Wochenrückblick Nr. 25
22.03.2024
Präsident Petr Pavel zu Besuch in Dresden
Am 15. März weilte der tschechische Präsident Petr Pavel in Dresden. Anlass war die Eröffnung der Ausstellung "Fragmente der Erinnerung" der Staatlichen Kunstsammlungen gemeinsam mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer im Lipsius-Bau. Diesen traf Präsident Pavel zuvor zu Gesprächen über die sächsisch-tschechischen Beziehungen und die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit (sicher auch über unsere Tschechisch-Deutschen Kulturtage). Abschließend stand ein Besuch im Dresdner Werk des Halbleiterherstellers GlobalFoundries auf dem Programm.
Ausstellung des Reliquienschatzes des Prager Veitsdoms im Lipsiusbau
Am 15. März wurde im Dresdner Lipsiusbau an der Brühlschen Terrasse die Ausstellung "Fragmente der Erinnerung" eröffnet (siehe oben), die bis zum 8. September zu sehen sein wird.
Im Zentrum steht der über Jahrhunderte gewachsene Reliquienschatz des Prager Veitsdoms – eine der bedeutsamsten Sammlungen von Belegstücken des christlichen Glaubens – der als heilig und wunderwirkend verehrt wurde. Die Ausstellung präsentiert diesen Schatz anhand 125 mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Stücke zum ersten Mal in seiner Geschichte außerhalb seines ursprünglichen Bestimmungsortes.
Darüber hinaus eröffnen drei zeitgenössische Künstler zusätzliche Perspektiven auf das Thema des zivilisatorischen Gedächtnisses. Edmund de Waal regt mit keramischen Werken zur Reflexion über Geschichte an, die teilweise nur noch aus fragmentarischen Erinnerungen besteht. Josef Koudelka zeigt mit großformatigen Fotografien der Mauer zwischen Israel und der palästinensischen Westbank, wie diese Landschaft zerschnitten wird, in der die drei großen monotheistischen Weltreligionen ihre Wurzeln und sakralen Stätten haben. Der Film „In the Land of Drought“ von Julian Rosefeldt verwendet verlassene Filmkulissen, um Erinnerungen an die biblische Vorgeschichte und die Geschichte der Menschheit, vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika, wachzurufen. Außerdem wendet sich der Film den realen Spuren der industriellen Vergangenheit Mitteleuropas mit großen Kratern und verlassenen Industriemaschinen zu, die heute zerstörte Landschaften prägen.
Ústí verabschiedet legendäre Škoda-Obusse
Das Straßennetz von Ústí nad Labem ist künftig um eine Attraktion ärmer, zumindest aus Sicht vieler Obusfreunde: Diese Woche verabschiedete der städtische Verkehrsbetrieb DPmÚL die legendären Škoda-Oberleitungsbusse vom Typ 15Tr. Die durch ihr eckiges Äußeres markanten Fahrzeuge fuhren seit Januar 1989 in der Stadt und wurden nun durch moderne, ebenfalls von Škoda/Solaris stammende Neufahrzeuge ersetzt. Diese verfügen zusätzlich über Hilfsantriebe auf Batteriebasis und ermöglichen daher, auch Linienabschnitte ohne Oberleitung zu befahren. Die letzten regulären Einsätze des Škoda 15Tr fanden bereits Ende Februar statt, doch diese Woche – also bis morgen! – fahren zwei bis zum Schluss aktive Exemplare noch ein letztes Mal im Rahmen einer Abschiedswoche auf verschiedenen Linien. Am Sonntag gibt es eine offizielle Abschiedsrundfahrt durch die Stadt, die jedoch bereits zwei Tage nach ihrer Veröffentlichung ausverkauft war. Das zeigt die Beliebtheit der kantigen Oldies.
Zwischen 1988 und 2004 wurden im Škoda-Werk in Ostrov nad Ohří knapp 500 Exemplare des 15Tr für zahlreiche Staaten des einstigen Ostblocks gefertigt. In Ústí fuhr mit insgesamt 77 Fahrzeugen die weltweit größte Flotte dieses Typs. Obusse verkehren in Ústí nad Labem seit 1988 und sind heute fester Bestandteil des lokalen ökologischen Verkehrskonzepts. Das Netz wurde in den 1990er und frühen 2000er Jahren erheblich erweitert. Die Topografie der Stadt mit ihren in Höhenlagen errichteten Neubaugebieten bietet optimale Voraussetzungen für die Nutzung dieses Verkehrsmittels.
