Derweil in Tschechien... 34/25
05.09.2025
Vorderzinnwald neu erleben

Seit kurzem ist es möglich, das ehemalige Dorf Vorderzinnwald bei Fürstenau neu zu erleben. Die Gemeinde Dubí hat den in die Jahre gekommenen Lehrpfad, an dessen Tafeln man z.B. auf dem Weg zum Mückentürmchen vorbei kam, durch einen modernen Lehrpfad ersetzt.
Dieser ist ca. 2,5 km lang und besteht aus 10 Tafeln, auf denen Persönlichkeiten kurze Geschichten zu verschiedenen Aspekten des früheren Dorfes erzählen. Darunter finden sich z.B. die sächsische Königin Carola, die etwas über die Kapelle berichtet (für deren Bau sie sich sehr eingesetzt hatte), der Lehrer Němec, der vom Dorfleben erzählt, oder Dr. Böhm, der örtliche Arzt, von dem der Doktorberg seinen lokalen Namen hat. Auch heute lebende Personen finden sich darunter: So berichtet Christa Knaute, die letzte noch lebende Einwohnerin von Vorderzinnwald, am ehemaligen Gasthof über ebendiesen, der von ihren Eltern betrieben wurde. Und der Zinnwalder Ortschronist Wolfgang Mende erzählt über seinen Großvater, der das Dach der Kapelle gedeckt hatte.

Die 10 Persönlichkeiten sind auf den Tafeln als Silhouetten erkennbar, durch die man hindurchschauen kann. Neben den kurzen Geschichten finden sich darauf auch alte Fotos. Zudem beinhaltet der Lehrpfad eine Holzkiste mit Artefakten aus dem ehemaligen Dorf, z.B. Scherben oder einen Topf. Diesen darf man eigene Funde hinzufügen. Der Pfad wurde noch nicht offiziell eingeweiht, kann aber schon besucht werden.
Im gleichen Zuge wurde auch das früher neben der Kapelle stehende Kriegerdenkmal am originalen Standort wieder errichtet. Ein Torso davon sowie diverse Steine waren im Schutt der Kapelle gefunden worden und wurden nun für das neue Denkmal verwendet. Selbst die originale Metalltafel ist dabei, aber so verrostet, dass die Inschrift nicht mehr lesbar ist.

Die Konzeption des Lehrpfades wurde maßgeblich vom Ústav pro interpretaci místního dědictví ČR (Amt für die Interpretation des örtlichen Erbes) erarbeitet. Wie in Vorderzinnwald nicht anders zu erwarten, hat sich der Germanist Jan Kvapil aus Ústí nad Labem dabei sehr eingebracht. Gefördert wurde das Projekt durch die ČEZ-Stiftung und umgesetzt durch die Gemeinde Dubí. Jan Kvapil berichtet, dass im nächsten Jahr die Kapelle in ihrem Grundriss erlebbar gemacht werden und evtl. sogar eine Schutzhütte errichtet werden sollen.
Die Euroregion Elbe/Labe hatte 2022 die Kapelle virtuell wiederauferstehen lassen. Mehr dazu sowie ein kurzes Video mit schönen Luftaufnahmen finden Sie auf unserer Website.
Infos und Video zur virtuellen Kapelle
Plattenbau in Chomutov evakuiert

In der Nacht zum Donnerstag musste ein Plattenbau mit zwei Aufgängen in Chomutov (Komotau) evakuiert werden, nachdem Sensoren Bewegungen des Hauses meldeten und dessen Stabilität nicht mehr gesichert war. Betroffen waren 17 Personen. Der Stadtverwaltung sei das Problem bekannt. Die Ursache wäre im Untergrund zu suchen, wo Trockenheit den lehmigen Boden verändere. Die Aufgänge dürfen vorerst nicht mehr betreten werden.
Am Donnerstag wurden statische Untersuchungen vorgenommen, um zu prüfen, ob durch einzelne Stützmaßnahmen zumindest den Bewohnern eine kurzzeitige Rückkehr in ihre Wohnungen ermöglicht werden kann, damit sie persönliche Gegenstände holen können. Für den einen Aufgang wurde dies für Freitag in Aussicht gestellt, bei dem anderem jedoch wäre das zu gefährlich, meldet Deník.
Tschechische Gemeinden und Bezirke mit Überschüssen
Die Gemeinden und Bezirke in Tschechien haben im ersten Halbjahr 2025 die zweithöchsten Überschüsse seit 1993 erwirtschaftet, meldet das Finanzministerium. Mit rund 65 Mrd. CZK (ca. 2,6 Mrd. EUR) sind es etwa 22% weniger als im Vorjahr. Die Einnahmen seien zwar um 2,5% gestiegen, doch mussten die Gebietskörperschaften Forderungen im Zusammenhang mit der Insolvenz der Sberbank CZ begleichen. Dadurch lagen die Ausgaben 7,8% über denen des Vorjahrs. Die Rücklagen von Gemeinden und Bezirken beliefen sich Ende Juni auf insgesamt 560 Mrd. CZK (ca. 22,4 Mrd. EUR).
Die finanzielle Situation sei jedoch von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich. So hätte Prag die höchsten Rücklagen pro Kopf, während andere Gemeinden lange für Investitionen sparen müssten.
Das Finanzministerium hält angesichts dessen eine Reform der Verteilung von Steuereinnahmen für angebracht. Während insbesondere die drei große Städte steigende Rücklagen ansammeln könnten, müsse der Staat sich verschulden, um seine Aufgaben erfüllen zu können. In Deutschland wird hingegen oft beklagt, dass der Bund den Kommunen Aufgaben überträgt, ohne ihnen dafür eine auskömmliche Finanzierung zu ermöglichen, so dass die kommunalen Kassen meist sehr klamm sind.
Feldhasen in Tschechien gefährdet

