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Derweil in Tschechien... 19/25

Tschechien fördert Erhalt deutscher Gräber – Brücke in Děčín teils wieder geöffnet – Tschechien verdient an ukrainischen Flüchtlingen – Kaserne Karlín öffnet wieder – Nordböhmen rüstet sich für trockenen Sommer

23.05.2025

Tschechien fördert Erhalt deutscher Gräber

Deutsche Gräber auf dem Friedhof in Chabařovice bei Ústí nad Labem (© Steffen Neumann)

Die tschechische Regierung legt erstmals ein Förderprogramm für den Erhalt alter deutscher Gräber auf. Das hat das liberalkonservative Kabinett in Prag gebilligt. Zum Start des Projekts des Ministeriums für Regionalentwicklung stehen für 2026 rund 400.000 Euro zur Verfügung. Die ersten Anträge können laut Ministerium Ende dieses Jahres oder Anfang 2026 eingereicht werden. Berechtigt sind Kommunen, aber auch Vereine. Bis zu 70 Prozent der Kosten können gefördert werden.

Tschechien hatte sich noch zu Zeiten der Tschechoslowakei im Jahr 1992 im Nachbarschaftsvertrag mit Deutschland zur Pflege der Gräber und Friedhöfe der ehemaligen deutschen Bevölkerung verpflichtet. Jahrzehntelang wurde sich aber nicht um die Gräber gekümmert, mit Ausnahme jener, bei denen noch Nachkommen in Tschechien lebten.

Teils wurden Gräber abgerissen, um Platz für neue Grabstellen zu schaffen. Oft waren die deutschen Gräber Ziel von Vandalismus. Friedhöfe mit deutschen Gräbern, die nicht mehr genutzt wurden, verfielen oder gerieten in Vergessenheit.

Lange kümmerten sich vor allem Vereine um den Erhalt einzelner Friedhöfe oder Gräber. In den letzten Jahren kamen auch immer mehr Kommunen hinzu. Auch die tschechische Regierung setzte sich für die Pflege ein. Eine extra gegründete Friedhofskomission, der Historiker und auch Vertreter der deutschen Minderheit angehörten, war auf höchster Ebene beim Regierungsamt verankert und erstellte ein Handbuch für Gemeinden. Was aber noch fehlte, waren Finanzen, denn mit der Vielzahl von deutschen Gräbern waren die Gemeinden überfordert. Nach Schätzungen des Ministeriums gibt es auf tschechischen Friedhöfen Hunderttausende Gräber von Menschen deutscher Herkunft. Allein im Bezirk Ústí nad Labem an der Grenze zu Sachsen sollen es rund 20.000 sein.

Das soll sich nun mit den Fördermitteln ändern. Für das Regionalministerium ist klar, dass das Geld erst einmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Mit Hilfe von EU-Mitteln soll sich der Betrag in den weiteren Jahren jedoch weiter erhöhen. Insgesamt sollen bis 2029 80 Millionen Kronen (3,2 Millionen Euro) zur Verfügung stehen.

Das nationalsozialistische Deutschland hatte 1938 die Sudetengebiete der damaligen Tschechoslowakei besetzt. Im März 1939 marschierte die Wehrmacht auch im Rest des heutigen Tschechiens ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden rund drei Millionen Sudetendeutsche aus der wiederhergestellten Tschechoslowakei vertrieben.

Brücke in Děčín wieder teils geöffnet

Mehr als zwei Wochen, nachdem die Tyrš-Brücke über die Elbe in Děčín wegen Schäden in der Brückenkonstruktion komplett gesperrt werden musste, können nun wieder Fußgänger und Radfahrer die Brücke queren. Auch die städtischen Busse und Fahrzeuge des Rettungsdienstes dürfen die Brücke benutzen. Die Öffnung war möglich geworden, nachdem eine Firma den betroffenen Teil der Brücke abgestützt hat. Laut Oberbürgermeister Jiří Anděl könnten innerhalb von zwei Wochen auch PKW wieder auf die Brücke zurückkehren.

Die Verkehrssituation wird sich in Děčín allerdings in Kürze weiter verschärfen. Da in Mojžíř, einem Stadtteil von Ústí eine Straßenbrücke aus Spannbeton abgerissen werden muss, wird der gesamte Umgehungsverkehr von Děčín nach Ústí über die Teplická-Straße nach Bynov und weiter über Jílové und Libouchec zur Autobahn Dresden-Prag geleitet.

Zwischen dem 24. und 29. Juni ist vom Brückenabriss auch die Zugstrecke Děčín-Ústí betroffen. In dieser Zeit kommt es zu einer Vollsperrung und Schienenersatzverkehr. Die Eurocitys von Berlin nach Prag werden dann zwischen Dresden und Ústí durch einen Reisebus ersetzt.

