Euroregion Elbe/Labe

Wochenrückblick Nr. 61

Schönster Weihnachtsbaum Tschechiens im Schluckenauer Zipfel – Mann darf im Ausweis nicht lächeln – Friedenslicht aus Bethlehem wird verteilt – Lebensstandard in Tschechien nähert sich EU-Durchschnitt – Rechnungshof kritisiert Einsatz von EU-Fördermitteln – Deutschland schafft Gebühren für Gastransit ab – Angefahrener Wolf wieder gesund – Deutschklub sammelt Rekordsumme – Weniger Feuerwerk in Prag

20.12.2024

Schönster Weihnachtsbaum Tschechiens im Schluckenauer Zipfel

Weihnachtsbaum in Velký Šenov
Weihnachtsbaum in Velký Šenov (© Město Velký Šenov)

Der laut der Leserschaft der Zeitung Deník schönste Weihnachtsbaum Tschechiens steht in der kleinen Stadt Velký Šenov im Schluckenauer Zipfel. Rund 20% der knapp 70.000 abgegebenen Stimmen entfielen auf ihn. Damit wiederholte er seinen Erfolg des Vorjahres und landete mit geringem Vorsprung vor dem Weihnachtsbaum in Kněževes bei Rakovník.

Mann darf im Ausweis nicht lächeln

Er trug seinen Fall bis vor das tschechische Verfassungsgericht (Ústavní soud), aber ohne Erfolg: Einem Mann in Tschechien wurde die Ausstellung eines Personalausweises mit einem Foto, auf dem lächelte, verweigert. Er berief sich darauf, dass er Mitglied der Kirche des Lächelns (Ecclesia Risorum) sei, was ihm allerdings nicht half. Das Verfassungsgericht sah in der Verpflichtung, bei der Aufnahme eines Fotos für einen Personalausweis einen neutralen Gesichtsausdruck bei geschlossenem Mund zu haben, keinen Eingriff in die Grundrechte des Mannes und hielt es nicht für erforderlich, ihm eine Ausnahme aus Gewissensgründen zu gewähren. Die Kirche des Lächelns hatte versucht, sich als Religionsgemeinschaft registrieren zu lassen, was ihr jedoch 2019 verweigert wurde.

Friedenslicht aus Bethlehem wird verteilt

Friedenslicht aus Bethlehem
Friedenslicht aus Bethlehem

Das Friedenslicht aus Bethlehem (tsch. Betlémské světlo) ist in Tschechien angekommen. Pfadfinder haben es von Wien nach Brünn gebracht. Am morgigen Samstag wird es ebenfalls von Pfadfindern per Zug im ganzen Land verteilt. Dafür gibt es viele Aktionen, insbesondere auf Bahnhöfen und in Kirchen.

Nach Ústí nad Labem soll es z.B. per Regiojet kommen und (wenn er hoffentlich pünktlich ist) um 11.30 Uhr in der Kirche Nanebevzetí Panny Marie (Mariä Himmelfahrt, das ist die mit dem schiefen Turm) gesegnet werden. Abholen kann man es sich dann auch in den Folgetagen. In Děčín wird es 12.33 Uhr eintreffen und am Sonntag in mehreren Kirchen verteilt. In Teplice wird es 13.03 Uhr eintreffen. Hier findet die Verteilung erst am Heiligabend statt, meist zwischen 10 und 12 Uhr. Bei Interesse können wir dafür den Besuch der eindrucksvollen Beuroner Kapelle empfehlen, der sonst nur gelegentlich möglich ist (siehe https://de.mapy.cz/s/kezomobemo).

Die Tradition des Friedenslichts aus Bethlehem begann 1986 in Oberösterreich als Initiative des Österreichischen Rundfunks. Eigentlich wird die Flamme wirklich aus der Geburtskirche Jesu in Bethlehem gebracht. In diesem Jahr ist dies jedoch aufgrund der Sicherheitslage im Nahen Osten nicht möglich. Deshalb wurde das Licht vom letzten Jahr in der Wallfahrtskirche Christkindl in Steyr aufbewahrt und nun von dort aus verteilt.

Jan Svěrák hat übrigens einen Film mit dem Titel "Betlémské světlo" gedreht, der letztes Jahr bei den Tschechisch-Deutschen Kulturtagen lief.

Lebensstandard in Tschechien nähert sich EU-Durchschnitt

Laut dem frisch erschienenen Statistischen Jahrbuch der Tschechischen Republik 2024 hat Tschechien im vorigen Jahr beim kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf einen Wert von 91% der EU-Durchschnitts erreicht. Dies war eine kleine Steigerung um einen Prozentpunkt gegenüber 2022. Spitzenreiter ist weiterhin Luxemburg mit 239%, Schlusslicht ist Bulgarien mit 64%. Deutschland liegt bei 115%.

