Euroregion Elbe/Labe

Wochenrückblick Nr. 48

Tschechien nach dem Hochwasser – Burgsberg in Varnsdorf wiedereröffnet – Tschechischer Kommissar für Entwicklungshilfe – Bezirks- und Senatswahlen

20.09.2024

Tschechien nach dem Hochwasser

Gebrochene Dämme, überschwemmte Städte, unterspülte Straßen und Gleise prägten das Bild in den letzten Tagen vor allem in Nordmähren bzw. dem schlesischen Teil Tschechiens. Ganze Stadtteile in Ostrava, der drittgrößten Stadt Tschechiens, standen unter Wasser. Der Ort Hanušovice wurde innerhalb kürzester Zeit von einer Flutwelle der Morava (March) überschwemmt, weil ein Damm gebrochen war. Am schlimmsten aber traf es die Städte Krnov, Jeseník und Opava, die mehrere Tage fast komplett unter Wasser standen. Und das auch in Stadtteilen, wo es niemand erwartet hatte. Tausende Menschen mussten evakuiert werden und fünf Menschen ließen ihr Leben.

Betroffen waren nicht nur die Verkehrsinfrastrukur und private Häuser. Auch Firmen standen unter Wasser. So wurde ein Verpackungslager des Getränkeherstellers Kofola in Krnov überschwemmt. Kofola gehören auch die zwei Brauereien Holba und Litovel in Hanušovice und Litovel. Dort war man aber vorbereitet und konnte größere Schäden vermeiden.

Wie hoch der finanzielle Schaden ist, wird noch errechnet. Das Finanzministerium will den aktuellen Haushalt um 30 Milliarden Kronen (1,2 Milliarden Euro) erhöhen. Gleichzeitig geht das Finanzministerium davon aus, ein Viertel der Schäden kompensieren zu müssen. Das hieße, dass die Gesamtschäden mit 120 Milliarden Kronen höher wären als je zuvor. Am höchsten waren die Schäden beim Hochwasser im August 2002 mit 71,49 Mrd. Kronen. Danach folgt das schwere Hochwasser in Mähren im Juli 1997 mit 25,99 Mrd. Kronen.

Andere Prognosen gehen davon aus, dass der Schaden niedriger ausfällt als vor 22 Jahren. Grund dafür ist die lange Vorwarnzeit. Die Vorhersagen waren sehr genau und traten größtenteils so ein wie prognostiziert. So konnten rechtzeitig Vorkehrungen getroffen werden. Talsperren ließen im Vorfeld Wasser ab, um mehr Stauraum für das Hochwasser zu haben. Dank der Moldaukaskaden hielten sich die Hochwasser an Moldau und Elbe in Grenzen und waren beherrschbar. Auch viele Hochwasserschutzmaßnahmen, die seit 1997 getroffen wurden, kamen zum Tragen und verhinderten Schlimmeres. Allerdings berichteten nicht nur die Menschen, sondern auch Behörden und Hilfsorganisationen, dass speziell in einigen Regionen Mährens und Schlesiens die Situation schlimmer war als erwartet.

Zum Ende der Woche war das Wasser in den meisten Regionen zurückgegangen und Alarmstufen widerrufen. Auch an der Elbe sinkt der Pegel schneller als gedacht. Bereits am Freitagmorgen und damit über einen halben Tag früher als gedacht, sank der Fluss in Děčín in den Bereich der Alarmstufe 2. Lediglich in Südböhmen an der Lužnice war am Freitag noch die dritte Hochwasserwarnstufe überschritten.

Burgsberg in Varnsdorf wiedereröffnet

Die sanierte Baude auf dem Burgsberg (Hrádek).
Die Baude auf dem Burgsberg (Hrádek) ist saniert und der Turm eröffnet. (© Stadt Varnsdorf)

Nach vier Jahren Sanierung wurde die Baude auf dem Berg Hrádek bei Varnsdorf wiedereröffnet. Die Wiedereröffnung musste immer wieder verschoben werden, da sich die Sanierung als aufwändiger erwies als gedacht. Die historische Baude bekam zudem eine neue Terrasse, die Treppen und Wege wurden neu gestaltet und die Zufahrtsstraße modernisiert und mit Beleuchtung ausgestattet. Der Hrádek (deutsch: Burgsberg) liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Seifhennersdorf und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Bislang ist zunächst der Aussichtsturm eröffnet. In der Baude ist auch ein Restaurant, das mit neuer Küche ausgestattet wurde. Für das Restaurant sucht die Stadt noch einen Betreiber.

Tschechischer Kommissar für Entwicklungshilfe

Erst Energie, dann Handel und am Ende "Internationale Zusammenarbeit" und das Projekt Global Gateway. Der tschechische EU-Kommissar Jozef Síkela musste im Vergabeprozess der Kommissariate in der neuen EU-Kommission von Ursula von der Leyen um einiges zurückstecken. Dennoch dürfte sein Themenbereich einflussreich sein. Mit dem Projekt Global Gateway möchte die Union den Einfluss Chinas vor allem in Afrika und Lateinamerika begrenzen und selbst zu einem wichtigen strategischen Partner der Länder beider Kontinente werden. Síkelas Ressort ist finanziell und personell stark ausgestattet. Daran ist die Bedeutung zu erkennen, das die EU der Zusammenarbeit mit den Ländern der sogenannten Dritten Welt beimisst.

Bezirks- und Senatswahlen

Auf Tschechien wartet am Wochenende ein wichtiger Urnengang. Am Freitag und Samstag werden die Bezirksparlamente und ein Drittel der Senatoren gewählt. Trotz der immensen Schäden entschied sich die Regierung, die Wahlen auch in den schwer betroffenen Bezirken stattfinden zu lassen.

Die Wahlen gelten als Stimmungstest für die landesweiten Wahlen im nächsten Herbst. Das Interesse ist allerdings traditionell niedrig. Die Wahlbeteiligung liegt in der Regel unter 50 Prozent. Im Bezirk Liberec ist die Bürgermeisterpartei des regierenden Bezirkshauptmanns Martin Puta leicht favorisiert. Im Bezirk Ústí kann ANO auf den Wahlsieg hoffen, und das trotz eines Korruptionsskandals kurz vor den Wahlen.

ANO stellt auch jetzt bereits in Jan Schiller den Bezirkshauptmann, hatte sich aber entschieden, mit neuem Spitzenpersonal in die Wahlen zu gehen. Doch der Spitzenkandidat und Oberbürgermeister Marek Hrabáč stolperte im August über einen Korruptionsskandal. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft und wurde aller seiner Ämter entbunden. Als Spitzenkandidat für ANO tritt nun der frühere Manager des Chemiewerks Lovochemie und Umweltminister Richard Brabec an. Brabec hat bereits angekündigt, sein Mandat im tschechischen Parlament in Prag auch im Fall, dass er Bezirkshauptmann wird, nicht abzugeben.

Die Wahllokale öffneten am Freitag zwischen 14 und 22 Uhr. Am Samstag öffnen die Wahllokale von 8 bis 14 Uhr. Mit ersten Ergebnissen wird am Samstagabend gerechnet.

 

 


 

Wenn Sie unseren Wochenrückblick regelmäßig in Ihr Email-Postfach bekommen möchten, melden Sie sich für unseren Newsletter an.

Zur Newsletter-Anmeldung

 

 

Die Erstellung dieses Newsletters wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.