Euroregion Elbe/Labe

Derweil in Tschechien... 17/25

Auch Tschechien hat ein Brückenproblem – Eine Bärin für den Zoo Děčín – Hřensko plant Ende Mai Öffnung der Edmundsklamm – Tschechische Wirtschaftslage hellt sich auf – Schauspieler Jiří Bartoška ist tot – Unbekannter demoliert Denkmal für die Rote Armee

09.05.2025

Auch Tschechien hat ein Brückenproblem

Tyrš-Brücke in Děčín
Tyrš-Brücke in Děčín (© Tadeáš Bednarz, Wikimedia; CC BY-SA 4.0)

Schock in Děčín: Die Tyrš-Brücke bleibt bis auf weiteres gesperrt. Grund sind Risse am linkselbischen Brückenkopf, die bei geplanten Bauarbeiten entdeckt wurden. Bereits am 30. April hatte die Stadt die Brücke für den LKW-Verkehr und Busse gesperrt. PKWs, Radfahrer und Fußgänger konnten sie also weiter nutzen. Am Mittag am 2. Mai kam es aufgrund neuer Erkenntnisse zur vollständigen Sperrung.

Bei der Brücke handelt es sich aber um keine aus Spannbeton wie die Carolabrücke in Dresden. Die Stahlbrücke wurde 1933 eröffnet und stammt damit aus einer ähnlichen Zeit wie die Beneš-Brücke in Ústí nad Labem, die aktuell saniert wird (siehe letzter Newsletter).

Der Děčíner Verkehrsstadtrat Ondřej Smíšek zeigte sich gegenüber der Tageszeitung Děčínský deník indes optimistisch, dass die Tyrš-Brücke bald wieder für PKW, Fußgänger und Radfahrer geöffnet wird. Eine Firma soll am linkselbischen Brückenkopf zusätzliche Stützen anbauen. Solche gebe es bereits am rechtselbischen Brückenkopf. Die Risse erklärte er mit langfristiger Ermüdung. Die Stadt plane aber keine umfassende Sanierung und auch keine Ersatzlösung. Die Brücke an sich sei in Ordnung, die zusätzlichen Stützen seien eine langfristige Lösung.

Allerdings werden bei dieser "langfristigen Lösung" keine Busse über die Brücke fahren können. Laut Smíšek sei das zwar gewünscht, aber sehr unsicher. Das ist aber ein großes Problem, weil fast alle städtischen Buslinien die Brücke queren.

Auf der vierspurigen Neuen Brücke und vor allem an den Auf- und Abfahrten bildeten sich spätestens zu Wochenbeginn lange Staus. Die Stadt habe Szenarien vorbereitet, um zu reagieren, wenn sich die Situation verschlimmert, sagte Smíšek im Děčínský deník. Betroffen sind auch der Einzelhandel und Gaststätten auf der Altstädter Brückenseite, die seitdem schwer zu erreichen sind.

In Tschechien sind damit bereits drei Elbebrücken in Nordböhmen geplant oder ungeplant für den Verkehr gesperrt: Neben der Tyrš-Brücke in Děčín und der Beneš-Brücke in Ústí ist das die Ervín-Špindler-Brücke in Roudnice. Alle drei Brücken sind aus Stahl.

Eine Bärin für den Zoo in Děčín

Irina bei ihrer Ankunft in Děčín
Irina bei ihrer Ankunft in Děčín (© Zoo Děčín)

Irina heißt die neue Bärin im Zoo Děčín. Zu Wochenbeginn wurde sie aus dem Zoo in Brno (Brünn) nach Děčín gebracht. In dem Zoo auf dem Schäferwand-Felsen hoch über der Elbe soll Irina dem Braunbären Bruno Gesellschaft leisten. Nach einer Eingewöhnungsphase sollen sie in den nächsten Wochen erst abwechselnd und dann zusammen ins Außengehege gelassen werden.

Die beiden Braunbären gehören zur Unterart der Sibirischen Braunbären, auf Tschechisch auch Kamtschatka-Bär genannt. Im Dečíner Zoo lebten lange Grizzly-Bären. Nach ihrem Tod kam Bruno, denn der Bär ist zugleich das Logo und damit das Aushängeschild des Zoos. Dabei hat der Zoo auch einen Schwerpunkt auf heimischen Tierarten. Bären dagegen gibt es weder in Tschechien noch in Deutschland. Allerdings hat sich die Population speziell der Sibirischen Bären in den letzten Jahrzehnten wieder zum Besseren entwickelt, so dass diese heute kaum noch in Zoos gehalten werden. Děčín ist nun der einzige Zoo in Tschechien mit diesen Bären. Brno wird sich künftig auf die Zucht von Eisbären konzentrieren. Apropos Zucht: Eine Partnerin für Bruno bedeutet nicht, dass Nachkommen zu erwarten sind, weil eine weitere Zoohaltung nicht mehr gewünscht ist. Bruno wurde deshalb schon vor längerem kastriert. Aber den beiden stehen – wenn alles normal läuft – noch zwanzig gemeinsame Jahre in Děčín bevor.

Hřensko plant Ende Mai Öffnung der Edmundsklamm

Nach fast drei Jahren Sperrung nähert sich die Wiedereröffnung der beliebten Edmundova soutěska (Edmundsklamm) in der Böhmischen Schweiz. Laut der Bürgermeisterin Kateřina Horáková könnte es Ende Mai losgehen. Die Vorbereitungen laufen bereits in enger Abstimmung mit dem Nationalpark Böhmische Schweiz. Ende Mai soll nicht nur der Wanderweg eröffnet werden, sondern es sollen auch die Bootsfahren wieder starten. Am 14. Mai soll darüber die Gemeindevertretung von Hřensko entscheiden. Schon jetzt ist klar, dass es keinen Besuch der Klamm wie vor dem Waldbrand im Sommer 2022 geben. Geplant ist ein begrenzter Zugang nur in Begleitung von Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung oder Rangern des Nationalparks.

