Euroregion Elbe/Labe

Fuge der Erfahrung

Projektnummer:

EEL-0552-SN-30.01.2019

Lead Partner:

Technische Universität Dresden
-, 01062 Dresden
http://tu-dresden.de/mez

Projektpartner:

Veřejný sál Hraničář, z.s.
Prokopa Diviše 1812/7, 40001 Ústí nad Labem
https://hranicar-usti.cz/de/

Zeitraum:

18.04.19 - 30.11.19

Fördermittel:

15.000,00 Euro

Inhalt

Das Projekt zielt auf eine szenische Aufführung „Fuge der Erfahrung“ im Rahmen der Tschechisch-Deutschen Kulturtage 2019. Die Basis bilden 12 Gespräche mit ZeitzeugInnen im Dresdner Raum und im Raum Ústí.
Die Zeitzeugen stehen für unterschiedliche Biografien und verschiedenste Berufe ein; die Gespräche konzentrieren sich auf den Wandel der Lebenssituation vor und nach 1989. Sie leisten damit einen innovativen grenzübergreifenden Beitrag zu dem viel diskutierten Thema der entwendeten Biografien der früheren Bürger des so genannten Ostblocks. Dadurch fördert das Projekt die noch immer viel zu geringe wechselseitige Kenntnis von Lebensgeschichten auf deutscher und tschechischer Seite – und zwar durch eine öffentlichkeitswirksame deutsch-tschechische Ko-Produktion, die im Bereich des Theaters ebenfalls innovativ ist.
„DIE BÜHNE – das Theater TU Dresden“ (Regie: Matthias Spaniel) wird mit der Dramaturgin und Übersetzerin Veronika Kyrianová in Kooperation mit dem Verein „Veřejný sál Hraničář“ in Ústí nad Labem die szenische Darstellung entwickeln. Dabei werden Passagen der Interviews in neue Konstellationen gebracht; wie in einer musikalischen Fuge entsteht ein Mit- und Gegeneinander von Stimmen, und ein gemeinsamer, spannungsreicher Erfahrungsraum wird kenntlich: für die junge Generation ebenso wie für die Generation, die die Wende erlebte.
Die Aufführung ist zweisprachig; die Texte werden in den jeweiligen Originalsprachen gesprochen, begleitet von Untertitelungen in der je anderen Sprache. Beworben wird sie durch ein Plakat und ein zweisprachiges Programmheft, das im Vorfeld den Veranstaltern der Tschechisch-Deutschen Kulturtage und anderen kulturellen Multiplikatoren in Sachsen und der Region Ústí zur Verfügung gestellt wird.
Finanziert aus anderen Quellen planen wir eine Aufführung in Ústí und nach Projektende die Veröffentlichung der Interviews sowie weitere Aufführungen auf tschechischer Seite.
Das Projekt dient nicht unmittelbar der Unterstützung von Maßnahmen zur Chancengleichheit. Die Grundsätze der Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung werden jedoch eingehalten; die Artikel 3 und 16 der Verordnung (EG) Nr. 1083/2006 werden angewendet.