Tschechien verdient an ukrainischen Flüchtlingen

158.000 ukrainische Flüchtlinge hatten im April dieses Jahres einen Arbeitsplatz. Damit stieg die Zahl weiter an. Vor einem Jahr waren noch 114.000 Flüchtlinge in Arbeit. Tschechien begegnet so nicht nur erfolgreich dem Fachkräftemangel. Das Land nimmt inzwischen auch mehr Geld ein, als es für Flüchtlingshilfe ausgibt. Das ist bereits seit dem dritten Quartal 2023 so. Die Einnahmen haben sich seitdem aber weiter erhöht und betrugen im ersten Quartal dieses Jahres 6,9 Milliarden Kronen (276 Millionen Euro). Der Betrag setzt sich aus Einnahmen aus Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern wie Mehrwertsteuer, Verbrauchssteuern und Einkommenssteuer zusammen.

Im gleichen Zeitraum gab Tschechien 3,8 Milliarden Kronen (152 Millionen Euro) an Flüchtlingshilfe aus. Dieses Geld floss in Unterstützung beim Wohnen, Schulen, in die medizinische Versorgung der Flüchtlinge aber auch in die Hilfe in der Ukraine.

Eine verbesserte Integration in den Arbeitsmarkt bedeutet auch einen Rückgang bei der Zahl der Menschen, die auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. Im April erhielten noch 86.000 Menschen Sozialhilfe, vor einem Jahr waren es 94.000 und vor zwei Jahren 149.000 Menschen. Tschechien gehört zu den Ländern, die im Verhältnis zur Einwohnerzahl die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen haben.

Kaserne Karlín öffnet wieder

Die Kaserne in Prag-Karlín. Ein Foto aus den Zeiten vor der vorübergehenden Schließung.
Die Kaserne in Prag-Karlín. Ein Foto aus den Zeiten vor der vorübergehenden Schließung. (© Kasárna Karlín)

Eine der beliebtesten Kultureinrichtungen Prags öffnet wieder ihre Tore. Ab Dienstag finden in der ehemaligen Kaserne im Stadtteil Karlín wieder Kulturveranstaltungen statt. Bis zur finalen Entscheidung des Bauamts im Stadtbezirk Prag 8 kann zunächst nur der Kasernenhof genutzt werden. Ausschank findet derweil in Zelten statt. Den Veranstaltern um Betreiber Matěj Velek geht es vor allem darum, ein Zeichen zu setzen: Wir sind wieder da.

Jahrelang war die im 19. Jahrhundert erbaute Kaserne beliebter Ort der Zerstreuung vor allem bei den Hauptstädtern. Familien mit Kindern fanden hier ebenso Angebote wie Jugendliche. Die einen trafen sich auf einen Drink, andere besuchten das Sommerkino oder eines der vielen Konzerte, wieder andere spielten Beachvolleyball. Vor gut einem Jahr war die Schließung dieses unvergleichlich populären Areals ein Schock. Anwohner hatten wegen des Lärms wiederholt eine Schließung verlangt und sie letztlich auch erreicht. Im Flächennutzungsplan war für die Kaserne kein Kulturbetrieb ausgewiesen, sondern noch immer die Themen Sicherheit und Armee.

Die Kaserne gehörte seit Januar 2024 der Stadt Prag, die das Gebäude im Austausch erhalten hatte. Ende des Jahres beschloss die Stadt eine Änderung des Plans. Velek betont aber auch die große Unterstützung, die dieser Ort alternativer Kultur im letzten Jahr erfuhr durch Proteste, Eingaben, Briefe an Politiker und Beamte und durch Spenden.

Derzeit laufen noch zwei Klagen wegen Lärm, außerdem läuft der Genehmigungsprozess für eine Teilsanierung und bauliche Veränderungen, an deren Ende auch wieder die Innenräume genutzt werden sollen. Schon jetzt hat sich die Kaserne in Briefen an die Nachbarn gewandt und Lärmschutzmaßnahmen vorgestellt. So soll es nur noch drei Konzerte pro Jahr geben und nie später als 22 Uhr. Lagerfeuer sind in den Sommermonaten untersagt, Altglas darf nur noch tags beseitigt werden und das Sommerkino wird nur noch mit Kopfhörern präsentiert.

Nordböhmen rüstet sich für trockenen Sommer

Die Wasserspeicher im Wasserbetrieb Ohře (Eger) sind gut gefüllt, der größte Teil bereits zu 100 Prozent. Im Hinblick auf einen trockenen Sommer werden nun auch die restlichen Speicher noch bis an den Rand gefüllt. Damit will der Wasserbetrieb die Wasserläufe mit einem minimalen Durchfluss über den Sommer bekommen.

Denn der Wasserbetrieb, zu dem nicht nur das Einzugsgebiet der Ohře, sondern auch die rechtselbischen Zuflüsse in Nordböhmen wie Ploučnice oder Kamenice gehören, bekommt schon jetzt die Trockenheit zu spüren. Die Durchflüsse sind laut Wasserbetrieb bei 30 bis 50 Prozent gegenüber den langjährigen Mittelwerten für Mai. Grund ist der niederschlagsarme letzte Winter. Einzig die Ploučnice liegt bei 50 bis 70 Prozent des langjährigen Mittels für Mai.

 


 

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