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Gericht weist weitere Klage gegen Neubaustrecke ab – Hřensko geht gegen Ramschhändler vor – Zoo Ústí eröffnet Gibbon-Wald – Glocken für Verneřice – Rekordsammlung für Dana-Drábová-Rakete 

24.10.2025

Gericht weist weitere Klage gegen Neubaustrecke ab

Das Bezirksgericht in Ústí nad Labem hat eine Klage der Gemeinde Přestavlky bei Roudnice nad Labem (Raudnitz) sowie weiterer Gemeinden gegen den Bezirk Ústí wegen des Trassenverlaufs der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke für die Eisenbahn von Prag nach Dresden abgewiesen. Die Gemeinde beklagte vor Gericht das Fehlen einer Studie, welche die Auswirkungen nicht nur der Bahnstrecke an sich, sondern auch des geplanten Terminals bei Roudnice dokumentiert. Die Gemeinde räumt ein, dass die Fahrzeit von nur noch 19 Minuten nach Prag möglich werde, aber eben das können auch ein Problem werden: "Zwischen dem reichen Prag und einer Region, die sich am anderen Ende der ökonomischen Möglichkeiten befindet, würden dann nur noch 19 Minuten liegen", so der Vertreter. Doch der Bezirk habe sich mit seiner Entscheidung nicht mit dem eigentlichen Bau, sondern nur mit dem Trassenverlauf befasst, so die Argumentation des Gerichts.

Während das Gericht die Klage zurückwies, hat der Bezirk die Kommunikation mit den Gemeinden verstärkt. Das erkennen auch die Gemeinden an. Nach den Bezirkswahlen im vergangenen Herbst habe sich der Umgang seitens des Bezirks um 180 Grad gewendet. "Die Neubaustrecke kommt. Jetzt geht es aber darum, sie im Einklang mit der Landschaft und der Natur zu bauen", wird ein Vertreter in der Tageszeitung Mladá fronta Dnes zitiert. Der Bezirk erwägt wiederum die Beauftragung einer Studie über die Auswirkungen.

Das Gericht in Ústí befasste sich nicht das erste Mal mit der Neubaustrecke. Zuvor hatten bereits die Kleinstadt Chlumec sowie Gemeinden bei Litoměřice gegen die Trasse geklagt. Auch diese Klagen wurden abgewiesen. Die Gemeinden kündigten weitere rechtliche Schritte an.

Die Neubaustrecke befindet sich weiter in der Phase der Planung und vor allem Genehmigung. Der Baustart ist für 2028 zuerst für das Teilstück zwischen Prag und Litoměřice und dem Erzgebirgstunnel vorgesehen. Später folgen die anderen Abschnitte. 2045 soll die gesamte Strecke fertig sein.

Hřensko geht gegen Ramschhändler vor

Marktbuden im Ortskern von Hřensko ©Steffen Neumann

Der Grenzort Hřensko (Herrnskretschen) in der Böhmischen Schweiz geht gegen die Ramschbuden in seinem Ortszentrum vor. Die vor allem bei Touristen beliebten Buden sind dem Ort schon länger ein Dorn im Auge. Bisher waren aber alle Versuche, sie loszuwerden, gescheitert. Die Bürgermeisterin Kateřina Horáková hat aber offenbar einen Weg gefunden, einen Teil zu entfernen und den anderen zu reglementieren.

„Wir lassen die Grundstücke vermessen. Einige Buden stehen auf unseren Grundstücken“, so die Bürgermeisterin im Tschechischen Rundfunk. „Wo die Messungen ergeben, dass die Bude auf öffentlichem Grund steht, muss sie abgerissen werden“, kündigt die Bürgermeisterin an. Sie rechnet mit ungefähr sieben Ständen, bei denen das der Fall ist.

Außerdem arbeitet die Gemeinde an einer neuen Marktordnung. Die soll regeln, dass die Buden einheitlich aussehen und mit ihrem Aussehen dazu beitragen, dass die Ortsmitte malerisch wirkt.
In den Buden wird überwiegend billige Ware in zweifelhafter Qualität aus Fernost angeboten. Regelmäßige Kontrollen zeigten außerdem, dass es sich oft um gefälschte Markenware handelt. Auch Stücke sind mit faschistischem Hintergrund sind häufig zu finden. Zudem entdeckten Zöllner und die Polizei in den Buden und Lagern, dass die Händler dort auch Drogen verticken. Die Kunden sind in der Mehrheit Touristen aus Deutschland. 

