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Derweil in Tschechien... 1/25

2024 erneut wärmstes Jahr – Kohleausstieg bis 2033 – Neue Mautpreise in Tschechien – Tschechische Botschaft in Syrien wieder geöffnet –Partnerschaft statt Ehe für alle – Mehr Spenderorgane in Tschechien – Präsident Pavel nach Neujahrsansprache bei Rallye Dakar 2025

03.01.2025

2024 erneut wärmstes Jahr

Jahresdurchschnittstemperatur in Tschechien seit 1961
Jahresdurchschnittstemperatur in Tschechien seit 1961 (© Český hydrometeorologický ústav)

Wie in Deutschland und weltweit, so war das Jahr 2024 auch in Tschechien das wärmste seit Beginn der entsprechenden Aufzeichnungen. Im Falle Tschechiens wird seit 1961 die landesweite Durchschnittstemperatur berechnet (rote Linie im nebenstehenden Diagramm ist deren gleitender 5-Jahres-Durchschnitt). Diese lag 2024 mit 10,6 °C um 0,6 °C über dem Durchschnitt von 2023, welches zuvor das Rekordjahr war.

Noch länger zurück reichen die Aufzeichnungen für Prag, denn im dortigen Clementinum werden seit 1775 Wetterdaten gesammelt. Für diese Station lag der Durchschnittswert bei 13,3 °C. Er war damit der höchste in den 250 aufgezeichneten Jahren, um 3,5 °C über dem Durchschnitt dieses Zeitraums. Die Meteorologen wiesen zudem darauf hin, dass die wärmsten 15 Jahre alle nach 1990 lagen, davon allein 13 in diesem Jahrtausend.

Kohleausstieg bis 2033

Die tschechische Regierung hat in der Woche vor Weihnachten den von der EU geforderten Klima- und Energieplan vorgelegt. Die erste Version vom Sommer 2024 war stark kritisiert worden und wurde nun in weniger ambitionierte Form verabschiedet. Darin enthalten ist die Absicht, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern. Die Kohleverstromung soll spätestens bis 2033 beendet werden. Hier gehen die Energieunternehmen aber von einem früheren Datum aus, da die CO2-Zertifikate diesen Strom bereits eher unwirtschaftlich werden lassen. Gleichzeitig betont der Plan die Wichtigkeit der Kernenergie für Tschechien.

Neue Mautpreise in Tschechien

Auf den tschechischen Autobahnen gelten seit dem 1. Januar neue – also in den meisten Fällen höhere – Preise für die Maut. Sie steigen planmäßig nach einem festgelegten Schema, bei dem insbesondere die Inflation berücksichtigt wird, aber auch die Erweiterung des Streckennetzes.

Die folgenden Preise gelten jetzt für PKW:

Gültigkeit Preis
1 Tag 210 Kč (ca. 8,40 EUR)
10 Tage 290 Kč (ca. 11,60 EUR)
1 Monat 460 Kč (ca. 18,40 EUR)
1 Jahr 2440 Kč (ca. 97,60 EUR)

Weitere Hinweise zur Autobahnmaut in Tschechien (z.B. wo sie nicht gilt) finden Sie auf unserer Website.

Mehr Informationen zur Autobahnmaut

Tschechische Botschaft in Syrien wieder geöffnet

Die kurz vor dem Sturz von Diktator Assad geschlossene tschechische Botschaft in Damaskus wurde jetzt wieder geöffnet. Dies ist von großer Bedeutung nicht nur für Tschechien: Da weder die USA noch die meisten EU-Staaten eine Botschaft in Syrien unterhalten, betreut die tschechische Botschaft dort auch deren Bürger. Hintergrund dieser Sonderstellung ist, dass die kommunistische Tschechoslowakei früher gute Beziehungen zu Syrien unterhielt und diese auch nach der Gründung des eigenständigen tschechischen Staates weiter bestanden. Deswegen wurde nach Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 die Botschaft nicht geschlossen, so dass die tschechischen Diplomaten letztlich als einzige aus der EU in Damaskus übrig blieben.

