Euroregion Elbe/Labe

Derweil in Tschechien... 16/25

Wichtige Elbbrücke in Ústí wird fast zwei Jahre saniert – Plzeň feiert Befreiung – Litoměřice beseitigt sowjetisches Soldatendenkmal – Dubí hat große Pläne mit dem Wildgehege Mstišov – Notenbank verkauft ikonische Filiale in Ústí – Tschechische Wirtschaft wächst

02.05.2025

Wichtige Elbbrücke in Ústí wird fast zwei Jahre saniert

Die Dr.-E.-Beneš-Brücke in Ústí wird saniert. (©Steffen Neumann)

In Ústí nad Labem fällt seit einer Woche mit der Beneš-Brücke eine der wichtigsten Verkehrsadern aus. Anders als in Dresden kommt die Sperrung nicht überraschend, sondern geplant. Die Generalsanierung einer der zwei Straßenbrücken über die Elbe in Ústí wurde sogar mehrfach verschoben. Doch in der Nacht zum 26. April war es soweit. Bis zum 19. Dezember 2026 wird die Stahlbrücke nun saniert.
Um diese anspruchsvolle Verkehrssituation in den Griff zu bekommen, wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Neben der Beneš-Brücke entstand eine Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer. Radfahrer müssen ihr Rad allerdings schieben. Der motorisierte Straßenverkehr wird über die benachbarte Marienbrücke (Mariánský most) umgeleitet. Über diese Brücke fahren auch die Ersatzbusse, die anstelle der Oberleitungsbusse eingesetzt werden. Zusätzlich wurde eine Zuglinie von Bahnhof Střekov (Schreckenstein) zum Westbahnhof (Ústí západ) eingerichtet, die in beide Richtungen jede halbe Stunde fährt. Als zweite Fußgängerbrücke kann wie gehabt auch die Eisenbahnbrücke genutzt werden. Bis Ende Mai entsteht auf der Střekover Seite der Marienbrücke zudem ein Parkplatz für 200 Autos, von dem man vom Auto auf den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen oder die Fußgängerbrücke nutzen kann. Die Parkgebühr kostet für den ganzen Tag symbolische 20 Kronen (0,80 Euro), um Autofahrern den Umstieg zu erleichtern.

Außerdem wurde ein ausgeklügeltes Verkehrsleitsystem geschaffen, das für möglichst wenig Standzeiten sorgen soll. So können zum Beispiel Autos, die von Střekov über die Marienbrücke kommen, nicht direkt ins Stadtzentrum abbiegen, sondern müssen dies über den Kreisverkehr unterhalb der Větruše (Ferdinandshöhe) tun. Für den Transitverkehr bestehen weiträumige Umfahrungen, eine Durchfahrt des Stadtzentrums ist nicht möglich. Für Besucher empfiehlt sich die Anreise mit dem Zug oder Bus, zumal im Mai auch die Sanierung der Straßenbrücke über die Eisenbahnstrecke im Stadtteil Mojžíř beginnt. Dann ist die Anreise durch das Elbtal von Děčín nur noch über die rechte Elbseite möglich. Bei der Brücke in Mojžíř handelt es sich übrigens um eine Spannbetonbrücke.

Für die Bewohner von Střekov wurde eine Vielzahl von provisorischen Maßnahmen ergriffen, welche bis Ende 2026 eine sichere Versorgung ermöglichen sollen. So wurde eine vorübergehende Feuerwehrstation eingerichtet. In eine ehemalige Schule zog ein Sozialdienst ein, der dauerhaft für die Seniorenhilfe besetzt ist. Er kümmert sich auch um Einkäufe auf der anderen Elbseite. Denn zu allem Überfluss muss auch der einzige Supermarkt in Střekov wegen einer Generalsanierung für drei Monate schließen. Außerdem wurde für ältere Personen ein Taxidienst für Fahrten zum Arzt oder zum Einkauf eingerichtet.

