Euroregion Elbe/Labe

Radovan Boček

Ich bin dankbar, dass ich mit Freunden Spuren in der Landschaft hinterlassen konnte.

Oberliebich / Horní Libchava

Radovan Boček (*1963) verbringt die meiste Zeit mit seinen Freunden und Kollegen in Oberliebich. Die örtliche Kirche St. Jakobus des Großen hätte aus den sechs Jahrhunderten ihres Bestehens sicher eine Menge zu erzählen. Als Radovan Boček sie jedoch Ende der 1990er Jahre kennenlernte, „bat“ die Kirche mit letzter Kraft um Hilfe. Die Ruine wurde schließlich gerettet und gab einige ihrer Geheimnisse preis.

Was verbindet Sie mit Oberliebich?

Zwischen 1988 und 1990 habe ich mit dem örtlichen landeskundlichen Museum Filme über die Fauna und Flora der Leipaer Region in Oberliebich gedreht. Ich habe die schönsten Orte besucht, dank der lokalen Experten, die mich in geschützte Gebiete geführt haben, die ohne Kenntnis der Umgebung nur schwer zu erreichen sind. Zum Beispiel an den Ort, an dem der Safranheuffel (Karpaten-Safran, Crocus heuffelianus) vorkommt. 1993 waren wir auf der Suche nach einem Ferienhaus und dieses in Oberliebich hatte sich angeboten. Ich assoziierte es mit den Orten, zu denen wir damals mit den Experten gingen. Als ich hierherkam, um das Haus zu besichtigen, befand es sich in einem baufälligen Zustand, aber rundherum standen schöne Lindenbäume. Ich kannte die Gegend, und so haben wir ohne zu zögern das Haus gekauft und es nach und nach renoviert.

In den späten achtziger Jahren war es nicht üblich, Filme über die Natur und geschützte Pflanzen zu drehen. Wie lief das ab?

Die Dreharbeiten fanden im Rahmen des damaligen Naturschützerverein [Český svaz ochránců přírody] statt. Wir befassten uns mit dem Thema Ökologie — wir fuhren in ein Uranabbaugebiet, das damals nicht gerade positiv betrachtet wurde. Ich habe zum Beispiel die Absetzteiche gesehen. Die Uranmine und das gesamte Gebiet waren damals riesig, und dank dessen hat sich Böhmisch Leipa erheblich vergrößert. In den 1980er Jahren wurden dort noch große Mengen Uran für die UdSSR abgebaut. Daraufhin wurden dort riesige Wohnsiedlungen gebaut. Täglich fuhren zahlreiche Busse mit Arbeitern aus Böhmisch Leipa und der Umgebung zur Uranmine. Die Jahre 1988 und 1989 begannen in Bezug auf Ökologie und Umweltschutz freundlicher zu werden, und Probleme begannen sich zu lösen. In Teplitz zum Beispiel fand 1989 eine der ersten Demonstrationen statt. Entweder war das Regime nicht mehr in der Lage, sie zu kontrollieren, oder dank der Bewegung Brontosaurus war es einfach besser. Ökologische Themen waren bereits erlaubt und konnten bearbeitet werden. Für mich war es sehr interessant, weil ich Orte kennenlernen konnte, die die meisten Menschen nicht kennen. Zum Beispiel, wo in Böhmen Orchideen wachsen...

Wie sind Sie von der Ökologie zur Geschichte gekommen — vom Interesse an der Natur zur Rettung der Kirche?

Beruflich habe ich als Fotograf historische Artefakte aus der Gotik, dem Barock und anderen älteren Kunstepochen fotografiert. Ich hatte also eine Verbindung zu diesen Dingen. Ich habe viel Zeit in der Slowakei und in Deutschland verbracht. Aber in dem Jahr, in dem ich mich für die Kirche zu interessieren begann (1999), hatte ich das Gefühl zu einer Art „Geldmaschine“ zu werden. Ich habe damals sehr viel gearbeitet, und dazu kamen noch gesundheitliche Probleme, die mit Stress und Überarbeitung zusammenhingen. So bekam ich das Gefühl, dass der Mensch etwas anderes machen sollte, das nicht nur dem Geld dient. Damals hatten wir unser erstes Treffen in der Kirche mit dem damaligen Bürgermeister Herrn Černý, dem geistlichen Verwalter Herrn Viliam Matějka und den Denkmalschützern aus dem Bezirk. Die damalige Vorstellung der Kirche war, die Kirche in Oberliebich abzureißen. Und nicht nur die Gemeinde protestierte dagegen, sondern auch die Denkmalschützer. Das war der erste Kontakt im Jahr 1999, als ich durch die vernagelten Fenster in die Kirche einstieg. Im Jahr 2000 dachten wir, dass wir die Situation mit den Maltesern lösen könnten, die vier Kirchen und große Grundstücke in der Region besaßen. Also besuchte ich die Malteser in Prag und ihren damaligen Direktor, Herrn Patek, und wir kamen zu dem Schluss, dass sie die Rettung der Kirche finanzieren könnten. Aber das hat überhaupt nicht funktioniert. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber es gab einige Veruntreuungen. Enttäuschend. Sie waren es, die später die Wälder und Teiche hier restituierten, und deshalb bat der örtliche geistliche Verwalter Matějka darum, diesen Besitz der Gemeinde zuzuschlagen, die überhaupt keinen Besitz hatte, sondern nur das Pfarrhaus, das jetzt verkauft wurde. Aber die Malteser haben nicht reagiert. Das Geld blieb einfach in Prag, anstatt der Gemeinde zu gehören und ihr zu helfen, weiter zu existieren. Ich würde das gerne noch klären, es ist nie zu spät.

