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Derweil in Tschechien... 24/25

Neuer Kammweg im Erzgebirge – Dresdner Forscher: ÖPNV-Angebot in Tschechien besser – Neue Umweltprüfung für Staustufe Děčín – Gericht hebt Babiš-Freispruch auf

27.06.2025

Neuer Kammweg im Erzgebirge

Historische Ansichtskarte “Gruss vom Kammweg Schneekoppe - Lausche - Schneeberg - Fichtelberg”
Historische Ansichtskarte “Gruss vom Kammweg Schneekoppe - Lausche - Schneeberg - Fichtelberg” mit dem Zeichen des Kamms

Von Petrovice zum Keilberg: Der Kammweg auf der böhmischen Seite des Erzgebirges ist vollständig. Das noch fehlende 143 Kilometer lange Stück wurde diese Woche eröffnet. Der Abschnitt schließt an den schon bestehenden Erzgebirgskammweg im Bezirk Karlovy Vary (Karlsbad) an. Auch von Osten her ist der Kammweg bereits ausgeschildert, so dass ihn Wanderer neu im Erzgebirge, der Böhmischen Schweiz bis zum Schöberpass (Šébr) nutzen können.

Der historische Kammweg im Erzgebirge wurde zu Beginn des 20. Jh. angelegt und ging auf eine Initiative des deutsch-böhmischen Erzgebirgsverein zurück. In Anlehnung an den historischen Kammweg ist auch der neue an dem typischen blauen Kamm zu erkennen. Es gibt allerdings auch andere Markierungen (siehe Bild links). Mehr Informationen gibt es z.B. unter www.erzgebirgs-kammweg.de oder www.erzgebirge-tourismus.de/kammweg.

Dresdner Forscher: ÖPNV-Angebot in Tschechien besser

Der Dresdner Forscher Steffen Dutsch hält das Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr in Tschechien für besser als in Deutschland. In einem Interview für Radio Prag sieht Dutsch Tschechien bei der Netzdichte, der Fahrtenhäufigkeit und den Betriebszeiten vorn, die gerade im Regionalverkehr besser sind. Ein nicht unwesentlicher Faktor sei auch die attraktive Preisgestaltung. Auch das Interesse von Medien und Politik am ÖPNV sei in Tschechien höher, was er selbst spüre. In Deutschland gebe es keine Interviews mit ihm zu diesem Thema. Im Ergebnis werde der ÖPNV in Tschechien auch deutlich mehr genutzt. Zugleich stehen Fahrgästen in Tschechien deutlich mehr Verkehrsmittel zur Verfügung. Während in Spitzenzeiten in Leipzig durchschnittlich 2.500 Fahrgäste auf ein öffentliches Verkehrsmittel entfallen, sind es in Brno (Brünn) nur 750. Ähnlich fällt der Vergleich bei kleineren Städten aus: So wären es in Pirna durchschnittlich 2.200 Fahrgäste, im ähnlich großen Děčín nur 1.500.

Steffen Dutsch leitet an der Verkehrsfakultät der Technischen Universität Dresden die Forschungsgruppe Öffentlicher Personennahverkehr. Sein besonderes Interesse gilt dem ÖPNV in Tschechien sowie dem grenzüberschreitenden Verkehr von und nach Deutschland. Momentan arbeitet er mit tschechischen Kollegen an einem besseren grenzüberschreitenden Verkehrsangebot für die Sächsisch-Böhmische Schweiz.

Neue Umweltprüfung für Staustufe Děčín

Die tschechische Wasserstraßendirektion RVC hat ein neues Verfahren zur Umweltprüfung der geplanten Elbe-Staustufe bei Děčín gestartet. Das letzte Verfahren war vor Jahren erfolglos abgebrochen worden, weil der Auftraggeber keine Kompensationsmaßnahmen für die ufernahe Vegetation an den Steinbänken vorlegen konnte, die beim Bau einer Staustufe verschwinden würde. Mit dem neuen Verfahren sollen nun auch entsprechende Kompensationsmaßnahmen möglich sein.

Die Staustufe soll unverändert im Bereich des elbabwärts liegenden Stadtteils Loubí entstehen und die Elbe um bis zu 3,5 Meter anheben. Die Stauung soll bis zum südlichen Ende der Stadt bei Nebočady reichen. RVC möchte mit der Staustufe eine stabile ganzjährige Güterschifffahrt ermöglichen, die momentan bis zu sechs Monate im Jahr wegen Niedrigwasser nicht möglich ist.

Das Bauwerk ist aber hoch umstritten. Dagegen sind Umweltverbände, aber auch der Nationalpark Böhmische Schweiz. Die Stadt Děčín selbst sieht das Vorhaben positiv. Die Umweltprüfung soll zwei Jahre dauern. Es wird erwartet, dass auch die sächsischen Anrainer mitsprechen dürfen. Auch die letzten Umweltprüfungen waren bereits grenzübergreifend.

Gericht hebt Babiš-Freispruch auf

Das Oberste Gericht in Prag hat den Freispruch für den früheren Premierminister Andrej Babiš in der Sache "Storchennest" aufgehoben und zur erneuten Verhandlung an das Stadtgericht von Prag zurückgegeben. Dabei handelt es sich bereits um die zweite Aufhebung des Freispruchs. Nachdem das Stadtgericht Babiš Anfang 2023 freigesprochen hatte, folgte die gleiche Entscheidung wieder im Vorjahr, nachdem das Oberste Gericht im Herbst 2023 eine erneute Verhandlung gefordert hatte.

Babiš wird Fördermittelbetrug vorgeworfen. Er soll mit seiner Firma Agrofert unrechtmäßig EU-Fördermittel für den Bau des Ferienressorts "Storchennest" südlich von Prag kassiert haben. In der neuen Begründung lässt das Oberste Gericht nun kaum mehr Raum für einen Freispruch. Das könnte Folgen für die im Herbst anstehenden Parlamentswahlen haben. Umfragen zufolge führt Babišs Partei ANO klar und er hat gute Chancen, erneut Premierminister zu werden. Die Piraten haben bereits gefordert, dass Babiš als Spitzenkandidat zurücktreten soll. Babiš selbst hält das Verfahren für politisch motiviert. Der frühere Unternehmer gehörte zugleich lange zu den reichsten Menschen in Tschechien.  

 


 

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