Die ersten Tage nach der Schließung verliefen in Ústí zwar mit einigen Staus, aber die Polizei hatte eine schlimmere Situation erwartet. Allerdings dürften wegen der Feiertage am 1. und 8. Mai auch einige Einwohner im Urlaub sein. Einige Hundert Menschen feierten am ersten Tag der Sperrung auf der Brücke den Abschied von der Beneš-Brücke.

Die Dr.-E.-Beneš-Brücke wurde am 9. August 1936 eröffnet und trägt ihren Namen nach dem langjährigen Außenminister und zweiten Präsidenten der Tschechoslowakei. Sie war nach der Eisenbahnbrücke, die damals auch eine Straßenbrücke war, die zweite Elbbrücke von Ústí.

Die Beneš-Brücke ist nicht die einzige Elbbrücke, die in Nordböhmen gerade saniert wird. Seit März ist die Ervín-Špindler-Brücke in Roudnice wegen Sanierung gesperrt. Auch hier handelt es sich um eine Stahlbrücke. Sie wurde 1910 gebaut. Die Wiedereröffnung ist bereits für März 2026 geplant.

Plzeň feiert Befreiung

In Plzeň beginnen die Feiern zum 80. Jubiläum der Befreiung der Stadt und großen Teilen Westböhmens und Südwestböhmens durch amerikanische und belgische Streitkräfte. In Anwesenheit von Kriegsveteranen, ihren Angehörigen und Nachkommen, des belgischen Königs Philippe und des tschechischen Präsidenten Petr Pavel feiert die Stadt bis zum 6. Mai mit vielen Veranstaltungen. Höhepunkt ist ein historischer Umzug mit historischer Militärtechnik. Plzeň wurde am 5. und 6. Mai 1945 befreit. Die meisten Befreier leben nicht mehr oder sind schon zu alt für die beschwerliche und weite Reise. Dieses Jahr zum ersten Mal dabei ist der 99-jährige Harry Humason.

Litoměřice beseitigt sowjetisches Soldatendenkmal

Das beschmierte Denkmal. (©Initiative zur Beseitigung des Denkmals des sowjetischen Okkupanten)

Der unbekannte sowjetische Soldat verschwindet aus dem Jirásek-Park in Litoměřice. Das Stadtparlament entschied mit einer Mehrheit von 16 Stimmen für eine Beseitigung des Denkmals bis zum 19. Juni. Dagegen stimmten fünf Vertreter, vier enthielten sich der Stimme.

Das Denkmal mit dem Namen „Ehre und Ruhm der Sowjetarmee“ wurde 1975 zum 30-jährigen Jubiläum des Kriegsendes und sieben Jahre nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Panzer errichtet.

Nach dem russischen Überfall auf die gesamte Ukraine im Februar 2022 wurde mehrfach seine Beseitigung gefordert. Es wurde mit roter Farbe beschmiert. Eine Initiative, die von einem breiten Parteienbündnis mit Ausnahme der rechtspopulistischen Partei SPD unterstützt wurde, vereinte sich letztendlich zu dem Antrag, das Denkmal zu beseitigen. Eine private Firma sicherte den kostenlosen Abtransport des Denkmals zu. An der Stelle des Denkmals soll ein neues Kunstwerk entstehen.

Dubí hat große Pläne mit dem Wildgehege Mstišov

Die Stadt Dubí bereitet eine Umgestaltung des Wildgeheges im Stadtteil Mstišov vor. In dem Waldstück leben mehrere Hirscharten und Wildschweine. Das Gehege ist beliebtes Ausflugsziel nicht nur von Einwohnern aus Dubí, sondern auch aus Teplice und Umgebung.

Aktuell verhandelt die Stadt mit dem Staatsforst Lesy ČR über den Ankauf von vier Hektar Grundstück, welche in die neue Gestaltung des Geheges einfließen sollen. „Wir müssen die Mauer zur Straße reparieren und das denkmalgeschützte Tor. Die Gehege müssen erneuert werden. Außerdem fehlt es an Räumen für die Mitarbeiter im Gehege, aber auch an Toiletten für Besucher“, zitiert die Tageszeitung Mladá fronta Dnes den Bürgermeister Jiří Kašpar. Auch an einen Spielplatz ist gedacht.

