Euroregion Elbe/Labe

Wochenrückblick Nr. 22

Direktbus von Schmilka zum Prebischtor – Elbe-Werft bei Děčín ist insolvent – Durchschnittseinkommen in Tschechien bei rund 10.700 Euro – Kleine Skigebiete ziehen Schlussstrich – Parlament lehnt "Ehe für alle" ab

01.03.2024

Mit Direktbus von Schmilka zum Prebischtor

Die Buslinie 435 verbindet ab Ende März Schmilka mit Mezná und fährt häufiger.
Die Buslinie 435 verbindet ab Ende März Schmilka mit Mezná. (© Tourismusverband Böhmische Schweiz)

Mit Beginn der Ausflugssaison verbessert sich die Verkehrsverbindung aus Sachsen in die Böhmische Schweiz. Die neue Buslinie 435 fährt künftig an Wochenenden und Feiertagen jede Stunde ab Schmilka, Parkplatz über Hřensko, Mezní Louka bis nach Mezná. Er hält auch an der Haltestelle Tři prameny, wo der Fußweg zum Prebischtor (Pravčická brána) beginnt.

Die Linie 435 gab es schon bisher. Geändert hat sich der Verlauf. Außerdem fährt sie mit dem Stundentakt deutlich häufiger. Sie nimmt ihren Betrieb Karfreitag (29. März) auf und verkehrt das ganze Jahr bis zum 3. November. In den beiden Sommermonaten Juli und August verkehrt der Bus sogar täglich.

Für Touristen aus Sachsen ergeben sich damit zwei Zustiegsmöglichkeiten: eine in Schmilka und eine in Hřensko, wo die Fähre von der S-Bahn-Station Schöna übersetzt. Wie die genauen Anschlüsse ausfallen, muss sich noch zeigen, da der Fahrplan erst am 20. März vom Rat des Bezirkes Ústí verabschiedet wird. "Eine Anbindung an die S-Bahn und die Fähre war nicht primär unser Thema", sagt Magdalena Fraňková, Sprecherin des Bezirks Ústí. "In Verbindung mit der Linie 438, die von Děčín kommt und um eine halbe Stunde versetzt ebenfalls nach Mezná fährt, ergibt sich aber ein interessanter Halbstunden-Takt von Hřensko nach Mezná", so Fraňková weiter.

Die Busse der Linie 435 halten überdies in der Nähe der Fähre von Schöna, was ein Umsteigen erleichtert. Überdies ist in der noch zu verabschiedenden Fahrplanversion an der nächsten Haltestelle Hřensko střed (Mitte) eine Umsteigemöglichkeit zur Linie 434 vorgesehen, mit der man nach Jetřichovice (Dittersbach) und Krásná Lípa (Schönlinde) weiterfahren kann. Die Busse 438 halten weiter an der Haltestelle Hřensko, nábřeží.

Die 435 soll trotz des Beginns in Schmilka komplett im tschechischen Tarif DÚK (Verkehrsverbund des Bezirks Ústí) fahren, so dass kein grenzüberschreitender Tarif anfällt. Die Fahrkarte von Schmilka bis zum Prebischtor-Abzweig Tři prameny kostet zum Beispiel 20 Kronen (0,80 Euro), das Ticket bis Mezná 31 Kronen (1,24 Euro). Gezahlt wird in den Bussen entweder bar in Kronen oder mit der Kreditkarte. Das Elbe-Labe-Ticket gilt in dem Bus natürlich auch.

Kurz vor Ostern fallen übrigens die baubedingten Einschränkungen auf deutscher Seite zwischen Bad Schandau und Schmilka weg. Ab 20. März fährt die S-Bahn wieder bis Schöna. Auch die Nationalparkbahn verkehrt wieder in regulärer Weise.

Auch in diesem Jahr können Urlauber, die mindestens zwei Nächte in der Böhmischen Schweiz, dem tschechischen Elbsandsteingebirge oder im Schluckenauer Zipfel übernachten, öffentliche Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Die Gutscheine dafür werden elektronisch in den Hotels und Pensionen ausgegeben. Da das allerdings nicht immer automatisch passiert, empfiehlt es sich notfalls nachzufragen.

Elbe-Werft bei Děčín ist insolvent

Die Werft in Děčín
Die Werft in Děčín, vom Zug aus gut auf der anderen Elbseite zu sehen (© České loděnice Děčín)

Eine der letzten Elbe-Werften ist zahlungsunfähig. Das Bezirksgericht in Ústí nad Labem (Aussig) stimmte dem Insolvenzantrag von 30 Beschäftigten der Firma České loděnice zu. Die Firma mit Werft im Děčíner Stadtteil Křešice schuldet den Beschäftigten über eine Million Kronen (rund 40.000 Euro) ausstehende Gehaltszahlungen. Damit kamen die Beschäftigten einem Antrag der Firma selbst zuvor. Darin ist von Verbindlichkeiten in Höhe von 60 Millionen Kronen (2,4 Millionen Euro) die Rede. Doch das ist noch nicht alles. Weitere Gläubiger sind aufgefordert sich zu melden. Gleichzeitig hat die Firma bereits eine Vorlage zur Reorganisation der Firma vorbereitet. Der muss der Gläubigerausschuss in der ersten Maihälfte zustimmen.

