Euroregion Elbe/Labe

»Svatba jako řemen« (Hochzeit auf Messers Schneide) beim Tschechischen Filmmittwoch

07.05.2025 • 18:00 • Zentralkino Dresden

Komödie von angeblicher Vergewaltigung und Hochzeit. Tresorware der 1960er.

Am Abend betrinken sich drei übermütige junge Männer und nehmen eine junge Verkäuferin vom Bahnhof mit. Am nächsten Tag meldet sie bei der Polizei eine Vergewaltigung. Ein eifriger junger Beamter, der sich strikt an die Regeln hält, übernimmt die Ermittlungen unter Aufsicht des Hauptkommissars. Und weil der junge Mann weder Erfahrung noch Taktgefühl hat, richtet er von Anfang an Chaos an. Dennoch gelingt es den Beamten bald, zwei der mutmaßlichen Täter zu fassen. Wie sich herausstellt, handelt es sich beim fehlenden Dritten um einen schüchternen jungen Mann, der gerade heiratet – und der an jenem Abend so betrunken war, dass er sich kaum bewegen konnte. Ob es wirklich eine Vergewaltigung gab, bleibt lange unklar, aber das Verbrechen wurde angezeigt und die Polizei muss ermitteln.

Diese zeitlose tschechische Komödie mit einer langen Reihe beliebter Schauspieler – allen voran Iva Janžurová, Jan Vostrčil und Vladimír Pucholt – ist das Werk von Regisseur Jiří Krejčík, der mit Zdeněk Mahler am Drehbuch gearbeitet hat. Es ist ein schönes Beispiel für jene beliebten tschechischen Filme mit dem speziellen Humor, bei dem man nicht ständig laut auflacht, der jedoch auch nach Jahrzehnten noch gut funktioniert. Und es zeigt die ebenfalls typisch tschechische Fähigkeit, bei alledem auch ernste und kritische Aspekte geschickt einzuflechten. Die höchst ungeschminkte und glaubwürdige, d.h. offensichtlich zu negative Darstellung staatlicher Behörden war der Grund dafür, dass der Film 22 Jahre lang im Tresor lag.

 

Dieser Film wird im Rahmen der Reihe "Tschechischer Filmmittwoch" gezeigt, wie immer in Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

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Aufgrund der großen Nachfrage bieten wir wieder zwei Vorstellungen an. Die um 20 Uhr ist bereits so gut wie ausverkauft (Restkarten evtl. hier).

Tickets und Reservierungen

Dieser Film ist ein Werk aus der Blütezeit des Tschechoslowakischen Films in den 1960er Jahren vor der Niederschlagung des Prager Frühlings, wird aber – zumindest bei Wikipedia – dennoch nicht zur Tschechoslowakischen Neuen Welle gezählt. Dabei weist er einige Ähnlichkeiten zu "Hoří, má panenko" (Der Feuerwehrball) von Miloš Forman auf: Beide Filme wurden 1967 veröffentlicht und sie teilen sich mit Jan Vostrčil einen Hauptdarsteller. Wichtiger aber ist, dass beide ein ziemlich ungeschminktes Bild der tschechoslowakischen Gesellschaft jener Zeit zeichnen, wobei so gut wie niemand sonderlich gut wegkommt. Man könnte fast meinen, Forman und Krejčík wollten das gleiche Thema unterschiedlich bearbeiten.

Als Begründung dafür, dass der Film im Tresor landete, gilt die allzu realistische, d.h. zu negative Darstellung diverser staatlicher Behörden (Polizisten, Beamte, Soldaten). Allerdings erkennt man bei genauerem Hinsehen, dass die im Vordergrund stehende Behörde, die Polizei, gar nicht so schlecht wegkommt. Der junge Polizist schlägt zwar aus Unerfahrenheit im Übereifer manchmal über die Stränge, sein älterer Kollege klärt das aber relativ gutmütig und mit Verständnis. Die Polizisten betreiben keinen Machtmissbrauch, wenden keine Gewalt an, sie lösen den Fall und zeigen sogar Menschlichkeit. Dabei ist ihnen durchaus bewusst, dass niemand sie mag. Auch bei den anderen Vertretern des Staates zeigen sich eher kleinere menschliche Schwächen als die damals wesentlich schlimmeren realen Verhaltensweisen.

Andererseits bekommen aber diverse "normale" Menschen ihr Fett weg, indem sie mit weniger schönen Charaktereigenschaften gezeigt werden. Da gibt es viel Egoismus und wenig Rücksicht, der Umgang mit Frauen wird in verschiedener Weise kritisch gezeigt, es gibt Machtmissbrauch an unerwarteter Stelle, gegen den der gute Polizist sich leider machtlos fühlt, Korruption taucht mehrfach auf, der soziale Druck scheint erdrückend, und selbst der familiäre Umgang miteinander ist mit dem im Film vorkommenden Begriff "Hyäne" teilweise treffend beschrieben.

Regisseur Jiří Krejčík wird nicht zur Tschechoslowakischen Neuen Welle gezählt, vermutlich weil er keiner der jungen Wilden war (immerhin Jahrgang 1918 und damit eine Generation älter). Nichtsdestotrotz hat auch er in jener Zeit durchaus kritische Filme gedreht, die ja wie dieser hier auch durch das Verschwinden im Tresor "geadelt" wurden. Bereits 1959 hatte er mit Probuzení einen Film geschaffen, der das Leben unangepasster junge Leute in der Tschechoslowakei der 1950er recht ungeschminkt zeigte. Damit lag er zeitlich deutlich vor den Lockerungen der 1960er Jahre, weshalb dafür noch mehr Mut notwendig war.

Tschechoslowakei, 1967, 94 min, OmU

Regie: Jiří Krejčík

Es spielen: Iva Janžurová, Vladimír Pucholt, Jan Vostrčil, František Filipovský, Stella Zázvorková, Jiří Hrzán, Alena Walterová, Pavel Landovský, Jan Schánilec

Adresse

Zentralkino Dresden
Kraftwerk Mitte 16
01067 Dresden

Kontakt

Tel: +49 351 3107375
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Anreise

Das Zentralkino befindet sich auf dem Gelände des (Kultur-) Kraftwerks Mitte (siehe Geländeplan, Nr. 16). Zugänge gibt es am Wettiner Platz, von der Könneritzstraße und von der Ehrlichstraße.

Vom "Bahnhof Mitte" directions_railway directions_bus sind es rund 350 m, vom "Haltepunkt Freiberger Straße" directions_railway directions_bus rund 500 m Fußweg bis zum Kino. An beiden Stationen halten auch diverse Straßenbahnlinien. Von der Haltestelle "Schweriner Straße" directions_railway directions_bus sind es 400 m.

Der große, kostenpflichtige Parkplatz zum Kraftwerk Mitte befindet sich hinter dem Bahndamm. Die Zufahrt erfolgt von der Löbtauer Straße. Vom Parkplatz gelangt man durch einen Durchgang und über die Könneritzstraße zum Kino.

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