Bei der Ausarbeitung eines neuen Konzepts für das Gehege hilft Petr Fejk, der langjährige Direktor des Zoos in Prag. Das Konzept soll bis Ende Mai fertig sein. Demnach könnten in das Gehege auch neue Tierarten wie Vögel einziehen. Bürgermeister Kašpar denkt an eine Zusammenarbeit mit der Tierauffangstation Falco im Böhmischen Mittelgebirge bei Litoměřice.

Das Wildgehege wurde bereits Anfang des 18. Jahrhunderts durch den damaligen Eigentümer der Ländereien Franz Karl Clary-Aldringen gegründet. Am Rande des Geheges steht auch das beliebte Ausflugsrestaurant „Jagdschlösschen Dvojhradí“. Das Restaurant im chinesischen Stil brannte 2018 nieder und wurde vor einigen Jahren wiedereröffnet.

Notenbank verkauft ikonische Filiale in Ústí

Die Filiale der Tschechischen Nationalbank in Ústí. (©Steffen Neumann)

Die Filiale der tschechischen Notenbank Česká národní banka (ČNB) war eines der ersten modernen Gebäude in Ústí nach Laben nach der Samtenen Revolution 1989. Mit seinem riesigen Pendel an der Fassade und an prominenter Stelle gegenüber der barocken Vojtěch-Kirche (Adalbert-Kirche) nicht weit vom Hauptbahnhof ist es unübersehbar. Doch die Tage als Filiale sind gezählt. Die Notenbank will sich im Rahmen einer Reorganisation des Filialnetzes von dem Gebäude trennen. Gleiches gilt für die Filiale in Plzeň (Pilsen). Bereits seit November letzten Jahres ist der Schalterbetrieb geschlossen. Es ist noch nicht so lange her, als man hier noch alte ungültige Kronenscheine in neue umtauschen konnte. Für diesen Service muss man inzwischen bis nach Prag fahren. Kommunikation und Dienstleistung für die Kunden der Notenbank werden digitalisiert. Die Kunden sind vornehmlich öffentliche Verwaltungen, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und staatliche Unternehmen.

„Für uns und unsere Kunden bedeutet die Umstellung eine Einsparung von Geld und Zeit. Für eine Übergangszeit bieten wir bargeldlose Dienstleistungen noch vor Ort an, ab 2027 wird die Dienstleistungen komplett digitalisiert“, sagt eine Banksprecherin. Bis dahin könnte das Gebäude schon einem neuen Eigentümer gehören.

Tschechische Wirtschaft wächst

Die tschechische Wirtschaft konnte das erste Quartal mit einem deutlichen Wachstum abschließen. Laut ersten Schätzungen legte das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem letzten Quartal 2024 um 0,5 Prozent zu. Die deutsche Wirtschaft war im gleichen Zeitraum um 0,2 Prozent gewachsen. Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 legte die tschechische Wirtschaft um 2 Prozent zu.

Verantwortlich für das Wachstum war vor allem eine anhaltend gute Kauflaune der privaten Haushalte. Vorsichtig positiv wirkten sich auch der Zuwachs bei den Bruttoinvestitionen und dem Außenhandel aus. Die Bruttowertschöpfung erhöhte sich im Baugewerbe, dem Dienstleistungssektor und im Einzelhandel. Rückläufig war sie wie im Quartal zuvor im verarbeitenden Gewerbe. Die Aussichten haben sich durch die Zollpolitik der USA verschlechtert. Tschechien wäre zwar davon weniger direkt als indirekt über Nachbar Deutschland betroffen, mit dem das Land über Handel, deutsche Investoren und Zulieferer eng verflochten ist. Helfen könnten laut Analysten eine weitere Senkung der Leitzinsen durch die tschechische Notenbank ČNB von derzeit 3,75 Prozent auf 3,5 Prozent.

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