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»Pouta« (Fesseln) beim Tschechischen Filmmittwoch (OmU)

05.07.2023 • 20:00 Uhr • Zentralkino Dresden

Düsterer Thriller zur Zeit von lähmender Normierung und Staatssicherheit, der unter die Haut geht

Kristína Farkašová-Tormová als Klára in Pouta (© Bontonfilm)
Kristína Farkašová-Tormová als Klára in Pouta (© Bontonfilm)

Tschechoslowakei, 1982. Das totalitäre Regime scheint unbesiegbar.

Tomáš leidet unter Müdigkeit. Er sieht im Widerstand gegen das Regime keinen praktischen Sinn mehr, er sieht keine Möglichkeit des „Sieges“ und damit auch keine persönliche Perspektive. Zudem lassen die Verhältnisse keinen Neuanfang zu – außer der Auswanderung. Er sucht den Ausweg in einer außerehelichen Beziehung mit der Kranfahrerin Klára.

Antonín, Mitarbeiter der Staatssicherheit, ist voll von unkontrollierter Wut, und alles um ihn herum – ob Arbeit oder Familienleben – ermüdet und langweilt ihn. Er erfährt von seinem Informanten, Tomáš' Freund Pavel, von dessen Untreue. Er beobachtet Klara. Sein Interesse an ihr ist jedoch mehr als nur beruflich: Er sieht in ihr eine Person, die ihn retten könnte. Vielleicht brauchte seine Besessenheit nur einen Grund, um in voller Blüte zu stehen. Keine Liebe oder echte Leidenschaft – nur das Verlangen, die Fantasie zu verwirklichen, aus diesem Käfig des langweiligen und sinnlosen Lebens auszubrechen.

Antoníns unsinniger Kampf, Klára für sich zu gewinnen, bringt nicht nur die Gegner des Regimes gegen ihn auf, sondern auch seine eigenen Leute und das System selbst. Als Antonín jedoch die Regeln der Organisation bricht, zeugt dies nicht von Zivilcourage oder gar von einer politischen Geste, sondern vielmehr von einem fieberhaften Akt der Rebellion.

Antoníns Selbstzerstörung, Pauls Feigheit und Tomáš' Passivität erzeugen so einen Zirkel aus Verrat, Manipulation und verdrehtem Trotz, der schließlich alle Protagonisten zerstört. Pouta ist ein Thriller mit einer düsteren Geschichte und einem unberechenbar agierenden Helden, der von einem Gefühl der Bedrohung durchdrungen, fesselnd und aufregend ist.

Quellen: csfd.cz, kinobox.cz

Dieser Film wird im Rahmen der Reihe "Tschechischer Filmmittwoch" gezeigt, wie immer in Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

Tickets und Reservierungen

Die beliebtesten Filme in Tschechien sind zum größten Teil Komödien. Doch dieser Thriller hat es ebenfalls geschafft, eine hohe Wertschätzung zu erreichen. Das liegt zum einen an den klar erkennbaren Charakteren, am hervorragenden Spiel des Ensembles und an der packenden Geschichte. Doch es liegt die Vermutung nahe, dass dieser Film auch einen Nerv getroffen hat bei denen, die die lähmende Zeit der "Normalisierung" und den Mehltau der 1980er Jahre miterlebt hatten, weil er sie nicht - wie so oft - in den üblichen Klischees oberflächlich zeichnet, sondern tiefgründig den sehr unterschiedlichen Kampf der Menschen mit dem System und mit sich selbst nachvollziehbar darstellt. Man wird nach diesem Film sicher nicht gut gelaunt aus dem Kino kommen, aber man wird hoffentlich das Verhalten von Menschen in totalitären Systemen ein wenig besser verstehen können.

CZ 2009, 140 min, OmdU

Regie: Radim Špaček

Darsteller:  Ondřej Malý, Kristína Farkašová-Tormová, Luboš Veselý, Lukáš Latinák, Oldřich Kaiser, Ivana Uhlířová, Martin Finger, Roman Zach

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Adresse

Zentralkino Dresden
Kraftwerk Mitte 16
01067 Dresden

Kontakt

Tel: +49 351 3107375
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Anreise

Das Zentralkino befindet sich auf dem Gelände des (Kultur-) Kraftwerks Mitte (siehe Geländeplan, Nr. 16). Zugänge gibt es am Wettiner Platz, von der Könneritzstraße und von der Ehrlichstraße.

Vom "Bahnhof Mitte" directions_railway directions_bus sind es rund 350 m, vom "Haltepunkt Freiberger Straße" directions_railway directions_bus rund 500 m Fußweg bis zum Kino. An beiden Stationen halten auch diverse Straßenbahnlinien. Von der Haltestelle "Schweriner Straße" directions_railway directions_bus sind es 400 m.

Der große, kostenpflichtige Parkplatz zum Kraftwerk Mitte befindet sich hinter dem Bahndamm. Die Zufahrt erfolgt von der Löbtauer Straße. Vom Parkplatz gelangt man durch einen Durchgang und über die Könneritzstraße zum Kino.