Euroregion Elbe/Labe

Wochenrückblick Nr. 9

Deutsche Bahn baut Volltunnel-Variante – Edmundsklamm bleibt auch 2024 geschlossen – RegioJet verdrängt České dráhy aus Regionalverkehr Ústí – Trekkinghütten fürs Erzgebirge – Millionenprojekte für sächsisch-tschechischen Grenzraum

24.11.2023

Deutsche Bahn baut Volltunnel-Variante

Nach monatelangen Prüfungen hat sich die Deutsche Bahn beim Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Dresden-Prag durch das Erzgebirge für einen durchgehenden Tunnel entschieden. Damit entsteht ein 30 Kilometer langer Tunnel, der bei Heidenau unter der Erde verschwindet und erst bei Chlumec (Kulm) auf tschechischer Seite wieder an die Oberfläche gelangt. Es wäre der längste Eisenbahntunnel Deutschlands.

Vor einem Jahr hatte die Deutsche Bahn die Zahl der Trassenvarianten von 10 auf 2 beschränkt. Die sogenannte Volltunnel-Variante war in den ursprünglichen Planungen der Bahn gar nicht vorgesehen, sondern erst durch eine Bürgerinitiative ins Spiel gebracht worden. Die zweite sogenannte teiloffene Variante hatte einen kürzeren Tunnel sowie einen 27 Kilometer langen Tunnel durchs Erzgebirge vorgesehen. Eine Brücke über das Seidewitztal sollte die beiden Bauwerke miteinander verbinden.

Die nun gewählte Variante mit dem durchgehenden Tunnel sei sowohl sowohl "für die Umwelt als auch verkehrlich, technisch und wirtschaftlich die beste Lösung", teilte die Deutsche Bahn am Montag mit.

Der insgesamt rund 43 Kilometer lange Neubau soll das flutgefährdete Elbtal entlasten und die Fahrzeit Dresden–Prag von 2 Stunden 15 Minuten auf eine Stunde mehr als halbieren. Sie ist Teil der künftigen Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Prag und perspektivisch weiter nach Wien und Richtung Balkan.

Bis zum Baubeginn werden aber noch fast zehn Jahre vergehen. Der nächste große Meilenstein für das Projekt ist die Abstimmung im Bundestag über Umsetzung und Finanzierung. Diese könnte 2025 erfolgen. Mit Baurecht rechnet die Deutsche Bahn 2032. Als Bauzeit werden rund 12 Jahre veranschlagt.

Edmundsklamm bleibt auch 2024 geschlossen

Eingang zur Edmundsklamm
Eingang zur Edmundsklamm (© Steffen Neumann)

Die seit dem verheerenden Waldbrand im Sommer 2022 geschlossene Edmundsklamm wird auch im kommenden Jahr nicht öffnen. Auf Anfrage teilte der Nationalpark Böhmische Schweiz mit, dass kein Öffnungsdatum genannt werden könne. Eine Öffnung 2024 sei aber ausgeschlossen. Das gleiche gilt auch für den Gabrielensteig. Der beliebte und aussichtsreiche Wanderweg führt von Mezní Louka (Rainwiese) zum Pravčická brána (Prebischtor). Insgesamt sind zurzeit 15 Kilometer markierter Wanderwege gesperrt. Das betrifft rund 5 Prozent der Wanderwege im Nationalpark. Auf weiteren 14 Kilometern wurde die Markierung entfernt. Dort kann auf eigene Gefahr gewandert werden.

Dass anderthalb Jahre nach dem Waldbrand und Jahre nach der Borkenkäfer-Katastrophe immer noch so viele Wanderwege gesperrt sind, erklärte der Sprecher des Nationalparks, Tomáš Salov, mit der anderen Gesetzeslage in Tschechien. In Sachsen sind bereits alle Wege wieder frei. Der Nationalpark Böhmische Schweiz hafte dagegen für die Sicherheit auf den Wegen. Auch für Schäden, die durch Beseitigung von gefährlichen Bäumen entstanden sind, hafte der Nationalpark. In der Ruhezone gelten zudem strenge Schutzvorgaben. Die Entnahme von Bäumen verursacht erhebliche Begleitschäden. Die natürliche Verjüngung wird gestört, es drohen Instabilitäten am Fels und es entsteht eine größere Erosionsbelastung. Das habe auch die Proberäumung eines kleinen Abschnitts der Edmundsklamm im Sommer gezeigt. Die Ergebnisse dieses Pilotprojekts stehen aber noch aus.

