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13.06.2025
Brückenabriss stoppt auch Eurocitys
Der Abriss der Brücken im Elbtal geht weiter. Diesmal ist eine Spannbetonbrücke im Stadtteil Ústí-Mojžíř betroffen. Aufgrund des schlechten Zustands des Bauwerks plant die tschechische Straßen- und Autobahndirektion (ŘSD) Abriss und Neubau der Brücke. Da über die Brücke die Fernstraße I/62 führt, sind umfangreiche Umleitungen zwischen Děčín und Ústí nad Labem nötig. Der Transitverkehr und alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen werden großräumig über die Autobahn D8 Dresden-Prag sowie die Gemeinden Libouchec und Jílové umgeleitet. Diese Umleitung gilt ohnehin schon aufgrund der Erneuerung der Beneš-Brücke in Ústí. Autos bis 3,5 Tonnen dürfen kurz vor Mojžíř von der Fernstraße in das Wohngebiet abbiegen und schwenken hinter Mojžíř wieder auf die Fernstraße ein.
Von dem Brückenabriss betroffen ist auch der internationale Eisenbahnverkehr. Wer zwischen dem 24. und 29. Juni mit dem Zug von Dresden nach Ústí und weiter nach Prag fahren möchte, muss bis Ústí mit dem Ersatzverkehr per Bus vorlieb nehmen.
Der Neubau soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein und dann 100 Jahre halten, verspricht ŘSD. Die Kosten für Abriss und Neubau der 291 Meter langen Brücke belaufen sich auf 10 Millionen Euro.
Fabrik-Gebäude von Hans Richter steht unter Denkmalschutz

Der Dresdner Architekt Hans Richter kommt im Nachbarland Tschechien zu späten Ehren. Das von ihm entworfene Fabrikgebäude für die Textilfirma Schindler aus dem Jahr 1929 wurde unter Denkmalschutz gestellt. Den Antrag stellte der jetzige Eigentümer der Firma, Martin Veselík.
Das tschechische Kulturministerium hebt damit die Bedeutung des funktionalistischen Gebäudes hervor, das bis heute als Fabrik für Wirkwaren genutzt wird. Es befindet sich nur wenige Hundert Meter vom zentralen Platz von Krásná Lípa entfernt.
Lange Zeit war das nordböhmische Werk von Hans Richter unbekannt. Er stand vor allem für die Moderne in Dresden, war an Wohnsiedlungen wie auch Fabrikgebäuden beteiligt und zählt zu den exponiertesten Vertretern des Neuen Bauens in Dresden.
Richter wurde 1882 im damaligen Königswalde (heute Království, Stadtteil von Šluknov) geboren, absolvierte eine Lehre zum Maurer in Rumburg (Rumburk) und lernte später an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg (Liberec). 1902 kam er nach Dresden, wo er an der Kunstakademie studierte. Seit 1919 wirkte er als freischaffender Architekt in Dresden, doch seine Kontakte nach Nordböhmen rissen nie ab. Seine ersten Aufträge erhielt er in der alten Heimat. Und auch während der Zeit des Zweiten Weltkrieges entzog er sich den Nationalsozialisten, die seinen Baustil verfemten, durch teilweisen Rückzug nach Nordböhmen. Doch auch nach dem Krieg blieb er verfemt. Bis auf die Mitarbeit am Wiederaufbau der Volksbühne in Berlin bekam er keinen offiziellen Auftrag mehr.
Sein Werk in Nordböhmen wurde erst in den vergangenen Jahren bekannter, vor allem unter maßgeblicher Zusammenarbeit des Stadtmuseums Dresden mit dem Stadtmuseum in Ústí nad Labem. Viele Gebäude, die in Nordböhmen nun Hans Richter zugerechnet werden, waren vorher als solche nicht bekannt. Und womöglich sind immer noch nicht alle von ihm entworfenen Gebäude identifiziert.
Tschechien passt Arbeitsvisa an
Tschechien hat die Ausgabe von Arbeitsvisa aus Ländern außerhalb der Europäischen Union angepasst. Die Regierung hat beschlossen, in ihren Auslandsvertretungen mehr Visa für hochqualifizierte Arbeitskräfte auszugeben. Die Zahl der möglichen Visa pro Jahr für gering Qualifizierte wurden dagegen teilweise gesenkt.