Wie ging es dann mit der Kirche weiter?

Im Jahr 2001 passierte der Durchbruch, als ich Herrn Fikar, den Leiter der Denkmalbehörde der nordböhmischen Region, besuchte. Damals gab es noch nicht so viele Projekte, aber es gab eine Initiative zur Rettung der Kirche mit gotischen Elementen in Hospitz, und wir versuchten, die ursprüngliche gotische Kirche in Oberliebich zu retten. Herr Fikar teilte mir damals mit, dass die Kirche gemietet werden müsse und ich dann alles selbst organisieren könne. Die erste Reparatur betraf das Dach des Presbyteriums. Der Zustand war katastrophal, die Reparatur war leider überteuert und schlampig ausgeführt. Die Bauarbeiter, die an der Reparatur arbeiteten, hatten keine positive Beziehung zum Gebäude, sondern eher zum Geld, und so wurde ein Teil des Geldes verschwendet, um es höflich auszudrücken. Aus diesem Grund haben wir ein Treffen mit Bischof Koukl arrangiert, der unser Projekt sehr unterstützt hat. Seine finanzielle und moralische Unterstützung hielt auch nach einem schwierigen Start an. Zu Beginn unterstützte uns finanziell auch der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds bei der Erstellung einer Broschüre über das Projekt. Und so begann es. Es wurde ein Verein gegründet, dem sich immer mehr Menschen anschlossen. Einige stiegen aus, als sie merkten, dass es ein langer Weg war, aber es bildete sich eine stabile Gruppe von fünf bis sieben Personen, die das ganze Projekt zusammenhielten und langfristige Ziele verfolgten. Wichtig war für mich auch, dass es mir gelang, einen Bauingenieur, Jaroslav Vaněk, in unsere Gruppe aufzunehmen, der einen „runden Stempel“ hatte, so dass wir den Umbau selbst durchführen konnten. Er hat auch den Wiederaufbau professionell geleitet. Sehr wichtig waren natürlich auch Petr Pokuta und Karel Vondra, die jederzeit bereit waren, zu helfen.

Zuerst Schuttberge und Wald beseitigen.

Können Sie uns ein wenig über die Geschichte der Kirche erzählen? Ist es ein wertvolles Denkmal?

Sie steht unter Denkmalschutz, aber die Kirche und das örtliche Schloss liegen im Sudetenland... Es wurde beschlossen, die Kirche in Wernstadt zu reparieren, aber „im Gegenzug“ die Kirche in Mertendorf abzureißen, die dann nicht weiter gepflegt werden müsste. So wurden in den 1970er Jahren Entscheidungen über historische Gebäude getroffen... Unsere Kirche in Oberliebich wurde 1968 geschlossen. Der letzte Besuch von Kaspar, Melchior und Balthasar signierte 1968 die Eingangstür der Kirche. Nach dem Tod des damaligen Pfarrers wurde das Pfarrhaus vermietet, mit dem Kirchengebäude wurde nichts unternommen, und so begann es allmählich zu verfallen. Zuerst wurden die Kirchenbänke in die Slowakei gebracht, die Orgel nach Wolfersdorf und das Mobiliar wurde auf die funktionstüchtigen Kirchen verteilt. Schließlich in den 1990er Jahren setzte der sogenannte Diebestourismus ein, der für den Raub ungesicherter Kirchen verantwortlich ist. In dieser Zeit sind viele Dinge verschwunden. Ein Räuber versuchte sogar, eine Statue mit einem Seilzug zu stehlen, der normalerweise von acht Personen bedient wird, und zerbrach sie. So verfiel die Kirche.