Trotz eines Rückgangs der Wirtschaftsleistung um 0,3 % behauptete Tschechien im vergangenen Jahr seine Position als Land mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in der EU. Diese stieg zwar auf 2,6 %, blieb jedoch deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 6,7 %.

Rechnungshof kritisiert Einsatz von EU-Fördermitteln

Der Oberste Rechnungshof (NKÚ) in Prag veröffentlichte am Mittwoch seinen neuesten Bericht zur Ausschöpfung von EU-Geldern. Seit 2004 seien zwar netto 40 Milliarden Euro nach Tschechien geflossen, diese wären jedoch zumeist in Projekte mit geringem Mehrwert gesteckt worden. Dadurch wäre die Annäherung an den westlichen Lebensstandard langsamer verlaufen als anderswo. So sei zwischen 2003 und 2022 das kaufkraftbereinigte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Vergleich zum EU-Durchschnitt in Polen um 33 Prozentpunkte gestiegen, in Litauen gar um 38, in Tschechien aber nur um 19. Den Grund sieht der Rechnungshof in einer schlechten Auswahl von Zielbereichen. So seien z.B. Maßnahmen im Bereich Beschäftigung kaum hilfreich im Land mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in der EU. Ein weiteres Beispiel sei die Förderung von Großunternehmen mit Geldern, die eigentlich kleine und mittelständische Betriebe unterstützen sollten.

Deutschland schafft Gebühren für Gastransit ab

Mit einer heutigen Entscheidung im Bundestag zur Novellierung des Gesetzes zur Gasspeicherumlage entfallen künftig die von tschechischer Seite starkt kritisierten Transitgebühren für die Beförderung von Gas über Deutschland nach Tschechien. Der tschechische Minister für Industrie und Handel, Lukáš Vlček, zeigte sich damit sehr zufrieden.

Angefahrener Wolf wieder gesund

Wolf in der Böhmischen Schweiz am 10.12.24
Wolf in der Böhmischen Schweiz am 10.12.24 (© Správa NP České Švýcarsko)

Im November wurde in der Böhmischen Schweiz ein Wolf angefahren, der mit einem Sender ausgestattet ist und im Rahmen des Forschungsprojektes REDEMA beobachtet wird. Die Kollision wurde sogar gefilmt. Da dies der letzte Wolf im Projekt ist, der noch seinen Sender trägt, hätte sein Verlust wahrscheinlich das Ende dieses Projektbausteins bedeutet. Doch er erholte sich, blieb einige Zeit eher ruhig und bewegte sich nur in kleinem Umkreis. Mittlerweile streift er wieder umher und hat auch die Straße mehrfach überquert, auf der der Zusammenstoß geschah. Er ging vor kurzem auch wieder in eine Fotofalle.

Das Projekt REDEMA wird aus dem INTERREG-Programm Sachsen-Tschechien gefördert und dient der Erforschung der Rothirschpopulation in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Dabei wird u.a. der Einfluss des Wolfes auf die Hirsche untersucht.

Deutschklub sammelt Rekordsumme

Im Deutschklub in Litoměřice (Leitmeritz) treffen sich jede Woche Menschen, die Interesse an der deutschen Sprache haben, um sich in Konversation zu üben, und dies nun schon seit acht Jahren. Dabei werden auch immer wieder Spenden für wohltätige Zwecke gesammelt. In diesem Jahr kamen insgesamt 71.000 CZK zusammen, die für Nachhilfestunden von Kindern in Pflegefamilien gespendet wurden.

Weniger Feuerwerk in Prag

Feuerwerksverbote in Prag
Feuerwerksverbote in Prag

In Prag gilt auch in diesem Jahr wieder ein Verbot für privates Feuerwerk im historischen Zentrum und an vielen weiteren Orten. Dies beinhaltet einerseits die Umgebung vieler Sozial- und Gesundheitseinrichtungen, andererseits Naturräume wie Gewässer und Parks. Insgesamt betrifft das Verbot damit relativ große Teile der tschechischen Hauptstadt. Für Zuwiderhandlungen sind Strafen bis zum 100.000 CZK angedroht.

Newsletter macht Weihnachtspause

Dies ist der letzte Newsletter für das Jahr 2024. Der nächste wird planmäßig am 3. Januar 2025 erscheinen. Bis dahin wünschen wir Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Start ins nächste Jahr.

 


 

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