Euroregion Elbe/Labe

Derweil in Tschechien... 12/25

Autobahntunnel eine Woche komplett gesperrt – Neue INTERREG-Projekte bewilligt – Tschechien sucht Knochenmark für die kleine Madlen – Akute Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche – Umweltkatastrophe nach schwerem Zugunglück

28.03.2025

Autobahntunnel ab 1.4. eine Woche komplett gesperrt

Karte der Umleitungsstrecken
Karte der Umleitungsstrecken (© Euroregion Elbe/Labe, Kartengrundlage: mapy.com)

Die beiden Tunnel der Autobahn D8 kurz hinter der Grenze (Tunnel Panenská und Tunnel Libouchec) werden ab dem 1. April für eine Woche komplett gesperrt. Der Grund sind Reparaturarbeiten in den Tunneln. Da auf dem Abschnitt üblicherweise bis zum 30.000 Fahrzeuge am Tag gezählt werden, rechnet man mit einem Verkehrschaos in der Umgebung.

Die möglichen Straßen, um der Sperrung auszuweichen, sind zum Teil sehr schmal. Für den Güterverkehr (und Busse) wurden deshalb zwei getrennte Umleitungssprecken ausgewiesen: Für Fahrten in Richtung Tschechien muss man in Petrovice abfahren und sich dann durch Petrovice, Tisá und Libouchec schlängeln, um an der Auffahrt Telnice (Nr. bzw. km 80) wieder auf die Autobahn zu gelangen. In umgekehrter Richtung verlässt man die Autobahn an diese Ausfahrt und fährt über Varvažov, Telnice und Nákleřov zur Auffahrt Petrovice. Die Polizei wird mit einem größeren Aufgebot dafür sorgen, dass LKW und Busse sich an diese Regelung halten und übergroße Fahrzeuge das Gebiet auf ganz anderen Strecken weiträumig umfahren.

Für PKW bietet sich eine kürzere Strecke an: Nach der Ausfahrt Petrovice wendet man sich nach rechts und fährt über Nákleřov und Telnice, dann aber nicht nach Varvažov, sondern durch Linksabbiegen nach der scharfen Kurve über Knínice zur Auffahrt Telnice wieder auf die Autobahn. Dieser Weg funktioniert in beiden Richtungen.

Es ist der Weg über den Nollendorfer Pass, den auch schon Napoleons Truppen nahmen. Heute kann man die Gelegenheit nutzen und in Nollendorf (Nákleřov) im urigen Gasthaus U Johnů einkehren, welches bis vor einigen Jahr noch U Napoleonu hieß.

Zwölf neue INTERREG-Projekte bewilligt

Im INTERREG-Programm Sachsen-Tschechien 2021-2027 wurden letzte Woche zwölf neue Projekte mit einer Förderung von insgesamt 8,9 Mio. Euro bewilligt. Im einzelnen sind das die folgenden Projekte (mit Fördersumme):

  • Netzwerk für Bahninnovationen mit KMU-Beteiligung in der Grenzregion Erzgebirge/Krušnohoří (821.833,81 Euro)
  • Befähigung zur Ermittlung unbekannter Wärmeströme in Produktionen des Klein- und Mittelstands (913.931,61 Euro)
  • NET4DIGI: Sächsisch-tschechisches Kooperationsnetzwerk für die Digitalisierung von KMU (652.526,45 Euro)
  • Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen KMU in der Region Liberec und Sachsen (219.023,75 Euro)
  • Seit 1875 für sich, in der Zukunft gemeinsam / Oberwiesenthal und Kovářská (749.329,60 Euro)
  • Rettungsdienst ohne Grenzen (227.362,16 Euro)
  • Lösung von Umweltrisiken in den Bergbaufolgelandschaften (551.601,24 Euro)
  • Fußball verein(t) - Inklusionsprojekt des Chemnitzer FC und FK Banik Most-Sous (708.194,26 Euro)
  • Das Umgebindeland touristisch erlebbar machen (979.995,34 Euro)
  • Von Athena zu Gartenzwergen / Museen Děčín und Pirna (330.318,31 Euro)
  • Kindheit und Erziehung in Adel und Bürgertum aus historischer Perspektive (834.757,88 Euro)
  • Landschaft und Mensch - im Museum live und virtuell (1.965.932,00 Euro)

Wer Details zu den einzelnen Projekten erfahren möchte, kann gern ins Protokoll der Ausschusssitzung (PDF) schauen.

Im Programm stehen rund 142 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für grenzübergreifende Projekte in den Bereichen Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, Klimawandel und Nachhaltigkeit, Bildung, lebenslanges Lernen, Kultur und Tourismus sowie partnerschaftliche Zusammenarbeit zur Verfügung. Bis jetzt werden insgesamt 80 Projekte mit Fördermitteln in Höhe von rund 96 Mio. Euro unterstützt.

Tschechien sucht Knochenmark für die kleine Madlen

Madlen sucht einen Knochenmarkspender.
Madlen sucht einen Knochenmarkspender (© ČT24)

Der Fall der knapp zweijährigen Madlen ging durch die tschechischen Medien: Das Mädchen leidet an aplastischer Anämie, einer Erkrankung, bei der die Produktion von Blutkörperchen schwer gestört ist. Die Folge ist u.a. ein sehr schwaches Immunsystem, weshalb Madlen in keimfreier Umgebung im Krankenhaus abgeschottet wird und einzig ihre Eltern in einer speziellen Schutzkleidung zu ihr dürfen. Heilung könnte eine Knochenmarktransplantation bringen, doch ist es sehr schwer, einen geeigneten Spender zu finden. Selbst ihre drei Schwestern sind nicht passend.