Ergebnisse, Mehrwert, Nachhaltigkeit

Das Hauptergebnis des Projektes besteht in einer zweisprachigen Aufführung des Theaterstücks „Fuge der Erfahrung“, die von einem Plakat angekündigt und einem zweisprachigen Programmheft beworben und begleitet wird. Im Vorfeld entstehen als weitere Ergebnisse 12 transliterierte deutsche und tschechische Interviews und deren auszugsweise Übersetzung in die je andere Sprache.
Das Projekt bietet zum ersten Mal eine Erfahrungsgeschichte in Geschichten, die gemeinsam mit Zeitzeugen in der grenzüberschreitenden Euregio Elbe/Labe erarbeitet wird. Diese Erfahrung -Geschichte in Geschichten - wird in medialer Umsetzung zugänglich gemacht. Die Umsetzung hebt mit der Vermittlung von Kenntnissen über den Nachbarn zugleich bei einem breiten Zielpublikum die Besonderheit unserer Grenzregion ins Bewusstsein.
Da die Darstellenden der Aufführung Studierende sind, gelingt ein generationen- und grenzüberschreitender Austausch von Geschichte/n - mit ihren Brüchen und Gemeinsamkeiten - bereits während der Projekterarbeitung. Diesen Austausch erweitert die Aufführung: Sie richtet sich an die jüngere Generation der Darstellenden, ebenso aber an alle, die jene Wende von 1989 miterlebt haben oder deren Leben von den Folgen der Wende geprägt wurde. Dies ist ein Mehrwert, der in der medialen Szene der Grenzregion so bisher nicht erreicht wurde.
Im Sinn der Nachhaltigkeit wird die Aufführung im Veřejný sál Hraničář in Ústí nad Labem wiederholt werden oder es kann eine parallele tschechische Inszenierung auf derselben Basis mit anderer Perspektive auf das Thema entstehen, was jedoch nicht Teil des Antrags ist. Weitere Gastspiele sind in der Partnerschaft mit Universitäten der Region möglich; entsprechende Vorkehrungen sind getroffen.
Langfristige Nachhaltigkeit wird auch heute noch vor allem durch eine Publikation in Buchform gesichert: Wir planen, die Interviews in einem Sammelband zu publizieren, der die erlebten Geschichten - in verständlicher Sprache - in den Kontext der Ergebnisse der einschlägigen Forschung stellt. Der Band, der ebenfalls nicht Teil des Antrags ist, wird von dem Regisseur, der Dramaturgin und einem jungen Historiker herausgegeben.

Best practice

Für die 21. Tschechisch-Deutschen Kulturtage 2019 bereitete das MitteleuropaZentrum der TU Dresden (MeZ) in Kooperation mit dem Veřejný sál Hraničář in Ústí nad Labem und dem Theater der TU Dresden DIE BÜHNE eine zweisprachige Theateraufführung FUGE 89 vor, die auf Zeitzeugeninterviews basiert.
Die Interviews wurden im Raum Dresden und in Nordböhmen mit ZeitzeugInnen unterschiedlicher Generationen und verschiedenster Berufe geführt und konzentrierten sich auf den Wandel der Lebenssituation vor und nach 1989. Das so gewonnene Material leistet einen innovativen grenzübergreifenden Beitrag zu dem viel diskutierten Thema der entwendeten Biografien der früheren Bürger des sogenannten Ostblocks. Durch Übersetzung in die je andere Sprache entstand ein Pool deutsch-tschechischer Lebensgeschichten, die die künstlerischen Leiter des Projekts, die tschechische Dramaturgin Veronika Kyrianová und der deutsche Regisseur Matthias Spaniel, gemeinsam mit den Darstellenden, Studierenden aus Deutschland und Tschechien, diskutierten. Dank der Förderung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds konnte das Material für eine zweite, tschechische Inszenierung, ebenfalls im Rahmen der Kulturtage, genutzt werden.
Die Aneignung der Rollen forderte von den jungen DarstellerInnen, sich zu den Lebensgeschichten aus der Vergangenheit und beiderseits der Grenze in Beziehung zu setzen, um sie zu verlebendigen. Die Reflexion dieser Auseinandersetzung bildete den Abschluss der Dresdner Inszenierung. Dadurch förderte das Projekt - bei den Darstellenden wie beim Publikum - nicht nur die noch immer viel zu geringe wechselseitige Kenntnis von Lebensgeschichten auf deutscher und tschechischer Seite, sondern auch die generationenübergreifende Verständigung: durch eine öffentlichkeitswirksame deutsch-tschechische Ko-Produktion, die im Theater-Bereich ebenfalls innovativ ist. Die Inszenierung wurde an fünf Terminen in der ausverkauften BÜHNE gezeigt. Eine Wiederaufnahme ist für 2020 geplant.
Im Ergebnis der Öffentlichkeitsarbeit entstanden ein zweisprachiges Plakat und Programmheft sowie Projektwebseiten am MeZ und der BÜHNE, die zudem ihren Facebook-Auftritt zur Ankündigung nutzen.

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