentierten Besichtigung bewundert. Viele fragten schon beim Abbau der Stände, ob es nächstes Jahr wieder stattfindet. Das deutsch-tschechisches Nachbarschaftsfest ist fester Teil des einwöchigen Heuhoj-Camps geworden.