Theresienstadt (Terezín) wurde ab 1780 unter Kaiser Joseph II. als Festungsstadt erbaut und nach seiner Mutter Maria Theresia benannt. Zeitgleich wurde mit Josephstadt (Josefov) bei Hradec Králové eine Schwesterstadt gebaut.
Von 1941 bis 1945 wurde Theresienstadt als KZ genutzt. Die eigentliche Stadt wurde zum Ghetto für Juden vor allem aus dem Protektorat Böhmen und Mähren gemacht, während die sog. Kleine Festung, eine östlich vorgelagerte Verteidigungsanlage, von der Gestapo als Gefängnis genutzt wurde. Ihre unrühmliche Berühmtheit erlangte Theresienstadt aufgrund des Ghettos, welches im nationalsozialistischen Vernichtungssystem eine Ausnahmestellung einnahm. Es war "Vorzeigeobjekt" eines Sammel- und Durchgangslagers sowie als "Altersghetto" geplant. Im Laufe der Zeit seines Bestehens lebten insgesamt rund 140.000 Menschen im KZ Theresienstadt. Im Ghetto gab es eine jüdische Selbstverwaltung, den Kindern wurde eine gewisse Schulbildung ermöglicht (sowohl offiziell als auch heimlich), es fanden kulturelle Veranstaltungen statt, die Menschen gingen verschiedenen Arbeiten nach. Die Nazis machten der Öffentlichkeit - auch der internationalen - erfolgreich weis, dass die Menschen in Theresienstadt ein ganz normales Leben führten.
Nach dem Krieg wurde Theresienstadt als Garnisonsstandort von der tschechischen Armee genutzt. Seit deren Abzug versucht die Stadt, ihr negatives Image abzuschütteln und einen Weg in die Zukunft zu finden. Das erweist sich aber als sehr schwierig. Es gibt nur wenig Leben in der Stadt, sie wird vornehmlich von Leuten mit geringem Einkommen bewohnt, und die Bausubstanz verfällt immer weiter.
Besonders eindrucksvoll an Theresienstadt ist, dass die Stadt nach der Ghetto-Zeit kaum bauliche Veränderungen erfahren hat (abgesehen von fortschreitendem Verfall). Wenn man heute durch die Straßen geht, hat man durchaus das Gefühl, sich in das Ghetto zurückversetzen zu können, auch wenn man bei den heute sehr leeren Straßen viel Fantasie braucht, um sie sich in der Zeit des überfüllten Ghettos vorstellen zu können. Die ganze Stadt ist ein Museum. Die Festungsanlagen kann man weitgehend frei besteigen.
Die Gedenkstätte Theresienstadt besteht einerseits aus der Kleinen Festung und andererseits aus mehreren Museumsorten im ehemaligen Ghetto, also in der Stadt (siehe Karte nebenan und unten). Wenn Sie das Ghetto besichtigen wollen, lohnt es sich, im Ghetto-Museum oder der Magdeburger Kaserne zu beginnen und sich dort Informationsmaterial mitzunehmen. Empfehlenswert ist auch eine Führung durch das Freiwilligenbüro, die einen ganz eigenen Blik vermitteln kann.
1. Kleine Festung mit Nationalfriedhof
In der Kleinen Festung gibt es Ausstellungen zur Nutzung als Gestapo-Gefängnis, aber auch zu weiteren Themen des Nazi-Terrors sowie zur Nutzung als Internierungslager für Deutsche zwischen 1945 und 1948.
2. Ghetto-Museum
Im Ghetto-Museum ist das Erdgeschoss den Kindern des Ghettos gewidmet, während im Obergeschoss die Verfolgung der Juden im Protektorat, die Gründung des Ghettos und das Leben dort sowie die Transporte in Arbeits- und Vernichtungslager beleuchtet werden.
3. Magdeburger Kaserne
Hier befinden sich mehrere Ausstellungen, die sich Kunst und Kultur im Ghetto widmen. So haben z.B. jüdische Komponisten in Theresienstadt berühmte Werke geschaffen. Desweiteren wurde in der Magdeburger Kaserne ein typischer Schlafsaal des überfüllten Ghettos nachgebaut. Nicht zuletzt kann man hier eine Ausstellung über den Dreh eines Propagandafilms im September 1944 besuchen.
4. Jüdische Betstube und Replik einer Mansarde
In einem Hinterhof findet man einerseits eine kleine Betstube, die sich durch professionalle Wandmalereien und -texte von ähnlichen Orten im Ghetto abhebt. Darüber kann ein kleiner Raum besichtigt werden, der als zeitweise Notunterkunft für besondere Fälle diente.
5. Transporte
In der ehemaligen Wiegestation befindet sich eine Ausstellung über das nationalsozialistische System der Transporte in die Lager.
6. Kolumbarium, Zeremonienräume und zentrale Leichenhalle
In den Festungswällen wurden Räumlichkeiten eingerichtet, um einerseits die Zeremonien für die Verstorbenen durchzuführen und andererseits die Überreste der kremierten Leichen aufzubewahren.
7. Krematorium mit Jüdischem Friedhof
Das Krematorium befand sich außerhalb der Befestigungen. In ihm befindet sich eine Ausstellung über Sterben und Beisetzungen im Ghetto. Es können heute noch vier Öfen, die Leichenhalle sowie ein Autopsieraum besichtigt werden.
Die Website der Gedenkstätte ist nur auf Tschechisch und Englisch, deshalb hier ein Link zu umfangreichen Informationen in Deutsch: https://www.ghetto-theresienstadt.de/terezingeschichte.htm