Euroregion Elbe/Labe

Derweil in Tschechien... 36/25

Letzte Worte von Masaryk – Neue Pläne für letzten Braunkohleschacht – Neuzugang im Zoo Děčín – Ein Jahr nach dem Hochwasser – Tschechische Kinder essen zu wenig Obst und Gemüse

19.09.2025

Nach 88 Jahren: Letzte Worte von Masaryk

Die letzten Worte von TGM (Tomáš Garrigue Masaryk)
Die letzten Worte von TGM (Tomáš Garrigue Masaryk) (© Tomáš Fongus)

Fast 90 Jahre nach dem Tod des ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei Tomáš Garrigue Masaryk sind seine letzten Worte veröffentlicht worden. Sie befanden sich in einem versiegelten Briefumschlag, der am Freitag in Anwesenheit von Präsident Petr Pavel und des Ururenkels von Masaryk, Tomáš Kotík auf dem Sommerschloss der tschechischen Präsidenten in Lány geöffnet wurde. Die Historikerin Dagmar Hájková las daraufhin Ausschnitte des auf Englisch verfassten, fünf Seiten langen Schreibens vor und übersetzte sie direkt ins Tschechische. Darin geht Masaryk aufgrund seines Gesundheitszustands von seinem baldigen Ende aus und schildert seine Vorstellungen von seinem Begräbnis. Außerdem äußerte er sich über seine Landsleute ("Unsere Leute sind in Ordnung, wenn Ruhe bewahrt wird."), über den rechtsextremen slowakischen Politiker Andrej Hlinka ("Er ist ein Holzkopf wegen seiner Politik mit den Ungarn. Aber wir müssen ihm vergeben.") und über die starke deutsche Minderheit im Land ("Die Deutschen sollten bei uns bleiben."). Auch sich selbst bezeichnet er als nicht klüger. Zum Zusammenleben der Tschechen und Deutschen sagte er: "Die Tschechen sind arbeitsam, die Deutschen haben eine gewisse Ehrlichkeit, aber sie klauen sicher mehr." Und er hält dazu an, im Gespräch zu bleiben: "Wenn die Menschen ungebildet und dumm sind, kann man nichts damit machen. Die Leute sind gern dumm. Aber macht es ihnen nicht einfach: Streitet mit ihnen!", fordert Masaryk auf.

Die letzten Worte schrieb Masaryks Sohn, Diplomat und späterer Außenminister Jan Masaryk auf. Die Echtheit wurde an Ort und Stelle bestätigt, nur der Zeitpunkt, wann der Brief verfasst wurde, ist noch nicht endgültig sicher. Er kann tatsächlich in den letzten Tagen vor Masaryks Tod am 14. September 1937 diktiert worden sein, aber auch bereits in einer früheren Phase einer schweren Krankheit im Jahr 1934, als Masaryk noch Präsident war. Ende 1935 hatte er sein Amt vorzeitig aufgegeben, nachdem er 1934 im Alter von 84 Jahren noch einmal für sieben Jahre gewählt worden war. Die Historiker wiesen zudem daraufhin, dass Masaryk beim Diktieren aufgrund seines Gesundheitszustandes zu einfachen Sätzen neigte.

Jan Masaryk übergab den Umschlag mit den letzten Worten seines Vaters seinem Sekretär Antonín Sum, dem es gelang, den Umschlag nach der gewaltsamen kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948 nach Großbritannien zu Masaryks früherem Sekretär Lumír Soukup zu senden. Jan Masaryk starb im März 1948 durch ungeklärte Ursache. Es ist zu vermuten, dass er im Auftrag der neuen kommunistischen Machthaber entweder aus dem Fenster seines Amtssitzes gestürzt oder zum Selbstmord gedrängt wurde.

Soukup kehrte 1991 in die Tschechoslowakei zurück und übergab die letzten Worte wieder Antonín Sum, der in der Tschechoslowakei geblieben war. 1996 gelangte Sum gemeinsam mit Masaryks Enkeln zu der Auffassung, dass es für eine Veröffentlichung noch zu früh sei. Ein Jahr vor Sums Tod übergab dieser den Umschlag dem Nationalarchiv. Er hatte den Umschlag inzwischen versiegelt mit der Maßgabe, ihn erst 20 Jahre nach der Übergabe öffnen zu lassen.

Neue Pläne für letzten Braunkohleschacht

Der Schacht "Centrum" bei Most, 2004
Der Schacht "Centrum" bei Most, 2004 (© www.zdarbuh.cz)

Es war das letzte Braunkohlebergwerk Tschechiens. Vor neun Jahren wurde der Schacht „Centrum“ bei Most geschlossen. Damit endete das letzte Kapitel der Untertageförderung von Braunkohle in Tschechien. Nach neun Jahren nun beginnt für das Gelände eine neue Ära. Das Kulturministerium hatte zuvor dem Eigentümer, der Bergbaufirma Sev.en gestattet, den Großteil der Gebäude abzureißen. Fast allen Gebäuden wurde der Denkmalstatus aberkannt, außer für einen Förderturm und eine Anlage, die Bergleute in die Tiefe und zurückgebracht und auch Kohle transportiert hatte. Diese Anlage soll künftig als Exponat im Bergbaumuseum Most ausgestellt werden.

