Wochenrückblick Nr. 43
16.08.2024
Enttäuschung über tschechische Olympia-Bilanz
Das tschechische Olympiateam kehrt aus Paris mit der schlechtesten Medaillenbilanz seit Bestehen der Tschechischen Republik 1993 zurück. Die Olympioniken gewannen drei goldene und zwei bronzene Medaillen und blieben so hinter dem Ergebnis von Peking 2008 (drei goldene, drei silberne und eine bronzene) zurück.
Die Vorsitzenden von Nationalem Sportverband, Miloslav Jansta, und Nationalem Olympischen Komitee, Jiří Kejval, werteten das Ergebnis denn auch als Misserfolg, auch wenn sie die Leistungen der Medaillengewinner und der in den Top 10 Platzierten hervorhoben. Als Grund für das schlechte Abschneiden machten sie eine Unterfinanzierung im Sport aus. Dazu gehören die Bezahlung der Trainer sowie fehlende oder nicht ausreichende Infrastruktur. Das treffe vor allem die Mannschaftssportarten, wo Tschechien außer im Eishockey und im Fußball auf lange Sicht keine Chance auf eine Teilnahme an Olympischen Spielen oder anderen Endrunden habe.
Jansta und Kejval beklagten zudem eine fehlende Wertschätzung für den Sport und erst recht für den Leistungssport in der Gesellschaft. Kinder bewegten sich weniger als noch vor Jahren, pro Woche gebe es zu wenig Sportunterricht, und auch die Vereinsbindung sei außer in wenigen Sportarten gering ausgeprägt.
Typisch für kleinere Länder, ist Tschechien in einigen wenigen Sportarten herausragend. Bei den Olympiaden seit 2008 wurden 80 Prozent der Medaillen in sechs Sportarten geholt: Tennis (7), Speerwerfen (7), Sportschießen (6), Kanu Sprint (6), Kanu Slalom (5) und Rudern (4). Diesmal haben nur der Kanu Sprint, Tennis und Speerwerfen überzeugt. Überraschend waren die Bronzemedaillen im Teamkampf beim Degenfechten sowie von Speerwerferin Nikola Ogrodníková. Hoffnung auf die nächsten Spiele machen 30 Plätze unter den Top 10, über die Hälfte holten erneut die sechs klassischen tschechischen Sportarten.
Abschied vom Olympia-Fest in Most
Wie die Olympischen Spiele, so endete am Sonntag auch das Olympia-Fest in Most. Das Olympia-Fest richtet das Nationale Olympische Komitee zu jeder Olympiade in einer anderen Stadt aus. Über zwei Wochen konnten die insgesamt 70.000 Besucher sich in verschiedenen Sportarten probieren oder Autogramme von Olympioniken ergattern. Zu Besuch waren auch das Team der Degenfechter, die in Paris überraschend Bronze gewannen. Auch Präsident Petr Pavel stattete dem Festival seinen Besuch ab. Hingucker des Festivals war eine fast 13 Meter hohe Nachbildung des Eiffelturms aus einem Kunststoff aus Meeresplastik, der mit 3D-Druckern hergestellt wurde. Wer Ausrichter des Olympia-Festivals zu den nächsten Winterspielen wird, ist noch nicht entschieden.
K¨ängurus büchsen aus Gefängnis aus
Diese Geschichte hat es sogar in die großen amerikanischen Late Night shows geschafft: Zwei Kängurus sind nach ihrer Flucht aus einem Gefängnis im mittelböhmischen Jiřice nordöstlich von Prag wieder zurückgekehrt. Nachdem das erste eingefangen werden konnte, kam das zweite von allein zurück. Beide hatten sich unter dem Zaun in die Freiheit gegraben. Da die Kängurus aber nicht zur Strafe, sondern zur Therapie und als Wiedereingliederungshilfe für die Insassen im Gefängnis leben, fiel ihnen die Rückkehr nicht allzu schwer.