Salov zeigte sich zuversichtlich, dass erste Wege schon bald freigegeben werden können. Das betrifft aber eher Wege in der hinteren Böhmischen Schweiz. Dort sei der Verfallsprozess geschädigter Bäume schon weit genug fortgeschritten. Das betrifft den Weg von Hadí pramen (Schlangenquelle) zur Jungferntanne (Panenská jedle). Gleichzeitig lässt der Nationalpark an vielen Wanderwegen Bäume fällen, um die Sperrung weiterer Wege zu verhindern. Derzeit ist so vorübergehend der Wanderweg am Brtnický potok (Zeidlerbach) gesperrt.

Gemeinden und der Tourismusverband fordern dagegen vom Nationalpark mehr Anstrengung, um Wege wieder schneller freizugeben. Sie werfen dem Nationalpark vor, Wanderwege dauerhaft zu sperren.

RegioJet verdrängt České dráhy aus Regionalverkehr Ústí

Ein Triebzug von RegioJet
Ein Triebzug von RegioJet (© RegioJet)

Das tschechische Eisenbahnunternehmen RegioJet hat eine Ausschreibung zum Betrieb von sechs elektrifizierten Bahnstrecken im Bezirk Ústí gewonnen. Wie RegioJet mitteilte, habe man das niedrigste Angebot eingereicht. Der Preis war mit 90 Prozent Gewichtung entscheidend für den Ausgang des Verfahrens. RegioJet übernimmt demnach die strategische Linien U1 Děčín-Ústí nad Labem-Most-Kadaň, U2 Chomutov-Karlovy Vary und U3 (Děčín-) Ústí-Litvínov sowie die Linien U32 Ústí-Lysá, U51 Ústí-Klášterec nad Ohří und U54 (Děčín-) Ústí-Roudnice (-Hněvice). RegioJet fährt schon jetzt für den Bezirk Ústí auf den Strecken Ústí nad Labem-Děčín auf der rechtselbischen Seite sowie Ústí-Upořiny-Most.

Offiziell hat der Bezirk Ústí unter Verweis auf die laufende Einspruchsfrist den Ausgang des Verfahrens noch nicht bestätigt, die Teilnehmer seien informiert. Der unterlegene Mitbewerber České dráhy hatte sich allerdings geäußert, worauf der Bezirk Ústí reagierte und damit indirekt den Gewinner RegioJet bestätigte. Bislang werden alle Linien von der staatlichen České dráhy betrieben, für die die Niederlage ein empfindlicher Verlust ist. Der Bezirk Ústí hatte České dráhy (ČD) wegen eines Verfahrensfehlers ausgeschlossen, schreibt der Server zdopravy.cz. Ob ČD Einspruch erhebt, ließ das Unternehmen offen.

Der neue Betreiber soll zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 die Strecken übernehmen. Der Betriebsvertrag ist für 15 Jahre vorgesehen.

Trekkinghütten fürs Erzgebirge

Die Tourismusagentur Krušnohoří (Erzgebirge) plant den Bau von 12 Trekkinghütten. Sie sollen Wanderern ein einfaches Übernachtungslager bieten. Geplant ist eine einfache Holzbauweise. Die Hütten sollen mit Fotovoltaikanlagen und einem kleinen Ofen ausgestattet sein. Der Bau der ersten zwei Hütten ist in Adolfov bei Telnice sowie in Sněžná bei Kraslice im Westerzgebirge geplant. Die Trekkinghütten sollen vor allem Fernwanderern dienen. Durch Adolfov führt der neue Fernwanderweg Stezka Českem (Rund um Tschechien).

Millionenprojekte für sächsisch-tschechischen Grenzraum

Eine verbesserte frühkindliche Bildung in der Sprache des Nachbarn, grenzüberschreitender Radtourismus und mehrere Naturschutzvorhaben gehören zu den Projekten, die in dem grenzüberschreitenden Programm Interreg Sachsen–Tschechien 2021-2027 eine Zusage zum Erhalt von Fördermitteln aus der Europäischen Union erhalten haben. Auf seiner Sitzung in Schönbach im Vogtland bewilligte der Begleitausschuss des Programms 17,7 Millionen Euro für 15 grenzüberschreitende Projekte. Fast 2 Millionen Euro bekam das Projekt "Nachbarsprache von Anfang an" unter Federführung der Euregio Egrensis zugesprochen, an dem auch die Euroregion Elbe/Labe beteiligt ist.

Etwas mehr als 2 Millionen Euro Fördermittel gehen an das Projekt "Mit dem Fahrrad zum Nachbarn" unter Führung der Gemeinde Doln´í Poustevna, an dem die Städte Sebnitz und Hohnstein beteiligt sind.

Insgesamt wurden in der laufenden Förderperiode bereits 28 sächsisch-tschechische Projekte unterstützt.

 

 

Die Erstellung dieses Newsletters wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

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