Obercarsdorfer Lichterbogen
Auszüge Chronik Richard Münzner
Landwirtschaft
„Vor 1000 Jahren war unser Erzgebirge, das diesen Namen damals noch nicht führte, vom Fuße bis zum Kamme mit einem gewaltigen Urwald bedeckt, dem Miriquidiwald. Er bestand aus Mischwald mit dichtem Unterholz und beherbergte Unmengen von Wild. Die Talniederungen und auch die Mulden auf den Hochflächen waren häufig versumpft. Nur ein paar schmale Saumpfade führten durch die Wildnis nach Böhmen. In den fruchtbaren Landschaften nördlich des Gebirges siedelten Sorben. Sie waren seit dem 6. Jahrhundert in das von den germanischen Hermunduren während der Völkerwanderung verlassene Gebiet zwischen Elbe und Saale eingedrungen. Auch am Unterlauf unserer heimatlichen Flüsse Weißeritz und Miglitz, in der weiten Elbtalwanne lagen die Weiler der Sorben… Den finsteren Gebirgswald durchstreiften sie lediglich zur Jagd und zum Fischfang; ihn roden und den Boden urbar machen konnten sie mit ihren einfachen Werkzeugen nicht…
Im 12. Jahrhundert setzte eine starke Zuwanderung kolonisierender Bauern ein. Der Markgraf stattete viele seiner Gefolgsleute mit Land aus.
Die Neuland suchenden Bauern aus Thüringen, Franken und Bayern brachten bessere, nämlich eiserne Werkzeuge mit, vor allem den eisernen Pflug. Sie drangen in den wilden Gebirgswald ein… Dann wurde die neue Dorfflur in einzelne Streifen, Hufen, genannt, aufgeteilt. Vom Bache weg zogen sich diese Streifen bergan, so dass jeder etwa gleichen Anteil an Wasser, Wald und künftigem Wiesen- und Ackerland erhielt… In harter und gefahrvoller Arbeit gingen nun die Bauern mit Axt, Rodehacke und Feuer dem Urwald zu Leibe und machten den Boden urbar.“
In den Jahren von 1156 biss 1162 rodeten und siedelten deutsche Bauern in der Gegend von Freiberg … Bald erschienen auch die ersten Siedler im Tal der Roten Weißeritz…
In den Jahrzehnten um 1200 sind fast alle Ortschaften unserer engen Heimat entstanden; denn in dieser Zeit betrieben sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Burggrafen von Dohna eine rege Kolonisationstätigkeit im Osterzgebirge…
Bergbau
„Als 1168 auf den Fluren von Christiansdorf (später Freiberg) Silber gefunden wurde, kamen nun neben Bauern auch zahlreiche Bergleute, vor allem aus dem Harz, ins Land…
Auch bei Dippoldiswalde machten Bergleute ergiebige Silberfunde, so dass der Ort schnell wuchs…
Aus der ältesten Geschichte unseres Heimatdorfes ist fast nichts überliefert. Da in dieser Zeit nur wenige Leute lesen und schreiben konnten, wurde auch nur wenig schriftlich festgehalten. Davon ging im Laufe der Jahrhunderte noch ein beträchtlicher Teil verloren…
Obercarsdorf ist seiner Anlage nach ein deutsches Waldhufendorf. Wann und wie es entstand, wissen wir nicht, fest steht nur, dass die Gründung in der geschilderten ersten großen Siedlungsperiode erfolgte, und sie wird wie beschrieben oder ähnlich vor sich gegangen sein.
1569 verkaufte der verhasste Heinrich von Maltitz die Herrschaft Dippoldiswalde an den geschäftstüchtigen Kurfürsten August… und Obercarsdorf gehörte von nun an zu den Amtsdörfern.
Bei der Besichtigung der neu erworbenen Herrschaft durch den Kurfürsten werden auch „die Kohlen vor dem Meiler auf dem Kohlberg“ erwähnt, es wurde hier Holzkohle für die Schmelzhütten im Weißeritztal gebrannt, denn der Bergbau blühte.“
Lok
Mit dem Bau der Verkehrsverbindungsstraße, der heutigen B170, im Jahr 1834, und der Weißeritztalbahn 1882 stand der Entwicklung von Obercarsdorf nichts mehr entgegen.