Das Gefängnis in Jiřice befindet sich im sogenannten offenen Vollzug. Hier werden nicht nur Kängurus, sondern noch weitere Tiere gehalten. Die Insassen sollen durch die Pflege Verantwortung übernehmen.
Tschechische Botschaft in Berlin vor Sanierung
Die Tschechische Botschaft in Berlin zieht für die nächsten fünf Jahre aus ihrem ikonischen Gebäude an der Wilhelmstraße aus. Grund ist die Sanierung des markanten Baus nahe des Potsdamer Platzes. Diese ist bereits überfällig und soll vor allem für eine bessere Dämmung sorgen und die Betriebskosten senken. Die Sanierung des Gebäudes des bekannten Architektenpaars Věra und Vladimír Machonin, das Schöpfer weiterer bekannter Objekte im Stil des Brutalismus wie z.B. des Prager Kaufhauses Kotva war, wird entsprechend aufwändig. Als die Regierung 2017 die Sanierung beschloss, beliefen sich die geplanten Kosten noch auf rund 727 Millionen Kronen (29 Millionen Euro).
Die Botschaft zieht derweil in ein Bürogebäude am Hausvogteiplatz 10. Ganz in der Nähe auf der Leipziger Straße hatte früher das Tschechische Zentrum seinen Sitz, das sich zuletzt auch im Botschaftsgebäude befand und sich schon länger am Alternativstandort beim Goethe-Institut in der Neuen Schönhauser Straße befindet
Die Konsularabteilung der Botschaft schließt ab 19. August und eröffnet zwei Wochen später wieder am Hausvogteiplatz. Die Sanierung dagegen beginnt frühestens im Frühling 2025 und wird auch nicht zum 50. Jahrestages des Gebäudes 2028 fertig sein. Nach der Fertigstellung soll für das Gebäude in der Wilhelmstraße der Denkmalschutz beantragt werden.
ANO ernennt neuen Spitzenkandidaten für Bezirkswahlen
Anderthalb Wochen nach der Festnahme des Oberbürgermeisters von Chomutov, Marek Hrabáč, hat seine Partei ANO Ersatz präsentiert. Hrabáč war zugleich Spitzenkandidat seiner Partei in den anstehenden Bezirkswahlen. Für ihn tritt nun mit Richard Brabec ein politisches Schwergewicht an. Der frühere Manager des Chemiewerks in Lovosice und spätere langjährige Umweltminister gehört zu den engsten Verbündeten von Parteichef Andrej Babiš. Das Chemiewerk in Lovosice gehört zur Agrofert-Gruppe, die Babiš zu einem der reichsten Tschechen machte. Brabec ging später mit seinem Chef in die Politik.
Die Nominierung von Brabec zeigt, wie blank die Nerven in Prag liegen. Schon in der Vergangenheit hatten Mitglieder der ANO-Partei in den Regionen der Prager Zentrale Probleme bereitet. Unvergessen der Putsch 2015 gegen den eigenen Primátor (Oberbürgermeister) von Ústí nad Labem, Josef Zikmund. Ähnlich endete beinahe der aktuelle Bezirkshauptmann Jan Schiller, der ebenfalls in der ANO-Partei ist, aber für eine zweite Legislaturperiode und den Wahlkampf offensichtlich als nicht gut genug befunden wurde. Schiller tritt also definitiv nach den Wahlen ab. Er hat sich gleichzeitig für einen Sitz im Senat beworben.
Nun soll es also einer aus der Zentrale und mit Nähe zu Chef Babiš richten. Für ANO kommt der Skandal zur Unzeit. Marek Hrabáč soll als Oberbürgermeister die Vergabe lukrativer Bauaufträge so manipuliert haben, dass immer dieselbe Firma zum Zuge kam. Dabei hat sich ANO die Korruptionsbekämpfung auf die Fahnen geschrieben. Der Bezirk Ústí ist zudem sehr wichtig, weil er für ANO eine Hochburg ist.
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