Nachdem der Vater den Fall in sozialen Medien publik machte und weitere Berichte in anderen Medien folgten, strömen die Menschen in Tschechien nun in großer Zahl zu den Spendeeinrichtungen und lassen sich in eines der beiden zuständigen Register aufnehmen. Beim Register für Zellspenden in Prag spricht man von Hunderten von Anträgen pro Tag, während es normalerweise nur eine Handvoll wäre. Am letzten Wochenende hätte das Register so viele Anmeldungen wie sonst in vier Monaten erhalten. Insgesamt haben sich in den letzten zwei Wochen über 2000 Menschen registrieren lassen. Mittlerweile werden in unterschiedlichen Regionen Tschechiens Spender geworben, die in Einrichtungen vor Ort eine DNA-Probe abgeben können. Da können wir nur hoffen, dass die Suche erfolgreich ist.

Akute Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche

In Ungarn und der Slowakei verbreitet sich derzeit die Maul- und Klauenseuche. Diese Krankheit ist zwar für Menschen ungefährlich, für viele Tiere wie Rinder, Schweine und andere Huftiere jedoch eine schwere Belastung und teilweise tödlich. Erkrankte Tiere werden üblicherweise geschlachtet. Das hochansteckende Virus kann durch den Menschen über Schuhe, Kleidung oder Fahrzeuge sehr leicht in die Ställe getragen werden.

Bereits vor einigen Wochen hat Tschechien deshalb ein Einfuhrverbot für Nutztiere und tierische Erzeugnisse aus der Slowakei und Ungarn erlassen. Diese Woche wurden die Maßnahmen verschärft: Alle Tiertransporte zwischen der Slowakei und Tschechien werden auf vier Grenzübergänge beschränkt. Diese werden mit Desinfektionseinrichtungen für Fahrzeuge über 3,5t ausgestattet. Die Feuerwehr geht davon aus, dass sie damit 250 Fahrzeuge pro Stunde dekontaminieren kann. Seit heute gilt das Einfuhrverbot für Tiere auch für Niederösterreich und das Burgenland, da ein neuer Ausbruch in Ungarn sich bis nach Österreich erstreckt.

Weitere Maßnahmen zur Begrenzung der Seuchengefahr sind z.B. die Schließung von Wildtiergehegen, um deren Ansteckung zu verhindern, oder eine allgemeines Betretungsverbot für Felder. Arbeiter werden die Felder weiterhin betreten können, müssen aber eine Desinfektionsschwelle passieren. Bisher scheinen die Maßnahmen in Tschechien zu wirken, zumindest sind bisher keine Fälle der Maul- und Klauenseuche aufgetreten. Gleichzeitig äußerte der zuständige Minister, dass in der Slowakei wohl nicht alles so wäre, wie es sein sollte.

Umweltkatastrophe nach schwerem Zugunglück

Am 28. Februar war bei Hustopeče nad Bečvou im Osten Tschechiens ein Güterzug mit mehr als 1000 Tonnen Benzol aufgrund überhöhter Geschwindigkeit entgleist und in Brand geraten. Das eigentliche Unglück hatte die Feuerwehr recht schnell unter Kontrolle. Schwieriger wird es, die daraus folgende Umweltkatastrophe in den Griff zu bekommen. Der tschechische Umweltminister Petr Hladík bezeichnete das Unglück als den größten Unfall dieser Art weltweit, dessen Bereinigung mehrere Jahren dauern und Hunderte Millionen Kronen kosten werde.

Bei dem Unglück sind vermutlich rund 400 Kubikmeter des leicht entzündlichen und hoch giftigen sowie krebserregenden Benzols ausgeflossen. Dieses gelangt ins Grundwasser und in nahegelegene Seen, wo die Konzentration weiter steigt. Experten versuchen allerdings, die Ausbreitung im Grundwasser durch den Bau von Barrieren zu verhindern. Diese werden in einer Tiefe von bis zu sieben Metern zwischen der Unfallstelle und dem See errichtet. Doch es wurde nun auch Benzol in den Brunnen einer Hüttensiedlung nachgewiesen. Das Grundwasser ist also kontaminiert, und die Verunreinigung breitet sich in Richtung des Flusses Bečva aus. Es müsste nun auch so schnell wie möglich der kontaminierte Boden an der Unglücksstelle entfernt werden.

Der Situation wenig zuträglich sind die Streitigkeiten zwischen dem Umweltminister und dem zuständigen Hejtman des Bezirkes Olomouc. Ersterer dringt – ebenso wie der lokale Bürgermeister – auf die Ausrufung des Gefahrenzustandes, was Prozesse erleichtern und beschleunigen würde. Der Hejtman lehnte dies lange ab und rief die Gefahrenlage erst heute Mittag aus. Möglicher Hintergrund dafür könnte die unterschiedliche Parteizugehörigkeit beider Herren sein, vor allem mit Blick auf die anstehenden Parlamentswahlen im Herbst. Der Bau der unterirdischen Schutzmauer und der Abtransport des Bodens könnten ohne diesen Streit vermutlich bereits begonnen haben, vermutet z.B. ČT24.

 


 

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