Derweil in Tschechien... 35/25
12.09.2025
Nationalparks bereiten neuen Wanderweg über die Grenze vor

Es ist eine kleine Sensation. Zwischen den Nationalparks Sächsische Schweiz und Böhmische Schweiz wird im kommenden Frühjahr ein neuer grenzüberschreitender Wanderweg eröffnet. Es wäre der erste neue Wanderweg, der beide Nationalparks direkt miteinander verbindet, seit Gründung des Nationalparks Böhmische Schweiz im Jahr 2000. Allerdings handelt es sich bei dem neu markierten Wanderweg um keinen völlig neuen Weg. Auf der deutschen Seite besteht er aus bereits markierten Wanderwegen und verläuft über Reitsteig und Fremdenweg auf den Großen Winterberg, von da die Winterbergstraße abwärts und über den Grenzweg und die Grenze hinweg nach Tschechien. Hier gibt es auch einen bestehenden Weg, der als historischer Promenadenweg bekannt ist und oberhalb von Elb- und Kamnitztal (Kamenice) verläuft.
In Zukunft soll der neu markierte Weg auch offiziell über den Promenadenweg führen, was aktuell aus Sicherheitsgründen allerdings noch nicht möglich ist. Deshalb baut der Nationalpark Böhmische Schweiz für 22.000 Euro einen neuen Stichweg zum Langen Horn (Dlouhý roh) hinauf. Von da führt der Weg über bestehende Wege bis hinunter ins Tal der Suchá Bělá und weiter zur Straße von Hřensko nach Mezní Louka (Rainwiese), um nach einer Weile auf den Mühlenweg (Mlýnská cesta) Richtung Mezná (Stimmersdorf) abzubiegen.
Der neu markierte Weg verläuft in Tschechien komplett außerhalb der Ruhezone, weshalb ein Begehen schon jetzt erlaubt wäre. Innerhalb der Ruhezone darf man markierte Wege nicht verlassen. Allerdings gibt es auf der tschechischen Seite in der Ruhezone kaum markierte Wege. In der Sächsischen Schweiz können Wanderer dagegen auch in der Ruhezone ein dichtes Netz markierter Wanderwege nutzen.
Erinnerung an verschwundene Dörfer

Tschechien erinnert am 20. September bereits zum dritten Mal in Folge an verschwundene Dörfer. Der zentrale Festakt findet in diesem Jahr in Jelení (Hirschenstand) im Erzgebirge statt.
Mit verschwundenen Dörfern sind vor allem jene gemeint, die durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach 1945 entvölkert und danach nicht wieder besiedelt wurden. Viele Dörfer befanden sich im Gebirge mit rauhen klimatischen Bedingungen, mit denen Neusiedler häufig nicht umgehen konnten. Gleichzeitig wurden in der nordböhmischen Industrie viele Arbeiter gesucht, was dazu führte, dass die ehemals deutschen Dörfer in den Bergen wieder verlassen oder gar nicht erst besiedelt wurden.
Direkt im Grenzgebiet schuf die Tschechoslowakei zudem eine schwer bewachte Grenze, nicht nur zu Westdeutschland, sondern auch zur befreundeten DDR. In dem Zusammenhang wurden viele Orte geschleift. Ein weiterer Grund für die Zerstörung von Dörfern war die Schaffung von militärischen Sperrgebieten wie im Duppauer Gebirge (Doupovské hory) sowie der fortschreitende Braunkohletagebau und die Schaffung von Talsperren und Stauseen. Insgesamt sollen es 2.400 verschwundene Orte sein.

