Derweil in Tschechien... 18/25
16.05.2025
Neuer Aussichtsturm in Nordböhmen geplant

Im Sommer 2026 wird das sächsisch-tschechische Grenzgebiet um einen Aussichtsturm reicher. Die Stadt Šluknov (Schluckenau) plant den Bau eines Turms auf dem 510 Meter hohen Gipfel Jitrovník (Jüttelsberg). Wenn alles läuft wie geplant, wäre dies der erste neu gebaute Aussichtsturm in der Schluckenauer Zipfel genannten Region seit über 120 Jahren. Zuletzt wurde 1905 der Turm auf der Tanečnice (Tanzplan) eingeweiht. Dies ist bisher auch der nördlichste Aussichtsturm Tschechiens. Ab Sommer nächsten Jahres wird es dann der Turm auf dem Jitrovník sein.
Es ist nicht der erste Turm auf diesem Berg. 1888 ließ Johannes Vogel eine Bergbaude errichten. Daneben entstand im gleichen Jahr ein 24 Meter hoher Aussichtsturm, der allerdings schon 1903 von einem Sturm eingerissen und nie wieder aufgebaut wurde. Die Bergbaude empfing aber ihre Gäste weiterhin. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der ursprünglichen deutschen Bevölkerung diente die Baude als Erholungsheim und Ferienlager für verschiedene Betriebe. Nach 1989 privatisiert, brannte sie 1998 aus und verfiel.
Den neuen Turm plant die Stadt mit einer Höhe von 31 Metern. Dabei wird auf langlebige und leicht zu wartende Materialien wie verzinkter Stahl und Holz gesetzt. Gebaut wird der Turm, den der Prager Architekt Tomáš Beneš entwarf, von der Firma Lemonta aus Sokolov. Martin Chroust, Abteilungsleiter der Stadtverwaltung, verspricht Ausblicke bis ins Riesengebirge. "Bei guter Sicht sind die Schneekoppe und auch der Keilberg im Erzgebirge zu sehen", sagt er.
Den Bau des Turmes finanziert die Kommune mit Hilfe des EU-Projekts "Fugauer Zipfel - gemeinsam vergessen wir nicht", das in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Sohland durchgeführt wird. Das Projekt läuft bis Ende November 2026, der Fördermittelanteil beläuft sich auf 670.756,97 Euro. Das Projekt erinnert an das ehemalige Dorf Fukov (Fugau), das wie eine tschechische Halbinsel in die Oberlausitz hineinragt. Šluknov unterhält mit Sohland seit langem enge Kontakte. Im Rahmen des Projekts ist auch eine Ausstellung zur Geschichte des Tourismus auf dem Jitrovník, die Schaffung eines Lehrpfads entlang sakraler Denkmäler und das Musikfestival "Musik verbindet Nachbarn" geplant. Auf deutscher Seite repariert Sohland im Rahmen des Projekts den Wanderweg nach Fukov, schafft einen neuen Fußgängerübergang nach Fukov und wertet den Eisenbahnhaltepunkt in Taubenheim touristisch auf.
Vergifteter Wolf in der Böhmischen Schweiz

Im Nationalpark Böhmische Schweiz wurde ein vergifteter toter Wolf gefunden. Wie die Nationalparkverwaltung berichtet, ereignete sich der Fund bereits Anfang des Jahres bei Rynartice. Laborangaben zufolge wurde das Tier mit dem Nervengift Carbofuran getötet. „Es ist der erste Fall im Nationalpark Böhmische Schweiz, bei dem ein Tier vergiftet wurde“, erklärte Nationalparksprecher Tomáš Salov. Der Nationalpark erstattete deshalb Anzeige.
Um Beweise zu sammeln sowie dem Täter auf die Spur zu kommen, setzte der Nationalpark spezielle geschulte Hunde der Tschechischen ornithologischen Gesellschaft ein. Der vergiftete Wolf hatte ein Halsband, weshalb sich seine Bewegung nachvollziehen ließ. Die Hunde suchten gemeinsam mit Nationalparkrangern ein rund 30 Hektar großes Gelände in der Nähe der Gemeinden Jetřichovice, Doubice und Chřibská ab. Dabei werden auch Funde toter kleiner Raubtiere und Raubvögel untersucht. „Auch diese Fälle können auf illegales Verhalten hindeuten“, sagte Salov.
„Wir müssen die Tragweite des Problems kennen. Wir planen, vor allem Randgebiete des Nationalparks zu untersuchen“, so der Nationalparksprecher weiter. Es ist auch nicht ausgemacht, dass der Giftanschlag sich gegen Wölfe richtete. Das Gift kann auch eine Bedrohung für frei laufende Haushunde und andere Tiere sein.
