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»Světáci« (Lebemänner) beim Tschechischen Filmmittwoch

02.08.2023 • 20:00 • Zentralkino Dresden

Komödie über drei verheiratete Landeier, die beschließen, in die Geheimnisse des Prager Nachtlebens einzutauchen

»Světáci« (Lebemänner) (© Filmové studio Barrandov / Karel Šebík)
© Filmové studio Barrandov / Karel Šebík

Drei Bauarbeiter vom Lande, die in Prag arbeiten, wollen einmal das Prager Nachtleben genießen. Leider lässt sich beim Besuch im luxuriösen Diplomat Grill ihre einfache Herkunft nicht verbergen. Also kaufen sie sich teure Anzüge und lassen sich von einem ehemaligen Tanzlehrer die Regeln und Sitten der feinen Gesellschaft beibringen. Als dieser meint, sie gut genug ausgebildet zu haben, versuchen sie es nochmals im Diplomat Grill. Nun gehen sie zwar als wohlhabende Weltmänner durch, erwecken damit jedoch das Interesse dreier "leichter Mädchen", die nur darauf aus sind, solche wie sie gründlich auszunehmen. Dafür versucht die Garderobiere nicht nur, ihnen das Auftreten feiner Damen beizubringen, sondern hat auch eine besondere Masche entwickelt. Bei so viel falscher Fassade ist das Durcheinander garantiert.

Dieser Film wird im Rahmen der Reihe "Tschechischer Filmmittwoch" gezeigt, wie immer in Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

Dieser Film ist die beliebteste tschechoslowakische Komödie der 1960er Jahre (laut csfd.cz). Man kann nun nicht behaupten, dass sie diesen Status ihrem besonders feinen und hintersinnigen Humor zu verdanken hätte. Sie ist einfach eine sehr unterhaltsame Screwball-Komödie mit einem hervorragenden Schauspielensemble. Die Vermutung liegt nahe, dass vor allem der urkomische zweite Besuch im feinen Restaurant, bei dem alle mit leeren Phrasen versuchen, sich als gebildetes Bürgertum auszugeben und zu übertreffen, für die Popularität des Films maßgeblich ist.

Nach über 20 Jahren fleißigem Aufbaus des Kommunismus in der Tschechoslowakei dreht dieser Film sich dennoch einzig und allein um die "dummen Proleten" vom Lande und ihren Wunsch, bei der Hautevolee der Hauptstadt mitspielen zu dürfen. Sie sind in dem Film die einzigen Vertreter der Arbeiterklasse und streben dennoch nach nichts anderem als elitärem Bürgertum. Die drei Möchtegern-Salonlöwen werden auch nicht unbedingt mit liebevollem Verständnis gezeichnet. Davon bekommen die "leichten Mädchen" schon mehr ab. Aber auch bei denen verwundert es, dass ihr Lebenswandel im Kommunismus dargestellt werden durfte. Es werden aber eher ihre "Freier" negativ porträtiert. Selbst die ironische Überspitzung blasierten intellektuellen Geschwafels ist keine Elitenkritik, denn sie fällt ja nur auf diejenigen zurück, die sich anmaßen, mitmachen zu wollen.

Im Film wird auch vollkommen selbstverständlich davon ausgegangen, dass es Etablissements für die feinere Gesellschaft gibt, wo man dann sogar mit internationalen Spezialitäten bewirtet wird, oder auch Kleidungsgeschäfte, die sich nur wenige leisten können. Wohlgemerkt nach über 20 Jahren entbehrungsreichem Aufbau einer klassenlosen Gesellschaft! Trotz der Komik könnte das beim Publikum seiner Zeit durchaus für gemischte Gefühle gesorgt haben.

Auch in Tschechien wundert man sich heute, dass dieser in der Zeit des Prager Frühlings begonnene Film später nicht im Tresor landete. Viele nehmen sogar fälschlich an, das wäre er. Aber es wird vermutet, dass die Zensur ihn eher als lustigen Film zum Thema "da will jemand sein, was er nicht ist" sah und weniger als Kritik an der kommunistischen Herrschaft (wer Tschechisch kann: siehe hier). Inhaltlich kritische Filme oder welche mit experimentellen Formen wurden eher verboten.

ČSSR, 1969, 99 min, OmdtU

Regie: Zdeněk Podskalský st.

Darsteller/innen: Jiří Sovák, Vlastimil Brodský, Jan Libíček, Jiřina Bohdalová, Jiřina Jirásková, Iva Janžurová, Jiřina Šejbalová, Oldřich Nový

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Adresse

Zentralkino Dresden
Kraftwerk Mitte 16
01067 Dresden

Kontakt

Tel: +49 351 3107375
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Anreise

Das Zentralkino befindet sich auf dem Gelände des (Kultur-) Kraftwerks Mitte (siehe Geländeplan, Nr. 16). Zugänge gibt es am Wettiner Platz, von der Könneritzstraße und von der Ehrlichstraße.

Vom "Bahnhof Mitte" directions_railway directions_bus sind es rund 350 m, vom "Haltepunkt Freiberger Straße" directions_railway directions_bus rund 500 m Fußweg bis zum Kino. An beiden Stationen halten auch diverse Straßenbahnlinien. Von der Haltestelle "Schweriner Straße" directions_railway directions_bus sind es 400 m.

Der große, kostenpflichtige Parkplatz zum Kraftwerk Mitte befindet sich hinter dem Bahndamm. Die Zufahrt erfolgt von der Löbtauer Straße. Vom Parkplatz gelangt man durch einen Durchgang und über die Könneritzstraße zum Kino.

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