Natur und Landschaft
Elbe
Verbindendes Element der Region ist der Fluss Elbe (tschechisch Labe). Sie durchfließt die Euroregion von Südost nach Nordwest auf einer Länge von ca. 180 km.
Landschaften
Die Elbe entspringt im Riesengebirge an der tschechisch-polnischen Grenze und fließt anfangs in Richtung Süden, um dann einen großen Bogen in Richtung Westen zu machen. Bei Mělník, kurz bevor sie die Euroregion Elbe/Labe erreicht, vereinigt sie sich mit der Moldau (Vltava). Eigentlich müsste der weitere Fluss Moldau heißen, denn diese ist am Zusammenfluss sowohl länger (430 km vs. 260 km) als auch wasserreicher. Aber sie fließt trotzdem als Elbe weiter, erstmal noch durch recht flaches Land.
Bei Litoměřice erreicht sie das Böhmische Mittelgebirge. Diese Stelle zwischen den ersten hohen Bergen wird Porta Bohemica genannt. Mit einigen Windungen bahnt sich die Elbe nun ihren Weg durch das Böhmische Mittelgebirge und das anschließende Elbsandsteingebirge. In beiden Gebirgen sind viele wunderschöne Aussichten auf den Fluss zu finden. Eine davon (am Buková Hora) wurde von Alexander von Humboldt zu den schönsten Aussichten der Welt gezählt.
Nach der Sächsischen Schweiz durchfließt die Elbe mit wenig Gefälle die sogenannte Dresdner Elbtalweitung, welche von Pirna bis Meißen reicht. Ursprünglich bildete sie hier viele Nebenarme, Auen und Sümpfe, was sich aber durch jahrhundertelange Besiedlung längst geändert hat. Aufgrund des günstigen Klimas ist an den rechtselbischen Hängen Weinbau möglich.
Wasserqualität
Vor 1989 war die Elbe ein sehr schmutziger Fluss, in den sowohl auf tschechischer wie auf deutscher Seite viele Abwässer chemischer Betriebe und von Siedlungen weitgehend ungeklärt eingeleitet wurden. Seitdem hat die Situation sich jedoch deutlich gebessert. Man kann mittlerweile in der Elbe wieder baden (was wegen der Strömung nicht üblich ist), und auch die zu Millionen in den Nebenflüssen ausgesetzten Lachse sowie andere Fische sind wieder zurückgekehrt.
Hochwasser
Die Elbe neigt gelegentlich zu Hochwasser, was u.a. damit zusammenhängt, dass fast das gesamte Gebiet der Tschechischen Republik seine Wässer über die Elbe in Richtung Nordsee schickt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das Böhmische Becken fast komplett von Gebirgen umgeben ist, die die Wasserscheiden darstellen. 2002 sorgte das erste "Jahrhunderthochwasser" seit langem für große Zerstörungen. Seitdem wurde viel in den Hochwasserschutz (auch an den Zuflüssen) investiert, so dass das nächste "Jahrhunderthochwasser" im Jahr 2013 trotz ähnlicher Pegelstände wesentlich glimpflicher ausging. Gerade im engen Elbtal in der Böhmischen und Sächsischen Schweiz ist ein Schutz jedoch kaum möglich. Wenn man hier die Markierungen der Hochwasserstände von Jahren wie 2002 oder 1845 an Häusern sucht, muss man den Kopf ziemlich weit in den Nacken legen.
Flusskilometrierung
Die Kilometrierung der Elbe kann nach verschiedenen Systemen erfolgen. Ursprünglich wurde der Kilometer Null am Zusammenfluss mit der Moldau verortet. An der deutsch-tschechischen Grenze bei Hřensko lag dann Flusskilometer 109. Seit einigen Jahren folgt die Kilometrierung dem oft verwendeten System, ab der Flussmündung aufwärts zu zählen. Auf tschechischer Seite liegen danach die Flusskilometer 829 bis 726 in der Euroregion.
Die ausgeschilderte deutsche Flusskilometrierung beginnt am Gelobtbach und verläuft anfangs 3,5 km parallel zur tschechischen, da die Staatsgrenze hier in der Flussmitte liegt. Bei Flusskilometer 70 verlässt die Elbe die Euroregion Elbe/Labe und fließt noch weitere 660 km bis zur Nordsee.
Schifffahrt
Die Elbe ist seit Jahrhunderten eine wichtige Binnenwasserstraße. Auf tschechischer Seite sorgen mehrere Staustufen (die letzte bei Ústí nad Labem) für eine ganzjährige Schiffbarkeit sowie für Hochwasserausgleich. Auf deutscher Seite wird der Fluss nicht reguliert und ist aufgrund Niedrigwassers immer öfter nicht schiffbar. Der Klimawandel wird immer häufiger für solche Situationen sorgen. Die flachen Dampfer der Weißen Flotte Dresden sind meist die letzten, die noch fahren können. Die Menge der auf dem Fluss transportierten Güter auf dem deutschen Oberlauf der Elbe hat infolgedessen seit 1990 stark abgenommen.
Auf tschechischer Seite werden seit einigen Jahren Pläne diskutiert, in der Nähe von Děčín eine weitere Staustufe zu errichten. Von deutscher Seite wird dieses Vorhaben vor allem aufgrund der Umweltauswirkungen abgelehnt.
Osterzgebirge
Die höchsten Berge in der Euroregion Elbe/Labe finden sich im Erzgebirge. Dieses Gebirge erstreckt sich auf einer Länge von ca. 150 km entlang der sächsisch-tschechischen Grenze, welche in etwa auf seinem Kamm verläuft. Nur das Osterzgebirge liegt auf einer Länge von etwa 25 km in der Euroregion Elbe/Labe.