Der tote Wolf in der Böhmischen Schweiz ist allerdings nicht der einzige Fall. Zwischen Februar und April wurden nach und nach vier tote Wölfe im Reichensteiner Gebirge (Rychlebské hory) im Osten Tschechiens an der Grenze zu Polen gefunden. Auch sie wurden offenbar vergiftet. Mit welchem Stoff ist noch nicht bekannt.
Seit 2012 ist die Existenz von Wölfen in der Böhmischen Schweiz bekannt und seitdem hat sich die Wolfspopulation stetig weiterentwickelt. Insgesamt leben die Wölfe inzwischen in sechs Wolfsterritorien, die auch nach Sachsen hineinreichen. Im Reichensteiner Gebirge gibt es erst seit 2022 eine Wolfspopulation.
Edmundsklamm öffnet doch noch nicht
Das Warten hat noch kein Ende. Entgegen letzter Meldungen, die eine Öffnung der Edmundsklamm in der Böhmischen Schweiz bereits zu Ende Mai in Aussicht stellten, hat die Gemeindevertretung von Hřensko nun entschieden, erst das Ergebnis mehrerer Gutachten abzuwarten. „Wir warten noch auf Gutachten des Geologen sowie des Sicherheitstechnikers. Dann analysieren und bewerten wir die Risiken. Wir haben also noch zu tun“, sagte Bürgermeisterin Kateřina Horáková gegenüber dem tschechischen Rundfunk Český rozhlas. Oberhalb der Edmundsklamm ist zudem noch die Fällung von fünf Risikobäumen geplant. Auch das soll noch vor der Wiedereröffnung erfolgen.
Neuer Fahrplan für Kohleausstieg
Geht es nach der tschechischen Regierung, verabschiedet sich das Land 2033 aus der Förderung der Braunkohle. In ihrem Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2021 hatte sie vereinbart, dafür die Bedingungen zu schaffen. Im Fall des halbstaatlichen Energiekonzerns ČEZ ist ihr das offenbar gelungen. Das Unternehmen gab bekannt, die Förderung in ihrem größten Tagebau Bílina nahe der gleichnamigen Kleinstadt am Fuße des Erzgebirges bereits zwei Jahre früher einzustellen. Ursprünglich hatte das Unternehmen eine Fördergenehmigung bis 2035.
Umweltorganisationen wie Greenpeace hatten zwar ein Ende der Förderung bereits im Jahr 2030 gefordert, begrüßten aber die Entscheidung. ČEZ plant, die Energie aus Kohle, die im tschechischen Energiemix heute immer noch rund 40 Prozent ausmacht, durch Alternativen mit niedrigen Emissionen zu ersetzen, vor allem erneuerbaren Energiequellen, übergangsweise auch durch Gaskraftwerke, langfristig aber durch den Bau neuer Atomreaktoren. So plant das Unternehmen an seinem Atomkraftwerk im südmährischen Dukovany den Bau von zwei neuen Kraftwerksblöcken.
Der Tagebau Bílina wird der letzte Tagebau von ČEZ sein, in dem noch Kohle gefördert wird. Der zweite Tagebau Nástup Tušimice zwischen Chomutov und Kadaň stellt die Förderung bereits 2029 ein.
Auch die zwei anderen Kohlefirmen ließen durchblicken, dass sie ihre Tagebaue womöglich nicht bis zur bereits genehmigten Förderdauer betreiben werden. Der Eigentümer der Firma Sev.en Energy, Pavel Tykač, welche die Tagebaue ČSA bei Litvínov und Vršany westlich von Most betreibt, deutete schon im letzten Jahr ein früheres Ende für Vršany an, dessen Vorräte noch bis nach 2050 reichen würden. Der Tagebau ČSA wird bereits seit einem Jahr auf das Förderende vorbereitet.
Die Firma Sokolovská uhelná, die einen Tagebau in der Region Sokolov bei Karlovy Vary (Karlsbad) betreibt, ging vor einigen Jahren noch von einem Abbau bis 2040 aus. Aktuell nennt sie ein Förderende zwischen den Jahren 2030 und 2035.
Alle Braunkohletagebaue Tschechiens befinden sich in Nordböhmen an der Grenze zu Sachsen. Ein Kohleausstieg wäre nicht nur für das Klima gut, sondern hilft auch der Luftqualität sowie der Lebensqualität im Allgemeinen im tschechisch-sächsischen Grenzgebiet. Das Kohlegebiet soll künftig renaturiert bzw. zu touristischen Gebieten ausgebaut werden.