Woher kommt Ihre Familie, wie ist Ihre Beziehung zum Sudetenland?

Ich kenne das Thema von meinem Großvater, der aus dem Sudetenland stammte, er kam aus Nachod. Diese Ecke ist sehr interessant. Nachod war noch tschechisch, um die Stadt herum gab es verschiedene Festungen, die heute noch teilweise erhalten sind, z.B. Dobroschau. Mein Großvater musste sich 1938 entscheiden, ob er sich zur deutschen Staatsangehörigkeit melden sollte — er hieß Hasch. Letztendlich beschlossen er und seine Familie, Tschechen zu werden. Meine Mutter und ihre Geschwister besuchten eine tschechische Schule und wurden in tschechischer Sprache unterrichtet. Sie mussten also aus dem Sudetenland weg. Dort zogen die Familien vielleicht hundert Meter weiter — vom Sudetenland nach Tschechien. Die Familie meines Großvaters wohnte später nicht weit von ihrem Haus entfernt, das aber wahrscheinlich während des Krieges niedergebrannt ist. Und dann, weil sie nirgendwo mehr hinkonnten, gingen sie nach Jungbuch, wo es viel freundlicher zuging als in der nordböhmischen Region (das heißt, nachdem die Deutschen vertrieben worden waren). Oberliebich sieht in dieser Region noch recht gut aus. Es gibt weitaus schlimmere Orte, wie die Gegend um Brüx. Wenn ich dort vorbeifahre, ist die Stadt offensichtlich heruntergekommen. Dorthin wurden Roma aus der Slowakei umgesiedelt, was meiner Meinung nach unsinnig war, da sie nicht an harte Arbeit und das Leben in Häusern gewöhnt waren. Oder es wurden dorthin Menschen aus Ostrau umgesiedelt, das ebenfalls eine problematische Region war. Es gab dort also ein solches Durcheinander von Leuten, solchen ‚Landlosen‘, die eigentlich nichts und auch keine Erfahrung hatten.
Es ist schwer, sich um Eigentum zu kümmern, wenn man vorher keins hatte...

Ihr Verein setzt sich aus verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zusammen. Wie haben Sie sich auf den Plan zur Reparatur der Kirche geeinigt?

Keiner von uns ist religiös. Die Gläubigen haben sich erst nach der Reparatur der Kirche bei uns gemeldet, was etwas enttäuschend war. Als der Verein gegründet wurde, gab es Leute, die den genius loci der Kirche erkannten, der laut schriftlichen Quellen auf das Jahr 1352 zurückgeht. So wurde in jenem Jahr der gotische Grundstein gelegt, und wir haben den historischsten Ort des Dorfes erhalten. Das Schloss ist viel jünger und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Diese Menschen waren sich also bewusst, dass dies ein Ort mit einer außergewöhnlich langen Geschichte ist.

Radovan Boček und „seine“ Kirche.

Was geschah dann in der renovierten Kirche?

Das erste Konzert haben wir bereits 2001 organisiert. Ich wollte, dass die Menschen wissen, dass die Kirche existiert, in welchem Zustand sie sich befindet und wie sie innen aussieht. Das erste Weihnachtskonzert, das wir hier veranstalteten, fand bei -20°C im Freien statt, und die Kinder sangen in der Kirche bei bitterer Kälte. Aber die Menschen kamen hierher und begannen, sich unbewusst für diesen Ort zu interessieren. Sie mussten nicht helfen, aber sie entwickelten eine Beziehung zu diesem Ort. Einige von ihnen gehörten dem Dorfrat an, und sie stellten sich auf unsere Seite und entschlossen sich, uns zu helfen, obwohl die Kirche den Katholiken gehörte. Am Anfang gab es sogar die Idee, dass die Kirche für 1 CZK an die Gemeinde übertragen wird. Vielleicht wäre der Wiederaufbau schneller vonstattengegangen. Aber ich hatte ein wenig Angst, dass ein Kommunist oder jemand, dem der Ort nicht gefällt, zum Bürgermeister gewählt werden könnte. Wir haben einen Vertrag mit der Kirche, in dem die Regeln und die Bedingungen für die Nutzung festgelegt sind. Und wir haben mit Pater Jan Baxant, dem Bischof von Leitmeritz, auch einen Weg gefunden, dass hier standesamtliche Trauungen oder Trauermessen stattfinden können. Wenn also heute jemand in unserer schönen Kirche heiraten möchte, ist das kein Problem. Auch wenn ich nicht gläubig bin, respektiere ich, dass es sich um eine Kirche handelt, und so müssen wir diesen Ort auch behandeln und seine 600-jährige Tradition respektieren.

