Wochenrückblick Nr. 24
15.03.2024
Nationalpark sperrt Edmundsklamm für weitere drei Jahre
Die beliebte Edmundsklamm (Edmundova soutěska) in der Böhmischen Schweiz bleibt deutlich länger geschlossen als bisher bekannt. Der Nationalpark Böhmische Schweiz teilte mit, dass er bis 2027 keine Baumfällarbeiten in und oberhalb der Edmundsklamm durchführen wird. Das gleiche gilt für den Gabrielensteig (Gabrielina stezka) von Mezní Louka (Rainwiese) zum Prebischtor (Pravčická brána). Damit bleiben die beliebten Wege aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Die Umgebung der beiden Wege soll nach Aussagen der Nationalparkverwaltung für drei Jahre sich selbst überlassen bleiben. „Es hat sich gezeigt, dass wir die Wege am schnellsten wieder öffnen können, wenn wir der Natur noch etwas Zeit geben, sich zu regenerieren“, begründet Nationalparkleiter Pavel Kříž. Im Rahmen von Studien wurde u.a. eine Probefällung oberhalb der Edmundsklamm durchgeführt. Der Eingriff habe gezeigt, dass eine Fällung im großen Stil die Natur rund um die Wege zerstören würde und eine Sicherheit gleichzeitig nicht gegeben wäre. „Die Fällungen würden die dünne Bodenschicht stören“, so Direktor Kříž. Dabei könnten sich Steine und Felsbrocken lösen. Zudem sind die Fällungen selbst nicht ungefährlich und mit hohe Kosten verbunden.
Die verbrannten Stumpfe einfach stehen lassen, hat laut Kříž noch weitere Vorteile. Sie speichern Feuchte und sorgen für einen nachhaltigen Abfluss von Regenwasser in Bodenschichten. Gleichzeitig sind die Baumstümpfe Futter für Insekten, die wiederum als Nahrung Vögel in dem Gebiet halten. Einige Vogelarten sowie Fledermäuse nutzen die toten Bäume zugleich als Nistplatz. Außerdem haben die verbrannten Bäume noch tausende Samen gestreut, die im letzten Jahr aufgegangen sind. Auch diese natürliche Aufforstung würde der Holzeinschlag zerstören. Ein vom Nationalpark in Auftrag gegebenes Video zeigt, wie es jetzt am Gabrielensteig und oberhalb der Edmundsklamm aussieht und welche Folgen ein Einschlag hätte.
Die Sperrung bis ins Jahr 2027 ist ein harter Schlag. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich vor allem die Gemeinde Hřensko enttäuscht, der die Edmundsklamm gehört und welche die Kahnfahrten betreibt. „Das Problem ist ja, dass wir in weiten Teilen die Aufgaben des Staates übernehmen. Wir finanzieren eine Feuerwehr, die sich nicht nur an vorderster Linie um Brandschutz kümmert, sondern auch um die Bergwacht. Wir geben viel Geld für die Ortspolizei aus, die in vielerlei Hinsicht die abwesende staatliche Polizei ersetzt. Das kostet viel Geld und da fehlen uns die Einnahmen aus der Edmundsklamm schmerzlich“, sagte der stellvertretender Bürgermeister Robert Mareš in einer ersten Reaktion der Tageszeitung Mladá fronta Dnes.
Zoo Děčín für drei Monate autofrei
Wer in den kommenden Monaten den Zoo in Děčín besuchen möchte, muss sich auf einen kleinen Spaziergang einstellen. Wegen Bauarbeiten ist die einzige Zufahrtsstraße zum Zoo, die Žižkova-Straße, seit Montag gesperrt. Ab 9. Juni soll die Straße wieder frei sein und damit noch vor Beginn der Hauptsaison. Doch bis dahin sind Besucher mit Kondition gefragt, denn der Zoo liegt oberhalb der Schäferwand (Pastýřská stěna). Zwar ist die Straße nur in der Woche zwischen 8 und 17 gesperrt. Aber die Zeiten können sich noch ändern und die Durchfahrt ist außerhalb der Zeiten der Bauarbeiten nur für PKWs möglich.
So oder so empfiehlt der Magistrat von Děčín, das Auto auf dem Parkplatz an der Straße Práce zwischen Eisenbahnschienen und Elbe abzustellen und den Fußweg über die Jahn-Aussicht (benannt nach dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn) und weiter bergauf zum Zoo zu nutzen. Mit 670 Metern wäre das zugleich der kürzeste Weg zum Zoo. Diese Variante ist auch vom Hauptbahnhof gut erreichbar. Als zweite Möglichkeit wird der rot markierte Wanderweg ab Tyrš-Brücke über die Puchmayerova-Straße hinauf zur Schäferwand empfohlen. Das Auto könnte dann am Parkplatz unterhalb der Tyrš-Brücke geparkt werden. Dieser Weg ist mit knapp einem Kilometer etwas länger.
