Derweil in Tschechien... 32/25
22.08.2025
Edmundsklamm bleibt bis Anfang November in Betrieb

Seit einem Monat kann man die Edmundsklamm in der Böhmischen Schweiz wieder besuchen. Nach drei Jahren Sperrung war das Interesse an einer Kahnfahrt enorm und hat bis heute nicht nachgelassen. Im ersten Monat zählte die Gemeinde Hřensko (Herrnskretschen) 4.000 Besucher.
Der Zugang ist allerdings eingeschränkt. Für den Besuch braucht man ein personalisiertes Ticket, das man nur für den gleichen Tag in der Tourist-Info in Hřensko kaufen kann. Außerdem durften anfangs nur 50 Personen täglich und nur in Begleitung in die Klamm. Diese Zahl wurde nach der ersten Woche auf 120 aufgestockt.
Mit dem Ende der tschechischen Sommerferien Ende August steigt die Wahrscheinlichkeit, eines der begehrten Tickets zu erwerben. Zeit ist dafür bis Anfang November. Das war vor der verheerenden Brandkatastrophe im Jahr 2022 der traditionelle Abschluss der Kahnfahrten. Die Gemeinde Hřensko hat nun entschieden, die Edmundsklamm schon in der ersten Saison der Wiedereröffnung bis zum spätestmöglichen Termin offen zu lassen. Nur bei schlechtem Wetter werden keine Tickets verkauft.
Ein Ticket kostet 400 Kronen (rund 16 Euro). Es ist personengebunden und berechtigt zum Eintritt zu einer festgelegten Zeit. Der Zutritt umfasst eine begleitete Wanderung zur Anlegestelle der Kähne inklusive Kahnfahrt und Rückkehr über den gleichen Ausgang nach Hřensko.
Tschechien gedenkt der Niederschlagung des Prager Frühlings
In Tschechien wurde am Donnerstag an den 57. Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings erinnert. Präsident Petr Pavel warnte bei dem Festakt am Gebäude des Rundfunks davor, die Ereignisse von damals zu verfälschen, und rief zur Verteidigung der Werte auf, welche die Menschheit seit langen Zeiten begleiteten. In dem Zusammenhang verwies er auch auf Russlands Krieg gegen die Ukraine, die Russland ähnlich wie 1968 die Sowjetunion als Verteidigung eigener Interessen auslegt.
In der Nacht zum 21. August 1968 fielen Einheiten der Sowjetarmee sowie der Armeen von drei weiteren Staaten des Warschauer Vertrags (Bulgarien, Polen, Ungarn) in das Staatsgebiet der Tschechoslowakei ein. Der Überfall war drei Tage zuvor endgültig beschlossen worden und sollte die Liberalisierung unter Parteichef Alexander Dubček stoppen, die als „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ in die Geschichte einging.
Bereits in den ersten Tagen fielen der Invasion über 60 Personen zum Opfer. Am Ende summierte sich ihre Zahl auf 108. Die meisten waren in Prag und der Ostslowakei zu beklagen.
Während sich die Armeen Polens, Ungarns und Bulgariens bald wieder zurückzogen, blieb die Armee der Sowjetunion im Land und steigerte ihre Präsenz sogar noch auf 750.000 Soldaten. Infolge der Invasion wurden alle zuvor erkämpften Freiheiten wieder zurückgenommen. Hunderttausende verloren ihren Job, wurden in die Emigration oder den Untergrund gezwungen.
Dokumentarfilm ist tschechische Oscar-Hoffnung

Erstmals schickt Tschechien einen Dokumentarfilm ins Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Die tschechische Film- und Fernsehakademie entschied sich für den Film "Ještě nejsem, kým chci být" (Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte) der Regisseurin Klára Tasovská. Der Film handelt vom Leben der tschechischen Fotografin Libuše Jarcovjáková, vom rauen Untergrund der kommunistischen Tschechoslowakei über exklusive Fotoshootings für Modeführer in Tokio bis hin zu ihrer dramatischen Flucht nach West-Berlin, wo sie den Fall des Eisernen Vorhangs miterlebte. Der Film hatte seine Weltpremiere bei der Berlinale 2024 und gewann in diesem Jahr den Tschechischen Löwen für den besten Dokumentarfilm. Er wurde auch letztes Jahr in Anwesenheit der Fotografin Libuše Jarcovjáková vor ausverkauftem Haus bei den Tschechisch-Deutschen Kulturtagen in Dresden aufgeführt.
Am 16. Dezember entscheidet sich, ob der Film unter die letzten 15 kommt. Am 22. Januar 2026 wird bekanntgegeben, welche fünf Filme offiziell für die Oscar-Verleihung nominiert wurden.
Der letzte tschechische Oscar-Erfolg liegt fast 30 Jahre zurück. 1996 gewann der Film "Kolja" des Regisseurs Jan Svěrák den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. 30 Jahre zuvor gewann mit "Obchod na korze" (dt. "Das Geschäft in der Hauptstraße", kommt nächstes Jahr beim Tschechischen Filmmittwoch) der Regisseure Ján Kadár und Elmar Klos erstmals ein damals noch tschechoslowakischer Film den Oscar. Zwei Jahre später ging der Preis zum zweiten und letzten Mal in die Tschechoslowakei für Jiří Menzels "Ostře sledované vlaky" (dt. "Scharf beobachtete Züge").
Most plant Seilbahn vom See zur Burg Hněvín