Zoo Ústí eröffnet Gibbon-Wald

Weibchen eines Nördlichen Weißwangen-Schopfgibbons mit Kind ©Andrea Balejová

Der Nördliche Weißwangen-Schopfgibbon bekommt im Bergzoo von Ústí nad Labem (Aussig) ein neues Zuhause. Am Samstagmittag wird das neue Gehege, der sogenannte Gibbonwald, eröffnet. Das Gehege wurde in den letzten Monaten mitten im Areal errichtet, wo eigentlich die Sika-Hirsche leben. Dort befindet sich ein Wäldchen, besagter Gibbonwald, der nun den Primaten als Heimstätte dient. Außerdem entstand ein Gebäude, wo die Menschenaffen von Pflegern behandelt werden können. Dazu wurden zwei Fütterplattformen errichtet. Das ist für Zoogäste attraktiv, da man die Gibbons dort nämlich gut sehen kann. Das Wäldchen wiederum bietet Schutz vor den Besucherblicken. Der Zoo wird kommentierte Fütterungen anbieten, bei denen die Gibbons gut beobachtet werden können. Für die Zukunft plant der Zoo im Wald die Aufstellung von Kameras, um ihnen online zuschauen zu können.

Der Gibbonwald ist ein erstes größeres Projekt im Zoo, dem in Zukunft noch weitere ambitionierte folgen sollen. Vor allem geht es um eine angemessene Unterbringung der Tiere, die in einem Teil der Pavillons heute nicht mehr gegeben ist. Der Zoo musste deshalb auch einige Tiere wie Elefanten abgeben. Der alte Pavillon der Gibbons, wo auch andere Affen untergebracht waren, wird abgerissen. An der gleichen Stelle sollen in Zukunft das große Gehege "Kongo-Urwald" entstehen.

Glocken für Verneřice

In Verneřice läuteten erstmals nach über 80 Jahren wieder die Glocken. Die hiesige Annenkirche wurde mit vier neuen und zwei historischen Glocken ausgestattet. Die Glockenweihe am vergangenen Samstag nahm der Bischof von Litoměřice (Leitmeritz), Stanislav Přibyl, vor. Die Glockenweihe ist der Höhepunkt einer fast 20 Jahre währenden Rettung der Kirche.

Zu verdanken ist das vor allem dem hiesigen Pfarrverwalter Marcel Hrubý. Er ist im Gebiet um Děčín sowie in der Böhmischen Schweiz kein Unbekannter, denn dort hat er bereits über ein Dutzend Kirchen gerettet. Manche wie in Markvartice waren schon komplette Ruinen. Möglich war die Rettung nur durch geduldige Arbeit, viele freiwillige Helfer und vor allem viele Spenden. Im Fall von Verneřice spendeten sogar die Nachkommen der früheren deutschen Bevölkerung. Aber auch unter der tschechischen Bevölkerung im Ort kommt die Sanierung der Kirche gut an. Die Gemeinde stellte mehrere Hunderttausend Kronen zur Verfügung. Die größte Unterstützung kam mit 4,5 Millionen Kronen (185.000 Euro) vom Regionalministerium. Zu den Geldgebern gehört auch der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds. Eine besondere Ehre wurde Marcel Hrubý zuteil, der in diesem Jahr mit dem Preis des Bezirkshauptmanns ausgezeichnet wurde. Der aktuelle Bezirkshauptmann Richard Brabec ließ es sich nicht nehmen und wohnte auch der Glockenweihe bei.

Die vier neuen Glocken wurden im bayerischen Passau gegossen. Die eine historische Glocke stammt aus dem nahen Mukařov, die zweite läutete einst in Robeč.

Die alten Glocken der Annenkirche wurden in der Zeit der Ersten Republik der Tschechoslowakei (1918 bis 1938) angeschafft, als Ersatz der Glocken, die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurden. Sie ereilte das gleiche Schicksal im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg wurde die ursprünglich deutsche Bevölkerung nahezu vollständig vertrieben. Die Kirche stand in den 1970er Jahren kurz vor dem Abriss, so wie die Kirchen in der Umgebung in Valkeřice, Rychnov und Merboltice, die damals nicht wegen Baufälligkeit, sondern in erster Linie aus ideologischen Gründen abgerissen wurden. Am Ende wurde die Annenkirche doch verschont, da sie erst zwei Jahre vorher saniert worden war.

Rekordsammlung für Dana-Drábová-Rakete

Es brauchte gerade einmal einen Tag, bis die nötigen 12,5 Millionen Kronen (514.000 Euro) zusammenkamen. So viel kostet der bodengestützte Marschflugkörper Flamingo aus ukrainischer Produktion. Es hatten mehr als 8.000 Menschen gespendet.

Die tschechische Initiative Dárek pro Putina (Geschenk für Putin) hatte aufgerufen, für einen Flamingo zu spenden, der dann an die ukrainische Armee gegeben werden soll. Das besondere an dieser Waffe: Sie trägt den Namen von Dana Drábová, der Anfang Oktober verstorbenen langjährigen Chefin der tschechischen Atomaufsichtsbehörde. Drábová galt als vehemente Unterstützerin der Ukraine. Dass mal eine Rakete ihren Namen tragen würde, hatte die Initiative mit ihr schon länger vereinbart. „Nun kam es leider erst nach ihrem Tod dazu“, teilte die Initiative mit.

Die Spendenaktion wurde im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in Prag für Dana Drábová ausgerufen, an der auch Präsident Petr Pavel teilnahm. Organisatoren der Gedenkveranstaltung waren neben der Initiative „Dárek pro Putina“ die Vereine „Post Bellum“ und „Havloids Memorial Club“.

 

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