Miriam Macnerová Vilímová und Johana Urbanová
Wie habt ihr euch kennengelernt und was hat euch an den Ort gebracht, an dem ihr das KUKOKLI-Festival organisiert?
Miriam: Wir lernten uns in einem Englischkurs nach dem Abitur kennen, Johanka bewarb sich in jenem Jahr für den Studiengang Produktion an der damu, ich bewarb mich für Choreografie an der hamu, und eine der Choreografien machte ich in der Kirche. Wir dachten, es sei gut, eine Veranstaltung direkt in einer Kirche zu machen. Zuerst haben wir den quasi nullten Jahrgang in Prag durchgeführt. Aber dann dachten wir, dass es interessanter wäre, einen Ort wiederzubeleben, der verfallen ist, der nicht sehr bekannt ist und für den es schwierig ist, Fördermittel zu bekommen. Also haben wir im Internet gesucht. Wir hatten mehrere Tipps, und einer davon war die Kirche Mariä Heimsuchung in Ober Wittig. Also gingen wir dorthin, und es hat sofort geklickt. Es hat uns furchtbar gut gefallen, wir haben uns mit den Verantwortlichen der Kirche vor Ort zusammengesetzt und konnten sehen, dass das Festival dort gut hinpassen würde.
Hattet ihr noch andere Tipps oder nach welchen Kriterien habt ihr den Standort ausgewählt?
Johana: Wir hatten noch ein paar andere Tipps. Und eigentlich dachten wir am Anfang, dass es schön wäre, wenn der Platz eine Wiese drumherum hätte, einen Wald, damit er nicht ganz im Zentrum des Geschehens liegt, damit es die Anwohner nicht stört, die damit vielleicht nicht einverstanden sind oder eine solche Veranstaltung in ihrer Nachbarschaft nicht wollen. Wir hatten etwa zwei oder drei andere Kirchen. Für uns war es aber auch wichtig, dass es eine vernünftige Entfernung zu Prag hat. Die Idee ist, dass wir mehr von diesen Kirchen wiederbeleben möchten, also haben wir sie noch in der Schublade liegen und vielleicht werden wir kukokli eines Tages auch an anderen Orten machen.
Könnt ihr etwas über das erste Jahr sagen — wie haben die Einheimischen eure Initiative wahrgenommen?
Miriam: Wir haben nach und nach versucht, die Einheimischen irgendwie kennenzulernen. Es war nicht ganz einfach, weil wir beide aus Prag kommen. Wir schicken ihnen jedes Jahr eine Einladung mit dem Programm in ihren Briefkasten. Wir versuchen, ihnen zu zeigen, dass wir den Ort nicht stören, sondern ihn kulturell aufwerten wollen und dass wir offen dafür sind, dass sie kommen, dass es keine Veranstaltung für Prager ist, sondern für alle. Unser Gedanke dabei ist auch, Leute zu verbinden — Menschen aus der ganzen Region Reichenberg zusammenzubringen. Im ersten Jahr kamen ziemlich viele Einheimische, etwa zwanzig, was gut ist, wenn man bedenkt, wie klein das Dorf ist. Sie schauten es sich an und waren natürlich etwas misstrauisch, denn es war ein seltsames Ereignis mit seltsamen Leuten. Aber ich denke, es wird jedes Jahr besser.
Johana: Dieses Jahr war es sehr auffällig, dass Leute kamen, die es schon gewohnt waren. Und auch wir haben mit der Zeit verstanden, dass wir einfach keinen Lärm machen oder Dinge tun, die lästig sein könnten. Es hat sich noch nie jemand beschwert, was wir auch sehr schön finden. Nochmal, wir machen uns nichts vor, es ist ein Festival, es wird immer Musik gespielt, eine gewisse Anzahl von Leuten kommt... Aber wir haben es so hinbekommen, dass es niemanden stört.