Filmfestival »Jeden svět« gestartet
Am Mittwoch wurde in Prag das Menschenrechts-Filmfestival »Jeden svět« (Eine Welt) eröffnet. Das Festival wurde 1999 ins Leben gerufen und ist fester Bestandteil der Arbeit der international tätigen Hilfsorganisation "Člověk v tísni" (Mensch in Not). Heute ist das Festival das größte seiner Art weltweit.
Präsentiert werden Dokumentarfilme über Menschenrechte aus aller Welt. Jedes Jahr kommen nicht nur Filmemacher aus verschiedenen Ländern der Welt dorthin, sondern auch Protagonisten und Verteidiger der Menschenrechte. Gespräche mit ihnen sind eine der Säulen des Programms.
Das Festival findet nicht nur in Prag statt, sondern in diesem Jahr in 47 weiteren Städten in ganz Tschechien. In unserer Region werden Filme in Ústí nad Labem (bis zum 23. März bei unseren Freunden vom Hraničář) und vom 10. bis 13. April in Děčín gezeigt.
Mehr Zugverbindungen nach Prag
Ab dem 26. März startet das Unternehmen European Sleeper eine neue Nachtzugverbindung zwischen Prag und Brüssel. Diese verkehrt allerdings nicht täglich, sondern nur dreimal pro Woche. Für die Strecke Dresden-Prag wird wohl niemand einen Liegewagen buchen, aber der Zug bietet auch Sitzplätze. Von Prag startet der Zug 18.04 Uhr, so dass an bestimmten Tagen zwischen 17.30 und 18.30 Uhr gleich drei Züge nach Dresden fahren. Später am Abend sieht es aber erstmal weiter mau aus. In der Gegenrichtung fährt der Zug um 8.31 Uhr ab Dresden Hbf.
Vom 11. Juni bis 15. September wird ein zusätzlicher Eurocity mit Abfahrt in Prag um 20.28 Uhr eingesetzt, der eine späte Fahrt ermöglicht. Wichtig für alle Fans: Dieser EC soll einen bewirtschafteten Speisewagen haben. Umgekehrt kann man bereits sehr früh, um 3 Uhr, nach Prag fahren.
Die Einschränkungen durch die Bauarbeiten im Elbtal werden geringer, so dass bereits seit Mittwoch der Railjet zwischen Dresden und Graz über Prag, Brno und Wien wieder verkehrt, der im Dezember vorübergehend eingestellt werden musste. Außerdem entfällt ab nächster Woche der gelegentliche Schienenersatzverkehr für den Eurocity zwischen Ústí nad Labem und Dresden.
Sanierte Synagoge in Žatec eröffnet
Am Dienstag wurde die frisch sanierte Synagoge in Žatec im Beisein des tschechischen Kulturministers Martin Baxa feierlich eröffnet. Das Besondere ist dabei nicht nur, dass sie das zweitgrößte jüdische Baudenkmal in Tschechien darstellt (nach der Großen Synagoge in Plzeň), sondern auch, dass die Sanierung komplett von einem Privateigentümer durchgeführt wurde. Der Unternehmer und frühere Oberbürgermeister von Chomutov Daniel Černý hatte die Synagoge 2012 in einer öffentlichen Auktion für rund 1,5 Mio. Euro erworben und sie dann für nochmal rund 2,2 Mio. Euro saniert. Dafür nutzte er vor allem EU-Fördermittel. In der Synagoge werden nun wieder Gottesdienste stattfinden, während im benachbarten Rabbinerhaus ein Museum eingerichtet wurde.
Es gibt eine eigene Website zur Synagoge, auf der man viele historische Fotos findet, die u.a. auch den beklagenswerten Zustand vor der Sanierung zeigen.
Tschechische Literatur in Leipzig
Gestern wurde in Leipzig die diesjährige Buchmesse eröffnet. Tschechien ist dort wieder mit einem Stand des Tschechischen Literaturzentrums (České literární centrum, CzechLit) vertreten. Noch bis Sonntag können Sie sich dort informieren, welche aktuellen tschechischen Werke auf Deutsch erschienen sind. Außerdem finden mehrere Lesungen tschechischer Autorinnen und Autoren im Rahmen der Reihe "Echo Tschechien" statt.
Zum Programm von Echo Tschechien
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