Eines der wenigen verbliebenen Häuser in Jelení (Hirschenstand) im Erzgebirge hat eine junge Familie übernommen und betreibt dort eine gemütliche Pension mit Alpakahof. Im Buch "Mitten am Rande", welches die Euroregion Elbe/Labe 2021 gemeinsam mit dem tschechischen Verein Antikomplex herausgegeben hat, wird auch diese Familie porträtiert. Das Buch ist leider vergriffen, aber sie können das Interview mit Alice Janstová (sowie viele andere) online nachlesen. Dabei erfährt man einiges über den Ort und die Umgebung und wird umso mehr dahin gelockt.
Zum Interview mit Alice Janstová
Nächster Meilenstein für Schnellbahnstrecke
Die tschechische Eisenbahnverwaltung hat die Dokumentation für den ersten tschechischen Teil der geplanten Schnellbahnstrecke Prag-Dresden veröffentlicht. Dabei geht es um den ersten Abschnitt von Prag bis in die Nähe von Litoměřice. Dieser Abschnitt gilt allgemein als am wenigsten problematisch und soll Planungen zufolge als erstes gebaut und fertiggestellt werden. Danach schließt der Abschnitt durch das Böhmische Mittelgebirge an, der als letztes fertig werden wird. Der dritte tschechische Abschnitt ist jener über Ústí nad Labem und durch den Erzgebirgstunnel bis zur deutsch-tschechischen Grenze.
Mit der Dokumentation kann der Prozess der Umweltverträglichkeitsprüfung beginnen. Damit werden die Einflüsse des Bauvorhabens auf die Umwelt geprüft. Behörden, kommunale Selbstverwaltungen, diverse Organisationen, aber auch die betroffene Öffentlichkeit können sich an dem Verfahren beteiligen und Einwände einbringen, die die Eisenbahnverwaltung entkräften oder ihre Pläne ändern muss. Erst nach erfolgreichem Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung beginnen die Prozesse der Planfeststellung und der Vergabe des Baurechts.
Zwar kommt die Eisenbahnverwaltung gut voran, jedoch gibt es auch bei diesem ersten Abschnitt Risiken. Denn eine Gemeinde (Hrobce) klagt immer noch gegen den Streckenverlauf, der im vergangenen Jahr vom Bezirk Ústí nad Labem beschlossen wurde. Bisher war der Klageweg erfolglos. Die Gemeinde will nun vor das Verfassungsgericht ziehen.
Nordböhmische Mieten im Steigflug
Nordböhmen und speziell der Bezirk Ústí ist eine der ärmsten Regionen Tschechiens. Deshalb waren die Mieten für Wohnungen bisher eher moderat. Doch seit drei Jahren gilt das nicht mehr uneingeschränkt. Vor allem in Städten wie Ústí nad Labem, Děčín, Litoměřice oder Louny sind die Mieten in den letzten drei Jahren im Schnitt um 30 bis 40 Prozent gestiegen. Die Tageszeitung Mladá fronta Dnes berichtet von Fällen, in denen die Mieten teils um die Hälfte zulegten. So zahlte ein junges Paar in Ústí bisher 9.000 Kronen (360 Euro) für eine 2+1-Wohnung (2 Zimmer plus Küche und Bad). Neuerdings müssen sie 12.000 Kronen (480 Euro) zahlen, was für das Paar ein ganzes Netto-Gehalt von einem der beiden bedeutet.
Der Bericht macht neben der Inflation auch den Zuzug durch Studenten in Ústí, in Děčín die Nähe zu Sachsen (interessant für Pendler) sowie in Louny und Litoměřice die Nähe zu Prag (auch für Pendler) verantwortlich. Experten gehen von einem weiteren Anstieg in den kommenden Jahren aus, allerdings nicht mehr so rasant.
In Tschechien ist das Wohnen im Eigentum wesentlich verbreiteter als in Deutschland. Allerdings haben gestiegene Hypothekenzinsen sowie strengere Regeln vor allem hinsichtlich eines höheren Eigenmittelanteils den Zugang vor allem junger Menschen zu Wohneigentum deutlich erschwert. Sie sind es vor allem, die nun in Mietwohnungen wohnen, ohne Aussicht auf Wohneigentum.
Zehn neue sächsisch-tschechische Projekte bewilligt
Der Kleinprojektefonds in der Euroregion Elbe/Labe unterstützt sächsisch-tschechische Projekte mit bis zu 20.000 Euro. Das Entscheidungsgremium tagte heute in der City-Wache in Dresden. Ihm lagen mit 11 Projektanträgen etwas weniger vor als erhofft. Für 10 Anträge wurden Fördermittel in Höhe von 69.017,60 € bewilligt. Ein Antrag wurden abgelehnt.
Im Unterschied zur letzten Sitzung im Juni war diesmal nur ein Sportprojekt dabei. Dafür waren die Bereiche Kultur und Bildung, aber auch Soziales stärker vertreten.
Fünf der bewilligten Anträge mit einem Fördervolumen von 33.206,40 € kamen von deutschen, ebenfalls fünf Anträge mit einem Fördervolumen von 35.811,20 € von tschechischen Antragstellern.
Alle Informationen zu den einzelnen Projekten (auch dem abgelehnten) finden Sie auf der Website der Euroregion Elbe/Labe.
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