Wochenrückblick Nr. 55
08.11.2024
Parlament verabschiedet Rentenreform
Das tschechische Abgeordnetenhaus hat mit der Mehrheit der Regierungsparteien die Reform der Rentenversicherung verabschiedet. Damit gelang dem tschechischen Parlament etwas, was der aktuelle Bundestag nach dem Ende der Ampelkoalition womöglich nicht mehr schafft.
Allerdings hat Tschechien gegenüber Deutschland einiges nachzuholen. So ist der wichtigste Punkt der Reform die schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre. Die Anhebung erfolgt nach einer Änderung nun aber langsamer: immer um einen Monat später pro Jahr. Vorher sollten es pro Jahr zwei Monate sein. Der erste Geburtenjahrgang, der erst mit 67 Jahren in Rente geht, wird 1988 sein. Bisher liegt das Renteneintrittsalter bei 65 Jahren.
Eine weitere Neuerung ist die langsame Absenkung des für die Berechnung der Rente maßgeblichen Einkommens. Schrittweise wird anteilig weniger vom Gehalt in die Rentenberechnung einbezogen. Beide Maßnahmen sollen das Rentensystem bezahlbar halten.
Personen, die in risikoreichen und körperlich besonders anspruchsvollen Berufen arbeiten, sollten weiterhin mit 65 Jahren in Rente gehen können. Allerdings schränkten die Abgeordneten diesen Personenkreis noch einmal erheblich ein. Die ausgeübten Berufe sind nach ihrem Berufsrisiko in vier Gruppen eingeteilt. Sollten vorher die Beschäftigten in den zwei risikoreichsten Gruppen weiter mit 65 in Rente gehen, sind es jetzt nur noch die Beschäftigten in der risikoreichsten Gruppe. Dabei handelt es sich maximal um 15.000 Personen, statt der vorher geplanten 120.000.
Die Opposition reichte mehrere Änderungsvorschläge ein, die aber alle abgelehnt wurden. Daraufhin kündigten die Redner der Opposition an, das Gesetz zurückzudrehen, sobald sie an der Macht sind. Das Gesetz muss nun noch vom Senat verabschiedet werden.
Zertifikat für Kaffeerösterei und beste Hörnchen
Die Kaffeerösterei Bohemian Coffee House in Rumburk und die Bäckerei U Onďase in Děčín dürfen sich neu mit dem Zertifikat Regionale Marke „Böhmische Schweiz“ schmücken. Beide sind laut Jury ein Beispiel, wie man trotz der Randlage der Grenzregion erfolgreich sein kann. Beide Firmen sind auch bei deutschen Kunden beliebt. Das Bohemian Coffee House ist nicht nur Kaffeerösterei. Unweit des Bahnhofs können Gäste den vor Ort gerösteten Kaffee gleich in einem geschmackvoll eingerichteten Kaffeehaus genießen.
Die Bäckerei U Onďase liegt sogar direkt gegenüber des Bahnhofsgebäudes am Hauptbahnhof in Děčín. Als Regionales Produkt wurde das Hörnchen Onďasův rohlík ausgezeichnet. Für die Hörnchen ist es nicht die erste Auszeichnung. Kunden können in der Bäckerei aber auch alles andere kaufen, was eine Bäckerei ausmacht. Verkauft wird übrigens mitten in der Bäckerei. Kunden können den Bäckern beim Arbeiten zuschauen.
Als dritte Firma wurde die Imkerei Včelařství v Loučkách in Jiříkov mit dem Zertifikat ausgezeichnet. Insgesamt dürfen bereits 40 Produkte die geschützte Marke „Regionales Produkt der Böhmischen Schweiz“ tragen.
Karpfenfang fürs Fest
Weihnachten kann kommen. Allein aus dem Fischteich von Habrovice am Rande von Ústí nad Labem wurden beim Abfischen am vergangenen Wochenende rund 7 Tonnen Fisch gefangen, darunter vor allem Karpfen, aber auch Hechte. Das Abfischen ist der Abschluss von wochenlangen Vorbereitungen, während der auch das Wasser in dem großen Zuchtteich abgelassen wird.
Zwar kauften sich nicht wenige die ersten Fische gleich vor Ort. Doch die meisten Fische landen zunächst nicht auf dem Weihnachtstisch. In Tschechien gibt es zu Heilig Abend traditionell panierten Karpfen. Die meisten Fische aus Habrovice sind für die weitere Zucht bestimmt oder werden in der Elbe ausgesetzt. Die Fische, welche vor Weihnachten verkauft werden, kommen ab Mitte Dezember in den Handel. Viele werden aus großen Bottichen vor Supermärkten direkt an die Kunden verkauft. Nicht wenige setzen den Karpfen dann noch einmal in der heimischen Badewanne aus und schlachten ihn selbst.
Abkürzung für Radtouristen in Děčín
Für Radfahrer gibt es seit einigen Tagen in Děčín einen neuen Radweg. Der Weg ist zwar nur 380 Meter lang, sein Beitrag für einen sicheren Verkehr in der Elbestadt ist aber immens. Der Abschnitt führt auf der rechtselbischen Seite der Stadt direkt am Fluss Ploučnice hinter dem Kaufland-Markt und dem Aquapark entlang. Er ist Teil des Ploučnice-Radwegs und ist auch für Fußgänger ausgelegt. Damit bekommen Radfahrer einen eigenen Weg. Bisher mussten sie von Osten kommend ab dem Eisstadion auf die relativ befahrene Straße Oblouková einbiegen. Mit dem neuen Weg weichen Radfahrer nun dem Autoverkehr fast komplett aus. Nach dem Aquapark mündet der neue Radweg in die Ploučnická-Straße. Von dort geht es dann nach rechts über die historische Altstädter Brücke, die nur von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden darf. Weiter bis zum Elberadweg verläuft die Radstrecke dann nur noch über autofreie Wege.
Mit dem neuen Abschnitt, der innerhalb von sieben Monaten gebaut wurde, hat sich die Anbindung des Ploučnice-Radwegs an den Elberadweg im Stadtgebiet von Děčín erheblich verbessert. Die Kosten beliefen sich auf 35 Millionen Kronen (rund 1,4 Millionen Euro), davon kam gut die Hälfte aus Fördermitteln der Europäischen Union. In der Umgebung des Radwegs werden zwar bis Jahresende noch letzte Arbeiten ausgeführt, er kann aber bereits genutzt werden.
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