Derweil in Tschechien... 44/25
14.11.2025
Der längste Sessellift Tschechiens wird erneuert
Der Sessellift von Krupka (Graupen) zum Gipfel Komáří hůrka (Mückenberg) auf dem Osterzgebirgskamm wird in den kommenden 12 Monaten saniert. Ziel der Sanierung ist eine Modernisierung von Berg- und Talstation sowie der Außenanlagen bei gleichzeitiger Erhaltung oder sogar Wiederherstellung des historischen Charakters. "Wir möchten, dass der Sessellift an seine Anfänge zurückkehrt. An der Talstation an der Terrasse gab es zum Beispiel früher Lampen, die wir wieder anbringen wollen", sagte Liftchef Marek Ferenc der Tageszeitung "Mladá fronta Dnes". Der Lift ging 1952 in Betrieb.
Wichtig für alle Fans des Sessellifts: Die Sanierung wird bei laufendem Betrieb durchgeführt. Bis auf die regulären Wartungen, die mehrmals im Jahr durchgeführt werden, kann der Lift mit Einschränkungen genutzt werden. Diese sind vor allem bei den Zugängen zum Lift zu erwarten, nicht am Lift selbst. Die durch die Sanierung bedingten Ausfallzeiten des Lifts sollen so gering wie möglich gehalten werden. Das dürfte im März/April nächsten Jahres der Fall sein, wenn die Fußböden saniert werden und eine Einstellung des Liftbetriebs unausweichlich wird.
Vorgesehen ist an der Talstation die Erneuerung der Fassade und ein Austausch von Fenstern und Türen. Der Imbiss wird neu ausgestattet und die Toiletten saniert. Außerdem wird die Ausstellung zur Geschichte und Betrieb des Sessellifts erweitert. Diese ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
An der Bergstation kommt es zu Reparaturen und einer teilweisen Wärmedämmung. Die Trink- und Abwasserversorgung wird erneuert und die Wärmeversorgung auf Wärmepumpe umgestellt. Es entsteht eine neue Werkstatt für die Wartung der Sitze des Lifts.
Der Sessellift ist mit einer Länge von 2.348 Metern laut Betreibern nicht nur der längste Lift Tschechiens ohne Zwischenstation, sondern auch von ganz Mitteleuropa. Seit 2013 ist der Lift in Tschechien nationales Kulturdenkmal und trägt seit 2022 den Status eines historischen Sessellifts. Nach der Modernisierung des Sessellifts auf die Schneekoppe ist er inzwischen auch der älteste seiner Art, der immer noch wie bei Betriebsbeginn 1952 funktioniert.
Erster Luchsnachwuchs im Erzgebirge
Erstmals seit fast 300 Jahren hat sich im Erzgebirge wieder ein Luchspaar vermehrt. Die im vergangenen Jahr ausgesetzten Luchse Alva (Weibchen) und Chapo (Männchen) sind laut Sächsischem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) die Elterntiere. Beide wurden 2024 im Rahmen des Projekts ReLynx zur Wiederansiedlung dieser Wildkatzen in der Nähe von Eibenstock ausgewildert worden. Laut GPS-Daten hielten sie sich Anfang April für drei Tage gemeinsam im Territorium von Alva auf. Daraus sind nun zwei Jungtiere geworden, die zu Beginn des Herbstes von einer Fotofalle „erwischt“ wurden. Die Schwangerschaft eines Luchsweibchens dauert gemeinhin 10 Wochen. Demzufolge müssen die Jungtiere im Juni zur Welt gekommen sein.
Auch bei den Wölfen wurde wieder Nachwuchs vermeldet. Allein im Schluckenauer Zipfel in Nordböhmen zählten Wolfsexperten auf der Basis von Fotofallen mindestens 14 Jungtiere. Es können aber schon mehr sein. Auch die Wölfe haben sich wieder angesiedelt, allerdings von selbst durch Einwanderung wahrscheinlich aus Polen. Ihre Entwicklung verläuft laut Monitoring sehr gut. So gibt es allein in der Region des Schluckenauer Zipfels inzwischen fünf Rudel. Das Wolfsgebiet reicht auch ins benachbarte Sachsen.
Im Erzgebirge sind aufgrund seiner Weitläufigkeit keine so präzisen Angaben möglich. Bestätigt sind dort insgesamt sieben Wolfsrudel. In drei von ihnen kann gesichert von Nachwuchs in diesem Jahr gesprochen werden.
Regierung hilft Problemviertel in Šluknov
Die tschechische Regierung hat einem Hilfspaket in Höhe von fast 200 Millionen für die nordböhmische Kleinstadt Šluknov (Schluckenau) zugestimmt. Die Stadt will mit dem Geld 14 Plattenbauten in einer Siedlung am südöstlichen Stadtrand kaufen. Insgesamt kostet der Deal 285 Millionen Kronen (11,7 Millionen Euro). 25 Millionen Kronen zahlt Šluknov aus der eigenen Tasche, weitere 60 Millionen Kronen steuert der Bezirk Ústí bei.
Nach der Übernahme der Häuser will die Stadt einen kleinen Teil in sehr schlechtem Zustand abreißen und die übrigen sanieren. Hintergrund für das bislang in Tschechien einmalige Großprojekt ist die ungewöhnlich hohe Quote der Bewohner in Abhängigkeit von Sozialhilfe. Davon sind laut der staatlichen Agentur für soziale Eingliederung fast alle der 1.500 Einwohner betroffen. Ziel des gemeinsamen Projekts ist, diese Quote auf 20 Prozent zu drücken. Mit der Sanierung der Häuser einher gehen soll intensive Sozialarbeit, Unterstützung bei der Arbeitssuche, Bildungsprojekte sowie Entschuldungsberatung. Auch dabei soll die Gemeinde durch den Staat unterstützt werden. Der Großteil der jetzigen Bewohner soll in der Plattenbausiedlung weiterwohnen können, für einen kleinen Teil werden Wohnungen in der Region gefunden. Ein weiterer Zuzug von sozial schwachen Menschen soll gestoppt werden.
Die Mittelzusage wurde am Mittwoch durch die noch bestehende Regierung in Demission angeführt von Premierminister Petr Fiala nach einem Jahr intensiver Vorbereitungen und Verhandlungen mit Staat, Bezirk und Kommune gemacht. Auch die Oppositionsparteien waren einbezogen, weshalb der Bürgermeister von Šluknov, Tomáš Kolonečný, davon ausgeht, dass auch die künftige Regierung das Projekt weiter unterstützen wird.
Läden bleiben zum Feiertag geöffnet
Am Montag wird in Tschechien der Tag des Kampfes für die Freiheit und Demokratie begangen. Am 17. November vor 36 Jahren demonstrierten in Prag Tausende Studenten und Bürger für Freiheit und Demokratie. Die offiziell nicht zugelassene Versammlung wurde von den bewaffneten Einheiten teils brutal auseinandergetrieben. Sie galt als der Beginn der Samtenen Revolution in der damaligen Tschechoslowakei.
Obwohl an vielen Feiertagen die größeren Geschäfte in Tschechien geschlossen bleiben, gehört der 17. November nicht dazu. Alle Läden bleiben also geöffnet. Lediglich Museen haben wie immer montags geschlossen.