Der See Most nahe der gleichnamigen Stadt Most (Brüx) ist zwar der bislang jüngste Tagebausee Tschechiens, aber die Stadt treibt die touristische Infrastruktur zügig voran. Ein Höhepunkt war das Olympia-Festival im letzten Sommer, das die Aufmerksamkeit ganz Tschechiens auf die Stadt und den See lenkte. Inzwischen sind bereits zwei neue Großprojekte in der Planung. Um den Zugang von der Stadt zum See zu verbessern, plant die Stadt den Bau einer Fußgängerbrücke vom Gebietsmuseum zum Seeufer. Auch der schon ältere Tagebausee Matylda soll in die Brückenkonstruktion einbezogen werden. Bisher gibt es nur einen Zugang zum See in der Nähe der Dreifaltigkeitskirche, wo sich auch Parkplätze befinden. Spätestens Anfang 2026 wird die Einreichung von architektonischen Entwürfen erwartet. Mit dem Bau soll 2027, spätestens 2028 begonnen werden. Die Stadt Most plant die Finanzierung mit Hilfe von Geldern aus dem Staatsfonds für Verkehrsinfrastruktur.
Das zweite Projekt ist der Bau einer Seilbahn auf den Hausberg Hněvín mit der gleichnamigen Burg. Da die Besucherzahlen steigen, verspricht sich die Stadt von einer Seilbahn eine elegante Lösung. Die Seilbahn soll zudem ihre Talstation am See haben und damit zwei Attraktionen – See und Burg – verbinden. Nutzer der Seilbahn, die mit dem Auto kommen, sollen so am See parken können. Bei der Finanzierung des Seilbahnprojekts hofft Most auf Gelder aus dem Fonds zur Revitalisierung des Tagebaus ČSA, wo der Kohleabbau bald beendet wird.
Kostenlose Periodenprodukte an tschechischen Schulen
Ab Januar 2026 müssen alle Schulen in Tschechien auf Damentoiletten mit kostenlosen Periodenprodukten ausgestattet sein. Das legt eine Änderung der Hygienerichtlinie des Gesundheitsministeriums fest. Konkret sind alle Schulen betroffen, die von Schülerinnen älter als 9 Jahre besucht werden. Die Altersgrenze wurde gewählt, um auch alle Grundschulen der 1. Stufe einzubeziehen. Die erste Stufe geht in Tschechien von der 1. bis zur 5. Klasse.
„Die Menstruation ist keine Frage der Wahl, sondern ein natürlicher Bestandteil des Lebens, und keine Schülerin sollte deswegen nach Hause gehen, mit Toilettenpapier improvisieren oder sich schämen müssen, um Hilfe zu bitten“, sagte Gesundheitsminister Vlastimil Válek bei der Vorstellung der neuen Verordnung.
Die Initiative richtet sich nicht nur an Schülerinnen, die von ihrer Periode überrascht werden. Sie gilt gleichzeitig Schülerinnen aus ärmeren Familien, die sich häufig nicht ausreichend Periodenprodukte leisten können.
Während Tschechien mit dieser Initiative im Rahmen der Europäischen Union vorangeht, hat das Land mit 21 Prozent Mehrwertsteuer immer noch einen der höchsten Steuersätze in der EU auf Periodenprodukte. In Deutschland liegt er bei 7 Prozent. Am niedrigsten ist er in Irland und Großbritannien, wo sie von der Mehrwertsteuer befreit sind.
Prag verteuert Nahverkehr
In Prag wird die Fahrt mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ab Januar teurer. Ein Einzelfahrschein für 30 Minuten kostet dann 39 Kronen (rund 1,60 Euro) statt bisher 30 Kronen. Das Einzelticket für 90 Minuten verteuert sich von 40 auf 50 Kronen (ca. 2 Euro). Etwas günstiger kommen die Fahrkarten, wenn man sie über die Prager ÖPNV-App „Lítačka“ kauft. Teurer werden auch Tages- und Dreitageskarten. Die Preise von Monatskarten, Abotickets und weiteren Zeittickets für drei Monate oder das ganze Jahr bleiben unverändert.
Entsprechend verkauft die Stadtführung die unpopuläre Maßnahme, denn Einzel- oder Tagestickets werden überwiegend von Touristen gekauft. Die Einwohner von Prag dagegen nutzen überwiegend Zeittickets für einen Monat oder gleich das ganze Jahr.
Die Einzeltickets bzw. Tagestickets sind auf dem Gebiet der Stadt Prag sowohl für U-Bahnen als auch Busse, Straßenbahnen und S-Bahnen gültig.
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