Miriam: Vor allem beim ersten Mal haben wir versucht, sehr bescheiden zu sein, damit wir die Umgebung nicht stören. Und alle sagten, dass sie nicht wussten, dass wir da waren und dass es nach uns sehr sauber war. Wir haben uns wirklich bemüht, aufzuräumen, damit nirgendwo Müll liegenbleibt. Ja, wir bereiten die Einheimischen jedes Jahr darauf vor, dass die Veranstaltung etwas größer wird und vielleicht mehr Leute kommen werden, damit sie keine Angst haben. Aber sie haben sich daran gewöhnt und respektieren es. Sie wissen, dass es keine verrückte Veranstaltung ist, sondern eher eine freundschaftliche. Johana: Wir versuchen auch, ihnen entgegenzukommen — Bewohner von Ober Wittig haben freien Eintritt und die Bewohner von Kratzau eine Ermäßigung. Wir wollen, dass sie kommen! Und deshalb machen wir es so, damit sie vielleicht auch Lust bekommen, die Kirche zu unterstützen und sie als ihre eigene zu betrachten, da sie sich schließlich dort befindet, wo sie leben.
Neben der Ausrichtung des Festivals ist es euch wahrscheinlich auch gelungen, die Aufmerksamkeit auf den Zustand der Kirche als Wahrzeichen zu lenken. Hat sich euch jemand angeschlossen, um physische Arbeiten an der Kirche und ihrer Umgebung zu übernehmen?
Johana: Um ehrlich zu sein, haben wir in dieser Hinsicht wahrscheinlich keine große Welle des Interesses ausgelöst. Ich denke, wir leisten einen Beitrag, indem wir eine Veranstaltung durchführen, die sichtbar ist. Wenn man einen Antrag auf Finanzierung eines solchen Denkmals stellt, braucht man Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen von Kronen, um überhaupt etwas damit anfangen zu können. Das Festival ist ein starkes Argument dafür, Geld in die Kirche zu stecken, weil sie für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Unsere Veranstaltung hat Ergebnisse, Fotos, Videos, sodass sie etwas vorweisen können. Ich denke, es hilft der Kirche in erster Linie als PR.
Miriam: Ich glaube auch, dass die mediale Präsenz sehr geholfen hat. Wenn jemand die Kirche findet, dann durch unser Festival. Wir selbst werden finanziell gefördert, sodass auch das Ministerium weiß, dass die Veranstaltung dort stattfindet, wie sie aussieht und wie sie funktioniert. Ich glaube, dass es der Stadt Kratzau, zu der Ober Wittig gehört, ziemlich viel gebracht hat. Dadurch ist Kratzau auch offener für Finanzierungen. Sie sind offen für kulturelle Veranstaltungen, die dort stattfinden, was auch das Ziel der Verwalter war, die sich um unsere Kirche kümmern, und die katholische Kirche ist ebenfalls offen dafür. Was die Einheimischen anbelangt, so denke ich, dass sie ein etwas besseres Verhältnis zu der Kirche haben. Ich habe den Eindruck, dass es etwas ambivalent ist. „Ja, wir sind froh, es ist unser Denkmal hier, eine Art Wahrzeichen von Ober Wittig.“ Aber sie sind nicht völlig offen für diesen Raum. Und dadurch, dass er sichtbarer wird, wird auch ihre Beziehung zu ihm besser.
Johana: Wir wissen von den Verwaltern der Kirche, Herrn und Frau Kačani, dass, bevor sie dorthin kamen, dort Jungs Skateboard fuhren und Graffiti sprühten. Es war total grotesk! Es gibt barocke Fresken und dazwischen Graffiti und mittendrin eingraviert „große Weltliebe“! In gewisser Weise ist das faszinierend. Eigentlich finde ich es schön, aber gleichzeitig auch erschreckend. Hätten die Verwalter nicht eingegriffen, wäre die Kirche heute in weiß Gott welchem Zustand. Es gibt auch ein Gerücht, dass die Kirche ausgeraubt wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Einheimischen dabei auch eine Rolle gespielt haben. Vielleicht hat jemand ein schlechtes Gewissen...
Nach ein paar Jahren und mit einer gewissen Erfahrung — wisst ihr heute etwas, was ihr am Anfang nicht wusstet? Würdet ihr heute etwas anders machen?
Johana: Vielleicht sich nicht scheuen, souveräner zu kommunizieren, sowohl mit den Behörden als auch mit den Einheimischen. Wir waren sehr besorgt darüber, wie sie uns oder die Veranstaltung finden würden. In den vier Jahren, die wir dort sind, haben wir uns einen Namen gemacht, und ich glaube, einen positiven. Auch was die Stadt angeht sollte man sie informieren und vielleicht auch um finanzielle Hilfe bitten.
Miriam: Das ist wahr, keine Angst haben, sich mehr zu engagieren.
