Wochenrückblick Nr. 31
03.05.2024
Hřenskos neue Bürgermeisterin will Grenzbuden schließen
Der Grenzort Hřensko (Herrnskretschen) wird künftig weiblich geführt. Kateřina Horáková wurde am Montag zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Mit Alena Pačáková ist ihre Stellvertreterin ebenfalls eine Frau. Horáková folgt auf den Ende des Jahres zurückgetretenen Zdeněk Pánek, der jahrelang Bürgermeister der Gemeinde war. Pačáková ersetzt den bisherigen Stellvertreter Robert Mareš, der seit Ende des Jahres vorübergehend die Gemeinde geführt hatte und nun nicht nur als stellvertretender Bürgermeister, sondern auch als Gemeindevertreter zurücktrat.
Horáková übernimmt das Amt in einer schwierigen Zeit. Jahrelang konnte sich Hřensko auf sprudelnde Einnahmen aus dem Betrieb der Bootsfahrten in der Edmundsklamm verlassen. Doch seit dem großen Waldbrand im Sommer 2022 ist die Klamm wegen Baumbruchgefahr geschlossen. Deshalb musste Hřensko bereits Mitarbeiter entlassen. Lediglich die kleinere Wilde Klamm, die schwieriger zu erreichen ist, bleibt für die touristischen Bootsfahrten geöffnet. Wann die Edmundsklamm öffnet, ist nicht abzusehen. Vor einigen Wochen erklärte der Nationalpark, dass sie mindestens noch drei Jahre geschlossen bleibt.
Erstes Ziel für die neu gewählte Bürgermeisterin ist es deshalb, mit dem Nationalpark über die Öffnung der Klamm zu verhandeln. Außerdem möchte die Neue im Gemeindeamt Parkautomaten einführen, um die Kosten für die Parkraumbewirtschaftung zu senken.
Als ihr zweites großes Ziel nannte Horáková, die Zahl der Verkaufsstände zu verringern, in denen vorwiegend vietnamesischstämmige Händler ihre teils wilde Mischung an Waren verkaufen. Als Grund nennt sie die Sicherheit. Ein Teil der Buden mache eine Durchfahrt für Feuerwehrfahrzeuge und Rettungswagen unmöglich. Aber sie ließ auch durchblicken, dass die Stände, an denen bei Kontrollen wiederholt Plagiate und Fälschungen beschlagnahmt wurden, wo zudem rechtsextreme Artikel zum Verkauf angeboten werden und die sich in der Vergangenheit auch als Umschlagplatz für Drogen entpuppten, nicht zum Bild der Gemeinde gehören, dass sie sich wünscht. „Wir möchten, dass uns mehr Touristen besuchen. Deshalb werden wir alles dafür tun, damit unser Dorf endlich im 21. Jahrhundert ankommt. Damit es den Besuchern bei uns gefällt“, so Horáková.
Pirnaer Schüler übersetzen Schicksal eines Winton-Kindes
Seit drei Jahren befindet sich in einem einst dunklen Durchgang am Hauptbahnhof Ústí nad Labem (Aussig) ein großes, farbenfrohes Wandbild. Es erzählt das ungewöhnliche Leben der Ruth Hálová. Kurz nach seiner Fertigstellung besichtigte das Wandbild sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender, die auf ihrer Reise ins Nachbarland extra einen Zwischenstopp in Ústí einlegten. Vor Kurzem nun war dieses Wandbild in Form eines Faltblatts Thema im Unterricht einer deutsch-tschechischen Klasse des binationalen Schillergymnasiums in Pirna. „Ruth stammte aus dem südböhmischen Český Krumlov. Sie war eines der 669 jüdischen Kinder, das kurz vor dem Zweiten Weltkrieg auf Initiative des Briten Nicholas Winton nach Großbritannien gerettet wurde. (Dieser Heldentat wird mit dem derzeit laufenden Kinofilm "One Life" mit Anthony Hopkins ein Denkmal gesetzt.) Nach dem Krieg ließ sich Ruth in Ústí nieder und leitete hier ein Team, das Impfstoffe entwickelte“, erklärte Michaela Valášková, die die Idee zu dem Wandbild und auch zu dem daraus entstandenen Faltblatt hatte.
