Euroregion Elbe/Labe

Derweil in Tschechien... 33/25

Wieder freie Fahrt auf der Autobahn bei Ústí – Mehr Auslandstschechen zur Wahl gemeldet – Historisches Bahnhofsgebäude von Žatec saniert – Touristen kehren in die Böhmische Schweiz zurück – Original-Handschriften des Braven Soldaten Schwejk entdeckt – Mehr Polizei im Grenzgebiet

29.08.2025

Wieder freie Fahrt auf der Autobahn bei Ústí

Ab Sonntag ist die Autobahn zwischen dem Tunnel Libouchec und der Abfahrt Trmice wieder ohne Einschränkungen befahrbar. Den ganzen Sommer hatte ein Firmenkonsortium aus Eurovia CZ und Strabag Sis den 14 Kilometer langen Abschnitt erneuert. „Wir haben den Asphalt erneuert, den Seitenstreifen gereinigt, den Mittelstreifen und die Bewässerung repariert“, zählte Sprecher Jan Rýdl von der Straßen- und Autobahndirektion auf. Es war die erste umfassende Sanierung seit der Inbetriebnahme der Autobahn 2006.

Die Sanierung der beiden großen Erzgebirgstunnel Libouchec und Panenská dauern dagegen noch an. Ein letztes Mal müssen Autofahrer ab dem 2. Oktober für eine Woche eine Vollsperrung der Tunnel in Kauf nehmen. Zuvor hatte es in diesem Jahr bereits zwei einwöchige Vollsperrungen gegeben. Für die übrige Zeit ist die Durchfahrt auf eine zweispurige Röhre begrenzt. Ende Oktober soll die Generalsanierung der Tunnel abgeschlossen sein. In beiden Tunneln wird die Feuersignalanlage sowie Verkehrssteuerungsanlage und das Informationssystem erneuert. Außerdem wurde auch die Anlage zur Geschwindigkeitsmessung überarbeitet und ergänzt. Im längeren Tunnel Panenská gilt ein Streckenradar. Überschreitungen werden auch bei Ausländern geahndet und Strafzahlungen an die Meldeadresse im Ausland gesandt.

Allerdings können sich Autofahrer nach der Generalsanierung auf eine Anhebung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von jetzt 80 auf dann 100 km/h freuen.

Mehr Auslandstschechen zur Wahl gemeldet

Das Interesse an den bevorstehenden Parlamentswahlen in Tschechien ist auch bei den Landsleuten im Ausland groß. Bis zum Ablauf der Frist am vergangenen Sonntag hatten sich 24.206 Personen in die Wahlverzeichnisse in den Auslandsvertretungen eintragen lassen. Das sind über 5.000 Personen mehr als bei den letzten Wahlen vor vier Jahren.

Ein Grund für den Anstieg dürfte die neu eingeführte Briefwahl sein. Sie soll jenen Landsleuten im Ausland die Wahl erleichtern, die nicht in der Nähe einer Vertretung wie einer Botschaft oder eines Generalkonsulats leben. Bisher war die einzige Möglichkeit, am Wahltag in den Ort mit einer Auslandsvertretung zu reisen, was häufig finanziell und zeitlich aufwändig war. In Deutschland kann persönlich in der Botschaft in Berlin sowie in den Generalkonsulaten in München, Dresden und Düsseldorf gewählt werden. Nun können Auslandstschechen neu ihre Wahl per Brief an die Botschaften und Konsulate senden.

Allerdings müssen Interessenten für die Briefwahl einige Hürden nehmen. Nach der Eintragung ins Wahlregister, die bis letzten Sonntag erfolgen konnte, mussten Interessenten an der Briefwahl bis diesen Freitag die Wahlunterlagen beantragen. Momentan ist noch nicht bekannt, wie viele Personen letztlich die Briefwahl beantragt haben. Das größte Interesse an der Wahl im Ausland registrierte das Außenministerium aus den USA mit 2.374 Wählern vor London (1.976 Wähler) und Sydney (1.233 Wähler). Insgesamt kann in 108 Auslandsvertretungen gewählt werden.

