Euroregion Elbe/Labe

Photovoice E 55 – Soziale Ungleichheit mittels Bilder reflektieren

Projektnummer:

EEL-0196-DE-01-03-2024

Lead Partner:

Fachhochschule Dresden (FHD) – Private Fachhochschule GmbH
Güntzstraße 1, 01069 Dresden
www.fh-dresden.eu

Projektpartner:

Univerzita Jana Evangelisty Purkyně v Ústí nad Labem
Kampus, Pasteurova Nr. 3544/1, 40096 Ústí nad Labem
https://www.ujep.cz/

Zeitraum:

01.03.2024 - 31.12.2024

Fördermittel:

8.001,60 € Euro

Inhalt

Die Geschichte des tschechischen Grenzstädtchens Dubí als »längster Straßenstrich Europas« entlang der E55 stellt den Ausgangspunkt für einen erfahrungsorientierten Lernprozess in der Reflexion von Ausgrenzung, Diskriminierung und sozialer Ungleichheit dar. Es besteht ein Bedarf, die Wahrnehmung und Kommunikation über diese tabuisierten Themen zu vertiefen und einen Lernprozess zu initiieren, der sich mit diesen Themen im Ost-West-Gefälle in Europa auseinandersetzt.
Das Photovoice-Projekt zielt darauf ab, die Teilnehmer*innen zu stärken, um ihre Anliegen bezüglich des spezifischen Sozialraums zu reflektieren und aufzuzeigen. Durch die Dokumentation und Analyse des alltäglichen Lebens in der Grenzregion (Dubí, Cinnovec/Zinnwald, Altenberg) sollen Probleme im Sozialraum aufgedeckt werden. Die Hauptziele umfassen die Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit, die kreative Auseinandersetzung mit der Thematik der Sexarbeit an der E55 sowie die Förderung kollektiver Reflexion und kritischer Dialoge.
Photovoice verfolgt einen fotojournalistischen Ansatz. Teilnehmende dokumentieren und analysieren anhand von selbst aufgenommenen Fotos, Narrationen und in Gruppendiskussionen ihr alltägliches Leben und publizieren dann die Ergebnisse. Durch die gemeinsame Reflexion und Diskussion werden Vorurteile abgebaut und die Beziehungen zwischen den Ländern und den Menschen in der Region gestärkt.
Das Photovoice-Projekt setzt auf grenzübergreifende öffentlichkeitswirksame Aktivitäten, um die gesellschaftliche Partizipation zu erhöhen und das Verständnis für die Lebensrealitäten in der Grenzregion zu fördern. Ziel ist es, Identitätsbildungs- und Emanzipationsprozesse anzustoßen sowie die Handlungsspielräume zu erweitern.
Die Methode Photovoice ist besonders kraftvoll, denn sie gibt nahezu jeder Person die Möglichkeit sich auszudrücken. So können ungehörte Personen zu Wort kommen. Insbesondere ist die Methode auch für gering literalisierte Menschen, Legastheniker*innen oder Fremdsprachige leicht zugänglich. Das Projekt bietet somit eine Plattform für die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen, unabhängig von Geschlecht, sozialem Status oder Bildungsniveau, was zu einer stärkeren Gleichstellung und Nichtdiskriminierung beiträgt.

Aktivitäten

Gemeindespaziergang
Die Teilnehmer*innen sollen in Einzel- oder Kleingruppenarbeit über einen begrenzten Zeitraum ihre Umgebung fotografieren und damit festhalten, wo ihnen im Alltag die gewählte Thematik begegnet. Die Teilnehmer*innen sollen zudem nach alten Fotos forschen, die die Situation vorher darstellen.
Die Fotosammlung wird zur nächsten Photovoice-Werkstatt mitgebracht.
Zusätzlich wird in diesem Zeitraum ein grenzüberschreitender lokaler Spaziergang für Teilnehmer*innen beider Regionen organisiert, um sich in Gruppe über die Veränderungen vor Ort weiter zu bilden (Ziel ist Dúbi).

