Euroregion Elbe/Labe

Wochenrückblick Nr. 44

Erinnerung an 1968 – Briefwahl für Auslandstschechen – Erneuerte Kaiseraussicht – Tschechien rechnet mit guter Hopfenernte – Mitmachen beim Bergwiesencamp

23.08.2024

Erinnerung an 1968

Ikonische Aufnahme von Koudelka: Leerer Wenzelsplatz 5 vor 12
Ikonische Aufnahme von Koudelka: Leerer Wenzelsplatz 5 vor 12 (© Josef Koudelka/Magnum Photos/Josef Koudelka Foundation)

In Tschechien wurde am Mittwoch an den Einmarsch von fünf Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten unter Führung der Roten Armee vor 56 Jahren gedacht. Damals wurde in der Nacht auf den 21. August die Tschechoslowakei besetzt und damit die Prager Frühling genannte Reformbewegung niedergeschlagen. Während sich die Einheiten der anderen sozialistischen Länder wie aus Polen, Ungarn und Bulgarien wieder zurückzogen, blieb die Rote Armee bis Ende Juni 1991. Die DDR-Armee hatte sich nur logistisch beteiligt und war selbst nicht in die Tschechoslowakei einmarschiert.

Für Aufsehen sorgte in den letzten Wochen der neue tschechische Film "Vlny" (Wellen) des Regisseurs und Schauspielers Jiří Mádl, der sich mit dem Widerstand der Hörfunkredakteure des Tschechischen Rundfunks in der Zeit der Okkupation befasst. Während des Einmarschs entstanden auch die heute ikonischen Fotos des tschechisch-französischen Fotografen Josef Koudelka. Von ihm erschien in diesen Tagen eine Biographie.

Briefwahl für Auslandstschechen

Der tschechische Senat hat erwartungsgemäß mit einer klaren Mehrheit das Gesetz zur Briefwahl im Ausland angenommen. Zuvor hatte dem Gesetz bereits das Unterhaus, die Sněmovna, zugestimmt. Nun fehlt noch die Unterschrift von Präsident Petr Pavel, die aber als Formsache gilt.

Eine Formsache war auch die Abstimmung im Senat, waren es doch die Senatoren, die mehrmals den Anlauf zur Briefwahl im Ausland genommen hatten, aber an der fehlenden Unterstützung im Abgeordnetenhaus gescheitert waren. Durch das neue Gesetz können tschechische Staatsbürger, die über längere Zeit im Ausland leben, künftig den Präsidenten sowie die Abgeordneten von Europaparlament und tschechischem Abgeordnetenhaus per Brief wählen. Wie bisher müssen sie in den Verzeichnissen der Auslandsvertretungen gemeldet sein. Die Briefwahl muss zudem rechtzeitig beantragt werden.

Die Briefwahl erleichtert jenen Landsleuten die Wahl, die in größeren Ländern bzw. in Ländern mit nur einer Auslandsvertretung (meist Botschaft oder Konsulat) oder gar keiner Vertretung leben. Die mussten in der Vergangenheit – um von ihrem staatsbürgerlichen Wahlrecht Gebrauch zu machen – nicht selten sogar mit dem Flugzeug extra anreisen. In Deutschland gibt es für tschechische Staatsbürger die Möglichkeit, neben der Botschaft in Berlin auch in den Generalkonsulaten zu wählen, von denen sich eines in Dresden befindet.

Auslandstschechen wählten in der Vergangenheit mehrheitlich liberal, was erklärt, dass Parteien jenseits des liberalen Spektrums wie ANO, ČSSD, SPD oder KSČM die Novelle ablehnten. Die Opposition im Parlament hat bereits angekündigt, das Gesetz vor das Verfassungsgericht zu bringen. Die Abgeordneten befürchten einen Verstoß gegen den Grundsatz der freien und geheimen Wahl.

Erneuerte Kaiseraussicht

Restaurierter Obelisk auf dem Kvádrberk mit Blick auf die Stadt Děčín, die Elbe und den Hohen Schneeberg (Děčínský sněžník)
Restaurierter Obelisk auf dem Kvádrberk mit Blick auf die Stadt Děčín, die Elbe und den Hohen Schneeberg (Děčínský sněžník) (© Stadt Děčín)

Die Stadt Děčín hat eine der schönsten Aussichten sanieren lassen. Die Kaiseraussicht befindet sich an der Südwestecke des Kvádrberk (Quaderberg) und gehört zu den beliebtesten Zielen nahe der Stadt. Sie verdankt ihren Namen dem Kaiserpaar Franz Josef I. und seiner Frau Elisabeth, genannt Sissi. Ihrer Silberhochzeit zu Ehren wurde im Jahr 1879 der Obelisk aufgestellt, den die Stadt nun restaurieren ließ. Außerdem wurden die Treppe und das Geländer um die Aussichtsterrasse saniert. Von hier bietet sich ein Rundblick nicht nur auf die Stadt und das Elbtal, sondern auch zu den Gipfeln des Böhmischen Mittelgebirges und zum Hohen Schneeberg (Děčínský sněžník).
In unmittelbarer Nähe der Plattform stand seit 1870 auch ein Restaurant, anfangs noch eine Hütte, ab 1889 ein Blockhaus und noch später ein Steinbau. Es war bis 1945 in Betrieb und wurde Ende der 1940er Jahre nach Vertreibung der Deutschen abgerissen.

Tschechien rechnet mit guter Hopfenernte

In Tschechien hat die Hopfenernte begonnen. Die wichtigsten Anbaugebiete befindet sich in Nordböhmen in der Gegend um Žatec (Saaz) sowie bei Litoměřice (Leitmeritz). Die Landwirte rechnen demnach mit einer rund zehn Prozent größeren Ernte als im Vorjahr. In der Saazer Hopfenlandschaft geht man sogar von 30 Prozent mehr aus. 2023 wurden in Tschechien rund 7000 Tonnen Hopfen geerntet.

Damit gibt es wenigstens für die Biertrinker positive Nachrichten. Wie auch in Deutschland müssen vor allem Obstbauern, teils aber auch Getreidebauern mit starken Verlusten rechnen. Große Teile der Obsternte waren einem plötzlichen Frosteinbruch nach einer ungewöhnlichen Wärmephase im Frühling zum Opfer gefallen.

Mitmachen beim Bergwiesencamp

Wiesenpflege mit der Sense
Wiesenpflege mit der Sense (© Naturschutzstation Osterzgebirge e.V.)

Wer schon immer mal die Sense schwingen wollte, noch dazu auf beiden Seiten der deutsch-tschechischen Grenze, hat jetzt dazu die Möglichkeit. Das deutsch-tschechische Heu-Hoj-Camp hat noch letzte Plätze zu vergeben. Jitka Pollakis von der Naturschutzstation Osterzgebirge e.V. und ihr Team organisieren das Camp in Bielatal und Telnice bereits zum 10. Mal. Während des Camps werden Bergwiesen gemäht, um die Blütenpracht und Artenvielfalt dieses einzigartigen Biotops im Osterzgebirge zu erhalten. Ein Sensenworkshop ist Teil des Programms. Gekrönt wird die Woche mit einem Nachbarschaftsfest am 1. September an der Kirche in Cínovec (Böhmisch Zinnwald). Mehr Informationen zu Programm und Anmeldung finden sich auf der Webseite des Vereins.

 

 

 

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