Partnerschaft statt Ehe für alle

Zum 1. Januar trat in Tschechien eine Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in Kraft. Zum einen ändert sich deren Bezeichnung von "registrierte Partnerschaft" (die es seit 2006 gibt) zu "Partnerschaft". Zum anderen nähern sich die Bedingungen denen einer Ehe etwas an. So können Partner nun zwar die Kinder der jeweils anderen Person adoptieren, nicht jedoch fremde Kinder. Zudem können sie gemeinsames Vermögen bilden und nach dem Tod eines Partners eine Witwen- bzw. Witwerrente erhalten. Klára Laurenčíková Šimáčková, die Regierungsbeauftragte für Menschenrechte, kritisierte, dass die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare weiterhin geringer blieben als die von Ehepartnern und Tschechien damit hinter den Ländern nicht nur im Westen Europas, sondern auch hinter vielen ehemaligen Ostblockstaaten zurück bliebe.

Mehr Spenderorgane in Tschechien

Bis Mitte Dezember wurden 2024 in Tschechien 298 postmortale Organspender gezählt. Bis Jahresende sollte deshalb ein neuer Rekord von über 300 erreicht werden. Laut dem Leiter des koordinierenden Zentrums warten weiterhin rund 900 Menschen in Tschechien auf eine Organspende: „Im Grunde erhält jeder Patient, der hierzulande auf der Liste steht, innerhalb eines Jahres ein Spenderorgan. Bei der Lebertransplantation liegt die durchschnittliche Wartezeit sogar nur bei drei Monaten. Zum Vergleich: Im benachbarten Deutschland beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf ein Spenderorgan drei Jahre.“

Tschechien gehört weltweit zu den drei Ländern mit der höchsten Organspenderate. Als Grund gilt vor allem die hier geltende Widerspruchsregelung, d.h. wenn man sich nicht in das nationale Register für eine Verweigerung der Organspende eintragen lässt, gilt man automatisch als Spender.

Präsident Pavel nach Neujahrsansprache bei Rallye Dakar 2025

Präsident Pavel bei Rallye Dakar 2025
Präsident Pavel bei Rallye Dakar 2025 (© Michal Müller bei Instagram)

Der tschechische Staatspräsident Petr Pavel hat in seiner Neujahrsansprache u.a. Bezug genommen auf die viel kritisierte Aussage von Premier Fiala, dass – wenn er nochmal die Regierung bilden dürfte – in Tschechien in wenigen Jahren Löhne wie in Deutschland gezahlt würden (wir berichteten). Pavel meinte, dass die Reallöhne langsamer wachsen dürften, es aber gut wäre, wenn sie in einigen Jahren in Euro ausgezahlt würden. Allerdings ist derzeit keine starke politische Bewegung zur Einführung des Euro in Tschechien erkennbar. Des weiteren betonte Pavel die Bedeutung der Westbindung Tschechiens und die Notwendigkeit eines fairen Umgangs im anstehenden Wahlkampf, um die Demokratie nicht zu beschädigen. Interessant war auch sein Appell, die regionalen Entwicklungsunterschiede in Tschechien zu verringern. Insgesamt versuchte der Präsident, trotz aller internationaler Krisen und Unsicherheit einen optimistischen Blick in die Zukunft zu richten.

Zu Beginn des neuen Jahres ist Präsident Pavel zu einem privaten Besuch in Saudi-Arabien unterwegs, um die Rallye Dakar 2025 zu besuchen. Pavel ist als großer Motorradfan bekannt und macht damit seinen Personenschützern hin und wieder das Leben schwer. Nun besucht er mehrere tschechische Teams, die an der Rallye Dakar 2025 teilnehmen. Und das früher durchaus erfolgreich: Letztes Jahr hat Martin Macík die Rallye in der Wertung der Lastwagen gewonnen. Wie es vor Ort aussieht, kann man z.B. in einem Video des Fotografen Petr Lusk bei Facebook sehen. Der Präsident plant, fünf Tage dort zu sein und wie alle Teilnehmer im Zelt zu schlafen.

 


 

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