Wochenrückblick Nr. 46
06.09.2024
Tschechischer Minister wird Energie-Kommissar
Noch ist es inoffiziell. Aber wie die Tageszeitung Die Welt diese Woche berichtete, hat sich Tschechien offenbar mit seinem Wunsch-Kandidaten und dem Wunsch-Ressort in der neuen EU-Kommission durchgesetzt. Demnach habe Ursula von der Leyen den Industrieminister Jozef Síkela für den Posten des EU-Kommissars für Energie vorgeschlagen. Endgültig werden die Mitglieder der Kommission nach einer Anhörung vom EU-Parlament bestätigt. Tschechien hatte von Anfang an Ansprüche auf das Energieressort angemeldet und auch eine klare Vorstellung, wer dies besetzen sollte. Der Aufforderung von der Leyens, auch eine weibliche Kandidatin zu benennen, kam die Regierung nicht nach, sondern blieb bei Síkela.
Dieser hat als Industrieminister wiederholt betont, dass für Tschechien Innovationen vor allem in Verbindung mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und anderer emissionsarmer Energiequellen entscheidend sind. Mit Síkela bekäme die Kommission aber auch einen Vertreter eines Landes, das weiter auf Atomkraft als emissionsarme Energiequelle setzt. Bei erneuerbaren Energien ist in Tschechien noch viel Luft nach oben. Während der Ausbau von Photovoltaikanlagen in den letzten Jahren wieder an Schwung gewonnen hat, ist die Windkraftnutzung rudimentär. Außerdem bemüht sich Tschechien um den Ausbau der Wasserstoffnutzung. Hier leidet das Land aber darunter, dass bislang Wasserstoff, der nicht aus erneuerbarer Energie stammt, nicht von der Europäischen Union gefördert wird.
Síkela gehört der tschechischen Regierung für die Bürgermeisterpartei (STAN) an. Der 57-jährige ist ein politischer Seiteneinsteiger, dessen Karriere erst relativ kurz vor den letzten Parlamentswahlen 2021 begann. Der erfahrene Banker, der lange in führenden Positionen der österreichischen Erste-Bank-Gruppe tätig war, spricht fließend Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch.
Nationalpark fällt Bäume in der Edmundsklamm
Die Nationalparkverwaltung der Böhmischen Schweiz lässt in den kommenden Wochen mindestens 70 Bäume fällen. Dabei handele es sich um eine Hochwasserschutzmaßnahme, so die Erklärung aus der Nationalparkverwaltung. Gefällt werden Bäume, die durch Trockenheit oder Borkenkäfer so weit geschädigt sind, dass sie auf den Weg in der Edmundsklamm oder direkt in den Fluss Kamenice fallen könnten. Bei Starkregen oder langanhaltenden Niederschlägen könnten die umgestürzten Bäume in der Kamenice zur Bedrohung für die Gemeinde Hřensko werden.
„Auf die Baumfällaktion haben sich der Nationalpark, die Gemeinde Hřensko und der zuständige Flussbetrieb Ohře geeinigt“, teilt Nationalparksprecher Tomáš Salov mit. Aktuell holt der Nationalpark Angebot für die Baumfällarbeiten ein.
Die Edmundsklamm ist seit dem verheerenden Waldbrand im Sommer 2022 wegen möglicher Gefahren durch Baum- oder Felsbruch für Besucher gesperrt.
Straße in Hřensko wieder frei
Seit Freitagnachmittag ist die Straße in Hřensko wieder frei. Die Sperrung war wegen eines instabilen Felsens nötig geworden. Seit Montag arbeitete eine Firma an der Stabilisierung des Sandsteinfelsens. Dabei wird der Felsblock mit einem Stahlnetz gesichert und im Felsen verankert. Laut der Bezirksstraßenverwaltung wurden Netze am Freitag festgezogen.
Ab Nachmittag konnte dann der Verkehr wieder rollen. Die Sperrung betraf die Straße im Ort links des Flüsschens Kamenice. Damit war die Zufahrt zu den Parkplätzen im hinteren Teil des Ortes sowie nach Mezní Louka oder Janov nur mit großen Umwegen möglich. Die Straße an der Elbe von Schmilka nach Děčín war von der Sperrung nicht betroffen.
Reallohnzuwächse in Tschechien
Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt ist im zweiten Quartal dieses Jahres in Tschechien kräftig um 6,5 Prozent gestiegen. Da die Verbraucherpreise nur um 2,6 Prozent zulegten, stiegen die Gehälter real im Schnitt um 3,9 Prozent. Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt lag im zweiten Quartal bei 45.854 Kronen (ca. 1.834 Euro) und damit um knapp 2.800 Kronen höher als im gleichen Zeitraum 2023.
Während sich die seit 2022 hohe Inflation abschwächte, konnten hohe Lohnzuwächse die Reallohnverluste der letzten Jahre etwas ausgleichen. Das Gehaltsniveau in den Regionen unterscheidet sich allerdings deutlich von dem in der Hauptstadt Prag. Im Bezirk Ústí lag das Durchschnittsgehalt mit 42.801 Kronen (1.712 Euro) noch weit unter dem landesweiten Wert.
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