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Derweil in Tschechien... 28/25

Alter Speisewagen nach Prag teilweise noch bis Herbst – Hřensko lässt mehr Menschen in die Edmundsklamm – Weniger Falkennachwuchs in der Böhmischen Schweiz – Sozialdemokraten treten gemeinsam mit Kommunisten an

25.07.2025

Alter Speisewagen nach Prag teilweise noch bis Herbst

Tschechischer Speisewagen im alten Stil. (© Steffen Neumann)

Der Abschied von den schönen alten Speisewagen der Tschechischen Bahn České dráhy rückt immer näher, aber es gibt noch eine letzte Frist. Ab Samstag, den 26. Juli, fahren zwar nunmehr ausschließlich alle Züge auf der Eurocity-Linie Prag-Dresden-Berlin-Hamburg mit den modernen ComfortJet-Wagen. Die sind neben einer Siemens-Vectron-Lokomotive zusätzlich mit einem Steuerabteil am anderen Ende des Zuges ausgestattet. Außerdem haben sie auch neue Speisewagen, die aber im Vergleich zu den klassischen und sehr beliebten Speisewagen weniger Sitzplätze haben und für viele auch das alte Flair vermissen lassen.

Doch auf sechs Zugverbindungen können Liebhaber des alten Speisewagens noch für eine Weile die gediegene Atmosphäre der alten Wagen genießen. Es geht um die Züge EC 259, EC 171 und EC 379 mit Abfahrt in Dresden Hauptbahnhof 2.41 Uhr, 9.10 Uhr und 13.10 Uhr. Umgekehrt geht es um die Züge EC 378, EC 170 und EC 258 mit Abfahrt ab Prag Hauptbahnhof 10.28 Uhr, 16.28 Uhr und 20.28 Uhr.

Grund für die Ausnahmen ist allerdings kein Zugeständnis an die zahlreichen Fans des alten Speisewagens, wie Petr Šťáhlavský, Sprecher von České dráhy, erklärt: "Das Konsortium Siemens - Škoda Group hat noch nicht alle kompletten ComfortJet-Züge geliefert. Die bestehen aus neun Wagen inklusive Steuerabteil und Speisewagen. Auf den genannten Verbindungen sind nur die acht Wagen mit Lokomotive und altem Speisewagen unterwegs. Das läuft aber alles nach Plan. Schrittweise werden sie bis Herbst auch auf der Strecke Prag-Berlin ergänzt, so dass irgendwann im September nur noch die neuen Züge mit neuen Speisewagen fahren."

České dráhy hat bei Siemens - Škoda Group insgesamt 20 ComfortJet-Züge bestellt und stellt seinen Fuhrpark schrittweise um. Auf der Strecke Prag-Berlin waren die ersten neuen Züge schon im letzten Herbst zu sehen, damals noch mit Lokomotive und altem Speisewagen. Seit Frühling dieses Jahres waren auch die ersten kompletten ComfortJet-Züge auf dieser Strecke unterwegs. Die sehen übrigens nicht nur schick aus, sondern bieten als großer Vorzug deutlich mehr Beinfreiheit als zum Beispiel manch alter ICE. Außerdem leiten spezielle Fenster das Mobilfunksignal ungehindert durch. Alle bisherigen Annehmlichkeiten wie eigenes W-Lan-Netz, Steckdosen, USB-Steckplätze, die České dráhy teils schon lange vor der Deutschen Bahn anbot, bleiben natürlich bestehen.

Am Donnerstag fuhren die Züge von České dráhy das letzte Mal bis Flensburg, Kiel und Hamburg. Aufgrund der Modernisierung der Strecke Berlin-Hamburg werden alle Züge für neun Monate umgeleitet. Fahrgäste mit Ziel Hamburg müssen dann ab Berlin in andere Züge umsteigen, die über eine Alternativstrecke über Stendal und Uelzen nach Hamburg gelangen. Die Züge von České dráhy beginnen und enden in Berlin.

Die guten alten Speisewagen fahren künftig übrigens im rein tschechischen Fernverkehr auf der Strecke Prag-Ostrava-Bohumín in den Expresszügen.

Hřensko lässt mehr Menschen in die Edmundsklamm

Seit einer Woche ist die Edmundsklamm wieder geöffnet, bislang nur im Probebetrieb für 50 Personen pro Tag. Doch die Erfahrungen der ersten Woche sind so gut, dass die Gemeinde Hřensko, der die Klamm gehört, nun die Zahl der Besucher auf täglich 120 erhöht. "Wir haben jetzt mehr Mitarbeiter zur Verfügung, die die Gruppen begleiten können", begründete Bürgermeisterin Horáková exklusiv für diesen Newsletter.

Für all jene, die nach der dreijährigen Schließzeit einen Ausflug in die Klamm planen, ist das eine sehr gute Nachricht. Denn die Nachfrage ist erwartungsgemäß hoch. Die Eintrittskarten dafür müssen in der Tourist-Info im Gebäude des Ortsamts gekauft werden, das sich an der Uferstraße an der Elbe befindet. Doch wie die ersten Tage zeigten, sind die 50 Tickets im Nu ausverkauft. Daran ändert auch nichts der relativ hohe Preis. Statt 200 Kronen (ca. 8 Euro) wie vor der Schließung, kostet die Fahrt in der Edmundsklamm in den beiden Sommermonaten nun 400 Kronen (16 Euro). Außerhalb der Saison in den Monaten Mai, Juni, September und Oktober kostet ein Ticket 350 Kronen (14 Euro).

