Euroregion Elbe/Labe

Natur und Landschaft

Die Landschaft der Euroregion Elbe/Labe ist in verschiedene Naturräume mit jeweils ganz besonderen Eigenschaften gegliedert. Von Süden kommend fließt die Elbe erst träge durch eine flache Landschaft, bahnt sich bald ihren Weg durch das Böhmische Mittelgebirge mit seinen markanten Kegelbergen, windet sich danach durch die Böhmische und Sächsische Schweiz, um anschließend sanft das geweitete Tal bei Dresden zu durchfließen und letztendlich die Euroregion Elbe/Labe in Richtung Hamburg zu verlassen. Abseits der Elbe steigt von Dresden aus in Richtung Süden das Vorland des Osterzgebirges hügelig an bis zum Kamm des Erzgebirges, welches dann auf tschechischer Seite abrupt abfällt.

Elbe

Naturräume in der Euroregion Elbe/Labe (eigene Darstellung)Verbindendes Element der Region ist der Fluss Elbe (tschechisch Labe). Sie durchfließt die Euroregion von Südost nach Nordwest auf einer Länge von ca. 180 km.

Landschaften

Die Elbe entspringt im Riesengebirge an der tschechisch-polnischen Grenze und fließt anfangs in Richtung Süden, um dann einen großen Bogen in Richtung Westen zu machen. Bei Mělník, kurz bevor sie die Euroregion Elbe/Labe erreicht, vereinigt sie sich mit der Moldau (Vltava). Eigentlich müsste der weitere Fluss Moldau heißen, denn diese ist am Zusammenfluss sowohl länger (430 km vs. 260 km) als auch wasserreicher. Aber sie fließt trotzdem als Elbe weiter, erstmal noch durch recht flaches Land.

Porta Bohemica (© RomanM82; Wikipedia; <a  data-cke-saved-href='https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/' href='https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/' target='_blank'>CC BY-SA 4.0</a>)
Porta Bohemica (© RomanM82; Wikipedia; CC BY-SA 4.0)

Bei Litoměřice erreicht sie das Böhmische Mittelgebirge. Diese Stelle zwischen den ersten hohen Bergen wird Porta Bohemica genannt. Mit einigen Windungen bahnt sich die Elbe nun ihren Weg durch das Böhmische Mittelgebirge und das anschließende Elbsandsteingebirge. In beiden Gebirgen sind viele wunderschöne Aussichten auf den Fluss zu finden. Eine davon (am Buková Hora) wurde von Alexander von Humboldt zu den schönsten Aussichten der Welt gezählt.

Nach der Sächsischen Schweiz durchfließt die Elbe mit wenig Gefälle die sogenannte Dresdner Elbtalweitung, welche von Pirna bis Meißen reicht. Ursprünglich bildete sie hier viele Nebenarme, Auen und Sümpfe, was sich aber durch jahrhundertelange Besiedlung längst geändert hat. Aufgrund des günstigen Klimas ist an den rechtselbischen Hängen Weinbau möglich.

Wasserqualität

Vor 1989 war die Elbe ein sehr schmutziger Fluss, in den sowohl auf tschechischer wie auf deutscher Seite viele Abwässer chemischer Betriebe und von Siedlungen weitgehend ungeklärt eingeleitet wurden. Seitdem hat die Situation sich jedoch deutlich gebessert. Man kann mittlerweile in der Elbe wieder baden (was wegen der Strömung nicht üblich ist), und auch die zu Millionen in den Nebenflüssen ausgesetzten Lachse sowie andere Fische sind wieder zurückgekehrt.