Die Photovoice-Werkstatt II findet im Grenzgebiet im Rahmen einer Gruppen- und Kleingruppenarbeit statt. Die Teilnehmer*innen finden sich in Kleingruppen zusammen und diskutieren die Fotos. Nachdem jede Person über ihre Fotos gesprochen hat, soll die Kleingruppe gemeinsam jene Fotos auswählen, die sie gemeinsam als besonders relevant zur Abbildung der gewählten Thematik empfindet.
In einer abschließenden Gruppendiskussion, werden die Fotos und dazugehörige Narrative partizipativ noch einmal in der Großgruppe besprochen und systematisiert.

Photovoice Workshop I
Vor Start der Feldphase findet mit den Teilnehmer*innen gemeinsam ein Photovoice Workshop im Grenzgebiet statt, um die Methode kennenzulernen und in dem ein Forschungsfokus bzw. eine Forschungsfrage erarbeitet wird (z. B.: Die E55 und Dubí gestern und heute - wo begegnet(e) mir Sexarbeit und soziale Ungleichheit im Grenzgebiet in meinem Alltag?). Dies erleichtert es den Teilnehmer*innen, eine konkrete Thematik in ihrer Lebenswelt wahrzunehmen und zu visualisieren. Ferner geht es zu Beginn um ein Kennenlernen bzw. Warming-up der Teilnehmer*innen unter einander.

Theoretische und praktische Vorstellung und Einführung in die partizipative Forschungsmethode Photovoice für interessierte Kolleg*innen und Studierende der beiden Institutionen.

Ergebnisse, Mehrwert, Nachhaltigkeit

Schließlich zielt das Projekt auf eine Verbreitung der o.g. Ergebnisse in Form einer digitalen Präsentation der Ergebnisse für Communityangehörige, Multiplikator*innen und politische Schlüsselpersonen.
Durch die Bekanntmachung des Projektes sowie der Ergebnisse in einschlägigen Netzwerken, Arbeitskreisen und Interessensverbänden wird ferner eine weitere Verbreitung angestrebt.
Es ist eine Digitalisierung der Bilder und dazugehörigen Geschichten geplant, um sie im Internet einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Nutzen des Projekts für die Teilnehmer*innen: Die Beteiligung als Co-Forscher*innen, die Befähigungs- und Ermächtigungsprozesse und die doppelte Zielsetzung, nämlich soziale Wirklichkeit zu verstehen und zu verändern.
Nutzen des Projekts für die Öffentlichkeit beider Länder und für die deutsch-tschechischen Beziehungen: Das beantragte Projekt trägt zur Kommunikation zwischen den beteiligten Personen und Generationen entlang einer gemeinsamen sozialen Problematiken bei. Es soll Verständnis unter-/füreinander herstellen. Das Projekt fokussiert den deutsch-tschechischen Grenzraum, der einerseits von räumlichen Disparitäten im Sinne eines Ost-West-Gefälles geprägt ist und andererseits in der Peripherie mit Entfernung zu den wohlhabenderen Zentren liegt. Im Rahmen der Entwicklung der digitalen Photovoice-Ausstellung zur Sexarbeit an der E 55 werden mehrere Perspektiven inkludiert. Die Bilder und Beschreibungen stammen von Teilnehmer*innen aus dem Sozialraum der Grenzregion, sind somit authentisch und haben edukativen und praxisentwickelnden Charakter darüber hinaus. Es geht darum, die sichtbaren physischen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen und Ressourcen im Sozialraum direkt gemeinsam (Teilnehmer*innen aus CZ und DE) zu beobachten, systematisch aus erster Hand zu erfahren und voneinander – insbesondere auch aus der Unterschiedlichkeit und den Gemeinsamkeiten – zu lernen. Die Entwicklung der kostenlosen und öffentlich zugänglichen zweisprachigen digitalen Photovoice-Ausstellung kann nachhaltig genutzt werden. Das Ansehen der Ausstellung ermöglicht es, sich mit den Informationen zu sozialen Thematiken mit Relevanz für die Region auseinanderzusetzen und die Thematiken im eigenen sowie grenzüberschreitenden Raum zu verstehen. Sie kann außerdem genutzt werden, um die Öffentlichkeit aufzuklären und zu sensibilisieren.

Der Kleinprojektefonds wird als Projekt im Rahmen des Programms INTERREG Sachsen-Tschechien durchgeführt. Die Projektnummer ist 100686415. Die Gesamtkosten des Projektes inkl. Administration und Fördermitteln für Kleinprojekte betragen 4.848.600,- Euro. Der EU-Beitrag beträgt 3.827.880,75 Euro.

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