Die Briefwahl wurde von der aktuellen Regierung durchgesetzt. In Tschechien selbst gibt es sie noch nicht. Die Opposition sah hinter der Entscheidung vor allem Eigeninteresse, denn die tschechischen Staatsbürger im Ausland wählen regelmäßig Mitte-Rechts-Parteien, was ungefähr der jetzigen Regierung entspricht. Vor vier Jahren gewann mit absoluter Mehrheit die gemeinsame Liste aus Piraten und Bürgermeistern vor der Koalition Spolu (Zusammen) der Parteien ODS, TOP09 und KDU-ČSL. Die Partei ANO des früheren Premiers Andrej Babiš kam bei den Auslandswählern nicht einmal über die 5-Prozent-Hürde.

Doch das Interesse an der Wahl aus dem Ausland ist geringer als von der Regierung erwartet und wohl auch erhofft. Sie war von 50.000 Wählern ausgegangen. Nun ist es knapp die Hälfte. Nachbarland Slowakei lässt schon seit 2006 aus dem Ausland per Brief wählen. Seitdem stieg die Zahl der Briefwähler von damals 7.000 auf 58.000 bei den Wahlen vor zwei Jahren. Auch in Tschechien rechnet man damit, dass das Interesse langsam steigen wird.

Den Ausgang der Wahlen werden die Auslandstschechen aber auch mit der Briefwahl nicht beeinflussen. Nach der neuesten Umfrage führt die Partei ANO mit dem ehemaligen Premier Andrej Babiš als Spitzenkandidaten unangefochten mit rund 32,7 Prozent der Stimmen. Das Regierungsbündnis Spolu folgt mit großem Abstand (21,3 Prozent) vor der populistischen SPD (11 Prozent) und den ebenfalls mitregierenden Bürgermeistern (10,9 Prozent). Dahinter würden es der Umfrage nach noch die Piraten (8,5 Prozent) und das Linksbündnis Stačilo (7 Prozent) in das Parlament schaffen. Vor allem auf den zwei vorderen Plätzen ist der Abstand schon seit Monaten unverändert. Beobachter gehen davon aus, dass Spolu anders als vor vier Jahren keine Aufholjagd mehr schaffen kann. Im Unterschied zum letzten Mal sind sie jetzt in der Regierung und deren Beliebtheit in der Bevölkerung ist nicht sehr hoch.

Die einzige Hoffnung der Regierung beruht noch auf den vielen unentschlossenen Wählern. Spannend könnte es auch werden, sollte das Linksbündnis am Ende doch nicht über die 5-Prozent-Hürde kommen. Doch damit ist aktuell nicht zu rechnen.

Historisches Bahnhofsgebäude von Žatec saniert

Der historische Bahnhof von Žatec. ©Správa železnic

Die Hopfenstadt Žatec (Saaz) hat wieder ein repräsentatives Bahnhofsgebäude. Das denkmalgeschützte Bauwerk aus dem Jahr 1873 wurde 20 Monate saniert und erstrahlt nun wieder im alten Glanz. Gleichzeitig wurde das Gebäude, dessen Zustand lang zu wünschen übrig ließ, mit modernen Elementen wie Aufzug und Sicherheitskameras ausgestattet. Anders als gewohnt wurde die Sanierung sogar schon fünf Monate früher abgeschlossen. Damit hat die Stadt, die wegen dem Erbe und der Tradition der Hopfenverarbeitung UNESCO-Weltkulturerbestätte ist, nun wieder eine würdige Visitenkarte für alle, die mit dem Zug anreisen. Im Bahnhofsgebäude will die Kommune einen Informationspunkt über aktuelle Veranstaltungen in der UNESCO-Stadt einrichten.

Allerdings ist die Anreise mit dem Zug aus Sachsen immer noch mit viel Zeitaufwand verbunden. Von Dresden aus braucht der Zug mit zweimal Umsteigen in Ústí nad Labem und Most mehr als 3 Stunden. Von Chemnitz aus dauert es mit Umsteigen in Cranzahl und Chomutov sogar 4 Stunden.