Hochwasser

Hochwassermarken in Krippen (© X-Weinzar; Wikipedia; <a  data-cke-saved-href='https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/' href='https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/' target='_blank'>CC BY-SA 2.5</a>)
Hochwassermarken in Krippen (© X-Weinzar; Wikipedia; CC BY-SA 2.5)

Die Elbe neigt gelegentlich zu Hochwasser, was u.a. damit zusammenhängt, dass fast das gesamte Gebiet der Tschechischen Republik seine Wässer über die Elbe in Richtung Nordsee schickt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das Böhmische Becken fast komplett von Gebirgen umgeben ist, die die Wasserscheiden darstellen. 2002 sorgte das erste "Jahrhunderthochwasser" seit langem für große Zerstörungen. Seitdem wurde viel in den Hochwasserschutz (auch an den Zuflüssen) investiert, so dass das nächste "Jahrhunderthochwasser" im Jahr 2013 trotz ähnlicher Pegelstände wesentlich glimpflicher ausging. Gerade im engen Elbtal in der Böhmischen und Sächsischen Schweiz ist ein Schutz jedoch kaum möglich. Wenn man hier die Markierungen der Hochwasserstände von Jahren wie 2002 oder 1845 an Häusern sucht, muss man den Kopf ziemlich weit in den Nacken legen.

Flusskilometrierung

Die Kilometrierung der Elbe kann nach verschiedenen Systemen erfolgen. Ursprünglich wurde der Kilometer Null am Zusammenfluss mit der Moldau verortet. An der deutsch-tschechischen Grenze bei Hřensko lag dann Flusskilometer 109. Seit einigen Jahren folgt die Kilometrierung dem oft verwendeten System, ab der Flussmündung aufwärts zu zählen. Auf tschechischer Seite liegen danach die Flusskilometer 829 bis 726 in der Euroregion.

Die ausgeschilderte deutsche Flusskilometrierung beginnt am Gelobtbach und verläuft anfangs 3,5 km parallel zur tschechischen, da die Staatsgrenze hier in der Flussmitte liegt. Bei Flusskilometer 70 verlässt die Elbe die Euroregion Elbe/Labe und fließt noch weitere 660 km bis zur Nordsee.

Schifffahrt

Die Elbe ist seit Jahrhunderten eine wichtige Binnenwasserstraße. Auf tschechischer Seite sorgen mehrere Staustufen (die letzte bei Ústí nad Labem) für eine ganzjährige Schiffbarkeit sowie für Hochwasserausgleich. Auf deutscher Seite wird der Fluss nicht reguliert und ist aufgrund Niedrigwassers immer öfter nicht schiffbar. Der Klimawandel wird immer häufiger für solche Situationen sorgen. Die flachen Dampfer der Weißen Flotte Dresden sind meist die letzten, die noch fahren können. Die Menge der auf dem Fluss transportierten Güter auf dem deutschen Oberlauf der Elbe hat infolgedessen seit 1990 stark abgenommen.

Auf tschechischer Seite werden seit einigen Jahren Pläne diskutiert, in der Nähe von Děčín eine weitere Staustufe zu errichten. Von deutscher Seite wird dieses Vorhaben vor allem aufgrund der Umweltauswirkungen abgelehnt.

Osterzgebirge

Blick vom Kahleberg nach Norden (Quelle: www.altenberg.de)
Blick vom Kahleberg nach Norden (Quelle: www.altenberg.de)

Die höchsten Berge in der Euroregion Elbe/Labe finden sich im Erzgebirge. Dieses Gebirge erstreckt sich auf einer Länge von ca. 150 km entlang der sächsisch-tschechischen Grenze, welche in etwa auf seinem Kamm verläuft. Nur das Osterzgebirge liegt auf einer Länge von etwa 25 km in der Euroregion Elbe/Labe.

Auf deutscher Seite steigt das Osterzgebirge vom Rande des Elbtals nach Süden langsam an, um dann auf tschechischer Seite steil abzufallen (Pultscholle). Diese Form ist starken Kräften in der Tiefe zu verdanken, die die Platte (während der alpidischen Gebirgsbildung im Tertiär) im Süden anhoben, bis sie brach. Die Bruchkante ist heute der Kamm. Weitere Zeugen dieser Kräfte sind die Kegelberge ehemaliger Vulkane im südlich gelegenen Böhmischen Mittelgebirge, aber vereinzelt auch im Erzgebirge.