Die Aufgabe der Schüler ist es nun, das Faltblatt ins Deutsche zu übersetzen. Denn die Geschichte von Ruth Hálová ist keine, die nur mit Ústí zu tun hat. „Sie hat eine universale Dimension, welche unsere tschechischen und deutschen Schüler angesprochen hat“, sagt Klassenlehrerin Jana Neuper und ergänzt: „Dank der Übersetzung erwerben sie neue Kompetenzen, die ihnen in ihrer weiteren Entwicklung helfen werden.“ Noch wird fleißig an der Übersetzung gearbeitet. Sobald sie fertig ist, wird natürlich eine deutsche Faltblatt-Version gedruckt.
Wandbild und Faltblatt entstanden im Rahmen des Projekts „Unbekannte Helden“ und sind das Werk der Künstlerinnen Adéla Bierbaumer und Magdalena Gurská. Durch das Projekt werden im öffentlichen Raum in Ústí die Geschichten von Menschen vorgestellt, die in Ústí geboren wurden oder eine Zeit lebten und die Geschichte schrieben, wenn auch manchmal erst später, als sie nicht mehr in Ústí lebten. Auf diese Weise entstanden bereits Kunstwerke zu Ehren des Grafikers Heinz Edelmann, der Illustrator und Schöpfer des berühmten Beatles-Films „Yellow Submarine“ oder der Atomphysikerin Lilli Hornig, die in Amerika an der Entwicklung der ersten Atombombe beteiligt war und sich ihr Leben lang für mehr Frauen in der Wissenschaft einsetzte.
Jeschken-Seilbahn wird verlängert
Das Stadtparlament von Liberec hat entschieden: Auf den Hausberg Ještěd (Jeschken) führt künftig eine Seilbahn mit nur einer großen Kabine, die an zwei Seilen aufgehängt sein wird. Gleichzeitig beschlossen die Stadtvertreter die Verlängerung der Bahn um 770 Meter bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn in Horní Hanychov. Die alte Seilbahn maß 1,2 Kilometer.
Die Abgeordneten entschieden auf der Basis einer Machbarkeitsstudie. Demnach wäre eine umlaufende Variante mit mehreren Gondeln zwar etwas billiger im Bau ausgefallen, doch die Stadtvertreter ließen sich auch von visuellen Überlegungen leiten. Eine Bahn mit umlaufenden Gondeln passe nicht zum Jeschken, hieß es. Bis der Liberecer Hausberg wieder mit Seilbahn erreicht werden kann, wird es aber noch dauern. Optimistische Prognosen gehen von 2029 aus.
Steinmeier und von der Leyen in Prag
Am 1. Mai vor 20 Jahren traten acht mittel- und osteuropäische Länder gemeinsam mit Malta und Zypern der Europäischen Union bei. Diese größte Beitrittswelle in der Geschichte der Europäischen Union wird demnach auch die EU-Osterweiterung genannt. In dieser Woche weilten deshalb gleich zwei wichtige Politiker*innen in Prag: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm an den Jubiläumsfeierlichkeiten teil. Er nannte den Beitritt eine "epochale Wende". Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte mit ihrem Besuch das historische Datum. Für beide war zugleich der Krieg gegen die Ukraine das bestimmende Thema. Steinmeier betonte gemeinsam mit seinem Amtskollegen, dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel, die dauerhafte Unterstützung der Ukraine. "Unsere Solidarität hat kein Verfallsdatum", so Steinmeier. Ursula von der Leyen, die sich um eine zweite Amtszeit bewirbt, besuchte unter anderem auch tschechische Waffenhersteller, denen sie für ihre Lieferungen in die Ukraine dankte.
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