Derweil in Tschechien... 27/25
18.07.2025
Filmpreise in Karlovy Vary verliehen

Beim berühmten Internationalen Filmfest in Karlovy Vary (Karlsbad) wurden letztes Wochenende die Preise verliehen. Den Hauptpreis, den Kristallglobus, erhielt der Film "Raději zešílet v divočině" ("Lieber in der Wildnis verrückt werden") des slowakischen Regisseurs Miro Remo, ein Dokumentarfilm über ein Paar von Zwillingsbrüdern, die als Aussteiger auf einem einsamen Hof im Böhmerwald leben. Oder man muss eher sagen: lebten. Denn einer der beiden 62-jährigen Brüder, František Klišík, verstarb in der Nacht nach der Preisverleihung, bei der beide anwesend gewesen waren. Über die näheren Todesumstände wurde noch nichts bekannt, außer dass die Leiche in einem Teich in einer Gemeinde bei Prag gefunden wurde.

Der Regisseur besuchte die beiden Brüder Ondřej und František Klišík über fünf Jahre hinweg immer wieder und folgte ihrem Leben. Er sparte dabei auch die Konflikte zwischen beiden nicht aus. Wir beabsichtigen übrigens, den Film nächstes Jahr während der Tschechisch-Deutschen Kulturtage zu zeigen.
Weitere Preise gingen an die Norwegerin Pia Tjelta als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle im Liebesdrama "Don´t Call Me Mama" und an den deutsch-spanischen Schauspieler Alex Brendemühl als besten Hauptdarsteller für seine Rolle im Streifen "When a River Becomes the Sea". Den Sonderpreis der Jury erhielt der iranische Beitrag "Bidad" ("Unrecht") von Regisseur Soheil Beiraghi über eine junge Sängerin, die sich dagegen wehrt, dass Frauen im Iran nicht öffentlich auftreten dürfen. Eine Sonderauszeichnung ging zudem an die erst 15-jährige Kateřina Falbrová für ihre Rolle im Film "Sbormistr" ("Der Chorleiter").
Wie weiter mit der Ziegenbahn?

Die tschechische Eisenbahnverwaltung Správa železnic hat eine Liste von Strecken vorgelegt, bei denen eine Reihe von Parametern eine Streckenstilllegung rechtfertigen würden. Das ist noch keine entsprechende Entscheidung, aber eine Verhandlungsgrundlage mit örtlichen Behörden.
Auf dieser Liste findet sich auch ein Abschnitt der sog. Ziegenbahn zwischen Oldřichov u Duchcova und Krupka město. Die Ziegenbahn lag jahrelang still, bis der Betrieb zwischen Děčín und Krupka als touristische Linie T11 (Infos und Fahrpläne hier) wieder aufgenommen wurde. Der weitere Streckenverlauf von Krupka bis Oldřichov u Duchcova steht nun zur Disposition, da dessen Instandsetzung wohl etwa 200 bis 300 Millionen CZK kosten würde. Das sieht die Eisenbahnverwaltung als unwirtschaftlich an. Der Bezirk Ústí möchte die Strecke jedoch als verlängerte touristische Linie nutzen. Nun müssen beide miteinander verhandeln.
Tschechien lockert Drogenpolitik
Eine Anfang Juli vom tschechischen Senat gebilligte Reform des Strafrechts, die im Januar 2026 in Kraft treten wird, beinhaltet auch eine Neuregelung hinsichtlich Besitz und Konsum von Cannabis. Zukünftig soll der Anbau von bis zu drei Hanfpflanzen pro Person legal sein, ebenso der Besitz von bis zu 100 Gramm Cannabis zuhause und das Mitführen von bis zu 25 Gramm unterwegs. Außerdem sollen kleinere Überschreitungen dieser Grenzen nicht mehr automatisch als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit behandelt werden. Es wird dabei zukünftig klarer zwischen Verstößen unterschieden, die mit oder ohne Verkaufsabsicht begangen werden.
Bisher war die Drogenpolitik in Tschechien hinsichtlich Cannabis bereits relativ locker, allerdings war der Besitz dennoch nicht legal. Wer mit bis zu 15 Gramm erwischt wurde, bekam kein Strafverfahren, sondern es wurde als Ordnungswidrigkeit behandelt (und oft gar nicht verfolgt).
Neue AKW-Blöcke kosten 407 Mrd. CZK
Die Website e15.cz hat aus den kürzlich veröffentlichten Verträgen zwischen der südkoreanischen Firma KHNP und der mehrheitlich staatseigenen Betreiberfirma Elektrárna Dukovany II errechnet, dass das neue AKW in Dukovany rund 407 Mrd. CZK (ca. 16 Mrd. Euro) kosten wird. Die Website betont, dass viele Abschnitte der Verträge geschwärzt wurden und dass die Gesamtsumme aus diversen einzelnen Angaben berechnet werden musste.
Schakale in Tschechien nachgewiesen

Bereits seit einigen Jahren gibt es einzelne Berichte über die Sichtung von Schakalen in Tschechien, doch nun wurde bekannt, dass ihr Vorkommen erstmals über Aufnahmen einer Wildkamera nachgewiesen werden konnte. Wie die Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik berichtete, gelang dies Anfang April im Naturschutzgebiet Tabulová bei Břeclav im Südosten Tschechiens.
Der Schakal breitet sich auf natürliche Weise vom Balkan her aus. Nach Tschechien gelangte er über Ungarn, wo er bereits relativ häufig vorkommt, und die Slowakei. Es wurde vermutet, dass einer der möglichen Gründe für die derzeitige Ausbreitung des Schakals in neue Gebiete der Klimawandel und die Verkürzung der Dauerschneebedeckung in den von ihm bewohnten Gebieten ist. Auch das Fehlen von Feinden wie dem Wolf begünstigt die Ausbreitung. Vom Verhalten (auch gegenüber dem Menschen) und der Ernährung her soll der Schakal mit dem Fuchs vergleichbar sein.
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