Markant für das Osterzgebirge sind relativ sanfte Erhebungen, z.T. tief eingeschnittene Täler vornehmlich in Süd-Nord-Ausrichtung, bunte Bergwiesen und der langgestreckte Gebirgskamm am Rande weiter Hochflächen.

Die höchsten Erhebungen im Gebiet der Euroregion Elbe/Labe sind auf tschechischer Seite der - leider wenig markante - Pramenáč (Bornhauberg) mit 909 m und auf deutscher Seite der Kahleberg mit 905 m, der mit seiner langgestreckten Form und dem Steilabfall am westlichen Ende auch von Weitem gut erkennbar ist.

Sächsische und Böhmische Schweiz

Herkulessäulen
Herkulessäulen (© Sdo216; Wikipedia; CC BY-SA 2.5)

Das Gebirge mit den meisten Besuchern ist das Elbsandsteingebirge, meist Sächsische Schweiz und Böhmische Schweiz genannt. Die Grenze zum Osterzgebirge wird üblicherweise bei Petrovice verortet.

Wie der Name bereits andeutet, ist das Elbsandsteingebirge durch Sandstein geprägt, der durch Erosion oft bizarre Formen angenommen hat. Der Sandstein entstand durch die Ablagerungen in einem flachen, kreidezeitlichen Meer. Dieses war durch die Absenkung eines Gebietes zwischen dem Lausitzer Bergland im Nordosten und dem Erzgebirge im Südwesten entstanden. Später hob sich das Gebiet wieder allmählich, das Meer floss ab und die Sandsteinschichten lagen frei. Durch seitlich wirkende tektonische Kräfte entstanden Risse, die durch starke Erosion des recht weichen Sandsteins immer tiefer und breiter wurden. So entstanden zum einen viele bizarre Formationen, zum Teil recht filigrane Steingebilde, aber auch eine Reihe markanter Tafelberge.

Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer (um 1817)
Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer (um 1817)

Vornehmlich die Sächsische Schweiz wurde bereits recht früh, zm Beginn des 19. Jahrhunderts, zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Schönheit der Landschaft betörte viele Künstler, vor allem die Maler der Romantik (Caspar David Friedrich, Ludwig Richter). Sie wurden von der mystischen Stimmung verzaubert, die durch die häufig auftretenden Morgennebel noch verstärkt wird.

Die bizarre Felslandschaft lockt nicht nur viele Touristen an, sondern machen das Gebiet auch zu einem Eldorado des Felskletterns (hier meist Bergsteigen genannt). Das sächsische Felsklettern ist weltweit einer der ältesten Traditionen des Klettersports mit Wurzeln in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Besonderheit ist die schon seit den Anfangstagen sehr große Rücksichtnahme auf die Empfindlichkeit sowohl des weichen Sandsteins als auch der Natur im Allgemeinen. Das Klettern muss z.B. komplett am vorhandenen Fels erfolgen, künstliche Geräte (vor allem Schlingen, keine Metallgeräte) dürfen nur - äußerst sparsam - zur Sicherung verwendet werden, nicht aber zum Aufstieg. Der Gebrauch von Magnesia u.ä. ist verboten. Aufgrund dieser strengen Regeln sind die anderswo sehr starken Differenzen zwischen Naturschützern und Klettersportlern (meist zum Nachteil letzterer) in der Sächsischen - und Böhmischen - Schweiz weit weniger ausgeprägt.

Basteiaussicht mit Morgennebel
Basteiaussicht mit Morgennebel

Höchste Erhebung der Böhmischen Schweiz ist der Hohe Schneeberg (Děčínský Sněžník) mit 723 m, ein eindrucksvoller, langgestreckter Tafelberg mit großartigen Ausblicken in alle Richtungen. Höchste Erhebung der Sächsischen Schweiz ist der Große Winterberg (556m), ein wenig auffälliger Berg, der gegenüber den eindrucksvollen Felswänden und -gipfeln kaum eine Rolle spielt.

Die Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz schützen große Teile des einzigartigen Naturraums.