Derweil in Tschechien... 4/25
24.01.2025
Angeklagter Großbrandstifter freigesprochen

Im Jahr 2022 verwüstete ein Großbrand in der Böhmischen und Sächsischen Schweiz eine Fläche von ca. 1100 Hektar und sorgt im Ergebnis bis heute für Betretungsverbote. Als mutmaßlicher Brandstifter wurde im November der ehemalige Nationalparkranger Jiří L. angeklagt, dem gleichzeitig weitere kleinere Brandstiftungen zur Last gelegt wurden (z.B. die Baude am Aussichtsturm auf dem Vlčí hora, von Hochsitzen und Futterstellen). Der Staatsanwalt hatte gestern dafür 12 Jahre Haft gefordert.
Heute wurde jedoch der Angeklagte vom Bezirksgericht Ústí nad Labem vom Hauptvorwurf freigesprochen. Für die kleineren Brände bekam er zwei Jahre Gefängnis auf Bewährung und muss sich in stationäre psychiatrische Behandlung begeben. Es konnte ihm nach Ansicht des Gerichts jedoch nicht nachgewiesen werden, dass er den Großbrand im Sommer 2022 gelegt hätte. Er hatte – schon in psychiatrischer Behandlung – zwar ein Geständnis abgelegt, welches er jedoch später widerrief. Laut Verteidigung war dieses Geständnis eines psychisch kranken Menschen das einzige Beweismittel. Als Motiv führte die Staatsanwaltschaft angestaute Wut darüber ins Feld, dass er eine Stelle als Ranger nicht bekommen habe. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, der Staatsanwalt hat noch vor Ort Berufung eingelegt.
Edmundsklamm im Frühjahr wieder teilweise frei
Die seit dem Waldbrand im Sommer 2022 gesperrte Edmundsklamm wird ab Ostern wieder teilweise zugänglich sein, teilte die Bürgermeisterin von Hřensko, Kateřina Horáková, mit. Man arbeite daran, Wege zu räumen und Geländer zu reparieren. Um Ostern herum könnten dann erste Touristengruppen mit Führern die Schlucht wieder betreten. Die oberhalb gelegene Wilde Klamm wird ab Anfang April wieder zugänglich sein.
Gleichzeitig musste die Bürgermeisterin mitteilen, dass der Gabrielensteig zum Prebischtor mindestens bis 2027 geschlossen bleibt. Die Gefahr durch herabstürzende Bäume und Felsbrocken wäre da einfach zu groß, sowohl für Waldarbeiter als auch für Touristen. Wie es da im Frühjahr 2024 aussah, kann man in einem Video bei Youtube (mit deutschen Untertiteln) sehen.
Bierexport steigt, Bierkonsum sinkt
Der Bierexport tschechischer Brauereien hat im Jahr 2024 mit 5,74 Millionen Hektoliter einen neuen Höchststand erreicht, meldet das Statistische Amt. Die wichtigsten Zielländer waren die Slowakei, Deutschland, Polen und Russland. Bei letzterem weisen alle großen tschechischen Brauereien darauf hin, dass sie nicht nach Russland liefern würden, sondern dies über Zwischenhändler geschehen sein müsse.
Während Sachsen sich ein Staatsweingut leistet, gibt es in Tschechien eine staatliche Brauerei: Budějovický Budvar in Budweis. Im Schnitt aller tschechischen Brauereien werden ca. 75% bis 80% der Produktion im Land konsumiert. Bei Budějovický Budvar ist es umgekehrt, da gehen ca. 70% ins Ausland. Auch diese Staatsbrauerei konnte mit 1,9 Millionen Hektolitern Bier 2024 einen Rekord verbuchen und den Export um 4% steigern. Das ist ein wesentlicher Anteil des gesamten tschechischen Exports.
Im Gegensatz zu diesen Steigerungen steht der sinkende Bierkonsum in Tschechien. So wurden im Jahr 2023 pro Kopf durchschnittlich "nur" noch 128 Liter getrunken (2022: 136 l). Als Gründe werden allgemein nicht ein steigendes Gesundheitsbewusstsein genannt, sondern vor allem steigende Preise für Bier selbst und für Restaurantbesuche generell. Dennoch bleibt Tschechien mit deutlichem Abstand unangefochtener Weltmeister im Pro-Kopf-Bierkonsum. Auf den Plätzen folgten 2023 Österreich (99 l), Deutschland (88 l) und Polen (87 l). Auch in diesen Ländern ist der Verbrauch rückläufig.
Tschechen zufriedener mit EU
Die Einstellung der Tschechen gegenüber der Europäischen Union hat sich wieder verbessert, und in einigen Bereichen war die Zahl der Europabefürworter im vergangenen Jahr so hoch wie seit Jahren nicht mehr. So waren 51 Prozent der Bürger mit der EU-Mitgliedschaft des Landes zufrieden, und drei Fünftel der Bürger würden bei einem Referendum für den Verbleib in der EU stimmen, die höchste Zahl seit 2019. Nur ein Viertel der Menschen befürwortet die Einführung des Euro in Tschechien, was zwar wenig ist, aber ein ähnlicher Anteil wurde von der Agentur zuletzt vor 11 Jahren verzeichnet. Dies geht aus einer Umfrage der Agentur STEM vom August und September 2024 hervor, deren Ergebnisse gestern veröffentlicht wurden.
Milan und Věra Kundera wieder in Brno

Die Urnen mit den sterblichen Überresten von Milan Kundera und seiner Frau Věra sind in Brno angekommen. Milan Kundera war im Juli 2023 verstorben und seine Asche wurde von seiner Frau zuhause aufbewahrt. Sie hatte sich dann mit der Stadt Brno, Kunderas Heimatstadt, in Verbindung gesetzt und über ihrer beider Beisetzung in Brno geeinigt. Der Stadtrat von Brünn stimmte zu, ihre sterblichen Überreste im letzten verfügbaren Grab im Ehrenkreis des Zentralfriedhofs beizusetzen. Im September 2024 war Věra Kundera ebenfalls verstorben. Nun wurden beide Urnen nach Brno gebracht, wo sie erstmal in der Mährischen Landesbibliothek aufbewahrt werden, der Kundera auch seinen literarischen Nachlass vermacht hatte. Für die Gestaltung des Grabes wird derzeit ein Architekturwettbewerb durchgeführt.
Tipp für Kundera-Fans: Am 5. Februar zeigen wir beim Tschechischen Filmmittwoch den Film "Žert" (Der Scherz) von 1968 nach dem gleichnamigen Roman und Drehbuch von Milan Kundera.
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