Nach Österreich grassiert die Kaninchenpest nun auch in Tschechien, meldet Radio Prag. In Südmähren seien Hunderte Kadaver infizierter Hasen gefunden worden, nachdem zuletzt die Fallzahlen in Niederösterreich und Wien gestiegen waren. Betroffen sind dabei weniger Kaninchen als freilaufende Feldhasen.
Für die Myxomatose, auch Kaninchenpest genannt, ist ein ursprünglich aus Südamerika stammendes Virus verantwortlich, welches in den 1970er und 1980er Jahren praktisch die gesamte europäische Population an Wildkaninchen dahinraffte. Eine auch Feldhasen befallende Mutation hat sich seit 2018 von Portugal über die Niederlande und Deutschland bis nach Österreich und nun nach Tschechien ausgebreitet. Ein mit dem Virus infiziertes Tier stirbt in der Regel innerhalb weniger Tage. Eine Vorbeugung ist in freier Wildbahn unmöglich, so dass mit einem Massensterben der ohnehin gefährdeten Feldhasen gerechnet werden muss.
Tschechien kauft deutsche Panzer
Die Tschechische Regierung hat am Mittwoch den Kauf von 44 deutschen Leopard 2A8-Panzer genehmigt. Diese werden inkl. der Anpassung an die Bedürfnisse der tschechischen Armee 34,25 Mrd. CZK (ca. 1,37 Mrd. EUR) kosten. Die ersten Panzer sollen 2028 an die tschechische Armee ausgeliefert werden, der Rest bis 2031. Insgesamt plant Tschechien den Kauf von 77 Panzern in sechs Varianten.
Beim jetzigen Kauf schließt sich Tschechien einem Rahmenvertrag des deutschen Verteidigungsministeriums an, um günstigere Preise zu erzielen. Zudem soll die tschechische Industrie in die Produktion eingebunden werden.
Wechsel an der Reichtumsspitze

Laut der aktuellen Rangliste der Wochenzeitung Euro ist der Besitzer des Rüstungskonzerns CSG, Michal Strnad, die reichste Person in Tschechien. Sein Vermögen wurde mit derzeit 330 Milliarden Kronen (13,5 Milliarden Euro) beziffert. Knapp dahinter liegen die Erbin des Finanzkonzerns PPF, Renáta Kellnerová, und ihre Familie mit einem geschätzten Vermögen von 315 Milliarden Kronen (ca. 13 Milliarden Euro). Vorjahressieger Daniel Křetínský, Mehrheitseigentümer der Energetický a průmyslový holding (EPH), die u.a. den Braunkohleabbau in der Lausitz und im Leipziger Raum betreibt, belegte mit geschätzten 280 Milliarden Kronen (11,4 Milliarden Euro) den dritten Platz.
Der frühere – und möglicherweise auch nächste – Premierminister und Besitzer der Holding Agrofert, Andrej Babiš, liegt übrigens mit 85 Mrd. CZK (ca. 3,4 Mrd. EUR) auf Platz 8.
Kronjuwelen werden für 14 Tage gezeigt

Die meiste Zeit verbringen die tschechischen Kronjuwelen eingeschlossen im Veitsdom auf der Prager Burg und werden nur gelegentlich herausgeholt und öffentlich gezeigt. Am 15. September ist es mal wieder so weit: Da kommen die sieben Schlüsselträger – der Staatspräsident, der Premierminister, die Präsidenten des Senats und des Unterhauses, der Erzbischof von Prag, der Bürgermeister von Prag und der Dekans des Metropolitankapitels von St. Veit in Prag – in der Kronkammer zusammen und öffnen den Tresor. Anschließend werden die wertvollen Stücke im Vladislav-Saal der Burg ausgestellt. Für zwei Tage sind für Schulklassen reserviert, aber vom 18. bis zum 29. September kann sie die allgemeine Öffentlichkeit sehen.
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