Nach dem Waldbrand, der bis an den oberen Rand der Klamm reichte, drohten Bäume und Felsblöcke in die Klamm zu stürzen. Inzwischen hat der Nationalpark Risikobäume beseitigen lassen.

Tschechische Wirtschaftslage hellt sich auf

Die tschechische Wirtschaft zeigt sich in besserer Verfassung als die deutsche. Schon seit einiger Zeit stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Zuletzt sank die Inflation im April auf einen Tiefstand von 1,8 Prozent auf Jahressicht. Das ist der niedrigste Wert seit sieben Jahren. Gegenüber März sanken die Preise um 0,1 Prozent. Damit unterstützte die Preisentwicklung weiter den privaten Konsum, der zum stärksten Treiber der tschechischen Wirtschaft geworden ist. So stiegen die Einzelhandelsumsätze auf Jahressicht im März um 3,4 Prozent, gegenüber Februar legten sie um robuste 0,6 Prozent zu. Auch die Industrieproduktion legte zu, blieb mit 1,4 Prozent im März auf Jahressicht allerdings bei dem Tempo des Vormonats. Deutlicher ist der Aufschwung dagegen im Baugewerbe, dessen Produktion bereits den fünften Monat in Folge auf Jahressicht im Plus ist. Im März legte das Tempo auf zweistellige 12,1 Prozent gegenüber März 2024 zu.

Die Notenbank ČNB beschloss am Mittwoch zudem eine Senkung des Leitzinses von 3,75 Prozent auf 3,5 Prozent. Der Schritt war zwar erwartet worden und Gouverneur Aleš Michl bremste zugleich Erwartungen weiterer Zinssenkungen, da der Spielraum in diese Richtung begrenzt sei. Doch der Wirtschaft wird die Zinssenkung weiter helfen. Risiken bleiben im Außenhandel, jahrzehntelang eine Stütze der Wirtschaft. Das exportorientierte Land ist aber in hohem Maße von Deutschland abhängig, woher momentan keine Wachstumsimpulse zu erwarten sind. Außerdem bereitet die Automobilindustrie als wichtigstem Pfeiler der tschechischen Wirtschaft Sorgen aufgrund der amerikanischen Zollpolitik und dem nur langsamen Übergang zur Elektromobilität.

Der beliebte Schauspieler Jiří Bartoška ist tot

Agnieszka Wagner und Jiří Bartoška in "Všichni moji blízcí" (1999)
Agnieszka Wagner und Jiří Bartoška in "Všichni moji blízcí" (1999) (© Česká televize)

Im Alter von 78 Jahren ist der beliebte tschechische Schauspieler Jiří Bartoška gestorben. Bekannt wurde Bartoška vor 1989 vor allem durch Serien und Filme im Fernsehen wie "Sanitka" (Rettungsdienst). An der Samten Revolution war er aktiv beteiligt. 1998 brillierte er in dem Kinofilm "Je třeba zabít Sekala" (Der Bastard muss sterben) in der Hauptrolle des Pfarrers, was ihm eine Nominierung für den tschechischen Filmpreis "Böhmischer Löwe" einbrachte. Mit dem Film "Všichni moji blízcí" (Alle meine Nächsten) kam er im Jahr darauf endlich zu Filmpreisehren. Neben seinen Rollen im Film blieb Bartoška auch dem Theater treu.

Geboren am 24. März 1947 in Děčín spielte er zu Beginn seiner Karriere für einige Jahre im Schauspielstudio in Ústí-Střekov, 1978 wechselte er ans Prager Divadlo na Zábradlí (Theater am Geländer).

Nach 1989 ist sein Name allerdings untrennbar mit dem Filmfestival in Karlovy Vary (Karlsbad) verbunden. Nachdem der Staat 1993 beschlossen hatte, das Festival nicht fortzuführen, gehörte Bartoška zu jenen, die dessen Rettung selbst in die Hand nahmen. Bis zuletzt stand er an der Spitze des Festivals, das er in über 30 Jahren in die erste Liga der europäischen Filmfestivals zurückführt hat.

Unbekannter demoliert Denkmal für die Rote Armee

Beschädigtes Denkmal für Rote Armee in Teplice
Beschädigtes Denkmal für Rote Armee in Teplice (© Statutární město Teplice)

Die Anschläge auf Denkmäler, die in Tschechien zu Ehren der Sowjetarmee oder der Roten Armee errichtet wurden, hören nicht auf. Ein Unbekannter beschädigte das den Soldaten der Roten Armee gewidmete Denkmal in Teplice in dieser Woche so stark, dass es komplett vom Sockel stürzte und fast völlig zerstört wurde. Oberbürgermeister Jiří Štábl (ANO) verurteilte die Tat. In Russland wurde Medienberichten zufolge ein Strafverfahren eingeleitet.

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 kam es in Tschechien wiederholt zu Anschlägen auf russische Denkmäler. Die Stadt Litoměřice entschied kürzlich den Abbau des dortigen Soldatendenkmals. Debatten um diese Denkmäler gab es aber auch schon nach der Annexion der Krim durch Russland und dem Überfall auf die Ostukraine 2014.

 


 

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