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Derweil in Tschechien... 31/25

Anklage wegen schweren Brands in Most – Feuchtes Wetter sorgt für spätere Ernte – China verärgert über tschechischen Präsidenten – Tschechien kauft 44 Leopard-Panzer – Eltern geben im Schnitt 100 Euro für Schulsachen aus – Museum Teplice zeigt Bihl-Porzellan

15.08.2025

Anklage wegen schweren Brands in Most

Das Restaurant "U Kojota" nach dem Brand (© Stadt Most)

Mehr als ein halbes Jahr nach dem tragischen Brandunglück im Restaurant „U Kojota“ in Most hat die Polizei die Ermittlungen abgeschlossen. Demnach wurde Anklage gegen zwei Personen erhoben. „Die Geschäftsführerin und die von ihr bevollmächtigte Person, die das Restaurant betreibt, wurden wegen fahrlässiger Gefährdung der Allgemeinheit angeklagt“, sagte Polizeisprecher Kamil Marek. Wie die Zeitung Mladá fronta Dnes berichtet, handele es sich bei den Beschuldigten um das Ehepaar Miloslav und Jana Čech. Bei Verurteilung drohen beiden bis zu 10 Jahre Haft.

Die Ermittler stützten sich auch auf mehrere Gutachten aus den Bereichen Brandschutz und Gesundheitswesen. Demzufolge soll das Umkippen eines Gaspilzes auf der Restaurantterrasse, zu dem es unbeabsichtigt durch einen der Gäste kam, die Ursache des verheerenden Brandes am 11. Januar kurz vor Mitternacht gewesen sein. Dadurch wurde die Dichtung zwischen dem Ventil des Druckgefäßes und dem Heizregler beschädigt und es konnte eine Propan-Butan-Gasmischung entweichen, die sich an dem Heizpilz entzündete. Das Feuer breitete sich in nur wenigen Sekunden nicht nur auf der Terrasse, sondern auch fast im ganzen Restaurant aus. Unglücklicherweise versperrte es den Weg Richtung Tür. Eine zweite Tür war verschlossen. So hatten die Anwesenden nur wenige Sekunden, um sich zu retten. Vor Ort starben sechs Personen, eine siebte starb später schwer verletzt im Krankenhaus. Sieben weitere Personen wurden verletzt, davon zwei schwer.

Als Gründe für den Brand stellten die Ermittler eine sehr lange Mängelliste zusammen. „Die Ermittlungen brachten schwerwiegende Verstöße gegen die Pflichten aus dem Brandschutzgesetz ans Licht“, fuhr Polizeisprecher Marek fort. Außerdem wurde die Terrasse ohne gültige Baugenehmigung überdacht und später noch mit PVC-Folie ummantelt. Danach hätten die Brandschutzbestimmungen angepasst werden müssen, was nicht passierte. Es fanden weder regelmäßige präventive Brandschutzkontrollen statt, noch kam es zu einer Revision der Brandschutzgeräte. Die letzte erfolgte im April 2008. Besonders schwerwiegend war die Platzierung eines Gartenheizgerätes in den Räumlichkeiten der baulich nicht abgenommenen Terrasse, was auch im Widerspruch zu der vom Verkäufer des Heizpilzes angegebenen Bedienungsanleitung steht, sowie die Lagerung von mehreren Gasdruckflaschen in den Räumen des Restaurants.

Feuchtes Wetter sorgt für spätere Ernte

Hopfenfeld bei Žatec (© Steffen Neumann)

Das feuchte Wetter im Juli hat die Ernte auf den Feldern in Nordböhmen um gut einen Monat verzögert. So war zu Beginn der aktuellen Wärmeperiode im gesamten Bezirk Ústí gerade einmal die Hälfte der Getreideernte abgeschlossen, teilweise konnte Winterweizen und Wintergerste erst jetzt von den Feldern geholt werden. Die Rübenernte ist bereits zu über 80 Prozent abgeschlossen. Dabei zeichnet sich bereits ein überdurchschnittlicher Ertrag ab. Allerdings erwarten die Bauern aufgrund des wochenlangen feuchten Wetters mitten zur Erntezeit Einbußen bei der Qualität.

Dagegen beginnt die Hopfenernte erst an diesem Wochenende. Tschechien gehört zu den größten Hopfenproduzenten weltweit. Das größte Anbaugebiet Tschechiens befindet sich rund um Žatec. Dort wird eine bestenfalls durchschnittliche Ernte erwartet. Ein Risiko sind die aktuell heißen Tage, welche die Reifung vorzeitig beenden könnte, ohne den gewünschten Bittergehalt zu erreichen. Bei der Ernte helfen ähnlich wie in Deutschland vor allem Saisonkräfte aus Rumänien und Bulgarien.

Die Anbaufläche für Hopfen ist in Tschechien in den vergangenen Jahren leicht auf 4.815 Hektar zurückgegangen. Der Rückgang ist allerdings nicht so hoch wie in den USA. Außerdem verhandeln die Hopfenbauern um staatliche Unterstützung zur Erweiterung der Anbauflächen.

Nordböhmen ist auch ein wichtiger Standort für den Obstanbau.

China verärgert über tschechischen Präsidenten

China bricht alle Kontakte mit dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel ab. Damit reagiert das Land auf den Privatbesuch von Pavel beim Dalai Lama in Indien. Pavel war Ende Juli nach einem Arbeitsbesuch in Japan auf dem Rückweg in privater Mission nach Indien gereist, um dem Dalai Lama zum 90. Geburtstag zu gratulieren. Damit schadete der tschechische Präsident nach Auffassung Chinas der Hoheit über das chinesische Territorium.

