Das Dorf Vorderzinnwald wurde vermutlich im 15. Jahrhundert von Bergleuten aus Graupen (Krupka) gegründet, die hier nach neuen Zinnvorkommen suchten. In der direkten Umgebung wurden sie nicht fündig, aber bei Hinterzinnwald (heutiges Zinnwald bzw. Cínovec). Dorthin gingen die meisten zur Arbeit, andere waren Holzfäller oder Handwerker, und einige Bauern trotzten dem Wald landwirtschaftliche Flächen ab, vor allem zur Viehzucht. Die Bewohner müssen in dem rauhen Klima ein recht kärgliches Dasein geführt haben.
Im 20. Jh. wurde Vorderzinnwald zu einem beliebten Wintersportort, und auch im Sommer kamen Erholungssuchende. Es gab bald drei Gasthäuser mit Übernachtungen. Diese wurden wegen des guten böhmischen Biers auch oft von Leuten aus dem nur zwei Kilometer entfernten Fürstenau besucht.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Bewohner Vorderzinnwalds vertrieben und das Dort dem Erdboden gleichgemacht.
Virtuelle Kapelle
Im Jahr 1887 wurde eine Kapelle für den Madonnenaltar gebaut, der ursprünglich in der Kirche in Fürstenau stand und den man dort loswerden wollte. Diese längere und verwickelte Geschichte erläutern wir anderswo.
Im Jahr 2022 hat die Euroregion Elbe/Labe die Kapelle und den darin befindlichen Altar virtuell wiederauferstehen lassen. Ein QR-Code an der Infotafel bringt Sie zu einer Website, wo Sie auf dem Bildschirm eines Smartphones oder Tablets die Kapelle und den Altar in der Landschaft stehen sehen können (sog. Augmented Reality). Sie können darum herumgehen und sich aus der Nähe alle Details anschauen. Dieses Video erläutert es ausführlicher.
Im Herbst 2022 hat das Museum Teplice archäologische Ausgrabungen an der Kapelle vorgenommen. Dabei wurde die genaue Lage ermitteln und ein Teil der Bodenfliesen freigelegt. Jetzt ist es wieder zugeschüttet, aber in Zukunft soll der Fußboden sichtbar gemacht werden.
Spuren in der Landschaft
Von der früheren Besiedlung zeugen heute vor allem noch erkennbare Wege sowie diverse bewachsene Hügel in der Landschaft. Aufgrund der weitgehenden Entsiedelung des Grenzgebietes nach 1945 wurden die Häuser nicht abgetragen und die Baumaterialien anderswo verwendet, sondern nur abgerissen und als Schutthaufen liegen gelassen. Heute sind sie mit Büschen und Bäumen bewachsen und dadurch gut erkennbar, selbst bei Schnee.
Weg nach Fürstenau
Die Geschichte von Vorderzinnwald ist eng mit der von Fürstenau verwoben, nicht nur durch die Gasthausbesuche, sondern z.B. auch durch die Kirche. Ein Abstecher zur Kirche Fürstenau lohnt sich auf jeden Fall, z.B. um die Kopie der Madonnenstatue vom Altar zu besuchen.
Bitte gehen Sie aber nicht einfach - wie die früheren Bewohner - quer über die Wiesen, da hier geschützte Bodenbrüter wohnen. Nehmen Sie lieber einen kleinen Umweg und gehen Sie erst rund 500 m die Straße hinunter, bevor Sie die Grenze überqueren. Auf der anderen Seite treffen Sie auf den Wanderweg, der Sie links um Traugott- und Pfarrhöhe herum nach Fürstenau führt. Ein kleiner Abstecher auf die Traugotthöhe wird mit einem tollen Ausblick belohnt.