Johana: Und dann gibt es natürlich noch eine Menge technischer Dinge. Wie im ersten Jahr, als wir das Internet im ganzen Dorf lahmlegten. Hätten wir das im Voraus gewusst, hätten wir darauf geachtet.
Miriam: Wir denken auch viel darüber nach, dass das Ganze mit dem „Geist“ des Ortes vereinbar ist. Wir versuchen immer noch, das Ganze irgendwie zu lenken, damit es nicht zu einer Massenveranstaltung wird.
Ihr sagt, dass ständig weitere Besucher kommen — welche Zielgruppe habt ihr im Auge?
Miriam: Das fragt uns jeder, es ist Teil jedes Projektantrags. Unsere häufigste Antwort ist, dass wir keine Zielgruppe haben, und wir stehen dazu, dass das auch gut so ist. Wir wollen, dass Kinder und Senioren kommen, denn unsere Großmütter waren im nullten Jahrgang dabei. Selbst jetzt, wo wir ein wirklich großes Festivalkonzept haben, versuchen wir wirklich, alle anzusprechen und das Programm abwechslungsreich zu gestalten. Natürlich kommen jetzt nicht mehr Leute, die zum Beispiel siebzig Jahre alt sind, sondern Leute, die im Alter unserer Eltern sind, also vielleicht fünfundfünfzig oder sechzig Jahre alt, und sie sind begeistert.
Johana: Das Zielpublikum hat keine Altersbeschränkung, dort kommen einfach Leute, die gutes Programm, gute Musik und Kultur mögen, und denen auch die Atmosphäre wichtig ist, eine intime Umgebung, in der man sich wohl fühlt. Ich habe viele Freunde, die dorthin kommen, und Festivals eigentlich hassen. Sie mögen es nicht, unter Menschen zu sein, sie hassen Zelten. Aber hier sagen sie, dass es ein Festival ist, zu dem sie gerne gehen.
Habt ihr ein Rezept dafür, wie man das Festival nicht zu einer Massenveranstaltung werden lässt und wie man mit der Medienberichterstattung umgeht, die mit finanzieller und auch anderer Unterstützung einhergeht?
Johana: Wir haben einen Vorverkauf auf GoOut und geben dort nur eine begrenzte Anzahl von Tickets ab. Das ist es, was das Festival zu dem macht, was es ist. Es herrscht eine intime Atmosphäre und es sind nicht so viele Leute da. Aber logischerweise wächst es. Die Leute kommen von selbst, schreiben und fragen, wann kukokli stattfindet. Wir wollen das also mit den Tickets einschränken, sie aber gleichzeitig nicht überteuert anbieten.
Hattet ihr am Anfang eine Inspiration, vielleicht aus dem Ausland?
Johana: Nicht wirklich, wir mögen beide Festivals und haben in der Tschechischen Republik schon viel gesehen. Wir haben darüber nachgedacht, was uns gefällt und was nicht und was wir anders machen wollen. Wir arbeiten sehr intuitiv. Wir stellen alles nach unserem eigenen Geschmack zusammen. Wir versuchen sicherzustellen, dass es ein Programm für Kinder gibt, ein Programm, zu dem die Leute tanzen können, und gleichzeitig etwas ruhige Musik.
Hattet ihr bestimmte Begegnungen — und ich meine jetzt nicht mit einer bestimmten Altersgruppe, sondern mit einer bestimmten Person —, die für euch besonders aufschlussreich oder inspirierend waren?
Miriam: Auf jeden Fall, wir treffen jedes Mal so jemanden! Für mich war die Begegnung mit den vertriebenen Deutschen sehr eindringlich. Sie leben in Zittau, sprechen also teils Tschechisch, teils Deutsch. Es war unglaublich inspirierend, als sie auf uns zukamen und anfingen, mit uns zu sprechen. Und jetzt sehen wir sie dort regelmäßig.