Die Probleme der Werft begannen mit der Covid-Pandemie 2020 und verstärkten sich mit steigenden Energiepreisen im Jahr darauf und der allgemein hohen Inflation, die mit der russischen Aggression in der Ukraine noch an Fahrt aufnahm. Hinzu kam eine schleppende Zahlungsmoral von Kunden der Werft. Ein dauerhaftes Problem für die Werft war auch die unsichere Schiffbarkeit der Elbe. In manchen Jahren dauerte es Monate, bis fertige Schiffe zu den Auftraggebern in die Niederlande oder nach Deutschland transportiert werden konnten.

Die Tradition des Schiffbaus in der Werft von Křešice reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. In den letzten Jahren liefen vor allem Schiffsrumpfe für große Güterschiffe vom Stapel, die daraufhin im Schiffsverband nach Deutschland oder in die Niederlande transportiert und dann vor Ort fertig montiert wurden.

Die Zukunft der Werft liegt nun in den Händen der Gläubiger. Stimmt eine Mehrheit von ihnen im Mai der Restrukturierung zu, kann es mit dem Schiffsbau in Děčín weitergehen. Lehnen sie den vorgelegten Plan ab, dürfte das Ende der 150-jährigen Geschichte des Schiffbaus in Děčín nicht mehr zu verhindern sein.

Durchschnittseinkommen in Tschechien bei rund 10.700 Euro

Das Durchschnittseinkommen in Tschechien lag 2022 bei 259.900 Kronen (entsprach Ende 2022 ca. 10.700 Euro) pro Person und Jahr. Es ist damit zwar im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent gestiegen. Aufgrund der sehr hohen Inflation – einer der höchsten in Europa – sanken die Einkommen allerdings real um 6,5 Prozent. Dies teilte das tschechische Statistikamt (ČSÚ) diese Woche mit, welches dafür jedes Jahr 11.500 Haushalte befragt.

Die Zahl der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, sank 2023 von 10,2 auf 9,8 Prozent. Die Armutsgrenze in Tschechien lag bei einem Einkommen von 16.774 Kronen (ca. 661 Euro nach aktuellem Kurs) pro Monat für eine alleinstehende Person. In der EU-Statistik betrachtet man in Hinblick auf Armut zudem die sog. materielle und soziale Entbehrung. Die wird angenommen, wenn Menschen sich 5 von 13 ausgewählten Produkten nicht leisten können (mehr dazu beim Statistischen Bundesamt). Davon waren letztes Jahr in Tschechien 6,3 Prozent der Menschen betroffen, gegenüber 4,8 Prozent im Vorjahr.

Kleine Skigebiete ziehen Schlussstrich

Die kleinen Skigebiete im Bezirk Ústí haben die Wintersaison für beendet erklärt. Einige hatten noch die Hoffnung, erneut zu beschneien, sollten die Temperaturen doch noch unter Null fallen. Aber nachdem die Frühlingsferien in Tschechien fast vorbei sind und auch in Deutschland wieder die Schule läuft und das Wetter sogar noch wärmer geworden ist, lohnt es sich nicht mehr. Lediglich am Klínovec (Keilberg) oder Ještěd (Jeschken) sowie im Riesengebirge laufen noch die Lifte.
Für die meisten Skigebiete im Bezirk Ústí war es ein Winter zum Vergessen. Zwar kamen sie dank des frühen Schnees im November auf so viele Lifttage wie in einer normalen Saison. Aber schon im Januar herrschte eher regnerisches Wetter, weshalb wenig Besucher kamen. Einzig in Klíny zeigte man sich mit der Zahl der Besucher zufrieden.

Parlament lehnt "Ehe für alle" ab

Im tschechischen Parlament fand ein Gesetzesvorschlag für eine "Ehe für alle" keine Mehrheit. Die Abgeordneten stimmten dagegen am Mittwoch mit deutlicher Mehrheit von 123 zu 53 Stimmen einem Kompromissentwurf zu, nach dem die Rechte von gleichgeschlechtlichen Paaren künftig deutlich gestärkt werden. Die Partner können nun eine eingetragene Partnerschaft eingehen, in der ein Partner das leibliche Kind des anderen adoptieren kann. Auch hat ein Partner beim Tod des anderen neu Anspruch auf Witwen- bzw. Witwerrente.

 


 

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