Lebendiges Archiv: Malva Schalek – eine Biografie zwischen Prag, Wien und Theresienstadt
Projektnummer:
EEL-0392-CZ-04-11-2024
Lead Partner:
Collegium Bohemicum o.p.s.
Masarykova 1000/3, 400 01 Ústí nad Labem
www.collegiumbohemicum.cz
Projektpartner:
Deutsche Gesellschaft Berlin e. V.
Mauerstr. 83/84, 10117 Berlin
www.deutsche-gesellschaft-ev.de
Zeitraum:
04.11.2024 - 31.03.2025
Fördermittel:
18.240,00 € Euro
Inhalt
Ziel des Projekts ist es, Schüler aus der Grenzregion in Nordböhmen und Sachsen an historische und aktuelle politische Themen heranzuführen. Es gibt viele Parallelen zwischen der deutsch-tschechischen Geschichte und den aktuellen Entwicklungen. Die lange Zeit friedlicher Koexistenz zwischen der deutsch- und tschechischsprachigen Bevölkerung der heutigen Tschechischen Republik war immer wieder von Konflikten geprägt. Der im 19. Jahrhundert wachsende Nationalismus führte im 20. Jahrhundert zum Anschluss des Sudetenlandes und der anschließenden Besetzung der Tschechoslowakei durch Nazi-Deutschland in den Jahren 1939-1945, gefolgt von der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung ab 1945. Während der nationalsozialistischen Besetzung der Tschechoslowakei wurde der größte Teil der jüdischen Bevölkerung deportiert oder ermordet, auch die deutschsprachige Bevölkerung. Diese Ereignisse prägen die Geschichte der jüdischen Familie Schalek, die in Wien, Prag und Leitmeritz - also in der heutigen Region Ústí - lebte.
Das Collegium Bohemicum in Ústí nad Labem bewahrt das Erbe dieser Familie - einschließlich der Biografie der in Prag geborenen Malerin Malva Schalek, die den Höhepunkt ihrer künstlerischen Karriere in Wien erlebte. Ihr Leben ist auf vielfältige Weise mit der nordböhmischen Region und ihrer Geschichte verbunden; so arbeitete sie häufig in Türmitz und floh nach dem Einmarsch der Nazis in Wien nach Leitmeritz, von wo sie nach der Besetzung des Sudetenlandes wieder abreisen musste.
Ziel des Projekts ist daher ein fünftägiges Treffen tschechischer und deutscher Gymnasiasten, deren Aufgabe es sein wird, sich mit der Situation der in ihrer Region lebenden Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertraut zu machen, die Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung in den tschechischen Ländern kennenzulernen, aber vor allem auf der Grundlage der Zusammenarbeit und der gemeinsamen Vorbereitungen eine Präsentation des bewegenden Schicksals der Malerin Malva Schalek durch bewegte Bilder und Archivfotografien zu erstellen und einen medialen Output (2D-Film) vorzubereiten, der der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.
Es handelt sich zudem um ein Pilotprojekt des Collegium Bohemicum, o.p.s., das künftig auf weitere Schulen im Grenzgebiet und auf andere Themen ausgeweitet werden soll.
Ergebnisse, Mehrwert, Nachhaltigkeit
Das Projekt bietet deutschen und tschechischen Jugendlichen die Chance, sich anhand der deutsch-tschechisch-jüdischen Biografie von Malva Schalek intensiv mit der Geschichte Nordböhmens vom späten 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen. Malva Schalek, geboren 1882, war eine Künstlerin, die 1944 im Konzentrationslager Auschwitz, vermutlich an Erschöpfung und Krankheit, starb. Diese Epoche war geprägt von zwei Weltkriegen, deren tiefgreifende Folgen bis heute spürbar sind. Die Themen Rassismus und aggressiver Nationalismus, die auch damals bereits präsent waren, sind leider weiterhin aktuell. Das Projekt zeigt nicht nur die dramatischen Konsequenzen solcher Ideologien auf, sondern auch Möglichkeiten, wie man ihnen entgegenwirken kann.
Im Rahmen des Projekts befassen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit Malva Schaleks Biografie und ihrem Schicksal als Opfer des Holocausts. Sie erfahren zudem, wie man sich gegen menschenverachtende Regime engagieren kann. Dabei lernen sie auch von Fritz Schalek, Malvas Neffen, der im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv war und nach England emigrierte, um auf der Seite der Alliierten gegen die Wehrmacht zu kämpfen.
Die Ergebnisse des Projekts sollen bewusst öffentlich präsentiert werden. So erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten in der Selbstdarstellung zu erproben, sei es in Form einer audiovisuellen Produktion oder in direktem Austausch mit dem Publikum. Sie lernen dabei auch, auf Fragen und Kommentare einzugehen und selbstbewusst ihre Standpunkte zu vertreten.