Touristen kehren in die Böhmische Schweiz zurück

Blick zum Marienfelsen bei Jetřichovice. ©Steffen Neumann

Drei Jahre nach dem Großbrand in der Böhmischen Schweiz herrscht in der Tourismusbranche wieder Optimismus. „Das ist endlich mal wieder eine gelungene Saison“, sagt zum Beispiel Roman Pluháček, dem in Mezná ein Ressort mit mehreren Gebäuden gehört. „Außerdem ist die Saison ja noch lange nicht zu Ende“, ergänzt er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk Český rozhlas.

Allerdings ist nicht alles wie vor dem Brand. So dominieren Touristen aus dem Ausland, während tschechische Touristen eher in der Minderheit sind. Zugleich überwiegen vor allem Tagestouristen.

Einen positiven Impuls bekam die Saison durch die lang erwartete Eröffnung der Edmundsklamm bei Hřensko. Seit Mitte Juli dürfen wieder Touristen in die Klamm und mit den Kähnen fahren. Allerdings nur von Hřensko aus und in Begleitung. Die Zahl der Tickets ist pro Tag auf 120 begrenzt. Eintrittskarten können nur vor Ort in der Tourist-Info für den gleichen Tag gekauft werden. Die Tourist-Info ist ab 8 Uhr geöffnet. Die Wilde Klamm ist dagegen wie üblich geöffnet.

Weitere attraktive Wege wie der Gabrielensteig oder die oberen Zugänge zur Wilden Klamm oder der Edmundsklamm sind weiterhin gesperrt.

Original-Handschriften des Braven Soldaten Schwejk entdeckt

Wissenschaftler haben bisher unbekannte Handschriften von Jaroslav Hašeks Bestseller „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ entdeckt. „Fast 90 Jahre war ein Großteil der Handschriften des Romans bei Hašeks Verleger Adolf und später seinem Sohn Karel Synek verwahrt und niemand wusste davon“, sagte der Leiter des Denkmals des nationalen Schrifttums, Michal Stehlík. Bei den nun entdeckten Schriften handelt es sich um ein Fragment des zweiten Teils, um den kompletten dritten Teil des Romans und um Abschnitte des vierten und letzten Teils. Dabei handelt es sich nicht nur um die Handschrift von Hašek. Ab dem dritten Teil begann er den Roman seinem Mitarbeiter Kliment Štěpánek zu diktieren. Die Handschriften fanden sich nun im Nachlass von Karel Synek. Sie werden nun restauriert und digitalisiert und damit auch Forschern zur Verfügung gestellt.

Der stark satirische Roman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ war ein Welterfolg, obwohl er unvollendet blieb. Hašek starb bereits 1923 mit nicht einmal 40 Jahren. Er gehört zu den erfolgreichsten und meist übersetzten Werken der tschechischen Literatur.

Mehr Polizei im Grenzgebiet

Die Kleinstadt Krásná Lípa (Schönlinde) hat seit kurzer Zeit eine eigene Stadtpolizei. Nun wollen zwei weitere Gemeinden nachziehen, nämlich Chřibská (Kreibitz) und Jetřichovice (Dittersbach). Wobei Stadtpolizei im Fall von Jetřichovice etwas ungenau ist, da die Gemeinde gar keine Stadt ist. Jetřichovice ist jedoch stark von Touristen frequentiert und die Ordnungshüter sollen sich vor allem um Falschparker und eben die Einhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit kümmern.

Bis jetzt ist dafür in beiden Orten die Staatspolizei „Policie České republiky“ (Polizei der Tschechischen Republik) zuständig, die jedoch nicht mit eigenen Standorten vor Ort ist und auch keine regelmäßige Streife fährt, sondern nur je nach Bedarf anreist. Sowohl Jetřichovice als auch Chřibská planen mit zwei Angestellten. Die Polizisten von Chřibská sollen zudem auch für das benachbarte Kytlice (Kittlitz) zuständig sein. Die Ortspolizei soll in beiden Gemeinden jeweils ab Januar 2026 ihre Tätigkeit aufnehmen.

 


 

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