Euroregion Elbe/Labe

Wochenrückblick Nr. 57

Regionalforum in Liberec – Interessent für Bahnhof Moldava – Tschechien kürzt Alt-Kommunisten die Rente – Nationalpark beseitigt 640 Bäume in Hřensko – Weihnachtsmärkte in der Grenzregion

22.11.2024

Regionalforum in Liberec

Gestern und heute fand in Liberec das 2. Deutsch-Tschechische Regionalforum statt. Nach Chemnitz im letzten Jahr war diesmal Liberec der Tagungsort. Ziel des Regionalforums ist die engere Vernetzung von unterschiedlichsten Institutionen und engagierten Menschen zur besseren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Tschechien und Sachsen bzw. Bayern. Inhaltliche Themen waren die Zukunft von INTERREG, die Verbesserung der nachbarsprachlichen Bildung sowie nachhaltiger Tourismus. Dazu tauschten die mehr als 200 Teilnehmenden sich in mehreren Workshops aus und suchten gemeinsam nach Lösungen für bestehende Probleme.

Das Regionalforum ist eine Art Vorstufe zum sog. Regionalrat, der im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vereinbart worden war und als regelmäßig tagendes Gremium zur Lösung von Problemen im Grenzraum beitragen sollte. Vorangetrieben wurde dies vom sächsischen Europaministerium und vom Auswärtigen Amt. Da in beiden demnächst (höchstwahrscheinlich) personelle Wechsel anstehen und andere Parteien zum Zuge kommen werden, ist die Zukunft des Regionalforums ungewiss. Viele wünschten sich ein Treffen im nächsten Jahr in Bayern. Wir sind gespannt.

Interessent für Bahnhofsgebäude in Moldava

Wartesaal im Bahnhof Moldava v Krušných horách
Wartesaal im Bahnhof Moldava v Krušných horách (© R.D. - Rolf-Dresden, Wikimedia; CC BY-SA 3.0)

Das stark vernachlässigte Bahnhofsgebäude in Moldava im Erzgebirge hat womöglich eine Perspektive. Nachdem die Gemeinde mehrmals erfolglos versuchte, das Gebäude zu verkaufen (siehe auch Wochenrückblick Nr. 54 vom 1.11.), könnte es nun doch bald einen Abnehmer finden. Denn der Verein Výtopna Zdice aus dem gleichnamigen mittelböhmischen Ort unweit von Beroun südwestlich von Prag möchte das Gebäude zum Preis der letzten Bieterrunde kaufen. Damals hatte Moldava den Bahnhof in einer Auktion für 3 Millionen Kronen (120.000 Euro) angeboten. Der Verein möchte Grundstück und Gebäude in ein Eisenbahn-Museum umwandeln. Er betrieb fast 20 Jahre ein Museum in Zdice, wurde aber wegen Baufälligkeit vom Eigentümer České dráhy (Tschechische Eisenbahnen) kürzlich gekündigt und ist nun auf der Suche nach Ersatz in Moldava fündig geworden.

Bereits am 7. Dezember möchte der Verein aus Anlass 140 Jahre Ankunft des ersten Zuges in Moldava einen Teil seiner Ausstellung in Moldava zeigen. Außerdem gibt es eine stilechte Fahrkarte in Erinnerung an die erste Ankunft. Der Verein kündigte außerdem eine kleine Modellbahnanlage der Größe TT an. Es werden Eisenbahnsouvenirs verkauft und für einen kleinen Adventsimbiss ist gesorgt. Die Veranstaltung beginnt 11 Uhr und läuft bis 19 Uhr. Von Teplice fährt ein Nikolauszug. Außerdem ist der Bahnhof durch den üblichen Wochenendverkehr per Zug zu erreichen.

Laut Rundfunk Český rozhlas hat sich der Verein mit der Gemeinde auf eine nicht rückzahlbare erste Rate von 500.000 Kronen (20.000 Euro) geeinigt. Bis Mitte nächsten Jahres ist der restliche Teil des Kaufpreises von 2,5 Millionen Kronen fällig.

Tschechien kürzt Alt-Kommunisten die Rente

Tschechien hat ehemaligen kommunistischen Funktionären die Renten gekürzt. Laut Arbeits- und Sozialministerium erhalten sie im Schnitt 1.473 Kronen weniger monatliche Rente, das entspricht rund 58 Euro. Von der Kürzung sind 177 Personen betroffen.