Streit mit Frankreich um Ausbau von AKW Dukovany
Der oben erwähnte Ausbau des AKW Dukovany führt derzeit zu einem Disput der tschechischen Regierung mit der EU-Kommission und Frankreich, berichtet u.a. Radio Prag. Den Zuschlag für das Ausbauvorhaben hat der südkoreanische Konzern KHNP erhalten. Der halbstaatliche französische Konzern EDF, der sich ebenfalls beworben hatte, legte gegen diese Entscheidung Widerspruch ein, der jedoch vom tschechischen Kartellamt zurückgewiesen wurde. Deshalb sollte vorletzte Woche der Vertrag mit KHNP unterzeichnet werden. Dies hat jedoch das Kreisgericht in Brno auf Antrag von EDF kurz vorher
untersagt.Zusätzlich hat sich nun die EU-Kommission in Person des EU-Kommissar für Wohlstand und Industriestrategie, Stéphane Séjourné, eingeschaltet, der in einem Brief an die tschechische Regierung ebenfalls den Aufschub der Vertragsunterzeichnung forderte. Da Séjourné Franzose ist, werden in Tschechien Stimmen laut, die eine Einflussnahme der französischen Regierung zugunsten EDF wittern. Der Konzern selbst beruft sich in einer Pressemitteilung auf die Unterstützung durch die französische Regierung. Premier Fiala warf gestern EDF vor, die Sicherheitsinteressen Tschechiens zu verletzen. Der Ton wird also zunehmend schärfer.
Der Hauptvorwurf von EDF lautet, das KHNP nur durch staatliche Subventionen Südkoreas einen so günstigen Preis anbieten und so das Verfahren gewinnen konnte. Dies ist auch der Hintergrund der
Einmischung durch die EU-Kommission, denn EDF hätte bereits Ende 2024 eine Untersuchung in dieser Sache beantragt. Allerdings sagt der tschechische Industrieminister Lukáš Vlček, dass ihm von einer offiziellen Untersuchung der EU-Kommission nichts bekannt sei. Es wird außerdem vermutet, dass das Ziel Frankreichs, die europäische Nuklearindustrie zu stärken, eine Rolle spielen könnte.Tschechien wählt Anfang Oktober

Staatspräsident Petr Pavel hat als Termin für die Parlamentswahlen in Tschechien den 3. und 4. Oktober als Wahltage festgelegt. Damit finden die Wahlen nach vier Jahren zum regulären Termin statt. 2021 wurde am 8. und 9. Oktober gewählt.
Die Wahltage fallen traditionell auf einen Freitag und einen Samstag. Während am Freitag von 14 bis 22 Uhr gewählt wird, sind am Samstag die Wahllokale von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Erstmals gibt es für Wähler im Ausland in diesem Jahr die Möglichkeit einer Briefwahl, wenn sie sich bis 24. August im Wählerverzeichnis der zuständigen Auslandsvertretung (Botschaft oder Generalkonsulat) registriert haben. Außerdem müssen sie bis 29. August die Briefwahl beantragen.
Aus den Wahlen 2021 ging die heutige Mitte-Rechts-Regierungskoalition aus dem Parteibündnis Spolu (ODS, KDU-ČSL, TOP09) und der Bürgermeisterpartei STAN hervor. Ursprünglich gehörten der Koalition auch die Piraten an. Stärkste Kraft war vor vier Jahren Spolu (28 Prozent) unter Führung des heutigen Premierministers Petr Fiala (ODS). Spolu siegte damals knapp über ANO (27 Prozent), die vom damaligen Premierminister Andrej Babiš angeführt worden war. Vor vier Jahren lag die Wahlbeteiligung bei 65,43 Prozent.
In Umfragen zeigt sich seit Monaten ein unverändertes Bild: ANO liegt mit 35 Prozent vor Spolu (20 Prozent). Dahinter folgen STAN (12 Prozent) und die rechtspopulistische Partei SPD (10 Prozent). Etwas über der 5-Prozent-Hürde liegen die Piraten und die Motoristen. Das linkspopulistische Bündnis Stačilo! (Es reicht!) kam in letzten Umfragen auf 4,5 Prozent. Alle drei Parteien haben den Einzug ins Parlament also noch nicht sicher.
Einzige Veränderung war in der letzten Zeit der Zusammenschluss der SPD mit kleineren Parteien aus dem rechten Parteienspektrum (Svobodní, Trikolora, Pro). Danach stiegen die Präferenzen in Umfragen um zwei Prozentpunkte. Eine tschechische Besonderheit ist auch die Motoristen-Partei, die sich gegen den europäischen Green Deal und das Verbrenner-Aus wendet. Die Partei konnte einen Achtungserfolg bei den Europawahlen im letzten Jahr erzielen, muss aber weiter um den Einzug fürchten.
Bewahrheiten sich die aktuellen Umfragen, wäre nach den Wahlen eine Regierungskoalition aus ANO und SPD wahrscheinlich. Allerdings geben immer noch viele Befragte an, noch nicht zu wissen, wen sie wählen.
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