Am ersten Tag letzten Samstag war die erste Besucherin schon 6 Uhr anwesend. Die zweiten Besucher kamen 7.20 Uhr. Die Tourist-Info öffnet täglich 8 Uhr. Die letzten in der Schlange, die sich bis dahin am Samstag gebildet hatte, gingen leer aus. Dann bleibt nur die Möglichkeit, es an einem anderen Tag wieder zu versuchen. Einen Vorverkauf gibt es nicht. Auch ein Verkauf online ist nicht möglich. Unter diesen Bedingungen sind natürlich all jene im Vorteil, die schon vor Ort untergebracht sind. Wer von weiter weg kommt, muss sehr früh aufstehen. Die Gemeinde plant jedoch ein Online-Reservierungssystem einzuführen. "Wir arbeiten daran, aber ob wir es noch in diesem Jahr schaffen, kann ich leider nicht sagen", erklärt Bürgermeisterin Horáková. Zeitiges Aufstehen ist auch in der Woche gefragt. "Bis 9 Uhr waren die Tickets in der Regel ausverkauft", so Horáková weiter. Die Bezahlung der Tickets in der Tourist-Info ist übrigens sowohl mit Karte als auch bar sowie in Kronen und Euro möglich.

Wer zu den Glücklichen zählt und eines der 120 personalisierten Tickets pro Tag erworben hat, bekommt eine bestimmte Zeit zugeordnet, zu der man sich bei den Klamm-Begleitern einfinden muss. Doch Vorsicht, der Treffpunkt ist nicht am Eingang der Klamm, sondern 300 Meter weiter in der Klamm. Dort befindet sich ein abschließbares Tor. "Nicht, dass jemand vorne am Eingang wartet, das wäre schade. Aber das wird eigentlich in der Tourist-Info alles gut erklärt", versichert die Bürgermeisterin.

Sie weist darauf hin, dass eine 100-prozentige Sicherheit weiterhin nicht garantiert werden kann. Der Besuch der Klamm erfolgt vollständig auf eigene Gefahr. "Wir werden beobachten, wie sich die Klamm verhält und dann alle Daten auswerten", sagt die Bürgermeisterin von Hřensko, Kateřina Horáková, mit Blick auf eine weitere Erhöhung der täglichen Besucherzahlen.

Wem das alles zu kompliziert ist, dem bleibt als Trost immer noch die Wilde Klamm, die normal geöffnet hat, aber nur durch einen Umweg über Mezná oder Růžová zu erreichen ist. Die Fahrt in der Wilden Klamm ist unbegrenzt täglich von 9 bis 17 Uhr möglich und kostet nur 200 Kronen (8 Euro) pro Person.

Weniger Falkennachwuchs in der Böhmischen Schweiz

Nachwuchs bei den Wanderfalken in der Böhmischen Schweiz (© Václav Sojka/Nationalpark Böhmische Schweiz)

Nur elf Falkenjunge kamen in Nestern in der Böhmischen Schweiz oder im Elbsandsteingebirge zur Welt. Das ist die schmale Bilanz der diesjährigen Brutsaison. Besser wurde sie auch nicht durch den Uhu (zwei Junge) und den Schwarzstorch (1 Jungtier). Schuld war wie in vorangegangenen Jahren diesmal allerdings nicht der Mensch. Der Nationalpark bedankt sich denn auch bei den Besuchern für die Rücksichtnahme. Der Nationalpark erlässt für sensible Bereiche in der Brutzeit ein Betretungsverbot, das in diesem Jahr eingehalten wurde.

Allerdings wurden die meisten Gelege und Jungtiere in diesem Jahr Opfer des kalten Frühjahrs (Gelege) sowie von Raubtieren (Gelege und Junge). Weitere Gründe sind nicht bekannt. Bei den Uhus wurden überhaupt nur zwei Nester genutzt, in denen jeweils ein Junges aufgezogen wurde. Andere Niststellen der Vorjahre blieben unbesetzt.

Das Betretungsverbot bleibt noch bis Ende Juli in Kraft.

Sozialdemokraten treten gemeinsam mit Kommunisten an

Die tschechischen Sozialdemokraten haben sich für die Parlamentswahlen im Herbst der gemeinsamen Wahlliste Stačilo! (Es reicht!) angeschlossen. Dieses Wahlbündnis, das vor allem aus Vertretern der Kommunistischen Partei besteht, konnte bereits erste Erfolge bei den Europawahlen und den Bezirkswahlen im letzten Jahr feiern. Auch in den Umfragen für die Parlamentswahl rangiert Stačilo! deutlich über der 5-Prozent-Hürde. Anders die Sozialdemokraten Socdem (früher ČSSD). Trotz Umbenennung und neuer Parteiführung kommt die Partei in Umfragen nicht über 3 Prozent hinaus. Deshalb entschloss sich die Partei nun, der Kandidatenliste Stačilo! beizutreten, wobei die Sozialdemokraten der kleinere Partner sind.

Beide Seiten feiern das Projekt als eine starke linke Front. Kritiker erinnern an die Zwangsvereinigung von deutscher Sozialdemokratie mit der Kommunistischen Partei im Ostteil Deutschlands nach 1945, der späteren DDR. Vor 1989 war die Sozialdemokratische Partei in der Tschechoslowakei verboten. Die Sozialdemokratie ist in Tschechien die älteste Partei mit einer über 130-jährigen Geschichte. Bis 2017 stellte sie den Premierminister und war zwischen 1998 und 2021 16 Jahre in Regierungsverantwortung. 2021 scheiterte sie wie auch die Kommunistische Partei deutlich an der 5-Prozent-Hürde.

 


 

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