Die Präsidentenkanzlei kommentierte den Schritt Chinas mit den Worten, dass momentan zwischen den Präsidenten beider Länder keine direkte Kommunikation stattfinde und die Entscheidung Chinas damit nichts an der bisherigen Situation verändere.

Unterstützung erhielt Präsident Pavel von den Parteien der Regierungskoalition. Die größte Oppositionspartei ANO wollte die Situation nicht kommentieren.

Tschechien nimmt langfristig eine kritische Position gegenüber China ein. So stattete der Senatspräsident Miloš Vystrčil von der Regierungspartei ODS Taiwan einen offiziellen Staatsbesuch ab. Auch die Parlamentspräsidentin Markéta Pekarová Adamová von der Regierungspartei TOP 09 weilte bereits auf Taiwan. In Tschechien ist zudem weit verbreitet, am 10. März, dem Jahrestag des Volksaufstands in Tibet, an Rathäusern und weiteren öffentlichen Gebäuden wie Schulen die tibetische Flagge zu hissen.

Tschechien kauft 44 Leopard-Panzer

Das tschechische Verteidigungsministerium hat den Kauf von 44 Kampfpanzern vom Typ Leopard 2A8 beschlossen. Die Kosten belaufen sich auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Der Kauf ist Teil einer Großbestellung bei dem deutsch-französischen Hersteller KNDS, der von Deutschland organisiert wird und dem sich mehrere Länder angeschlossen haben. Die Zustimmung der tschechischen Regierung vorausgesetzt, soll die offizielle Bestellung in den kommenden Wochen erfolgen. Damit hätte Verteidigungsministerin Jana Černochová ihr selbst gestecktes Ziel erreicht, die Panzerbestellung noch im Laufe ihres Mandates abzuwickeln. In Tschechien wird Anfang Oktober ein neues Parlament gewählt.

Der erste Leopard-2A8-Panzer soll 2028 geliefert werden, 2031 soll die Lieferung abgeschlossen sein.

Eltern geben im Schnitt 100 Euro für Schulsachen aus

Die Ausgaben für Schulsachen belaufen sich in Tschechien pro Kind auf umgerechnet rund 100 Euro. Das geht aus einer Befragung der Forschungsagentur NMS Research hervor. Dabei fallen die Kosten bei Erstklässlern mit durchschnittlich 120 Euro höher aus. Ein Viertel der Befragten gab Kosten über 120 Euro an. Größter Posten ist bei Erstklässlern naturgemäß der Ranzen. Die Ausgaben blieben laut NMS Research gegenüber dem Vorjahr unverändert.

Die größte Herausforderung sind der Befragung zufolge aber nicht die Schulsachen, sondern Kosten für Klassenkasse, Ganztagsangebote, Ausflüge, Skilager sowie den Schulhort. Bei den Hortgebühren gibt es teils große Unterschiede. Sie können sich auf 200 bis 600 Kronen (8-24 Euro) pro Monat belaufen.
Eine große Ausgabe haben Eltern im Unterschied zu Sachsen allerdings nicht: die Kosten für die Feier des Schulanfangs, also für Zuckertüten, Party und was noch alles veranstaltet wird. Denn diese Tradition gibt es in Tschechien nicht.

Im Übrigen ist für den Beginn der Schule in Tschechien noch etwas Zeit. Das neue Schuljahr startet erst am 1. September.

Museum Teplice zeigt Bihl-Porzellan

 
Art-Deco-Service von Gustav Biehl (© antiquestore.cz)

50 Bananenkisten mit Keramik der Firma Gustav Biehl aus Ladowitz (heute Ledvice) schenkte der Niederländer Jan Jager im vergangenen Jahr dem Regionalmuseum in Teplice (Teplitz). 35 Jahre hatte Jager das Geschirr gesammelt, bevor er es an das Museum abgab. Teile der Sammlung sind nun in einer Sonderausstellung im Museum ausgestellt.

Das Porzellan kehrte damit gewissermaßen an seinen Ursprungsort zurück. Das damalige Ledvice existiert nur noch zu einem kleinen Teil. An seiner Stelle befindet sich ein riesiges Kohlekraftwerk, Teile wurde auch wegen des Braunkohletagebaus abgerissen. Auch die "Porcellan- und Steingutfabrik G. Bihl & Com." gibt es schon lange nicht mehr. Mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945 wurde die Produktion eingestellt und nie wieder aufgenommen.

Gustav Biel stammte eigentlich aus dem ostfränkischen Künzelsau. Später war er im Kohlebergbau tätig, vor allem in den Gruben der Petschek-Familie. 1896 übernahm er die Tonwarenfabrik der Familie Hanke. Seine Blütezeit erlebte die Fabrik in den 1920er und 1930er Jahren. Aus der Zeit stammt auch der Großteil der Sammlung. Typisch für Biehl-Geschirr ist das Spritzdekors in den Jahren 1927 bis 1935. Nach der Besetzung des Sudetenlandes durch Deutschland brachen viele Exportmärkte weg. Die Fabrik konzentrierte sich deshalb vor allem auf die Herstellung von technischem Porzellan wie Isolatoren.

Die Ausstellung im Regionalmuseum ist bis zum 12. Oktober zu sehen.

 


 

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