Johana: Oder es kommt jemand und sagt, dass er dort aufgewachsen ist oder dass er dort auf einer Hochzeit war. Es ist sehr schön, solche Geschichten zu hören. Das sind die Besucher. Und was die Bands angeht, so sind es eher solche, die wir zufällig treffen, sie einladen und feststellen, dass es funktioniert. Und sie bleiben dann vielleicht für den Rest des Festivals dort. Miriam: Das ist immer ein schönes Zeichen, wenn sie uns schreiben und fragen, ob sie nächstes Jahr wieder dort spielen können. Aber wir haben die Regel, dass wir nicht jedes Jahr die gleiche Band nehmen, wir wollen, dass das Programm jedes Mal anders ist. Aber es ist schön zu hören, dass sie gerne dort gespielt haben, dass eine gute Atmosphäre herrschte, auch wenn der Raum sehr anspruchsvoll ist, die Akustik in der Kirche ist nicht besonders gut. Es gibt eine flache Holzdecke, was ein wenig hilft, aber sie selbst können sich kaum hören, wenn sie spielen.
Warum heißt euer Festival eigentlich kukokli?
Johana: Den Namen haben wir uns kurz vor knapp ausgedacht, als wir den Projektantrag in jenem Jahr einreichten, und er lautete „Kulturelle Veranstaltung in der Kirche“. Wir haben uns die Abkürzung „Kultur — Kirche — Kliment“ ausgedacht, weil es in der St. Clemens-Kirche in Prag stattfand, also einfach kukokli. Aber natürlich passiert es, dass die Leute ihn falsch aussprechen, dass sich niemand an ihn erinnert, der Name ist eigentlich schrecklich. Aber gleichzeitig ist er so komisch, dass er in den Köpfen der Menschen nachhallt, wenn sie sich an ihn erinnern. Letztendlich stehe ich also dazu und würde es nie ändern wollen.
Miriam: Ich auch nicht. Jetzt heißt es also nicht mehr „Kultur — Kirche — Kliment“, sondern „Kultur — Kirche — Klid“, also Ruhe, was furchtbar treffend ist.
Die Fotos strahlen Ruhe aus. Beschäftigt ihr euch persönlich mit spirituellen Themen im Rahmen des Festivals?
Johana: Ich persönlich bin kein Anhänger einer Kirche, aber ich bin gläubig, Spiritualität ist die Grundlage meines Lebens, sowohl privat als auch beruflich. Das spiegelt sich auch in kukokli wider. Allein durch die Tatsache, dass es sich um eine geweihte Kirche handelt, und durch die Abwägung, was wir uns dort erlauben können und was nicht. Wenn ich das zum Beispiel mit meinen Produktionskollegen vergleiche, die einfach größere Sachen machen, dann könnte das nie funktionieren. Die würden nie Respekt vor dem Ort haben, weil sie die Spiritualität nicht wirklich spüren. Ich denke also, es ist grundlegend. Und es ist auch unsere Intuition.
Miriam: Ich bin gläubig, ich gehöre der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder an, deshalb fand unser nullter Jahrgang in unserer Gemeinde, die ich besuche, statt. Johanka sagt, dass jeder von uns ein etwas anderes Verständnis von Glauben hat, aber zusammen sind wir sehr harmonisch und das spiegelt sich in unserem Lebensstil wider. Genauso wie in der Organisation der Veranstaltung: Wir versuchen, Regeln einzuhalten, und wir tun das intuitiv. Wir haben jetzt ein größeres Team, und wir versuchen, zu erklären, dass diese Idee für uns wichtig ist.
Ihr organisiert eine Veranstaltung an einem Ort mit deutsch-tschechischer Geschichte. Ist das Thema der Vergangenheitsbewältigung für euch irgendwie greifbar?
Miriam: Besonders im ersten Jahr hatten wir viel damit zu tun. Wir wollten das so weit wie möglich einbetten und mit Organisationen in Verbindung treten. Wir haben immer einen Vortrag von Victor Kačani (dem Verwalter), der über den Ort und die Gegend spricht. Ich muss zugeben, dass wir uns jetzt auf andere Dinge konzentrieren, aber wir sind immer noch offen dafür. Wir sagen uns jedes Jahr, dass wir gerne eine deutsch-tschechische Zusammenarbeit aufbauen würden, damit auch der Ort eine größere Rolle spielt.
Johana: Letztes Jahr sollten wir eine Band aus Deutschland haben, das hat leider wegen Covid nicht geklappt, aber dieses Jahr gehen wir wieder auf sie zu. So könnten wir das Publikum noch erweitern. Daran müssen wir noch arbeiten.
Miriam: Wir würden gerne auch auf deutscher Seite PR machen, aber es ist schwierig, das umzusetzen. Es wäre großartig, wenn es mehr Verbindungen gäbe. Letztes Jahr haben wir mit zwei Produzenten zusammengearbeitet, die auf uns zugekommen sind, gerade weil wir kukokli im Grenzgebiet machen und sie selbst auch Veranstaltungen im Grenzgebiet machen. Aber wegen Covid hat es hat nicht geklappt...