Hat man Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie ein verrückter Prager sind?

Früher hieß es, die Kirche werde von einem „Prager, der nicht weiß, wohin mit dem Geld“, repariert, aber das stimmte nicht. Früher habe ich jedes Wochenende in Oberliebich verbracht, und dank dieser Tatsache ist meine Tochter Malvína hier aufgewachsen. Ich habe das so gesehen, dass ich ein Einheimischer bin, dass ich zu ihnen gehöre. Wegen des Berufs meines Vaters bin ich so oft umgezogen, dass ich begann, diesen Ort als mein Zuhause zu betrachten. Ich hatte neun Ateliers, bin fünfmal innerhalb von Prag umgezogen, aber ich habe mich in Oberliebich immer zu Hause gefühlt. Ich mochte auch Jungbuch im Riesengebirge, wo ich mit meinem Großvater und meiner Großmutter aufgewachsen bin. Aber dank der zwei Jahre, in denen ich die oben genannten Filme gedreht habe, habe ich die Leipaer Region perfekt kennen gelernt. Ich bin so froh, dass ich mit meinen Freunden eine Spur in Form einer restaurierten Kirche hinterlassen konnte.

Das Älteste verdient Schutz. In Oberliebich ist es die Kirche mit gotischen Fundamenten.

Es klingt, als sei alles ziemlich reibungslos verlaufen, mit Ausnahme der Zusammenarbeit mit den Maltesern. Haben Sie schlechte Erfahrungen gemacht, die Sie gerne weitergeben möchten, damit andere Vereine sie vermeiden können?

Abgesehen von einigen Kleinigkeiten hatten wir eine fast ideale Situation. Auch dank der Zusammenarbeit mit der Gemeinde, die dabei eine wichtige Rolle spielte. Auch Nicht-Gläubige wissen es zu schätzen, dass die Kirche repariert wurde. Ich hatte einen großartigen Mitarbeiter, Karel Vondra, der leider verstorben ist. Er war nicht gläubig, hatte eine ablehnende Haltung gegenüber der katholischen Kirche wegen gewisser Ungerechtigkeiten, und dennoch kam er fast jede Woche mit mir zur Arbeit, und manchmal waren wir nur zu zweit. Die Leute halfen fünf Stunden lang in der Kirche, obwohl sie ihr eigenes Haus und ihren eigenen Garten hatten, sodass ich ihre Hilfe nie als selbstverständlich ansah. Heute ist das nicht mehr so schwierig. Wenn die Ziegel fallen, musst du natürlich auf das Dach klettern und es reparieren. Aber jetzt geht es nur noch um die Instandhaltung. Glücklicherweise werden wir heute nicht mehr von Diebstählen geplagt wie früher. Seit 2010, als die Kirche wieder aufgebaut wurde, hatten wir keine Diebstähle mehr.

Haben sich die gebürtigen deutschen Einwohner im Laufe der Zeit zu Ihnen gesellt?

Ich bin den Einheimischen nur zweimal begegnet, als sie hier zu Besuch waren, und das waren meist sehr alte Leute. Im Jahr 2005 haben wir durch deutsche Briefe die damalige Gemeinschaft ausfindig gemacht, insbesondere Frau Muscat, denn sie hatte einen Verein in Halle und wollte zu einem Konzert kommen, aber sie kam schließlich doch nicht. Sie entschuldigten sich und sagten, dass unseren Verein zwar keine Schuld treffe, sie aber großes Unrecht erlitten hätten, als sie nach Halle geschickt worden seien. Leider konnte die Zusammenarbeit nicht wieder aufgenommen werden. Ich habe die Briefe noch, aber leider gab es niemanden, dem ich sie übergeben konnte. Im nahe gelegenen Windisch Kamnitz beispielsweise, aber auch in anderen Orten, finanzierten die ursprünglichen Bewohner oft die Reparatur der Kirche mit und gingen dort zur Messe. Sie taten dies ohne jegliche Forderung. Wenn jemand Angst hat, dass sie ihr altes Eigentum zurückhaben wollen, ist das natürlich Unsinn. Aber bei unserer Kirche hat es leider nicht so funktioniert.

Ich habe auf Ihrer Website von der geheimen Kiste gelesen, die Sie im Kirchturm gefunden haben. Was ist daran wahr?

