Euroregion Elbe/Labe

Derweil in Tschechien... 10/25

Tibetische Flagge im ganzen Land – "Vlny" gewinnt Böhmische Löwen – Škoda Auto trotzt dem Trend – Tschechen spenden für "Geschenk für Putin" – Bruno bekommt eine Partnerin – Wanderwegemarkierungen werden erneuert – Förderung für 20 Projekte bewilligt

14.03.2025

Tibetische Flagge im ganzen Land

Die tibetische Flagge im Riesengebirge
Die tibetische Flagge im Riesengebirge (© FB Vlajka pro Tibet)

In Hunderten von tschechischen Städten und Dörfern wehte in dieser Woche die tibetische Flagge an Rathäusern und anderen öffentlichen Gebäuden. Selbst auf dem höchsten Berg Tschechiens, der Schneekoppe, wurde die Flagge geschwenkt. 

Mit der landesweiten (und internationalen) Aktion wird an die Niederschlagung des Aufstandes der Tibeter erinnert, der am 10. März 1959 begann und ca. 86.000 Todesopfer gefordert haben soll. Die Aktion gibt es seit Mitte der 1990er Jahre und will an die fortdauernde Verletzung der Menschenrechte in Tibet erinnern.

Es gibt in Tschechien traditionell eine besondere Tradition der Hinwendung zu Tibet und der Sympathie für den Dalai Lama, die noch aus der Zeit stammt, als das Land dank Václav Havel den Menschenrechten international ein besonders hohes Gewicht gab. So manches Mal haben Treffen von Politikern mit dem Dalai Lama zu Verstimmungen mit China geführt.

"Vlny" gewinnt Böhmische Löwen

Jiří Mádl bei der Preisverleihung des Böhmischen Löwen 2025
Jiří Mádl bei der Preisverleihung des Böhmischen Löwen 2025 (© Profimedia)

Der Film "Vlny" wurde von der Tschechischen Film- und Fernsehakademie (ČFTA) als bester Spielfilm des Jahres 2024 mit dem "Böhmischen Löwen" ausgezeichnet, dem bedeutendsten tschechischen Filmpreis. Er gewann zudem die Löwen für Regie und Drehbuch (Jiří Mádl), die besten Nebendarsteller (Tatiana Pauhofová und Stanislav Majer) sowie den besten Ton (Viktor Ekrt). Er bekam zudem den Publikumspreis. Der Film war als tschechischer Beitrag für den Oscar eingereicht worden und kam auch auf die Shortlist der 15 Besten, ging am Ende aber leer aus.

"Vlny" ("Wellen") thematisiert das Bemühen von Mitarbeitern des tschechischen Rundfunks in den 1960ern, die Bevölkerung trotz Zensur und Druck durch die Stasi mit wahrheitsgetreuen Nachrichten zu versorgen. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 durch die Truppen des Warschauer Pakts sendeten damals Redakteure des Rundfunks noch längere Zeit aus einer geheimen Station.

Mit insgesamt 13 Preisen (aber eben nicht den prominentesten) ist der Film "Amerikánka" der zweite große Gewinner des Jahres. Darin geht es auf visuell ungewöhnliche Weise um das Aufwachsen in tschechischen Kinderheimen im Sozialismus. Als bester Dokumentarfilm wurde "Ještě nejsem, kým chci být" über die Fotografin Libuše Jarcovjáková ausgezeichnet.

Letzteren haben wir inkl. eines Gesprächs mit der Protagonistin im letzten Jahr bei den Tschechisch-Deutschen Kulturtagen gezeigt. Sowohl "Vlny" als auch "Amerikánka" werden wir dieses Jahr im Programm haben.

Škoda Auto trotzt dem Trend

Umsatz von Škoda Auto 2011-2024
Umsatz von Škoda Auto 2011-2024 (© statista.de)

Entgegen dem Trend der meisten europäischen Autohersteller meldet Škoda Auto für das Jahr 2024 das beste Geschäftsergebnis aller Zeiten. Der Umsatz stieg um 4,7% auf 27,8 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis um 30% auf 2,3 Milliarden Euro, und die Umsatzrendite auf 8,3 %. Es wurden 926.600 Fahrzeuge verkauft (+6,9 %). In Europa landete das Unternehmen erstmals auf Platz 4 der meistverkauften Automarken. Neben den erwartbaren Ländern wie Deutschland (Marktanteil 7,3%) und Tschechien waren Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien die wichtigsten Absatzmärkte. Außerhalb Europas steht Indien im Fokus, und in Vietnam wird gerade ein neues Werk hochgefahren. Für 2025 hat sich das Unternehmen vorgenommen, den Absatz an Elektroautos zu verdoppeln.

