Euroregion Elbe/Labe

Derweil in Tschechien... 29/25

Gedenken an Massaker in Ústí – Dramatischer Rückgang im Schienengüterverkehr – Elb-Fähre in Žleb weiter außer Betrieb – Tschechien exportiert mehr Rüstungsgüter – Prämien für Wildschweinjagd

01.08.2025

Gedenken an Massaker in Ústí

Gedenken in Ústí (© FB Radek Novák)

Ende Juli haben Vertreter der Stadtspitze von Ústí nad Labem (Aussig) gemeinsam mit deutschen Vereinen und Bürgern an das schreckliche Massaker vor 80 Jahren erinnert. Zunächst wurde in der Straße U Cukrovaru im Stadtteil Krásné Březno (Schönpriesen) erinnert, wo damals ein Munitionslager explodierte. Danach wurde die Erinnerung auf der Elbebrücke fortgesetzt, allerdings diesmal wegen Bauarbeiten nicht wie sonst an der Beneš-Brücke, sondern an der Eisenbahnbrücke, wohin die Gedenktafel vorübergehend versetzt wurde. Anwesend bei den Gedenkfeierlichkeiten war auch der deutsche Botschafter in Tschechien, Herr Andreas Künne, Vertreter der Landesversammlung der deutschen Vereine sowie der stellvertretende Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Steffen Hörtler.

Am 31. Juli vor 80 Jahren hatten Angehörige tschechischer Milizen und weitere tschechische Bürger unter Angehörigen der deutschen Minderheit ein Massaker angerichtet. Anlass war die Explosion des Munitionslagers in Schönpriesen, für welche eine Sabotageaktion einer Werwolf-Einheit verantwortlich gemacht wurde. Allerdings wurde nie untersucht, was wirklich im Munitionslager passierte, es wurden auch nie Mitglieder einer Werwolf-Einheit ausfindig gemacht und überführt. Stattdessen wurden wahllos Menschen deutscher Nationalität erschossen, anderweitig qualvoll getötet und von der Beneš-Brücke gestoßen, sowohl tot als auch lebendig und dann nach ihnen im Fluss geschossen. Historiker beziffern die Zahl der Toten auf 43 bis 100. Dazu kommt eine hohe Zahl an Verletzten.

Dramatischer Rückgang im Schienengüterverkehr

Das Eisenbahngüterunternehmen ČD Cargo entlässt bis Jahresende 700 Mitarbeiter. Das Unternehmen erklärte den schmerzlichen Schritt mit der schwierigen Marktsituation. Demzufolge sinkt seit Jahren kontinuierlich das Gütervolumen, das auf der Schiene transportiert wird. Das gesamte Gütervolumen auf der tschechischen Schiene sank allein im ersten Halbjahr um 5,3 Prozent, bei ČD Cargo um 3,2 Prozent. Seit 2022 sank das transportierte Gütervolumen um ein Siebentel. 

Verantwortlich für die sinkenden Transporte auf der Schiene sind verschiedene Faktoren. Zu ihnen gehört paradoxerweise auch die Energiewende. Bisher war die Kohle, aber auch der Transport von Ölprodukten ein wesentlicher Teil der Transporte auf der Schiene. Dazu kommt der Rückgang in der europäischen Stahlindustrie, die viele ihrer Erzeugnisse über die Schiene transportiert. In Tschechien betrifft das speziell die Schließung des Stahlwerks Liberty in Ostrava. Auch die schwächelnde Chemieindustrie mit wiederholten Produktionsstillständen macht dem Gütertransport auf der Schiene zu schaffen. Sowohl die Stahl- als auch die Chemieindustrie haben hohe Energiekosten, welche die Produktion in Europa auf Dauer unrentabel macht.

Ein weiterer Faktor ist der Rückgang beim Holztransport nach Abklingen der Schädigungen durch den Borkenkäfer. Dazu kommen strukturelle Gründe wie dass Bestreben der Wettbewerber, Transporte mit kurzen Wagenreihungen zu vermeiden. Gerade ČD Cargo setzte in der Vergangenheit viele Güterzüge aus einzelnen Waggons aus einzelnen Bahnstationen bzw. Industrieanschlüssen zusammen und sammelte sie zu großen Transporten ein. Inzwischen verlangt ČD Cargo für solche kleinen Transporte deutlich höhere Gebühren, weshalb die Nachfrage gesunken ist. Güter werden seitdem bevorzugt über die Straße transportiert. Der einzige Transport auf der Schiene, der wächst, ist der Intermodalverkehr, also der zwischen Schiene, Straße und gegebenenfalls Wasser wechselnde Transport ein- und derselben Ladeeinheit. Das betrifft vor allem den Containertransport.

Der Rückgang ist kein rein tschechisches Phänomen, sondern betrifft beinahe den gesamten europäischen Markt. Demnach ist das Gütervolumen auf der Schiene trotz wachsenden Transportvolumens rückläufig. Experten gehen davon aus, dass sich der Trend in den kommenden Jahren fortsetzt.