Aus dem deutsch-tschechischen Umfeld sind wir daran gewöhnt, dass das moderne Kapitel unserer Geschichte eine Art Sprengkapsel für die Beziehungen darstellt... Wo stehen wir da eurer Meinung nach?
Johana: In Prag denke ich, dass die deutsch-tschechischen Beziehungen als Thema bereits erledigt sind. Aber was die Grenzgebiete und das Sudetenland betrifft, so denke ich, dass es dort immer noch ein Thema ist. Und tatsächlich hatten alle, mit denen wir dort sprachen, das Bedürfnis, sich irgendwie Luft zu machen, darüber zu sprechen.
Miriam: Mir scheint, dass man das im Sudetenland wirklich in der Atmosphäre spüren kann. Es kam zum Beispiel mal eine Dame, die früher dort gewohnt hat. Und ich habe dort schon mehrere Gespräche darüber geführt, entweder mit ihr oder mit jemand anderem, der nicht mehr dort wohnt. In unserer Kirche wird immer darüber gesprochen, weil der Raum dazu einlädt. Dort trifft man sich, was uns freut. Das Gespräch wird durch die Veranstaltung ausgelöst, von der man sagen könnte, dass sie eigentlich keine Verbindung damit hat. Aber es hängt damit zusammen, weil der Ort sie verbindet. Und gerade diese Kirche ist von dieser Geschichte ziemlich stark beeinflusst worden.
Woran erkennt man, dass das „Sudetenthema“ dort noch nicht erledigt und noch sensibel ist?
Johana: Ich glaube, daran, dass die Menschen das Bedürfnis haben, sich Luft zu machen. Ich habe das Gefühl, dass jüngere Menschen das Bedürfnis haben zu sagen: „Okay, das ist hier passiert, aber lasst uns weitergehen, damit es sich nicht auf die nächste Generation auswirkt.“ Die Leute, die es am meisten beschäftigt, sind in ihren 50ern und 60ern. Sie verirren sich für eine Weile ins kukokli und haben das Bedürfnis, dieses Thema zu öffnen.
Wenn ihr versucht, euch fünfzig oder siebzig Jahre in die Zukunft zu versetzen — wie wird es dann auf dem Festivalgelände aussehen? Was würdet ihr euch dort wünschen?
Miriam: Ich würde gerne sehen, dass die Kirche erhalten bliebe und so weit wie möglich in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt würde. Und ich wünschte, sie würde weiterhin für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Dass die katholische Kirche diese Aktivitäten weiterhin unterstützt und nicht nur die Messen für die katholischen Gläubigen. Ich wünschte, sie würde offen bleiben. Ich habe den Eindruck, dass es funktioniert, die Menschen bemühen sich, sie sind sehr engagiert. Die Bewohner sind aktiv geworden, und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Und ich hoffe auch, dass die Leute nicht wegziehen, sondern bleiben. Ober Wittig hat eine strategisch gute Lage, es ist nur ein kurzes Stück nach Reichenberg, und es ist einfach schön dort, schöne Natur, Ruhe. Ich wünsche ihnen, dass das so bleibt und dass es sich noch mehr der Welt öffnet. Und dass die Einwohner offener sind.
Johana: Ich kann mir vorstellen, dass die Kirche dann restauriert ist, aber eigentlich würde ich es gar nicht mögen. Es ist paradox... Der Charme des Ortes liegt darin, dass die Kirche ein wenig heruntergekommen ist, was eine interessante Atmosphäre schafft. Ich fände es also toll, wenn sie sie restaurieren würden, aber...
Miriam: ...dass es nicht wieder ganz zum ursprünglichen Zustand zurückkehrt, was sich vielleicht gemein anhört, aber ich denke, es könnte dazu beitragen, weiterhin auf die Probleme mit Denkmälern aufmerksam zu machen.
Johana: Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass kukokli in fünfzig Jahren immer noch da sein wird, auch wenn vielleicht jemand anderes Regie führt. Ich glaube, dass es zu einer Tradition wird, die wir vielleicht an andere weitergeben können. Oder vielleicht beschließt einer der Einheimischen, dass er die Veranstaltung weiterführen möchte.