Im Gegenzug wurde bei 430 früheren Dissidenten die Rente im Schnitt um 4.400 Kronen monatlich (rund 174 Euro) angehoben. Arbeits- und Sozialminister Marian Jurečka kommentierte den Schritt als eher symbolischen Akt, um Menschen für ergangenes Unrecht aus sozialistischen Zeiten zu entschädigen.

Oppositionelle konnten in der Regel in dem kommunistischen Regime vor 1989 nur in schlecht bezahlten Aushilfsjobs arbeiten bzw. wurden aus ihren Arbeitsplätzen entfernt. Dazu kommen teils langjährige Gefängnisaufenthalte. Dadurch sind sie beim Anspruch auf Altersrente häufig deutlich schlechter gestellt als gerade kommunistische Alt-Funktionäre.

Nationalpark beseitigt 640 Bäume in Hřensko

Erinnerungen an den schlimmen Waldbrand vor zwei Jahren wurden wach. Damals hatten Hubschrauber beim Löschen aus der Luft geholfen. Teils kamen die Helfer aus dem Ausland. Auch diesmal kam der Hubschrauber aus dem Ausland. Ein Mi-8 der slowakischen Firma Techmont beseitigte Anfang November gefällte Bäume von den steilen Hängen oberhalb der Straße zwischen Hřensko und Schmilka. Der Hubschrauber war im Auftrag des Nationalparks Böhmische Schweiz im Einsatz und transportierte an zwei Tagen knapp 20 Tonnen Holz aus dem Wald. Dabei geht es um von Borkenkäfer und Waldbrand geschädigte Bäume, die in den letzten Monaten aus Sicherheitsgründen gefällt wurden. An den zwei Tagen wurde aber nur ein Bruchteil der gefällten Bäume abtransportiert. Denn diese ersten Flüge sind zunächst ein Testlauf, den der Nationalpark nun auswertet.

„Der Transport von Bäumen mit dem Hubschrauber ist für uns nichts neues. Hier ging es aber darum herauszufinden, wie viel Personal am Boden für einen effizienten Einsatz benötigt wird. Erschwerende Faktoren sind das stark abschüssige Gelände sowie die Nähe von Häusern und Straßen“, wird Nationalparksprecher Tomáš Salov in der Tageszeitung Děčínský deník zitiert. Das Personal wurde also nicht nur zur Vorbereitung und Nachbereitung des Transports benötigt, sondern auch zur Sicherung bzw. Sperrung des betroffenen Gebiets.

Insgesamt ließ der Nationalpark 640 Bäume fällen, und das nicht nur oberhalb der Straße Hřensko - Schmilka, sondern auch oberhalb von Hřensko im Tal der Kamenice. Die müssen bis März nächsten Jahres abtransportiert sein. Dann beginnt die Brutzeit der Vögel. Gelingt der Transport nicht bis März, kann die Arbeit erst wieder im August fortgesetzt werden.
Die Beseitigung der gefällten Bäume ist nötig für den Schutz der Stahlnetze oberhalb von Hřensko, die den Ort vor herabfallenden Felsbrocken schützen. Die Stahlnetze sind dafür ausgelegt, bis zu 20 Tonnen schwere Felsstücke aufzuhalten. Die Baumstämme können die Netze aber beschädigen oder anderweitig die Funktionsfähigkeit beeinträchtigen.
Die Beseitigung der Baumstämme mit dem Hubschrauber ist laut Nationalpark die einzig mögliche in dem schwer zugänglichen Gelände. Sie kostet aber auch viel Geld. Der Nationalpark rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 8 Millionen Kronen (320.000 Euro).

Weihnachtsmärkte in der Grenzregion

Weihnachtsmarkt in Ústí nad Labem
Weihnachtsmarkt in Ústí nad Labem

In der anstehenden Vorweihnachtszeit laden in Sachsen wie in Tschechien wieder eine Vielzahl von Weihnachtsmärkten zu einem Besuch ein. Um die Menschen dabei auch mal über die Grenze zu locken, hat die Euroregion Elbe/Labe auf ihrer Website einen umfassenden (wenn nicht gar vollständigen) Überblick der Weihnachtsmärkte in ihrem Gebiet erstellt. Es sind über 50 Märkte zusammengekommen, davon ca. 1/4 auf tschechischer Seite. WIr hoffen, auf diese Weise auch zu Begegnungen über die Grenze hinweg beitragen zu können.

Zur Übersicht der Weihnachtsmärkte

 

 


 

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