Für Tschechien sind dies gute Nachrichten, da Škoda Auto einen bedeutenden Anteil am tschechischen Bruttoinlandsprodukt ausmacht. Im Jahr 2021 lag der bei ca. 5% (mit rund 1/3 weniger Umsatz als 2024) und dürfte mittlerweile noch gestiegen sein (wir konnten leider keine neueren Zahlen finden). Es ist damit das wichtigste Unternehmen des Landes. Es beschäftigt ca. 35.000 Mitarbeitende in Tschechien.

Leider ist Škoda damit auch in Tschechien eine Ausnahmen, denn die tschechische Industrieproduktion stagniert seit zwei Jahren und nahm im Januar noch leicht ab. Als wichtigster Grund dafür wird die schwache wirtschaftliche Dynamik in ganz Europa und insbesondere in Deutschland genannt, die eine Exportnation wie Tschechien stark trifft. Immerhin ein Drittel der tschechischen Exporte gingen nach Deutschland.

Tschechen spenden für "Geschenk für Putin"

Hubschrauber vom Typ Black Hawk
Hubschrauber vom Typ Black Hawk (© Initiative „Dárek pro Putina")

Tschechien unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine mit Militärmaterial nicht nur von staatlicher Seite, sondern auch zivilgesellschaftlich. So hat sich 2022 die Initiative "Dárek pro Putina“ ("Geschenk für Putin") gegründet, die mittels privater Spenden Waffen für die Ukraine kauft. Das Agieren Donald Trumps in den letzten Wochen (insbesondere der unsägliche Umgang mit Präsident Selenskyi im Weißen Haus am 28. Februar) hat zu einem starken Anstieg der Spenden geführt, u.a. für den Kauf eines Militärhubschraubers vom Typ Black Hawk. Die Initiative meldete letzte Woche, dass in nur 5 Tagen etwa 20.600 Menschen insgesamt 24 Millionen Kronen (ca. 960.000 Euro) gespendet hätten. Seit Gründung der Initiative im Mai 2022 seien mehr als 990 Millionen Kronen (ca. 39,6 Millionen Euro) zusammengekommen.

Bruno bekommt eine Partnerin

Irina und Bruno
Irina und Bruno (© Zoo Děčín)

Der Kamtschatka-Bär Bruno lebt seit 2019 im Zoo von Děčín, und das die ganze Zeit allein. Seit längerem suchte der Zoo nach einer geeigneten Partnerin, die nun mit der Bärin Irina in Brno gefunden wurde, wo auch Bruno ursprünglich herkam.

Für die Irinas Reise von Brno nach Děčín bat der Zoo um Spenden. Dafür konnte man symbolische Kilometer kaufen und auf einer Karte verfolgen, wie weit Irina damit schon gekommen ist. In nur vier Tagen hatten 176 Personen für alle 320 Kilometer bezahlt. Dennoch kann die Reise nicht sofort losgehen, sondern ist ein komplizierter Prozess, bei dem die Bedürfnisse beider Bären berücksichtigt werden müssen.

Wanderwegemarkierungen werden erneuert

Markierung eines Wanderwegs wird erneuert
Markierung eines Wanderwegs wird erneuert (© Daniela Pilařová, Český rozhlas)

In diesen Tag sind die Aktiven des Klubs tschechischer Touristen (KČT) unterwegs, um die allseits bekannten Markierungen der Wanderwege zu erneuern. In Tschechien übernehmen weder der Staat noch die Kommunen diese Aufgabe, sondern Markierung und Ausschilderung der Wanderwege werden vom KČT durchgeführt. Dafür gibt es ein ausgeklügeltes System, welches unserer Meinung nach zu den besten der Welt gehört. Eine solch hochwertige, einheitliche und detaillierte Ausschilderung und Markierung findet man anderswo kaum. Dies ist vor allem dem ehrenamtlichen Engagement vieler KČT-Mitglieder zu verdanken.

Förderung für 20 Projekte bewilligt

Der Lenkungsausschuss zum Kleinprojektefonds in der Euroregion Elbe/Labe tagte heute in Dubí in einer fünfstündigen Sitzung. Ihm lagen 25 Projektanträge zur Entscheidung vor. Für 20 Anträge wurden Fördermittel in Höhe von 271.563,20 € bewilligt. Vier Anträge wurden abgelehnt und einer zur Überarbeitung zurückgestellt. Elf der bewilligten Anträge mit einem Fördervolumen von 156.886,40 € kamen von deutschen Antragstellern, neun Anträge mit einem Fördervolumen von 114.676,80 € von tschechischen. Insgesamt werden damit im aktuell (seit 2024) laufenden Kleinprojektefonds 71 Projekte (43 tschechische, 28 deutsche) mit einem Gesamtvolumen von 783.084,00 € gefördert. Bis zum Ende der aktuellen Förderperiode im Jahr 2027 stehen damit noch Mittel in Höhe von ca. 3,1 Mio. Euro im Kleinprojektefonds bereit.

Zur Liste der Projekte

 


 

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