Elb-Fähre in Žleb weiter außer Betrieb

Die Gierseilfähre in Dolní Žleb außer Betrieb. (© Stadt Děčín)

Die Autofähre in Dolní Žleb (Niedergrund) ist weiter außer Betrieb. Die Stadt Děčín hatte in einer ersten Ausschreibungsrunde keinen neuen Betreiber finden können und den Betrieb nun ein zweites Mal ausgeschrieben. Sollte die Suche nun erfolgreich sein, könnte die Fähre frühestens Mitte September wieder in Betrieb gehen.

Die Fähre verbindet den linkselbisch gelegenen Ort mit der Staatsstraße 62. Die Fähre wird vorwiegend von Touristen und Kletterern, aber auch von den Einwohnern genutzt, die mit dem Auto über die Staatsstraße schneller nach Hřensko und weiter nach Deutschland oder Richtung Růžová oder Jetřichovice kommen. Auch nach Děčín ist es über die Staatsstraße schneller. Auf der linken Elbseite verbindet den Ort mit der Kreisstadt nur eine kleine Straße, die oft nur für ein Auto ausgelegt ist.

Der neue Betreiber bekommt von der Stadt Děčín deutlich mehr Geld, muss aber künftig auch selbst Investitionen in Wartung und Reparatur der Fähre bestreiten. Neu soll die Fähre zudem täglich 8-18 Uhr fahren, statt bisher 7 bis 18 Uhr bzw. im Sommer 7 bis 20 Uhr.

Die Zwangspause der Fähre ist nichts neues. Jedes Jahr muss die Fähre mehrere Monate wegen des Wasserstands pausieren. Weder bei Niedrigwasser wie in den letzten Wochen, noch bei Hochwasser kann die Fähre betrieben werden. Bei der Fähre handelt es sich um eine Gierseilfähre vergleichbar mit der im Kurort Rathen.

Tschechien exportiert mehr Rüstungsgüter

Die Rüstungsexporte aus Tschechien sind 2024 um 86 Prozent auf ein Volumen von 91 Milliarden Kronen (3,6 Milliarden Euro) gestiegen. Das geht aus Zahlen des tschechischen Ministeriums für Industrie und Handel hervor. Die meisten Exportlizenzen bezogen sich auf den Export in die vom russischen Überfall betroffene Ukraine. Insgesamt lieferte Tschechien im vergangenen Jahr Rüstungsgüter im Wert von 47,1 Milliarden Kronen (rund 1,9 Milliarden Euro) in die Ukraine. Außerdem lieferte Tschechien Militärgüter nach Bulgarien (11 Milliarden Kronen), in die Niederlande (8,5 Milliarden Kronen) und nach Vietnam (5,3 Milliarden Kronen). Die meisten Exportlizenzen wurden nach der Ukraine für Exporte in die Slowakei, USA, Israel und Großbritannien genehmigt. Dagegen lehnte das Industrieministerium beantragte Exporte nach Belarus, Nordkorea und Syrien ab.

Auch der Import von Rüstungsgütern stieg 2024 deutlich, und zwar um fast 130 Prozent auf 26 Milliarden Kronen (1 Milliarde Euro).

Prämien für Wildschweinjagd

Wildschweine gehören immer wieder zu ungebetenen Gästen im Stadtgebiet. Vor allem in Ústí nad Labem (Aussig) handelt es sich um ein langfristiges Problem, das die Stadt aber nicht in den Griff bekommt. Auf der Suche nach Nahrung fallen die Tiere immer wieder ins Stadtgebiet ein und haben bereits ihre Ruheplätze in Stadtnähe aufgeschlagen. Die leicht zugängliche Nahrung in der Nähe von Mülltonnen, aber auch eine bewusste Fütterung sind die Gründe, warum Ústí das Problem nicht loswird.
Die Stadt hat nun reagiert und die Prämie für den Abschuss eines Wildschweins von 500 Kronen auf 2.000 Kronen erhöht, also von etwa 20 Euro auf 80 Euro. Davon erhofft sich die Stadt nicht nur eine höhere Abschussquote, sondern honoriert zugleich die höheren Anstrengungen für einen Abschuss. Der ist anders als in freie Wildbahn mit erheblichen Sicherheitsbestimmungen verbunden, die zusätzliche Kosten verursachen.

Gleichzeitig verzeichnet der Magistrat hohe Schäden durch die Wildschweine an öffentlichem und privatem Eigentum. In Ústí tauchen sie regelmäßig in den Plattenbausiedlungen oder in Parks auf. Gerade in der Zeit der Aufzucht sind die Wildschweine auch nicht ganz ungefährlich für Menschen. Die Wildschweine selbst sind inzwischen an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt.
Als weitere Maßnahme plant die Stadt einen Verschnitt öffentlichen Grüns, vor allem von Büschen und Sträuchern an der Grenze des Stadtgebiets, wohin sich Wildschweine gern zurückziehen. Der Verschnitt soll dafür sorgen, dass sich die Wildschweine nicht mehr in Stadtnähe aufhalten können. Außerdem werden weiterhin zwei große Stahlkäfige als Fallen genutzt. Die Wildschweine im Käfig werden getötet.

Insgesamt hat Ústí für die Abschussprämien umgerechnet 80.000 Euro im Haushalt vorgesehen.

 


 

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