Für den Zoo kommt die Sperrung zur Unzeit, denn er feiert in diesem Jahr sein 75. Jubiläum. In einer ersten Reaktion verlegte er eine seiner Veranstaltungen zum Jubiläum kurzerhand vom Mai in den August. Nunmehr ruft der Zoo am 31. August seine Fans auf, mit einem Bären-Nicki in den Zoo kommen. Denn der Sibirische Braunbär Bruno ist das Maskottchen des Zoos und mit Abstand beliebteste Tier. Mit möglichst vielen Nicki-Trägern möchte der Zoo einen neuen Rekord aufstellen.
Tschechien feiert 25 Jahre NATO-Mitgliedschaft
Drei JAS-39 Gripen-Jagdflieger, zwei Eurofighter Typhoon-Kampfflugzeuge und ein A-400MS Atlas-Transporter aus Deutschland flogen am 12. März nur 200 Meter über die tschechische Hauptstadt. Mit dieser symbolträchtigen Formation feierte Tschechien 25 Jahre Mitgliedschaft in der NATO. Im März 1999 traten auch Polen und Ungarn als erste ehemalige Ostblock-Staaten dem transatlantischen Verteidigungsbündnis bei.
Als Ehrengast nahm der damalige US-Präsident Bill Clinton an den Feierlichkeiten in Prag teil. Sein Besuch rief Erinnerungen wach, zumal der tschechische Präsident und frühere höchstrangige NATO-General Petr Pavel seinem Gast einen Besuch im legendären Jazz-Club Reduta ermöglichte. Dorthin hatte ihn 1994 der frühere Präsident Václav Havel ausgeführt. Clinton war nicht nur begeistert, sondern ließ sich auch zu einem Saxophon-Solo überreden.
Das Musizieren überließ er an diesem Abend anderen, aber er erinnerte daran, dass er es war, der die gebürtige Tschechin Madeleine Albright erst zur UNO-Botschafterin und später zur Außenministerin ernannte. Albright, gute Freundin Havels, unterstützte vehement dessen Bemühen, Tschechien so schnell wie möglich in die NATO zu bekommen. Dafür setzte Havel sein ganzes außenpolitisches Gewicht ein, und es ist bezeichnend für die Prioritäten in dem Nachbarland, dass Tschechien zuerst der NATO beitrat und dann der Europäischen Union.
Es war ebenfalls bezeichnend, dass ausgerechnet in dieser Woche Tschechien melden konnte, genug Geld für den Kauf von 800.000 Schuss Artilleriemunition in Drittstaaten eingesammelt zu haben, um damit kurzfristig den Munitionsmangel in der Ukraine zu beheben. Der britische The Telegraph konnte diese Initiative nicht hoch genug einschätzen. "Wenn es stimmt, dass die Artillerie der König des Krieges ist, dann ist dieses kleine osteuropäische Land gerade der Königsmacher..." Außer der Tatsache, dass sich Tschechen eher als Mitteleuropäer sehen, werden diesen Satz in Tschechien viele unterschreiben können.
Verstimmung zwischen Prag und Bratislava
Wo sonst kein Blatt dazwischen passt, herrscht gerade kühle Distanz: Die beiden Nachbarländer Tschechien und Slowakei, die sich vor über 30 Jahren vorbildlich aus der Tschechoslowakei in zwei unabhängige Staaten getrennt haben, sind gerade über den Umgang mit der russischen Aggression in der Ukraine entzweit. Die tschechische Regierung hatte Anfang März beschlossen, die regelmäßigen Regierungskonsultationen auszusetzen.
Erst im Herbst, nachdem in Bratislava der Linkspopulist Robert Fico das Amt des Regierungschefs übernommen hatte, waren sich beide Seiten einig gewesen, die Konsultationen fortzusetzen. Auch der Gipfel der Visegrád-Staaten, also zwischen Ungarn, Polen, der Slowakei und Tschechien, war Ende Februar in Prag versöhnlich zu Ende gegangen. Dabei könnten die Auffassungen zu Russland und der Ukraine gerade unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite stehen der Pole Donald Tusk und der Tscheche Petr Fiala, beide klare Verbündete der Ukraine und überzeugte Transatlantiker. Auf der anderen Seite mit Viktor Orbán der ewige Störenfried in der EU, der von seiner Putin-Verehrung nicht lassen mag. Robert Fico mag andere Beweggründe haben, aber in seiner prorussischen Haltung nimmt er sich mit Orbán nichts.
Damit war aber für Prag nun eine rote Linie überschritten. Die Tschechen haben gerade erfolgreich eine Koalition für Munitionslieferungen an die Ukraine geschmiedet. Da ist die Weigerung Ficos, die Ukraine militärisch zu unterstützen, ein Affront. Wie lange die neue Eiszeit dauert und ob und wann die Konsultationen wieder aufgenommen werden, ist noch nicht bekannt.
Wenn Sie unseren Wochenrückblick regelmäßig in Ihr Email-Postfach bekommen möchten, melden Sie sich für unseren Newsletter an.
Die Erstellung dieses Newsletters wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.