Fürstenau madonna and chapel in Přední Cinovec
Der Fürstenauer Madonnenaltar hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die vielfältig mit den sächsisch-böhmischen Beziehungen in der Grenzregion verknüpft ist. Die Details der Geschichte finden Sie auf einer gesonderten Seite, hier nur ein kurzer Abriss: Der spätgotische Altar stammt vermutlich ursprünglich aus Pirna und befand sich danach viele Jahrzehnte (eher Jahrhunderte) in der Kirche in Fürstenau. Nachdem im 18. Jahrhundert unter Kaiser Joseph II. die Wallfahrten in Österreich-Ungarn - damit auch in Böhmen - stark eingeschränkt wurden, fanden die Bewohner von Vorderzinnwald und anderen Orten in der Nähe eine Alternative: Sie pilgerten zum Madonnenaltar in Fürstenau, also in eine protestantische Kirche. Das blieb nicht ohne Konflikte. Als 1887 die Fürstenauer Kirche neu gebaut wurde, war für den Altar kein Platz mehr darin und er wurde nach Vorderzinnwald verschenkt. Dort wurde, nur wenige Meter von der Grenze entfernt, eine Kapelle dafür errichtet. Diese wurde nach der Vertreibung der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg abgerissen. Der Altar landete über Umwege im Regionalmuseum in Teplice.
Wenn Sie sich den Altar im Museum in Teplice anschauen, werden Sie sicher ebenfalls von der Kunstfertigkeit und Lebendigkeit der Schnitzarbeiten beeindruckt sein. Er hat also nicht nur einen geschichtlichen, sondern auch einen hohen künstlerischen Wert.
Aus beiden Gründen war es der Euroregion Elbe/Labe daran gelegen, den Altar und die Kapelle wieder vor Ort erlebbar zu machen. Da ein Wiederaufbau ausgeschlossen war, haben wir beide in virtueller Form wiederauferstehen lassen. Am Ort der ehemaligen Kapelle (siehe Karte) in Vorderzinnwald können Sie mit einem Smartphone bzw. Tablet den Altar und die Kapelle in der Landschaft so betrachten, als ob sie noch da wären (sog. Augmented Reality). Sie können sehr nah an den Altar herantreten und sich dessen Details in 3D anschauen. Das obige Video zeigt Ihnen dies sehr anschaulich. Genaueres zum Projekt erfahren Sie unten.
The project
Die Umsetzung des Projektes begann im November 2021. Für die Darstellung in 3D wurde per Laserscan ein 3D-Modell des Madonnenaltars im Museum in Teplice angefertigt. Dieses wurde mit hochaufgelösten Fotos vervollständigt.
Die Kapelle musste jedoch auf andere Weise virtuell wiederauferstehen, da sie ja nicht mehr existiert. Hier wurde auf Basis alter Fotografien ein 3D-Modell konstruiert und mit geeigneten Texturen belegt. Die Kapelle sieht deshalb weniger realistisch aus als der Altar. Einen guten Eindruck von Ihrer Wirkung in der Landschaft erhält man aber dennoch.
Letztendlich mussten beide Modelle im Internet veröffentlicht werden, so dass sie per sog. Augmented Reality, also als richtig positionierte Einblendungen in das Kamerabild eines Mobiltelefons oder Tablets, erlebbar werden. Es sollte hierfür keine Installation einer gesonderten App notwendig, sondern alles direkt im Browser nutzbar sein. Dafür kommt die noch recht junge Technik WebAR zu Einsatz, die leider noch nicht von allen Browser unterstützt wird. Insbesondere Safari auf Apple-Geräten hängt da noch hinterher. Auf diesen Geräten ist das Erlebnis deshalb etwas eingeschränkt.
An der Infotafel neben dem ehemaligen Standort der Kapelle befindet sich ein QR-Code, der auf eine Seite führt, von wo aus man die Applikation für das 3D-Erlebnis starten kann. Dafür müssen einige Daten heruntergeladen werden, was vor Ort je nach Mobilfunkempfang etwas länger dauern kann. Bei Erfolg kann man sein Gerät in Richtung der Kapelle halten und sieht diese als Einblendung im Kamerabild an der Stelle, wo sie früher stand. Man kann sich ihr nähern oder um die herumgehen und von allen Seite betrachten. Kommt man ihr sehr nahe, löst das Bild sich auf und stattdessen erscheint der Madonnenaltar in der Landschaft. Auch diesen kann man nun sehr genau von allen Seiten betrachten.
Das Projekt "Madonnenaltar in 3D" wurde mit Mitteln der Europäischen Union aus dem Kleinprojektefonds in der Euroregion Elbe/Labe unterstützt.