Auf deutscher Seite steigt das Osterzgebirge vom Rande des Elbtals nach Süden langsam an, um dann auf tschechischer Seite steil abzufallen (Pultscholle). Diese Form ist starken Kräften in der Tiefe zu verdanken, die die Platte (während der alpidischen Gebirgsbildung im Tertiär) im Süden anhoben, bis sie brach. Die Bruchkante ist heute der Kamm. Weitere Zeugen dieser Kräfte sind die Kegelberge ehemaliger Vulkane im südlich gelegenen Böhmischen Mittelgebirge, aber vereinzelt auch im Erzgebirge.
Markant für das Osterzgebirge sind relativ sanfte Erhebungen, z.T. tief eingeschnittene Täler vornehmlich in Süd-Nord-Ausrichtung, bunte Bergwiesen und der langgestreckte Gebirgskamm am Rande weiter Hochflächen.
Die höchsten Erhebungen im Gebiet der Euroregion Elbe/Labe sind auf tschechischer Seite der - leider wenig markante - Pramenáč (Bornhauberg) mit 909 m und auf deutscher Seite der Kahleberg mit 905 m, der mit seiner langgestreckten Form und dem Steilabfall am westlichen Ende auch von Weitem gut erkennbar ist.
Sächsische und Böhmische Schweiz
Das Gebirge mit den meisten Besuchern ist das Elbsandsteingebirge, meist Sächsische Schweiz und Böhmische Schweiz genannt. Die Grenze zum Osterzgebirge wird üblicherweise bei Petrovice verortet.
Wie der Name bereits andeutet, ist das Elbsandsteingebirge durch Sandstein geprägt, der durch Erosion oft bizarre Formen angenommen hat. Der Sandstein entstand durch die Ablagerungen in einem flachen, kreidezeitlichen Meer. Dieses war durch die Absenkung eines Gebietes zwischen dem Lausitzer Bergland im Nordosten und dem Erzgebirge im Südwesten entstanden. Später hob sich das Gebiet wieder allmählich, das Meer floss ab und die Sandsteinschichten lagen frei. Durch seitlich wirkende tektonische Kräfte entstanden Risse, die durch starke Erosion des recht weichen Sandsteins immer tiefer und breiter wurden. So entstanden zum einen viele bizarre Formationen, zum Teil recht filigrane Steingebilde, aber auch eine Reihe markanter Tafelberge.
Vornehmlich die Sächsische Schweiz wurde bereits recht früh, zm Beginn des 19. Jahrhunderts, zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Schönheit der Landschaft betörte viele Künstler, vor allem die Maler der Romantik (Caspar David Friedrich, Ludwig Richter). Sie wurden von der mystischen Stimmung verzaubert, die durch die häufig auftretenden Morgennebel noch verstärkt wird.
Die bizarre Felslandschaft lockt nicht nur viele Touristen an, sondern machen das Gebiet auch zu einem Eldorado des Felskletterns (hier meist Bergsteigen genannt). Das sächsische Felsklettern ist weltweit einer der ältesten Traditionen des Klettersports mit Wurzeln in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Besonderheit ist die schon seit den Anfangstagen sehr große Rücksichtnahme auf die Empfindlichkeit sowohl des weichen Sandsteins als auch der Natur im Allgemeinen. Das Klettern muss z.B. komplett am vorhandenen Fels erfolgen, künstliche Geräte (vor allem Schlingen, keine Metallgeräte) dürfen nur - äußerst sparsam - zur Sicherung verwendet werden, nicht aber zum Aufstieg. Der Gebrauch von Magnesia u.ä. ist verboten. Aufgrund dieser strengen Regeln sind die anderswo sehr starken Differenzen zwischen Naturschützern und Klettersportlern (meist zum Nachteil letzterer) in der Sächsischen - und Böhmischen - Schweiz weit weniger ausgeprägt.
Höchste Erhebung der Böhmischen Schweiz ist der Hohe Schneeberg (Děčínský Sněžník) mit 723 m, ein eindrucksvoller, langgestreckter Tafelberg mit großartigen Ausblicken in alle Richtungen. Höchste Erhebung der Sächsischen Schweiz ist der Große Winterberg (556m), ein wenig auffälliger Berg, der gegenüber den eindrucksvollen Felswänden und -gipfeln kaum eine Rolle spielt.
Die Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz schützen große Teile des einzigartigen Naturraums.
Böhmisches Mittelgebirge
Südlich von Erzgebirge und Böhmischer Schweiz befindet sich das Böhmische Mittelgebirge. Es ist geprägt durch einzelne, meist kegelförmige Berge, ehemalige Vulkankegel.
Westlich der Elbe sind diese einzeln aus einer (nahezu) Ebene zwischen Bílina und Eger ragenden Kegelberge besonders markant. Der höchste und durch seine klare Form besonders auffällige ist Milešovka (Milleschauer) mit 836m. Die Aussicht von seinem Gipfel wurde von Alexander von Humboldt (ebenfalls) zu einer der schönsten Aussichten der Welt gezählt. Dieser Teil des Gebirges ist touristisch attraktiver und besser erschlossen als der Ostteil. Viele der Kegelberge bilden entweder durch den speziellen geologischen Aufbau oder durch ein sehr spezielles Mikroklima an den steilen Hängen besondere Biotope mit seltenen oder für diese Breiten untypischen Pflanzen.
Der östliche Teil des Böhmischen Mittelgebirges ist ein eher klassisches Gebirge, mit Bergen bzw. Hügeln und Tälern. Trotzdem die Berge meist nicht sehr hoch aufragen, hat man dennoch von verschiedenen Stellen einen sehr weiten Blick.
Nach Süden hin geht das Böhmische Mittelgebirge in die Niederungen der Eger und der Elbe über.