In der Kuppel des Turms gibt es einen Kasten, in dem Münzen aufbewahrt wurden, etwas über die Geschichte des Dorfes, Leute wie der Bürgermeister oder der Schulleiter oder der Lehrer unterschrieben, und es gibt eine Liste und die Anzahl der Einwohner. Wir begannen, den Turm zu reparieren, denn ich wollte von weitem sehen können, dass etwas passiert. Im Jahr 2001 sind wir tatsächlich auf eine solche Kiste gestoßen. Wir fügen heutige Münzen, Fotos und Hinweise auf die Gegenwart hinzu. Wir haben auch unsere Broschüre dort hineingelegt, Bürgermeister Černý und Pater Bischof Koukl haben etwas hinzugefügt und wir haben sie zurückgelegt. Wenn die Kirche in 200 Jahren wieder aufgebaut wird, sollen künftige Generationen diesen Schutzpatron an seinem Platz wiederfinden. Es gibt immer noch Spekulationen über einen Geheimgang, der von der Kirche zum Schloss führt, aber das ist nicht möglich, da er zwanzig Meter unter der Erde verlaufen müsste. Gleichzeitig gab es Spekulationen über einen Schatz, der im Schloss versteckt sein sollte, der aber nicht gefunden wurde. Es ist also eher eine Art Volksmärchen. In der Kirche wurden einige alte Gemälde gefunden, die aber leider zerstört wurden. Eines der wenigen Dinge, die erhalten geblieben sind, sind das Taufbecken und zwei Altarbilder, die im Pfarrhaus versteckt waren.

Fällt Ihnen eine Geschichte einer Person ein, der Sie während der Renovierung der Kirche begegnet sind und die Sie sehr berührt hat?

Als ich anfing, das Festival Oberliebicher Musikherbst hier zu organisieren, hatte ich die Gelegenheit, viele interessante und wunderbare Menschen und Musiker kennenzulernen. Ich lernte viele Leute kennen, die bereit waren, kostenlos zu helfen oder sogar Geld aus ihrer eigenen Tasche für Reparaturen zu geben. Die positive Einstellung ist wahrscheinlich das, was mir am meisten gefällt. Hier kommen unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Hobbys, aus unterschiedlichen sozialen Gruppen oder mit unterschiedlichen politischen Ansichten zusammen, und doch eint sie alle eine positive Beziehung zur Kirche.

Haben Sie mit Ihrer Arbeit jemanden in der Region inspiriert?

Ich glaube ja. So wurde ich beispielsweise gefragt, wie man Mittel für Reparaturen oder Aktivitäten aufbringen kann. Auch andere Kirchen in der Region werden inzwischen wieder instandgesetzt, auch wenn es immer noch Orte gibt, die in einem schlechten Zustand sind. Die Tatsache, dass unsere Kirche wirklich baufällig war und ein schlechtes Dach hatte, bedeutete, dass die Reparaturen sofort beginnen mussten. Andere Kirchen werden schrittweise und über einen langen Zeitraum hinweg instandgesetzt, das ist unterschiedlich. Das Sprichwort „Arbeit wie an einer Kirche“ trifft auf jeden Fall zu!

Neben der Instandsetzung der Kirche organisiert Ihr Verein auch Feste, und ich habe gehört, dass Sie eine Ausstellung machen werden...

Man könnte eine Ausstellung über tschechische und deutsche Einwohner, ihr Zusammenleben, Arbeit, Schicksale machen. Es wäre gut, mehr Dokumente und Fotos zur lokalen Geschichte von den ursprünglichen Bewohnern zu sammeln.

Würden Sie also Hilfe bei der Verbreitung der Nachricht begrüßen, dass Sie deutsche Kontakte für eine Zusammenarbeit suchen?

Das wäre großartig! Am besten wäre es natürlich, wenn wir mit den Einheimischen Kontakt aufnehmen könnten. Oder wenn wir Archivmaterial gewinnen könnten, denn davon gibt es nur sehr wenig. In den Archiven in Leitmeritz gibt es Informationen über Kirchen und Einwohner, Einwohnerlisten bis 1600. Es sind also einige Informationen auffindbar, aber nicht viel Bildmaterial. Leider sind diese Dinge entweder verlorengegangen oder nicht erhalten. Die Menschen durften bei der Vertreibung nur sehr wenige Dinge mitnehmen, aber vielleicht haben sie einige Fotoalben mitgenommen. Aber wenn man nur eine begrenzte Anzahl von Dingen mitnehmen kann, neigt man dazu, praktische Dinge zu nehmen. Vielleicht hoffe ich also vergeblich, dass jemand die Fotos gemacht und aufbewahrt hat... Kurz gesagt, wir suchen nach Originaldokumenten oder Erinnerungen und Informationen über Oberliebich.

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