Erhöht wurden die Quoten konkret für Vertretungen in Indien und China für IT-Experten aus Indien sowie für Hochqualifizierte aus China. Auch aus Thailand, Vietnam und den Philippinen dürfen ab 1. Juli, wenn die Änderung in Kraft tritt, mehr Hochqualifizierte zum Arbeiten nach Tschechien kommen. In der Auslandsvertretung in Bangkok wurde sogar die Quote für restliche Visa, sprich Arbeitsvisa ohne Qualifikationsvoraussetzung, um 60 Plätze auf 220 pro Jahr erhöht. Hintergrund sind die Thai-Massage-Salons in Tschechien, wo Masseurinnen aus Thailand arbeiten. Aber auch das wird nicht reichen. Die Zahl der Visumanträge ist sechsmal höher als die Visumquote.
Dagegen wurden die Restquoten für die Vertretungen in Afrika gestrichen. Dabei ging es um 120 Plätze pro Jahr. Unverändert für diese Länder bleiben 420 Plätze für Wissenschaftler und Experten. Neu können in den Vertretungen in Tokio und Taipeh (Taiwan) jeweils 60 Visa für Hochqualifizierte ausgegeben werden. Die betreffen aber nicht die Länder Japan und Taiwan. Für Bürger dieser Länder besteht freier Zugang zum tschechischen Arbeitsmarkt. Die Visa gelten für andere asiatische Länder wie Vietnam und Philippinen.
Die Novelle wurde vom Innenministerium vorbereitet und betrifft Arbeitsvisa für mehr als 90 Tage.
In Tschechien leben mehr als eine Million Ausländer, die meisten mit über einer halben Million stammen aus der Ukraine. Danach folgt mit rund 120.000 Menschen die Slowakei. Weitere Herkunftsländer sind Vietnam (70.000) sowie Mongolei, Philippinen, Indien, Kasachstan und China mit jeweils 10.000 Personen.
Gericht: SPD bleibt im Extremismusbericht
Ähnlich wie die AfD in Deutschland hat auch die tschechische Partei SPD ein Problem, als rechtsextremistisch bezeichnet zu werden. Dabei handelt es sich um die Partei Svoboda a příma demokracie (Freiheit und direkte Demokratie), eine Namensgleichheit der Abkürzung mit der deutschen SPD ist also rein zufällig. Ihre Klage gegen die Erwähnung der Partei im Extremismusbericht des Innenministeriums für 2023 wurde nunmehr durch das Kreisgericht in Prag 7 abgelehnt. Das Gericht befand zwar, dass sich die SPD mit Themen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung auseinandersetze, vor allem mit dem Thema Migration, das als solches nicht extremistisch ist. Doch die Art und Weise, wie die SPD und vor allem ihr Vorsitzender, der Tschechojapaner Tomio Okamura, das kommunizieren, sei geeignet, Hass und Angst zu verbreiten und zu Gewalt aufzuhetzen.
Die SPD tauchte 2023 nicht das erste Mal in einem Extremismusbericht auf und auch nicht zum letzten Mal. Im Bericht für das Jahr 2024 wird die Partei ebenfalls erwähnt. Gegen ihren Vorsitzenden ermittelt sogar die Polizei wegen Aufhetzung zum Hass im Zusammenhang mit der Kampagne vor den Bezirkswahlen, in der sich Okamura mit einem rassistischen und xenophoben Unterton geäußert hatte.
Museum in Děčín wegen Bauarbeiten geschlossen
Das Gebietsmuseum in Děčín bleibt bis auf Weiteres wegen Modernisierungsarbeiten geschlossen. Laut Rundfunk Český rozhlas sollen die Bauarbeiten bis Ende September abgeschlossen werden. Im ganzen Gebäude wird die Elektroinstallation ausgewechselt. Die Räume erhalten eine neue Beleuchtung und auch eine neue Heizung. Außerdem wird neu ein Aufzug eingebaut. Die Umbauten betreffen auch den Hof, wo häufig Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt stattfinden. Die Ausstellungsräume erhalten außerdem einen neuen Fußboden. Die Arbeiten sollen für die Zukunft auch zu niedrigeren Betriebskosten beitragen.
Das Museum befindet sich seit 1953 in dem früheren Jagdschloss der Thun-Hohensteins und ist fußläufig vom Hauptbahnhof Děčín zu erreichen. Kern der Dauerausstellung ist die Elbeschifffahrt.
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