Die Abrissarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen. Danach soll das Gelände für Industrieansiedlungen entwickelt werden. Außerdem ist ein Hochschullabor zur Produktion von grünem Wasserstoff geplant. Das entsteht in Kooperation mit dem Atomforschungszentrum in Řež bei Prag und der Universität in Ústí.

Neuzugang im Zoo Děčín

Neu in Děčín: Ein Faultier. (© Zoo Děčín)

Seit einigen Wochen sorgt im Zoo in Děčín ein Faultier für Freude. Dem Zoo ist es erstmals in seiner 76-jährigen Geschichte gelungen, ein Exemplar dieser Art in seine Obhut zu bekommen. Dafür wurde das frühere Känguru-Haus umgebaut. Das ein Jahr junge Faultierweibchen kam aus dem Zoo Jihlava und hat sich laut Zoo bereits gut eingelebt.

Dabei soll es aber nicht bleiben. Man plant eine Zucht und wartet noch auf ein passendes Männchen. Bis es so weit ist, möchte der Zoo noch die Außenanlage für das Faultier herrichten.

Ein Jahr nach dem Hochwasser

Ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser in Tschechien hat das Prager Wasserforschungsinstitut T.G. Masaryk die Schäden auf rund 70 Milliarden Kronen (rund 2,8 Milliarden Euro) beziffert. Allerdings sei auch das noch keine endgültige Summe. 

Überschwemmter Hbf. Ostrava 2024
Überschwemmter Hbf. Ostrava 2024 (© Kamil Czaiński, Wikipedia; CC BY-SA 4.0)

Bei den schweren Regenfällen vor allem im Mährisch-Schlesischen Bezirk und im Bezirk Olomouc (Olmütz) war es zu schweren Überschwemmungen gekommen. Zwar konnten die Schäden vor allem aufgrund des Frühwarnsystems des Hydrometeorologischen Amtes begrenzt werden. Aber da es zu mehreren heftigen Regenfällen kam, war der Boden nach den ersten bereits nicht mehr aufnahmefähig. Erst die letzten Regenfälle verursachten die schwersten Schäden. Ohne diese hätte das Hochwasser auf dem Niveau einer Flut ablaufen können, die nur alle 50 Jahre vorkommt. Allerdings fiel insgesamt mehr Regen als bei der letzten schweren Flut in Mähren im Jahr 1997. 

Am schwersten betroffen waren die Städte Opava, Jeseník und Krnov sowie auch Ostrava, wo die beiden großen Bahnhöfe (Hauptbahnhof und Svinov) tagelang unter Wasser standen. Schwere Schäden verursachten die Fluten aber vor allem auch in kleineren Gemeinden. Insgesamt waren 400 Einfamilien- bzw. Mehrfamilienhäuser betroffen. Die höchsten Schäden wurden an Straßen sowie der Wasserinfrastruktur verursacht. Vielerorts sind die Schäden bis heute sichtbar. In einem Jahr konnten gerade in den kleinen Gemeinden erst 20 Prozent der Schäden beseitigt werden.

Vorbildlich war die Spendenbereitschaft im Land. Nichtregierungsorganisationen sammelten allein fast 1 Milliarde Kronen (40 Mio. Euro) an Spenden ein.

Tschechische Kinder essen zu wenig Obst und Gemüse

Fünf kinderfaustgroße Portionen Obst und Gemüse täglich empfiehlt das tschechische Staatliche Gesundheitsamt Kindern für eine gesunde Ernährung. Doch nur vier Prozent aller Kinder bzw. ihre Eltern halten sich daran. "Viele Eltern meinen, zwei bis drei Portionen reichen", so der aktuelle Bericht des Amtes. Im Gegenteil, Kinder ernähren sich oft falsch, bevorzugen süße Getränke und aromatisierte Milchprodukte.

Als weiteren Mangel hat das Gesundheitsamt das Fehlen von wichtigen Mineralstoffen ausgemacht. Über alle Generationen hinweg fehlt Kalzium. Auch der Magnesiummangel ist in der ganzen Gesellschaft sichtbar, am meisten bei Frauen und Senioren. Die niedrigsten Werte wurden bei jungen Frauen zwischen 15 und 17 Jahren festgestellt. Die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter und die Hälfte der Kinder zwischen 7 und 10 Jahren leiden unter Eisenmangel. Dagegen wird Natrium im Überfluss aufgenommen. So lag der Natriumwert bei 91 Prozent der Männer zwischen 15 und 59 Jahren weit über der Norm.

Das Monitoring untersuchte auch die äußeren Einflüsse auf die Gesundheit und stellte vor allem negative Auswirkungen durch Lärm, aber auch Luft- und Wasserverschmutzung fest. Keine Angaben gab es dazu, ob sich die Situation verbessert oder verschlechtert hat. Bei den Ergebnissen geht es um langfristige Werte.

 


 

Wenn Sie unseren Wochenrückblick regelmäßig in Ihr Email-Postfach bekommen möchten, melden Sie sich für unseren Newsletter an.

Zur Newsletter-Anmeldung

ProCache: v401 Render date: 2025-09-25 17:20:23 Page render time: 0.3552s Total w/ProCache: 0.3578s